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Frankreich 2018

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„Parlez vouz francaise?“ - Überhaupt nicht, ich kann nicht einmal das Geschriebene richtig aussprechen. Doch das soll kein Hindernisgrund sein, dieses landschaftlich überaus interessante Land zu bereisen. Außerdem bin ich der Meinung, dass jeder, der an mir Geld verdienen möchte, bemüht sein wird, auch mich zu verstehen. 

 

Meine rudimentär vorhandenen Sprachkenntnisse halten mich allerdings nicht davon ab, die Korrespondenz mit unseren Vermietern in französisch zu halten - Google Translate sei Dank!!

Was allerdings auch bedeutet, dass ich meine eigenen Anfragen durch den Übersetzer jagen muss, wenn ich nicht mehr weiß, was ich überhaupt gefragt habe. 

 

Bei Beginn der Planung stellte ich schnell fest: es gibt wunderschöne Unterkünfte und wahnsinnig viele Straßen in Frankreich. Beides stellt einen krassen Gegensatz zu Island, unserer letzten Destination, dar und stellte mich vor die Qual der Wahl.

30 Tage unterwegs, das klingt recht viel, trotzdem mußte ich sehr bald meine allzu ambitionierte Route kürzen. So fielen u.a. die Pyrenäen und fast das komplette Landesinnere durch den Rost. Doch getreu unserem Motto, so viele Eindrücke wie möglich auf jeder Reise mitzunehmen, habe ich einen guten Mittelweg gefunden, der uns durch grossartige Landschaften und historische Dörfer zu faszinierenden Schlössern und bezaubernden Unterkünften führen wird.

Tag 1 - Samstag, 1.9.18 - Ankunft - Eguisheim - Kaysersberg - Hunawihr

Tag 1
Prolog

Wir landen pünktlich um 10 Uhr am Flughafen Basel/Mulhouse. An jeden anderen Samstag stünden wir jetzt gemütlich zum Frühstück auf, heute beginnen wir nach der kürzesten Anreise ever unseren Urlaub. 

Auf diesem kleinen Flughafen, der auf französischem Staatsgebiet liegt, gibt es einen Ausgang in die Schweiz und einen nach Frankreich. 

Interessanterweise müssen wir durch die Passkontrolle - da hat sich mein neuer Pass schon rentiert, denn bis dahin war er noch nicht von Nöten. 

 

Bei den Mietwagenschaltern hat sich eine lange Schlange gebildet, zum Glück nicht beim  Enterprise Schalter, zu dem wir müssen. 

Bis zur Schlüsselübergabe warten wir noch ein halbe Stunde, dadurch verlängert sich die Rückgabezeit in Paris auf 11:30. Wenn wir auch nur eine Minute später den Wagen zurückbringen, kostet uns das einen ganzen Tag - in Euro 30,66. 

 

Um 11 Uhr übernehmen wir einen weißen Opel Crosslander mit Glasdach. Der Kofferraum ist zwar etwas kleiner als gewohnt, doch die Koffer gehen sich nebeneinander liegend aus, das ist das Wichtigste. 

Das neue Navi springt auch sofort an und führt uns geradewegs an die schweizer Grenze. So war das aber nicht geplant! Wir fahren sofort wieder zurück nach Frankreich und versuchen vom Flughafen auf die Autobahn in Richtung Norden zu kommen. 

Wir drehen eine Ehrenrunde am Flughafen und lassen uns schlussendlich doch vom Navi leiten. So kommen wir nach einiger Zeit wieder an den Grenzübergang - egal, dann fahren wir halt kurz durch die Schweiz, wenn es der einzige Weg ist. Doch nein, da steht „Willkommen in Frankreich“, da soll sich noch einer auskennen!

 

So kommen wir doch noch in Eguisheim an, sogar mit Punktlandung. Der Parkplatz ist etwas außerhalb des historischen Stadtkerns. Während Karsten noch seinen kleinen Fotorucksack befüllt, stelle ich mich in die Schlage vor dem Ticketautomat. Effizienz ist mein zweiter Vorname. 

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unser Opel Crosslander

Die wird aber hinfällig, denn man muss das Autokennzeichen eingeben. Also winke ich Karsten zu mir, auch weil ich keine drei Euro im Geldbörsel habe. „Wir können das Auto nicht abschießen“ kommt er mir entgegen, „wahrscheinlich ist die Batterie in der Fernbedienung leer“.

Es stellt sich heraus, dass der Start/Stop-Knopf zu zaghaft gedrückt wurde und der Wagen deshalb noch nicht im OFF Modus war. Das wär ja gleich ein toller Start gewesen! 

 

Eguisheim ist ein entzückendes Dorf mit vielen alten Fachwerkbauten. Unzählige Fotomotive lassen unsere Kameras glühen. 

Wir umrunden das Zentrum auf der Rue de Remparts, die entlang des alten Walls verläuft. Am Schluss machen wir einen Abstecher ins Zentrum, wo sich die Burg und die Kirche um einen Platz mit einem großen Springbrunnen drängen. 

Ich mache ein paar Fotos mit der Glaskugel - da ist noch viel Luft nach oben!

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Eguisheim ist ein typisches Dorf im Elsass

In der Peripherie von Colmar bleiben wir bei einem Supermarkt stehen, kaufen uns ein Sandwich und picknicken sehr idyllisch im Auto neben den Plastikmüllcontainern. Aber dafür im Schatten. 

 

In Colmar geraten wir in ein Stadtfest. Die Standln verstellen mir den Fotospot, dafür können wir eine kleine Tanzgruppe in elsässischer Tracht fotografieren. 

Im historischen Kern drängen sich Massen an Touristen, dieses Schicksal wird uns in den nächsten Tagen wohl noch öfter ereilen. Die reich verzierten Fachwerkhäuser schauen toll aus,  doch wir halten uns nicht lange auf und fahren weiter in das idyllische Kaysersberg. 

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Stadtfest in Colmar

Inmitten von Kopfsteinpflaster und Fachwerkbauten trifft es Karsten wie ein Schlag: er hat das Ladegerät für seine Apple Watch zu Hause vergessen. Der einzige Apple Store in 100 km Umgebung ist in Straßburg, leider hat der aber am Sonntag nicht offen und heute geht sich das nicht mehr aus. 

 

Wir fragen bei der Touristeninformation nach, ob es in der Nähe ein Elektrogeschäft gibt, aber da sind wir in der total falschen Gegend. Karsten nimmt’s gelassen, er wird die Uhr in der Nacht abdrehen und ein paar Tage hält der Akku noch durch. 

Wir schlendern durch die Hauptstraße, an den Souvenierständen hängen Gugelhupfformen und Stoffstörche mit baumelnden Beinen. Oberhalb der Stadt thront die Burgruine Kaysersberg, doch dorthin schaffen wir es nicht mehr. Langsam macht sich der lange Tag bemerkbar.

Um 18 Uhr fahren wir in Hunawihr ein und finden in den engen Gassen gleich einen Parkplatz in der Nähe unserer Unterkunft Chez Alice. Die Vermieterin zeigt uns das Zimmer und ich bin etwas enttäuscht, weil der Raum auf der Airbnb Seite so viel netter ausgesehen hat. Frühstück kostet auch extra und wird und morgen vorbeigebracht. 

 

In Hunawihr gibt es zwei Restaurants. Eines ist unweit unserer Unterkunft, doch die ausgehängte Karte sagt uns nicht so zu. Mit dem Le Caveau du Vigneron treffen wir es viel besser. Wir sind die ersten Gäste und der Kellner ist sehr freundlich und erklärt uns ein paar Gerichte. Ich nehme ein regionstypisches Spätzlegratin mit Münsterkäse - sehr sättigend! 

 

Zwei Stunden später ist das stimmige Kellerlokal knallvoll, was den einzigen Kellner nicht aus der Ruhe bringt. Wir verabschieden uns nach einem gesalzenen Karamelleis und gehen durch das stille Hunawihr zu unserer Unterkunft. 

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Kaysersberg

Tag 2 - Sonntag, 2.9.18 - Hohkönigsburg - Strasbourg - Riquewihr

Tag 2

Wie gestern vereinbart, bringt uns Michelè um 8 Uhr das Frühstück. 8 Euro pro Person, ganz schön happig! 

Es ist aber ausreichend und gut, Baguette, Croissants, Schinken und Käse. Die Marmeladen schauen selbstgemacht aus. 

 

Nach dem Essen räumt Karsten das Geschirr weg und lässt vor Schreck fast die Teller fallen: eine fette Spinne sitzt in der Abwasch. Das Vieh misst fast 10 cm im Durchmesser und es braucht drei Anläufe, bis ich sie mit einem Papier erlegt habe. Ich schließe die beiden Fenster, die seit unser Ankunft gekippt waren. 

 

Gestern hat unsere Vermieterin etwas von einer Veranstaltung erzählt, was uns weniger interessiert hat. Jetzt wissen wir, was sie gemeint hat. Wir kommen auf unserem Weg nach Hohkönigsburg nicht durch die nächste Ortschaft, weil wegen eines Marathons die Durchfahrt gesperrt ist. Dumm nur, dass das so ziemlich die einzige Verbindung zu der Burg ist, die schon in greifbarer Nähe von einem Berg herunterlacht.  

Wieder muss Karsten mit dem Handy navigieren, schlussendlich fahren wir auf einem engen Schotterweg nach Bergheim und von dort geht es dann endlich weiter. 

 

Der Marathon führt offenbar über die Burg, denn auf den Serpentinen hinauf müssen wir immer wieder anhalten, damit ein paar Läufer die Strasse queren können. Auch sind viele Radfahrer auf der Straße zur Burg hinauf unterwegs, dort werden sie mit einem lauten „Bravo!“ von den vielen Zuschauern empfangen. 

 

Man kann ohne Übertreibung sagen, dass Hohkönigsburg eine der schönsten Burgen ist, die wir jemals besucht haben. Die Ruine wurde von 1901 bis 1908 von den Deutschen komplett wiederhergestellt und fiel nach dem Ersten Weltkrieg an Frankreich. Blöd gelaufen, würd ich mal sagen...

 

Die beeindruckende Anlage, die von einer Felsnase tief ins Tal blickt, läßt erahnen, wie angenehm es sich hier vor Jahrhunderten gelebt hat. 

Wegen der Veranstaltung (und den vielen Gendarmen vor Ort) entscheiden wir uns, die Drohne nicht steigen zu lassen. Schade, denn die Burg schaut aus der Luft phänomenal aus!

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Hohkönigsburg

im Elsass finden wir immer viel Österreichbezug

Strasbourg ist unser nördlichster Punkt im Elsass. Wir beschränken uns heute nur auf das historische Viertel Petite France. Auch hier schmiegen sich hübsche Fachwerkbauten um die Kanäle der Grande Ile. 

In einem kleinen Restaurant teilen wir uns einen Flammkuchen, klassisch mit Speck und Zwiebeln belegt, und beobachten das Treiben rund um uns. 

Der langhaarige Typ, der seine Homebase an der Ecke vorne hat, kommt auf unsere Tische zu und labert. Niemand schaut ihn direkt an. Seine Beine so stark wie mein Unterarm und ich frage mich, wo man so enge Jeans kaufen kann. Jetzt wird er gleich auch zu uns kommen, denke ich, denn Karsten mit seinen langen Haaren zieht solche Typen immer an. Rocker sind ja untereinander sehr hilfsbereit. 

Doch zum Glück dreht er wieder ab und geht zurück zu seiner Ecke, wo er rauchend und Bier trinkend sein imaginäres Schlagzeug bedient. 

 

Am Weg zum Parkhaus kommen wir an einer Schleuse vorbei, in der gerade ein Ausflugsschiff auf ein höheres Niveau gebracht wird. 

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Strasbourg

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Auf der Autobahn probiere ich wieder einmal den Tempomat aus. Obwohl der Wagen eine Gangschaltung hat, gibt es auch einen Tempomat. Doch die Technik ist mir über und das Handbuch ist nur auf Französisch. Na dann halt nicht!

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Riquewihr - Kopfsteinpflaster und Fachwerkhäuser

die allgegenwärtigen Türschilder sind schöne Fotomotive

Die Fachwerkhäuser in Riquewihr sind sehr farbenfroh. Da sieht man knallblaue, sonnenblumengelbe und mintfarbene Häuser. 

Nach einer ausführlichen Runde durch den Ortskern suchen wir uns ein nettes Restaurant. Es ist zwar noch ein bissl früh für‘s Nachtmahl, aber dafür hab ich später in unserem Apartment genug  Zeit zu duschen und die Haare zu waschen. 

 

Nach dem Essen - ausgezeichnete Tagliatelle mit Lachs - kommen wir wieder bei einem Eisgeschäft vorbei, das so viele interessante Eissorten hat, dass sich Karsten nicht entscheiden konnte. Jetzt hat der Laden zu, Schicksal!

 

Paul: „Hätte es da auch Fleischeis gegeben?“

Ich: „Wahrscheinlich“

Paul, nach einer kurzen Pause sinnierend: „Wahrscheinlich das einzige Fleischeis auf der ganzen Welt.“

Tag 3

Die bereitgelegten Handtücher ersparen jedem Bären den Kratzbaum. Da hat man gleich ein Ganzkörperpeeling gratis dabei. 

 

Ich bin kein Freund von Croissants, ohne Butter und Marmelade sind sie mir zu fad. Heute schneide ich meines der Länge nach auf, keine leichte Übung und sicherlich total verpönt unter den Franzosen. 

 

Beim Auto streicht uns eine Katze um die Beine und springt mir am Fahrersitz sogar auf den Schoß. Sie inspiziert sehr gründlich den Beifahrerbereich und geht wieder ihrer Wege. 

 

Karsten hat in Colmar ein Elektrofachgeschäft gefunden und hofft, dort ein Ladegerät für seine Apple Watch zu bekommen. Leider stellt es sich als Baumarkt heraus, die uns aber zum Darty vis-a-vis schicken. Der macht aber erst in 15 Minuten auf, da kann ich noch schnell ein Bild der Freiheitsstatue machen, die unweit in der Mitte eines Kreisverkehrs steht. 

 

Das Warten hat sich nicht gelohnt, so ein Kabel ist zu speziell für so ein Geschäft. 

 

Wir verlassen den Elsass und fahren westwärts. Nach über zwei Stunden Fahrzeit erreichen wir die Cascade de Syracus. Dieser Wasserfall soll direkt neben der Strasse sein. Wir kraxeln ein sehr steiles Waldstück hinauf und sehen ein armseliges Rinnsal, das hoch über uns von einem Felsen rinnt. Das war wohl nix.

 

Beim Source du Lison haben wir mehr Glück. Hier fließt noch genug Wasser den Berg hinunter. Wir ziehen unsere Gummistiefel an und stellen uns mit den Stativen in den eiskalten Fluss. Die Gummler halten unsere Füße nicht nur trocken sondern auch relativ warm. 

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Source du Lison

Ich habe eingangs erwähnt, dass es in Frankreich sehr viele Straßen gibt. Da kann sich das Navi so richtig austoben und schickt uns - immer schön den kürzesten Weg - auf so manche abenteuerlichen Abkürzungen. Oft schauen diese „Straßen“ nicht besser aus als eine Hofeinfahrt, doch hie und da sind diese Abschneider inzwischen gesperrt und wir müssen auf andere Wege ausweichen. Dann scheuchen wir die Dorfbewohner auf, denn da fährt sonst nie ein Auto!

 

Zum Abschluss des heutigen Tages besuchen wir die Cascade des Tufs, die sich am Ende eines Tales mit steilen Felswänden befindet. Am Weg vom Parkplatz wundern wir uns noch, dass man kein Wasser fallen hört. Dann stehen wir ziemlich fassungslos vor einem riesigen vermoosten Hügel, kein Wasser weit und breit. Das war wohl das Ergebnis eines heißen Sommers. Es ist ungewöhnlich still hier, die Besucher scheinen angesichts dieses trostlosen Anblicks alle etwas betroffen. 

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die wasserlosen Cascade des Tufs

Unweit davon haben wir heute unser Quartier. Es ist in der Abtei von Baume-les-Messieurs. Zur Unterkunft gehört auch ein Parkplatz und wir fahren durch das enge Tor in den Hof. Dort steht gerade eine Gruppe, die wohl etwas über die Geschichte der Abtei erfährt. Die Reiseleiterin schaut mich ganz böse an. Tja, ich wohne heute da!

 

Wir finden im zweiten Hof den Eingang zum Gothique Café (warum auch immer Café, es ist nur eine Herberge), die Tür ist offen und wir steigen eine steinerne Wendeltreppe hinauf bis wir zwei Zimmer und einen Frühstücksraum finden. Allerdings ist kein Mensch zum Empfang da.

 

Wir holen also das Auto in den nächsten Hof, die Einfahrt ist extrem schmal, die Kollisionswarner beepen rechts und links hysterisch, doch ich schaffe es ohne Kratzer. 

Damit wir nicht unsere Koffer hinaufschleppen müssen, packen wir alles Nötige in die mitgebrachte Tasche. 

Jetzt ist die Tür verschlossen und wir läuten den Vermieter heraus. Der kann oder will nur französisch und rattert sofort den Türcode runter. Wir werden ihn später aufschreiben lassen. 

Er geht mit uns die 41 Stufen hinauf und schnurstracks auf das weit weniger schöne Zimmer. Zum Glück waren wir ja schon vorhin da,

ich zeige energisch auf das Zimmer, das ich schließlich auch so gebucht habe. Na gut, wenn uns das besser gefällt....

 

Na das will ich aber hoffen, denn unser Zimmer hat gleich zwei Himmelbetten und zwei Sofas. Der Raum ist riesig!

 

Nach den üblichen Formalitäten, Frühstück und WLAN-Code (alles nur in französisch, da ist er strikt) fragen wir nach einem Restaurant. „Die haben alle geschlossen“ sagt er und empfiehlt uns zwei Lokale, die aber beide telefonisch nicht erreichbar sind. 

 

Wir suchen selbst und werden in Lons-le-Saunier fündig, ein Steak-Restaurant. Nachdem es sich um eine relativ große Stadt handelt, schauen wir auch noch beim örtlichen Darty vorbei, vielleicht hat er ja so ein Ladekabel. Fehlanzeige, wir werden das nur in einem Apple Store bekommen. 

 

Das Buffalo Grill macht auf den ersten Blick einen tollen Eindruck, rote Nietenbänke und Countrymusic. Wir werden in eine Ecke auf einen kleinen 2er Tisch gesetzt, das mag ich schon gar nicht. Ich brauche Platz, damit ich meinen Reisebericht tippen kann. 

 

Als nächstes fallen uns die unzähligen Fliegen auf, die sehr lästig sind. Karsten bestellt ein Steak und ich ein sogenanntes Sliced Beef, das ist dünn aufgeschnittenes Steak und hat die Konsistenz von Pulled Beef. Leider entspricht keines der beiden Gerichte den Bildern aus der Karte, es ist auch vom Geschmack her nur so la la. 

 

Etwas später wird eine Frau mit einem etwas 6jährigen Buben neben uns gesetzt. Irgendwann geht sie mit ihm auf*s Klo. Nachdem sie wieder da sind, merke ich immer wieder eine leichte Fäkalbrise und schiebe das auf die volle Windel des Babies am Tisch vor uns.

Während wir unsere Nachspeise bekommen, sehe ich braune Schlieren an den Beinen des Buben. Er hat sich also vorhin in die Hosen gekackt, daher auch der feine Geruch. 

Ihn dürfte es nicht stören und der Mutter merkt man an, dass sie es nicht leicht hat mit ihm. 

 

Wir sitzen noch über eine halbe Stunde und warten auf die Rechnung bis wir gesagt bekommen, dass wir an der Bar zahlen müssen. Danke, jetzt weiß ich‘s!

Tag 4 - Dienstag, 4.9.18 - Cascade de Coeur Chedde - Chamonix

Tag 4

Ich leide! Bis spät in die Nacht habe ich an meinem linke Zeh herumgedoktert, mir ist ein Nagel eingewachsen. Ich erspare der Leserschaft Einzelheiten von blutigem rohen Fleisch, aber es tut höllisch weh!

Es geht, solange ich bloßfüßig bin, doch als ich in die Schuhe schlüpfe - tierische Schmerzen!

 

Wir sind die einzigen Gäste, beim Frühstück unterhalten wir uns mit unserem Gastgeber mittels iTranslate. Er erkundigt sich nach dem Restaurant, das er uns empfohlen hat und wir haben  Erklärungsbedarf, warum wir woanders waren. So kommen wir auf die Apple Watch und siehe da, er hat auch eine am Arm. Worauf ich natürlich sofort fragen lasse, ob Karsten seine Uhr aufladen darf. Er darf und ist glücklich!

Unser namenloser Gastgeber war Profifotograf in Paris, an der Wand hängen seine Bilder, ausnahmslos Schauspieler und Models. Stolz zeigt er uns seine Werke aus den 70ern: ein blutjunger Alain Delon, Catherine Deneuve, Salvadore Dali und viele mehr.

 

Ich beiße die Zähne zusammen und humple die Stufen hinunter. Wir fahren ein halbe Stunde bis zum Wasserfall Cascade du la Billaude. Beim Aussteigen reicht es mir mit den Schmerzen, ich wechsle zu den Flip Flops. Doch damit kann ich keine Wanderungen machen. 

Wir schauen uns den Wasserfall von oben an und entscheiden uns angesichts des armseligen Gerinnsels gegen einen Spaziergang hinunter.

 

Den nächsten Wasserfall lassen wir ungeschaut aus und bei den Cascades du Hérisson führt uns das Navi auf einen Parkplatz mitten im Wald. Das ist seltsam, eigentlich sollte hier ein Informationszentrum sein. Etwas ratlos stehen wir vor einem Plan, der leider nicht anzeigt, wo wir uns genau befinden. Ein französisches Paar und ein Deutscher haben auch keine Ahnung, wo wir genau sind. 

Frühstück in Frankreich

Wir gehen ein paar Minuten und finden ein dünnes Bächlein, das den Berg hinunter rinnt. Da steht auch ein Name und wir finden heraus, dass wir ganz woanders sind, als wir hin wollten. Aber wir haben ja Zeit genug und fahren zum erwähnten Informationszentrum. Dort kostet der Parkplatz gleich eine Lawine, 20 Minuten können wir gratis parken. 

Deswegen fragen wir sicherheitshalber einmal nach, ob überhaupt genug Wasser vorhanden ist und da dem nicht so ist, gehen wir auf’s Klo und fahren weiter. 

Wasserfälle sollte man im Herbst eher nicht besuchen!

 

Also gleich durch bis zur nächsten Unterkunft in der Nähe von Chamonix. 

Da der schnellste Weg durch die Schweiz führt, müssen wir ein bissl mit dem Navi tüfteln und lassen es schlussendlich doch bleiben, weil es zu kompliziert wird. Soll es von uns aus doch durch die Schweiz führen, auch wenn wir mit dem Mietauto vielleicht gar nicht ausreisen dürfen.

 

Während der langen Fahrt müssen wir ständig den Radiosender wechseln. Auf fast jedem Sender wird endlos gequatscht und hat man endlich einen Sender mit Musik gefunden, hält die Frequenz maximal zwei Lieder ohne Rauschen. Nervig!

 

Das Navi lotst uns in Richtung Genf, ich weiß immer noch nicht, ob wir jetzt tatsächlich die Schweiz durchfahren oder an der Grenze entlang schrammen. 

Ein paar Kilometer vor Genf entscheiden wir uns, zum Apple Store zu fahren, damit Karsten ein Ladegerät kaufen kann.

Und erst jetzt kommen wir tatsächlich an die Grenze, die lediglich aus einer Schweizer Fahne am Straßenrand besteht. OK, dann fahr ich halt besonders vorsichtig, denn hier will ich auf keinen Fall etwas mit dem Auto haben.

Der Verkehr und die Straßen in Genf sind furchtbar. Überhaupt gefällt mir gar nichts an dieser Stadt. Leider ist der Apple Store genau im Stadtzentrum und wir stauen uns langsam weiter.

In der Nähe des Stores finde ich einen Parkplatz, bleibe stehen, blinke rechts und fahre rückwärts, um einzuparken. Plötzlich hupt es hinter mir und ich sehe im Rückspiegel, dass ich fast auf meinem Hintermann aufgefahren bin! 

Das blöde bei diesem Auto ist nämlich, dass sich beim Rückwärtsfahren die Seitenspiegel nach unten drehen, somit sehe ich zwar den Boden, aber nicht mehr, was unmittelbar hinter mit passiert. 

Puh, da hab ich aber Glück gehabt! Ich ärgere mich aber trotzdem, dass mir kein Platz zum Einparken gelassen wurde. 

 

Wir kurven in der Gegend herum und finden noch einen Parkplatz. Jetzt hätten wir zwar einen Platz aber wo kann man hier für‘s Parken zahlen?

Karsten macht sich auf den Weg und ich fragen den nächstbesten Passanten, wo den nun der Apple Store genau ist. 

Es ist nicht weit und dann hat Karsten endlich wieder ein Ladekabel!

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endlich wieder ein Ladekabel!

Die Aktion hat uns eine ganze Stunde gekostet, aber besser heute als in ein paar Tagen bei Nizza,  da haben wir definitiv keine Zeit für einen Abstecher. 

Und jetzt nichts wie raus aus der Schweiz!

 

Jetzt kommen wir in die Berge! Zuerst werden die bewaldeten Hügeln immer höher, dann wechseln sie sich mit felsigen Berggipfeln ab. Und dann tauchen schon die ersten Schneegipfel auf. Irgendeiner unter den Wolken gehört dem Mont Blanc.

Cascade de Coeur Chedde

Bevor wir in Les Houches aufschlagen, biegen wir noch zum letzten Wasserfall des Tages ab. Wahrscheinlich liegt es an der Nähe zu den Bergen, aber der Cascade de Coeur Chedde hat genug Wasser. 

Der Weg ist auch leicht mit den Flip Flops zu bewältigen, wir können schöne Aufnahmen machen.

 

Bénédicte und Fred empfangen uns sehr herzlich, obwohl wir drei Stunden früher als angekündigt erscheinen. Das Haus ist traumhaft eingerichtet und unser Zimmer ist fein. Wir haben sogar einen Balkon mit Bergblick. Aber den hat man hier sowieso überall umsonst.

 

Zum Essen fahren wir nach Chamonix. Dort verschlägt es uns in ein Pizzeria. 

Der Ort ist so klischeehaft, man sieht Bergsteiger in voller Montur über den Platz marschieren, Anoraks in allen Farben und jeder Zweite trägt Berg- oder zumindest Wanderschuhe. 

Eine Gruppe Amerikaner haben drei Tische neben uns zusammengeschoben. Plötzlich ein lautes Hallo, der französische Bergführer hat die Gruppe entdeckt und schlägt den Männern freundschaftlich auf die Schulter. Schnell werden noch zwei Plätze an den Tisch angefügt, damit sich die Einheimischen dazusetzen können. 

 

Nach der Pizza holen wir uns noch ein Eis. Mir genügen zwei Kugeln, so groß wie die sind. Karsten nimmt drei, wäre aber auch nicht abgeneigt, die größte Portion - eine Waffel mit 10 Kugeln um € 12,50 - zu nehmen! (Bis ma kotze...)

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Chamonix

Tag 5 - Mittwoch, 5.9.18 - Aiguille du Midi - Moutiers

Tag 5

Ich kann wieder in meine Schuhe, dafür sind meine beiden mittleren Zehen völlig taub. Das ist nur ein seltsames Gefühl, stört mich aber nicht weiter.

 

Bénédicte‘s Mann Fred kann zum Glück gut englisch und so können wir das erste Mal mit unserem Gastgeber plaudern. 

Zum unseren Plänen heute gibt er uns einen Tipp: da man zum Aiguille du Midi sowieso nur bis zur Mittelstation fahren kann (die Seile zur Gipfelstation werden gerade ausgetauscht) könnten wir zum Montenvers gehen, dort die Eishöhle besuchen und mit der Zahnradbahn zurück nach Chamonix fahren. Die Strecke ist in 1 1/2 Stunden zu bewältigen. 

Das ist auf jeden Fall eine Überlegung wert. 

 

Wir kommen gut weg, müssen aber in Montreux lange nach einem Parkplatz suchen. Bei der Seilbahnstation fragen wir nach der vorgeschlagenen Route. Dort sind es allerdings 2 1/2 Stunden, das geht sich mit unserem Zeitplan nicht aus. 

 

Also nehmen wir nur ein Roundtrip-Ticket, das interessanterweise genauso viel kostet wie die Hin- und Retourfahrt zum Gipfel. Gleicher Preis für die halbe Leistung.

Bei der Mittelstation machen wir ein paar hübsche Glaskugelbilder, dazu muss ich mich auf den Boden schmeißen. Es ist sehr warm, die Jacken hätten wir uns sparen können. 

 

Ein 15minütiger Spaziergang führt uns zum Lac bleu, der mehr grün als blau ist. Viel gibt er nicht her, wenigstens ist er spiegelglatt und ich mache ein paar Fotos. Dabei stört mich eine Touristin, die am Wasser sitzt und just in dem Moment, wo ich meine Kamera einrichte, ins Wasser patschen muss. Es dauert eine Weile, bis die Oberfläche wieder glatt ist. 

Da taucht sie ihre Hände schon wieder ins Wasser und mir entfährt spontan ein böses Wort. Sie schaut mich erschrocken an, aber es ist eh schon zu spät. Grad, dass ich nicht ausfallend werde! 

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bei der Mittelstation des Aiguille du Midi

In Les Houches tanken wir noch den Wagen voll, dann haben wir die nächsten Tage keine Sorgen deswegen. Über kleine Nebenstraßen und jede Menge Dörfer geht es nun die Route des Alpes nach Süden.

 

Unsere Tankuhr zeigt beim Wegfahren, dass wir noch 600 km bis zum nächsten Tankstopp fahren können. Da wir sehr oft bergab fahren, erhört sich diese Anzeige, je länger wir unterwegs sind. 

Als wir bei 760 sind sagt Paul: „Wenn das so weitergeht, brauchen wir in dem Urlaub gar nicht  mehr tanken“.

 

An einem blauen See machen wir einen Stopp und ein paar Bilder.

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Lac de Roselend

Gefühlte 100 Serpentinen später erreichen wir unser Tagesziel, Notre Dame du Pre. 

Die Tankuhr zeigt an, dass ich mit dem Tank noch 620 km fahren kann, mehr als nach dem Volltanken. Ein tolles Auto!

 

Das Navi führt uns auch genau vor die Hütte, die wir für heute Abend gebucht haben, leider ist das kleine Eisentor geschlossen und weit und breit niemand zu sehen. 

Da ich keine andere Idee habe, rufe ich die Telefonnummer des Vermieters an. Es meldet sich ein Mann, der mir erklärt, dass er sein Haus verkauft und seinen Airbnb Account gelöscht hat. Es tut ihm leid, aber er könne nichts dafür und ich soll bei Airbnb anrufen. 

 

Grad, als ich mich vom Schock erholt habe und denke, dass wir uns jetzt eine neue Unterkunft in der Umgebung suchen müssen, kommt eine Frau aus dem Nachbarhaus auf mich zu:; „Martina?“ 

„Ja“, rufe ich erleichtert. Es stellt sich heraus, dass ich im Roadbook noch die Telefonnummer des Vermieters drin hab, der uns vor ein paar Wochen die Buchung storniert hat. 

Jetzt weiß ich wenigstens auch den Grund. Nicht auszudenken, wenn wir wieder gefahren wären!

Sie öffnet das Gartentor, das nur geklemmt hat, und wir können in unsere Alpenhütte einziehen!

Therese heißt unsere heutige Gastgeberin und sie spricht nur ganz wenig englisch.

Trotzdem lädt sie uns auf ihre Terrasse auf einen speziellen Apfelsaft ein. Der ist wie ein Wein abgefüllt und schäumt sehr beim Öffnen, ist aber kein Cidre. 

Unsere Unterhaltung ist sehr holprig und wird größtenteils via iTranslate geführt. 

Aber es funktioniert trotzdem irgendwie und wir haben es recht lustig.

 

Therese empfiehlt uns ein Lokal in Moutiers, das wir auch auswählen. Es ist recht lauschig und wir sitzen im Freien bei Piccata Milanese und Caesars Salat. 

Anschließend machen wir noch eine Runde durch den Ort und machen auf der Brücke über die d‘Isere eine Nachtaufnahme. 

 

Den Reisebericht schreibe ich auf der Terrasse vor unserer Hütte fertig, bis es zu kalt und Zeit für‘s Bett wird. 

unsere Alpenhütte in  Notre Dame du Pre

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Moutiers mit d‘Isere

Tag 6

Da hätte ich doch heute fast verschlafen, grad dass ich noch kurz vor halb acht aufgewacht bin. 

 

Das Frühstück fällt wie immer etwas spartanisch aus: Baguette, Butter, Marmelade und Honig. Ich bekomme noch ein Joghurt und Müsli wäre noch da. Aber mit der Milch wird immer so geknausert, fast jeden Tag müssen wir nachordern. Es wird wieder Zeit für ein bisschen Wurst und Käse. 

 

Beim Wegfahren passiert ein Malheur. Weil die Straße so schmal ist, fahre ich ein Stück vor, wo ich auf einem kleinen Platz wenden kann. Dabei übersehe ich eine niedrige Mauer und krache bei Rückwärtsfahren voll dagegen. Jetzt hat die Plastikstoßstange einen Abdruck der Waschbetonplatte. 

 

Obwohl wir unsere geplante Route ganz genau in unser Navi eingespeichert haben, führt uns der Tom Tom auf die Autobahn und wir machen einen weiten Bogen um die Berge, die wir eigentlich abfahren wollten. 

In Grenoble komme ich ein wenig mit den Autobahnabfahrten durcheinander und wir drehen eine Ehrenrunde. Trotzdem oder deswegen kommen wir durch diese Routenänderung eine Stunde früher an unser ersten Ziel.

 

Heute sind wieder ein paar Wasserfälle dran, den Anfang macht der Cascade de Sarenne. 

Wir parken uns an der Straße ein, wo schon ein paar Autos stehen. Beim Vorbeigehen fallen uns die Zettel an den Windschutzscheiben auf, wo mit dem Abschleppen gedroht wird. 

No, da werden wir einen anderen Platz finden!

Vis a vis ist ein Campingplatz, auf Anfrage dürfen wir dort parken. 

Zum Wasserfall sind es nur ein paar Schritte. Von Wassermangel keine Spur, da kommt ordentlich was runter. 

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Cascade de Sarenne

Heute ist es seit der Früh stark bewölkt und gegen Mittag beginnt es heftig zu regnen. Zeit für die Softshelljacke, doch grad jetzt bleibt es trocken und ich schwitze in der dicken Jacke.

 

Also lasse ich sie bei unserem zweiten Wasserfall, der eh nur 5 Minuten vom Parkplatz entfernt ist, weg. Prompt da beginnt es wieder heftig zu regnen und ich komme gut durchnäßt zum Auto zurück. 

 

Deswegen wird bei unserem nächsten Stopp Nägel mit Köpfen gemacht. Der Regenschirm kommt zu den Stativen und ich ziehe mir die Regenhose und die Softshelljacke an. 

Es geht 700 m zu einer alten Steinbrücke. Was ich nicht bedacht habe ist, dass es 700 m fast senkrecht hinunter geht. Da werden wir unsere Freude haben beim Hinaufgehen!

Der Abstieg ist aber auch eine Herausforderung. Fast nur glatte nasse Steine, die nur darauf warten, dass einer von uns drauf ausrutscht. Und wir müssen sehr oft tief steigen, das geht ordentlich in die Knie. Aber was tut man nicht alles für ein gutes Foto!

 

Selbstverständlich regnet es jetzt wieder nicht und ich schwitz mich in der Regenkluft zu Tode. 

Endlich bei der Brücke angekommen, reiß ich mir die Sachen vom Leib. Also nur die Regensachen, ich bin ja kein Exhibitionist. 

 

Für die Expedition nach oben verstaue ich die Regenhose bei den Stativen und nehme die Stativtasche wie einen Rucksack auf den Rücken. Das ist ziemlich eng um die Schultern, dafür sind die Tragriemen nicht gedacht. Aber immer noch besser als geschultert. 

Wie erwartet geht der Aufstieg hart an die Substanz und nach einer kurzen Weile beginnt es leicht zu regnen und alsbald schüttet es schon gewaltig. Auf dem Weg gibt es nicht einen Baum, bei  dem ich mich unterstellen könnte, um wenigstens die Regenhose überzuziehen. 

Also mache ich das bei strömenden Regen neben einem Felsen, damit ich mich wenigstens dabei anhalten kann. Es ist sowieso sehr schwierig, die dünne Hose über die Schuhe und die Jeans zu ziehen. 

 

Ich bin bestens gelaunt, auch weil ich durch die Kapuze jetzt nicht mehr nach vorne sehen kann. Hab ich mir in Island nicht geschworen, am nächsten Urlaub eine Kappe mitzunehmen? Merde!

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Cascade de la Pisse de Lanchatra

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Pont de la Lavey

Irgendwann ist auch diese Tortur zu Ende und bevor wir ins Auto steigen, werden wir noch so richtig nass, weil wir uns ja die Sachen wieder ausziehen müssen. 

Dann sitzen wir wie zwei begossene Pudel im Auto und schalten die Klimaanlage auf Höchststufe, damit die Sachen bei der Weiterfahrt trocken. 

 

Wir hätten noch zwei Wasserfälle, die man von der Straße aus sieht, doch wir verzichten. Auch die Pont d‘Asfeld in Briançon wird ausgelassen, da es gerade so richtig zu schütten beginnt. 

Deswegen sind wir schon um 16:30 bei unserer heutigen Unterkunft, dem Le Brin de Paille (Strohhalm). 

 

Dieses Haus ist ähnlich den Adobebauten im Südwestern der USA aus Lehm und Stroh gebaut.

Wir sind zu früh, Check in ist ab 17 Uhr. Das stört uns aber gar nicht, denn im Auto ist es warm und trocken, im Gegensatz zu draußen...

 

Lydie begrüßt uns und zeigt uns zuerst unser Zimmer. Leider hat sie uns kurzfristig in einen anderen Raum umgebucht, der mir weniger gefällt. Dieser ist zweistöckig, auf steilen freischwebenden Treppen gelangt man in den oberen Bereich, wo das Bett und eine Sitzgarnitur ist. Unten ist das Badezimmer, den anderen Raum nehmen unsere zwei Koffer ein. 

 

Jetzt gleich unter die heiße Dusche und danach in ein trockenes Gewand!

Später plaudere ich ein wenig mit Lydie und sie empfiehlt uns ein Restaurant in der Nachbarortschaft. 

 

Saint-Martin de Queyrières ist ein winziges Nest mit einem Restaurant. Wir sind die einzigen Gäste und die beiden Besitzer Marc und Marine begrüßen uns sehr herzlich im Le Rocher Baron. 

Marc Lichtenberg spricht englisch und deutsch, das ist sehr hilfreich, denn er ist ein sehr lustiger Wirt, immer zu einem Spaß aufgelegt.

 

Es gibt zwei Mahlzeiten als Hauptspeise und Pizza. Wir nehmen beiden Lapin confit & semoule (Hase mit Grieß) und danach eine Karottentorte. Der Hase schmeckt wie ein Huhn und der Grieß wird so ähnlich wie Couscous zubereitet. 

Marc plaudert mit uns über Gott und die Welt, wir zeigen ihm unsere Route und er ist von meinen Bildern sehr beeindruckt. Ein netter Mensch und ein besonderer Abend!

Tag 7

Wenn ich dachte, dass wir heute die ersten beim Frühstück sind, wurde ich eines Besseren belehrt: um 7:30 sitzt schon das ganze Haus am Frühstückstisch und alle reden französisch. 

Das Frühstück selbst noch karger als bisher, wir müssen froh sein, wenn wir auch weiches Brot bekommen. Heute gibt es gleich zwei Sorten Zwieback und zwei Sorten Marmelade, eine davon flüssig. Als Highlight esse ich eine Birne. 

Gegenverkehr in den Alpen

Der Mann gegenüber spricht uns englisch an, wir tauschen Höflichkeiten aus. Als er und seine Frau sich verabschieden, wird jeder rechts und links abgebusselt. 

 

Heute fahren wir an die Côte d‘Azur, doch nicht auf geradem Weg, sondern über die Grand Route des Alpes. So zumindest der Plan. Unser Navi will bereits nach ein paar Kilometern auf einen Waldweg abbiegen. Also hanteln wir uns zum ersten meiner Punkte auf der Route hin und schauen dann weiter. 

 

Sicherheitshalber sollten wir auch noch volltanken, obwohl wir laut Tankanzeige noch 380 km fahren können. Außerhalb von Vars ist eine automatische Tankstelle, die jeden Schritt mit einer lauten Stimme in die Landschaft verbreitet. Da werden die Anwohner am Sonntagmorgen ihre Freunde haben! 

 

Jetzt können wir wieder 580 km bis zum nächsten Tankstopp fahren. Als es die meiste Zeit bergab geht, erhöht sich die Strecke auf unglaubliche 980 km. „Bald müssen wir zu einem Baumarkt und den Tank vergrößern lassen“, sagt Karsten. 

 

Es folgen unzählige Serpentinen, hie und da zuckeln wir hinter einem Wohnwagen her, doch meistens haben wir freie Fahrt. Einmal quert eine riesige Schafherde im steilen Gelände die Straße.  

 

Wir fahren auch durch einen Skiort, der völlig ausgestorben scheint. Sogar der Supermarkt hat geschlossen. Kurz darauf kommt uns ein Bus entgegen. „Der bringt sicher die Darsteller in den Themenpark!“ sagt Paul. 

Um 14 Uhr sehen wir das erste Mal das Meer! Blau bis über den Horizont hinaus, zwei Jachten ziehen weiße Striche in das dunkelblaue Wasser. 

Wir bleiben hoch über Èze stehen und genießen den Ausblick mit dem malerischen Dorf im Vordergrund.

Bis wir auf dem kleinen Parkplatz unser Auto abstellen können, braucht es ein wenig  Geduld. Dann erklimmen wir die steilen Stufen zum Dorf hinauf und machen eine Rundgang durch die engen Gassen. Die Sonne brennt heiß vom Himmel und wir gehen statt in den Botanischen Garten auf ein Eis. 

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Èze, endlich am Meer angekommen!

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Èze

Heute übernachten wir in Saint-Paul-de-Vence. Auf dem Weg dorthin passieren wir mehrere Autobahnstationen. Frankreich hat ja keine Vignette, hier zahlt man jedesmal, wenn man die Autobahn verläßt. Dabei ist nicht immer klar, ob man erst ein Ticket ziehen muss oder gleich mit der Kreditkarte zahlen soll. Außer, man hat einen Telepass, da fährt man nur durch und es wird nachträglich abgerechnet. 

 

Da passiert es uns, dass wir bei einer Ausfahrt landen, die nur für Telepass-Besitzer benutzbar ist. Da kannst du weder mit Karte noch in bar zahlen. Also wieder retour. Blöd, wenn dann schon ein paar andere Auto hinter dir stehen. 

Aber mir macht das nichts, die müssen halt auch alle zurückschieben. Dann dachte ich, dass ich in den nächsten Schleuse auch nicht zahlen kann und fange an, wie wild zu reversieren. Ich glaub, ich hab die ganze Station kurz lahmgelegt. 

Bis mir ein anderer Autofahrer deutet, dass ich doch bei der nächsten Schleuse auch raus kann. 

Geht doch! 

 

Saint-Paul-de-Vence ist eine Stadt, die auch auf einem Hügel erbaut ist. Innerhalb der Stadtmauern dürfen nur auserwählte Autos fahren. Ich darf, denn wir haben das Hotel des Remparts gebucht, das auch einen Parkplatz hat. 

 

Wenn man in die Stadt fahren will, muss man sich an einer Sprechanlage anmelden, dann werden die Poller in den Boden versenkt und der Weg freigemacht.

Ich melde mich also, man fragt nach meinem Namen und ich bekomme grünes Licht zur Einfahrt. 

 

Ein bissl ein blödes Gefühl ist es schon, wenn man so mitten durch die Touristen fährt. Hie und da gibt es ein paar Parkplätze, die aber allesamt belegt sind. Ich hoffe, dass ich vor unserem Hotel auch irgendwo stehenbleiben kann. 

Eine Frau fragt durch‘s offene Fenster, wo ich hin möchte. Ich nenne ihr das Hotel und sie sagt, dass dieses Hotel geschlossen ist. Ob ich vielleicht das Saint Paul meine?

Nicht, dass ich wüßte, aber was weiß ich schon. Vielleicht haben sie zwei Namen. 

 

Bis zum Hotelparkplatz, wo man das Gepäck ausladen kann, ist es noch ein Stück und wir müssen die Seitenspiegel einklappten, so eng ist die Gasse. Ich fahre im Schneckentempo, die Kollisionswarner sind rechts und links auf rot. Danach ist ein kleiner Parkplatz. Dort stelle ich den Wagen quer zu den Parkenden, weil kein Platz frei ist und wir gehen auf die Suche nach unserem Hotel.

 

Wir müssen viele Stufen erklimmen, dann stehen wir im recht teuer aussehenden Hotel Saint Paul.

Wir treffen auf einen sehr netten Angestellten, der auch sehr gut Deutsch kann. 

Er bestätigt uns, dass das Hotel des Remparts vor über einem Jahr geschlossen wurde!

 

Wie kann das sein, wo ich doch im Februar mehrere Mails mit dem Hotel gewechselt habe?

Wir versuchen es mit der angegebenen Telefonnummer, die allerdings tot ist.

Nun, wie es scheint, bin ich einer Betrügerin auf den Leim gegangen und wir stehen jetzt ohne Unterkunft da. Ich bin leicht erschüttert. Zum Glück habe ich bislang noch nicht bezahlt!

 

Da macht uns das Hotel ein Angebot, dass wir nicht abschlagen können. Statt des normalen Tarifs von € 265,00 bietet man uns ein Zimmer um € 150,00 an. 

Wir nehmen dankbar an und der nette Mensch zeigt uns sogar das andere Hotel, das fast nur mehr eine Ruine ist. Dann gehen wir zum Auto und er trägt beide Koffer nach oben. Jetzt müssen wir uns eine halbe Stunde gedulden, denn das Zimmer wird für uns hergerichtet. Wir können uns aber zu trinken nehmen, das ist alles im Zimmerpreis enthalten. 

Ich schreibe sicherheitshalber meiner Bank, dass ich jede Abbuchung des Hotels des Remparts beeinspruchen werde. 

 

Die Direktorin gibt uns eine kleine Einführung zur Stadt und empfiehlt uns ein paar Restaurants.

Dann dürfen wir endlich in unser Zimmer, wir lechzen schon nach einer Dusche.

Es geht in den Keller, ich denke schon, die werden uns jetzt irgendeine Abstellkammer adaptiert haben und dann stehen wir staunend in einer traumhaften zweistöckigen Suite! 

Der Salon und das Schlafzimmer sind in einem biedermeierlichen Stil eingerichtet inklusive einer rosa/grau gestreiften Stofftapete und einem Parkettboden. 

Da haben wir nicht nur großes Glück gehabt, sondern sind auch so richtig auf die Butterseite gefallen. 

 

Nach einer herrlichen Dusche schmeißen wir uns in ein neues Gewand und machen eine Runde durch die kleine Stadt, die nur einen Kilometer auf der Längsseite misst. 

Saint-Paul-de-Vence ist sehr nett und besteht zum größten Teil aus Galerien, die interessante Auslagen haben. 

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 Saint-Paul-de-Vence

Zum Nachtmahl nehmen wir eine der vielen Empfehlungen der Direktorin an und speisen in einem Restaurant, das der Brunnen am Platz davor seinen Namen gegeben hat, das La Fontaine. 

Eine letzte Runde durch die Stadt, Bewegung ist gesund und das einzige Eisgeschäft, das noch offen hat, ist am anderen Ende...

 

Als wir ins Zimmer zurückkommen, wurden die Betten aufgeschlagen und mit Rosenblättern geschmückt. Jedem wurde eine Flasche Wasser hingestellt und die Hotelpatschen plus einem Teppich neben das Bett gelegt. Außerdem steht im Badezimmer eine angezündete Kerze und auch hier sind jede Menge Rosenblüten verteilt. 

unsere Suite im Hotel Saint Paul

Tag 8

Traumhaft geschlafen! Fast ein bissl zu spät gehen wir in den „Frühstücksraum“ auf die Terrasse unseres Hotels. 

Das Buffet ist überwältigend, wir können uns kaum entscheiden. 

 

Mir fällt ein Mann auf, der mit dem Kellner spricht und sich dabei vor jedem Satz Essen in den Mund steckt. So etwas Ungutes, denk ich mir noch. 

Es handelt sich um offenbar um einen Amerikaner, der überhaupt keine Manieren hat. 

„Where are you from?“ fragt er mit vollem Mund, was ich geflissentlich überhöre. Karsten ist da toleranter und gibt Auskunft.

 

Der Typ steht beim Buffet und anstatt sich etwas zu nehmen und zum Tisch zurückzugehen, frisst er wie ein Vieh und stopft sich Speck und Käse im Stehen ins Maul.

Jetzt rutscht ihm die Eierspeise vom Teller, er sucht nach einer Serviette und findet nur ein zusammengelegtes Tischtuch. Egal, mit diesem wischt er seine Sauerei auf und schmeißt das Tischtusch hinter eine Vitrine. Dazu lacht er, weil er so clever ist!

 

Der Kellner, der wenig später wieder hinzukommt, bittet ihn höflich, draußen zu essen. 

Zum Glück ist in unserer Ecke kein Platz und er muss sich woanders hinsetzen. Ich hätt' ihn ohne Zögern gefragt, was für ein Vieh er eigentlich ist, so empört war ich über dieses unflätige Benehmen. So ein schönes feines Hotel und dann so ein Berserker!

 

Dafür war das Buffet erstklassig, ich würde gerne alles kosten, aber so viel kann nicht einmal ich essen. 

 

Beim Auschecken kommt dann noch die Rechnung für‘s Frühstück, € 28.00 pro Person. Aber es war wirklich ein ganz toller Aufenthalt, das darf schon ein bissl mehr kosten. 

 

Der nette Mensch von gestern bringt uns noch die Koffer zum Wagen und mit etwas Verspätung verlassen wir diesen schönen Ort. 

 

Zwei Wasserfälle stehen auf der Liste. Die Cascade de Courmes sind gleich neben der Straße, allerdings gibt es keinen Parkplatz. Die Cascade du Saut du Loup sind ein totaler Reinfall, die Fälle sind nur von oben zu sehen, Seile versperren die Sicht und zu guter Letzt knallt die Sonne genau auf‘s Wasser. Außer Spesen nix gewesen!

 

Zur Île d'Or wollen wir am Meer entlangfahren, das Navi macht uns wieder einen Strich durch die Rechnung, weil es über die Autobahn schneller geht. Man lernt dazu, bei nächster Gelegenheit werden wir „Autobahnen vermeiden“ vorgeben.

Jetzt fahren wir aber wieder zurück, denn wir wollen wirklich die Straße am Meer nehmen. Doch zunächst stauen wir uns durch ein paar Badeorte, doch dann geht es den Berg hinauf und die Aussicht ist genial! 

 

Es sind sehr viele Radfahrer unterwegs, ich muss beim Überholen sehr aufpassen, denn die Straßen sind sehr eng und es kommen immer wieder Autos entgegen. Nach einem etwas waghalsigem Überholmanöver sagt Paul: „...und leise fällt der Radfahrer ins Gebüsch...“

 

Die Île d'Or ist eine kleine Insel mit einem markantem Turm, der als Wohnung dient. Alles Parkplätze rund um den kleinen Hafen sind belegt, wir finden einen Platz auf der steilen Zufahrtsstraße. Die neueren Autos haben keine Handbremse - zumindest nicht eine, die ich per Hand bedienen kann, was das Einparken auf steilen Straßen zu einer schweißtreibenden Angelegenheit macht. Mir bleibt nichts anderes über, als mit der Stoßstange auf den Hinteren aufzufahren, wenn ich noch ein Stück nach vorne muss. Anderenfalls kann ich nicht verhindern, dass der Wagen, bevor er nach vorne fährt, ein paar Zentimeter nach hinten rollt. 

Bevor ich aber das Auto hinter mir demolieren kann, kommt der Fahrer des Wagens vor uns und dann geht alles viel leichter. 

 

Nachdem die Übung gelungen ist, wandern wir ein paar Meter das Ufer entlang, bis wir unsere Ruhe haben. Hier packen wir das erste Mal unsere Drohne aus und Karsten macht ein paar Luftbilder und fliegt eine Runde um die Insel. 

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bei der Île d'Or packen wir das erste Mal die Drohne aus

Port Grimaud wird auch das Venedig Frankreichs genannt und ist bestimmt recht hübsch. Doch in der grellen Mittagssonne wollen wir keine Bilder machen, eigentlich sind wir wegen einem besonderen Luftbild hier. Es gibt einen kleinen kreisrunden Hafen, der allerdings auf einer eigenen Insel liegt und zu Fuß in einer halben Stunde erreichbar wäre. Das ist uns eindeutig zu lang und wir versuchen, mit dem Auto näher dran zu kommen. Da haben wir aber Pech, denn das Gelände ist als privat deklariert. Also lassen wir es auch sein.

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in der Post Production ist Port Grimauddoch noch recht hübsch geworden

Dafür sind die beiden mittelalterlichen Dörfer Ramatuelle und Gassin weit fotogener und nicht so von Touristen überlaufen wie Saint-Paul-de-Vence gestern. 

Da grüßen sich die Touristen noch, wenn man sich in einer einsamen Gasse begegnet. „Bonjour“ kann ich schon mit einem sehr echt klingendem Akzent. 

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Ramatuelle

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Gassin

Unsere heutige Bleibe ist in der Nachbarschaft von Grimaud und ich bin angenehm überrascht, wie nett unser Zimmer aussieht. Vor allem ist es sehr groß, ebenfalls das - durch eine Glaswand getrennte - Badezimmer. Wir hauen uns gleich unter die Dusche und ziehen unsere Badesachen an, draußen wartet ein Pool!

Dort treffen wir auf die anderen Gäste, ein Paar aus Frankreich, wobei Michaela aus Italien stammt und deutsch und englisch kann. 

 

Das Wasser ist doch recht frisch, Karsten hechtet gleich hinein, ich belasse es bei den Beinen. Ich hab ja noch zu arbeiten...

 

Nach 19 Uhr fahren wir nach Grimaud. Die Sonne wird sich bald verabschieden und wir kraxeln einen Schotterweg bergab zu einer alten Steinbrücke. Karsten setzt es fluchend auf den Allerwertesten, zum Glück ist nichts passiert. 

 

Nach der Le Pont des Fées geht es wieder hinauf zur Moulin Saint Roch. Jetzt haben wir schönes Rot am Himmel, da macht sich die Mühle sehr gut im Vordergrund. 

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Le Pont des Fées

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Moulin Saint Roch in Grimaud

Jetzt wird es Zeit für ein Nachtmahl. Gar nicht so einfach, dafür brauchen wir erst einmal einen Parkplatz! Wir kurven im Finsteren um die Altstadt herum, alles voll. 

Etwas außerhalb finden wir eine Lücke, es dauert zehn Minuten und unserer beiden vollen Körpereinsatz, bis ich den großen Wagen in der schmalen Gasse korrekt eingeparkt habe. 

 

In Grimaud sind die Lokale bis spät in die Nacht offen, wir können um 21 Uhr noch auswählen. Schließlich landen wir in Le Clem’s Bar, wo die Kellner noch ordentlich zu tun haben!

Ich nehme Mouless-frites und bekomme ungefähr eine Kilo Muscheln vor mich hingestellt. Wie ich es von Roberto gelernt habe, verwende ich eine Muschelschale als Werkzeug um das Muschelfleisch herauszupicken. Bis der Topf leer ist, dauert es eine Dreiviertelstunde. 

Aber gut war es! 

mein Lieblingsessen in Frankreich - Moules-frites

Tag 9

Zu unseren Vermietern haben wir kaum Kontakt, sie kann gar nicht englisch und er spricht mit uns nur das Nötigste. 

Das Frühstück nehmen wir auch allein ein und nach einem emotionslosen au revoir sind wir auch schon dahin. 

 

Zwei Wasserfälle stehen heute am Beginn des Tages am Programm. Zum Saut du Capelan gehen wir aus dem Dorf La Motte, wo wir am relativ großen Parkplatz den allerletzten Platz ergattern, gut 10 Minuten zu Fuß hin. Weit und breit nur Felder und flaches Land. Wo soll hier ein Wasserfall sein? Plötzlich hört man ein leises Rauschen und nach einer Minute stehen wir vor einen kleinen Schlucht und da ist auch schon der Wasserfall. Hierher verläuft sich so leicht keiner.

Ganz anders als beim Cascade de Sillans. Hier parken wir nicht am vorgesehen Parkplatz sondern in einer kleinen Einbuchtung neben der. Straße. Von hier ist es etwas kürzer zum Wasserfall. Ein weiterer Wagen parkt sich neben uns ein, ein älteres Paar steigt aus und zusammen suchen wir den richtigen Weg.

 

Dort treffen wir schon viele Besucher, die den selben Weg wir wir haben. Bei der Aussichtsplattform drängen dermaßen viele Leute, kaum habe ich mein Stativ aufgebaut, hab ich schon drei Leute dran picken. Karsten und ich weichen auf eine Stelle neben dem Weg aus, da sind wir unter uns. 

Aber der Wasserfall ist sehr hübsch und fällt in ein grünes Wasserbecken. 

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Saut du Capelan

Cascade de Sillans

Im Naturschutzgebiet Roques hautes steht ein halbstündiger Spaziergang an und Karsten ist schon etwas unwillig, zu heiß, zu durstig und überhaupt...

Trotzdem geht er mit mir die geplante Runde. Die erwarteten roten Felsen haben wir nicht gesehen, doch wissen wir jetzt, was die Franzosen am Sonntag gerne machen. Auf dem weitläufigen Wiesen beim Parkplatz sind wie kleine Inseln Familien mit Decken, Tischen, Sesseln und sogar Hängematten verteilt. Hier lernt ein kleines Mädchen Bogenschießen, dort versuchen drei kleine Buben ihren Drachen in die Luft zu bekommen und weiter hinten wird Federball gespielt. Da wird gegessen, geredet und gelacht. Schön!

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das Naturschutzgebiet Roques hautes

Wir wollen mit der Drohne ein eindrucksvolles Luftbild vom Stausee machen, den der Barrage De Bimont bildet. Den Weg hätten wir uns sparen können, denn der Stausee ist schlichtweg nicht da. Der Staudamm wird renoviert. So ein Pech!

 

Nun haben wir aber wirklich schon ein Hüngerchen und tanken wär auch angebracht. Karsten leitet mich durch Aix de Provence, da am Sonntag die Supermärkte geschlossen haben. 

Bei einer Tankstelle können wir uns etwas zu essen kaufen, doch da ist kein schattiges Plätzchen, wo wir im Auto picknicken können. Also fahre ich gleich zu unserer Unterkunft. 

 

Wir übernachten heute in einem Zigeunerwagen. Der Bauernhof dazu ist etwas abgelegen, doch so eine schlimme Zufahrtsstraße hätte ich jetzt nicht erwartet. Zum Glück sitzt der SUV nicht bei den tiefen Furchen auf, da muss es einen besseren Weg geben! Nach ein paar schlimmen Metern stehen wir mitten im Wald und das das Navi sagt: „Sie haben ihren Zielort erreicht.“

 

Ich: „Na super, und jetzt?“ Karsten: „Mir ist ganz schlecht.“

Neben uns ist ein altes Haus, wir sehen nur die Rückansicht. Könnte bewohnt sein. Ich steige aus dem Auto, um mich umzuschauen. Da kommt ein großer Hund auf mich zu. Schaut aus wie ein Leonberger. Er schaut mich an und läuft ein Stück zurück. Ich folge ihm. Nach ein paar Metern fängt er an zu bellen und ich bin mir nicht mehr sicher, ob er mich wohin führen will oder sein Revier verteidigt. 

Doch da kommen schon vier Leute den Weg herunter. Ein Paar und zwei kleine Kinder. Es sind unsere Vermieter und das ist ihr Haus. Wir hätten einen einfacheren Weg nehmen können. Das sag mal unserem TomTom.  

 

Der Zigeunerwagen ist entzückend, sehr bunt mit viel Tand, Schleier und Pölster. So eine Unterkunft hat natürlich seine Nachteile. Wir füllen wieder einmal unsere Tasche mit allem Nötigen, denn Koffer bringen wir in dem Wagen nicht unter. 

Das Badezimmer ist im Haupthaus, ein Klo gibt es etwas näher, doch will ich in der Nacht nicht so gern durch die Natur laufen müssen

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unser Zigeuerwagen

Wir gehen zunächst duschen, dann esse ich meine mitgebrachten Sachen und Karsten schmeißt sich in den ziemlich kalten Pool. Ich schreibe meinen Reisebericht.

 

Es gibt außer dem großen Hund noch einen kleinen Cockerspaniel, der sehr süß ist und immer zum Kraulen kommt. Auf der Weide stehen drei Ponies, Hühner laufen herum und ich hab mindestens vier Katzen in allen Farben gesehen. 

 

Zum Essen fahren wir ins 16 km entfernte Lourmarin. Ein kurzer Schreckmoment, weil das Navi tot ist. Es ist aber zum Glück nur irrtümlich vom Strom getrennt worden. Dadurch können wir aber keine Markierung für die richtige Einfahrt zum Bauernhof setzen und hoffen, dass wir im Finsteren den richtigen Weg finden. 

 

Auf der Hauptstraße spielt eine Band, rundherum sitzen die Leute in Cafés. Sehr idyllisch! 

Wir finden ein nettes Lokal, wo Karsten sein Tartar bekommt.

 

In der Dunkelheit finden wir auch den Weg zurück zu unserem Zigeunerwagen. 

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Lourmarin

Tag 10

Karsten macht sich in der Nacht mit der Grubenlampe auf der Stirn auf zum Outdoor-WC. Er dürfte es unbeschadet überlebt haben, denn er liegt neben mir, als ich erwache. 

 

So schweigsam Corinne gestern war, so redselig ist sie heute. Da sie allerdings fast nicht englisch kann, läuft unsere Konversation über die diverse Übersetzungsprogramme.

Die Tochter ist heute krank, weshalb unsere Gastgeberin heute mehr Zeit für uns hat. Grad heute haben wir es aber besonders eilig, denn es stehen viele Punkte auf dem Programm.

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Aber wir sind ja schon gut eingespielt und ruck-zuck ist der Inhalt der Tasche wieder in unseren beiden Koffern verstaut und wir sind bereit zur Abfahrt. Damit wir nicht irgendwo etwas liegen lassen, achte ich darauf, dass alle Dinge nur auf bestimmte Plätze kommen. Also der Autoschlüssel und die Brille auf den Tisch, die Waschsachen zum Waschbecken, die Ladekabeln zum Bett. Und das jeden Tag gleich. Ich erinnere mich, dass wir in den USA einmal meine Jacke vergessen habe, weil ich dachte, es ist eine gute Idee, sie hinter die Tür zu hängen. 

 

Außerdem habe ich uns beiden ein Kleidertaschenset gekauft, das aus lauter verschieden großen Taschen und Beuteln besteht. Damit ist der Kofferinhalt perfekt organisiert und nichts liegt so herum. Und ich hab mit einem Griff, was ich brauche.

Den Vormittag verbringen wir im Hameau des Ocres und in Roussillon. Dieser Ort ist für seine ockerfarbige Erde, die zur Farbherstellung verwendet wird, berühmt. Wir gehen den 30minütigen Rundgang durch die bizarre orange Landschaft, wie der Bryce Canyon in klein. 

In einem Künstlerladen kaufe ich mir eine Halskette mit einer großen orangen Scheibe aus Emai.

organisiertes Packen

Roussillon

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 Hameau des Ocres (Ockersteinbruch)

Ebenso wie Roussillon gilt Les Baux-de-Provence als eines der schönsten Dörfer Frankreichs. Hier gibt es allerdings keinen Parkplatz, die Autos parken auf einer steilen Serpentinenstraße. Und beginnen damit schon mehrere hundert Meter vor der Stadt. Die erste Stunde parken ist gratis und es ist schnell klar, warum. Bis man die steile Straße bis zur Stadt erklommen hat, ist mitunter eine halbe Stunde um. 

Ich kann mir gut vorstellen, dass alle strafversetzten Polizisten Frankreichs nach Les Baux-de-Provence zur Parkplatzüberwachung geschickt werden. 

 

Es ist unerträglich heiß und ich schwitze mich in meiner Jeans und meinem atmungsaktiven schwarzen T-Shirt zu Tode. Gestern habe ich einen großen Riss in der Outdoorhose entdeckt, die kann ich so nicht anziehen. Entweder kann ich das nähen oder ich kaufe mir eine neue Hose. Solange muss ich halt in der schweren Jeans durchhalten. 

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Auch  Les Baux-de-Provence zählt zu einem der schönsten Dörfer Frankreichs.

In Arles entsteht gerade ein futuristisch anmutendes Gebäude, das LUMA Arles. Man sieht es schon von Weitem, es sticht aus der eher niedrigen Skyline von Arles gewaltig hervor. Noch wird daran gebaut und wir schießen ein paar Fotos.

 

Als wir die Camargue erreichen sehen ich als erstes weiße Pferde. Zwar in einer Koppel aber immerhin! 

Wir fahren 30 km zu den Salin de Giraud, weil das Wasser bei den Salinen knallrosa ist. Die Salinen sind da, allerdings sind sie nicht rosa. Eine Libelle sitzt mir Modell, ich kann ein paar Nahaufnahmen machen. Damit der Weg nicht umsonst war.

 

Außer unserem Wagen steht noch ein anders Auto auf dem Parkplatz. Beim Zurückkommen fällt mir auf, dass das junge Paar offensichtlich Probleme hat und da ich ein paar Fetzen Deutsch aufschnappe, frage ich, ob wir helfen können. 

 

Das Mädchen erzählt weinend, dass ihr Auto gerade aufgebrochen wurde. Die Seitenscheiben wurde eingeschlagen und eine Tasche mit dem Geld, den Pässen und einem Handy wurde gestohlen. Es ist ihr letzter Urlaubstag und sie waren grad einmal 5 Minuten weg. Sie ist ziemlich fertig mit den Nerven. 

Wir kennen dieses Gefühl nur zur Genüge, ist uns doch in Portugal dasselbe passiert. 

Gott sei Dank sind sie neben uns gestanden, sonst hätte es uns vielleicht auch erwischt!

Ich habe zwar immer meinen Pass, mein Geld und mein Handy mit, aber wenn das Navi weg wär, das wär auch nicht lustig. 

 

Ich will ihnen Geld leihen, damit sie über die Autobahn nach Hause fahren können, doch da kommt die erlösende Nachricht, dass der ADAC ihnen Geld geben wird. Wir machen uns auf den Weg zurück Richtung Remoulins zu unserer Unterkunft. 

Auf der Autobahn fallen mir die Abfahrten nach Nimes auf. Dort wollen wir morgen früh hin und da es noch relativ früh ist, entscheide ich spontan, dass wir den Besuch auf heute legen. 

Es geht nur um ein Motiv, der Torero vor dem Amphitheater in Nimes. Doch der Abendverkehr macht den Abstecher zu einer längeren Irrfahrt. Schließlich finden wir eine Parkgarage in der Nähe des Theaters und die Bilder sind im Kasten.

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das LUMA Arles

der Torero vor dem Amphitheater in Nimes

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Libelle

In Remoulins wohnen wir im Bize de la Tour. Um dorthin zu gelangen, schickt mich das Navi durch zwei so enge Gassen, dass ich in jeder Kurve reversieren muss. Es ist ein Wunder, dass ich noch keine Kratzer am Auto habe. 

Ein netter Herr stellt sich als Pierre vor, schnappt sich meinen Koffer und zeigt uns unser Zimmer. Ein Himmelbett und ein Badezimmer, in dem man tanzen kann! 

Wir stellen nur schnell die Koffer ab und Pierre geht mit uns zum nahegelegenen Parkplatz und erklärt uns die Modalitäten. 

 

Es ist kurz vor halb sieben und wir fahren Richtung Pont du Gard. Die markante zweistöckige Steinbrücke wollen wir heute in der Blauen Stunde fotografieren. Bis dahin haben wir noch eineinhalb Stunden Zeit, also suchen wir nach einem Restaurant. 

Die Beiden, die ich notiert habe, machen aber erst um 19 Uhr auf, da wird’s ein bissl knapp mit dem Sonnenuntergang. 

Sollen wir vielleicht doch erst nach dem Fotografieren essen gehen? Wir überlegen hin und her und drehen eine Runde auf dem Parkplatz. Der Eintritt bzw. das Parken kostet € 8,50, auch grad kein Schnäppchen. 20 Minuten sind gratis. Die Brücke ist von hier noch nicht zu sehen. 

 

Wir machen uns auf die Suche nach einem geöffneten Restaurant und landen gleich nebenan in einem schicken Hotel. Hier sperrt die Küche zwar auch erst in 15 Minuten auf, das ging sich aber aus. Nur sagt uns uns Angebot gar nicht zu und ich seh uns schon wieder vor dem vollen Teller verhungern. 

Es wird letztlich eines der Lokale, die ich im Vorfeld ausgesucht habe. Wir sind die ersten Gäste und bestellen nur Pizza, das geht recht flott. Nach einer Stunde sind wir wieder draußen. 

 

Nach 20 Uhr ist der Parkplatz offenbar gratis, die Schranken sind hochgestellt. Auch nicht schlecht! 

Auf dem riesigen Gelände fürchten sich vier Autos nebeneinander, es wird langsam dunkel. 

Wir schnappen uns unsere Fotoausrüstung und nach ein paar Minuten sehen wir zum ersten Mal die gewaltige Brücke. 

Millionen Insekten umschwirren uns, glücklicherweise habe ich in der Früh das Insektenspray zu den Stativen gepackt und wir bedienen uns reichlich. 

 

Jetzt bleibt uns nicht mehr viel Zeit, wir suchen uns einen Platz am Wasser, worin sich die Brücke spiegelt. Sobald es dunkel genug ist, gibt es eine Art Lightshow und die Bögen und Pfeiler werden  in verschiedenen Farben angeleuchtet. Ein beeindruckender Anblick!

 

Nach einer Stunde packen wir zusammen und fahren ins Hotel, wo wir uns endlich unter die Dusche stellen können. 

Ich schreibe noch bis halb zwölf am Reisebericht und werde doch nicht fertig. Egal, dann morgen in der Früh. Jetzt geh ich in mein Himmelbett. 

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Pont du Gard

Tag 11

Pierre tischt uns ein Frühstück auf, dass sich der Tisch biegt! Neben den üblichen Brot, Butter und x Marmeladen stehen Früchte, Apfel/Kiwi-Törtchen, Joghurt, Schinken und Käse am Tisch. 

Der Hausherr frühstückt mit uns, das hatten wir auch noch nie. Ich finde das sehr gemütlich und wir frühstücken quatschend fast eine Stunde lang. 

 

Anschließend steigen wir zur Terrasse und weiter bis zum Ende des Turms, der 30 Meter hoch ist. Das Haus stammt aus dem 11. Jahrhundert und war ein Teil der Stadtmauer. 

 

Ich flicke noch schnell meine rote Hose, doch ich fürchte, dass sie trotzdem nicht mehr lange durchhält. 

 

Zum Glück sind wir gestern schon in Nîmes gewesen und so werden wir so trotz unserer verspätet Abreise eine Stunde vor Plan in Aigues-Mortes eintreffen. 

Aber nur solange, bis ich auf die falsche Seite der Autobahn auffahre. 14 km bis zum Wenden und schon ist eine halbe Stunde beim Teufel. 

 

Karstens Mastercard wird bei der Mautstation verweigert. Während wir uns nach Aigues-Mortes stauen, ruft er bei seiner Bank an. Alles ok, sagen die. 

 

Drei Parkplätze sind voll, wir parken auf dem Vierten gleich vor den Mauern der mittelalterlichen Stadt. Beim Durchwandern können wir der Stadt aber wenig abgewinnen. Zum Bummeln ist sie sicher ganz nett, aber es gibt keine Fotomotive. So machen wir das Beste draus und kaufen uns ein Eis. Wir können aus 49 (!) Eissorten auswählen und bezahlen für je drei Kugeln 11,00 Euro. 

 

Wir fahren ein paar Kilometer außerhalb der Stadt zu einem Spot, den ich Salinen und Reiher genannt habe. Dort sind wir genau an der Grenze, wo wir mit der Drohne fliegen dürfen. Doch das Ding macht Macken, Karsten bekommt das Problem in den Griff und wir lassen die Drohne auf 100 m steigen. Von dort oben ist die Saline zuckerlrosa und wir machen ein paar Luftaufnahmen. 

frühstücken wir Gott in Frankreich

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die Salinen bei Aigues-Mortes

Bei der Weiterfahrt sehe ich am Wasser neben der Straße einen Flamingo. Also bleiben wir noch einmal stehen und können den Flamingo und ein paar Reiher fotografieren. Später sehen wir noch  jede Menge Flamingos im Vorbeifahren. 

 

Grand Motte ist ein Touristenort, der durch seine besondere Architektur auffällt. Wir fotografieren die „Große Pyramide“ und Karsten macht lustige Kugelfotos mit Eugen und Paul. 

Jetzt hat meine Hose noch einen Riss bekommen, ich schau voll schinant aus!

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Grand Motte

Den Abstecher nach Montpellier hätten wir uns schenken können. Die beiden besonderen Bauwerke wirken vor Ort gar nicht, außerdem ist es äußerst schwierig, einen Parkplatz in der Nähe zu erhaschen. 

 

In Béziers nehmen wir noch die Ansicht der Burg mit der der alten Brücke im Vordergrund mit, dann geht es schon Richtung Carcassonne, wo wir heute übernachten.

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Béziers

Da wir erst um 17:30 einchecken können, fahren wir vorher noch einkaufen. Ich brauche eine neue Outdoorhose und Karsten neue Socken. Er hat fast nur noch Golfsocken (die mit den 18 Löchern) und außerdem wären helle T-Shirts auch fein, denn in den schwarzen Leiberln schwitzen wir arg. 

 

Wir lassen uns zu einem C&A leiten, da gehen aber nur ein weißes T-Shirt und neue Socken mit. Daneben ist ein Intersport, da bekommen wir atmungsaktive T-Shirts in beige und moosgrün. Mit der Hose hab ich so meinen Quirx, ich finde nach langer Suche eine ziemlich häßliche Dunkelblaue, doch sie ist billig und passt halbwegs. 

 

In Carcassonne haben wir ein besonders hübsches Zimmer mit Blick auf die Stadtmauern. Wenn wir denn endlich bei unserem Hotel stehenbleiben könnten. Durch die Nähe zur Altstadt sind die Gassen dort auch schon sehr eng und Parkplätze Mangelware. Wir haben allerdings einen Parkplatz dabei, doch der einzige Platz vor dem Haus ist belegt, Eine weitere Runde dauert an die fünf Minuten und danach ist der Platz frei. Zum Einparken brauch ich wieder Karstens Hilfe, aber denn steht der Wagen perfekt. 

 

Das Einchecken ist etwas mühsam, hier treffen wir auf einen Herren, der nur französisch spricht, da muss der Translater her. Wir dürfen uns aussuchen, ob wir mit dem Wagen vor dem Haus oder...  „Ja ja, wir bleiben vor dem Haus stehen!“

Der Ausblick hat seinen Preis, zunächst einmal müssen wir unsere Koffer drei Stockwerke hoch schleppen. Aber es ist jede Mühe wert, denn das Zimmer ist hübsch und wir haben zwei Terrassen. Und freien Blick auf die Altstadt von Carcassonne!

 

Ich nutze die Terrasse gleich zum Waschen und Trocknen von Unterwäsche und einem T-Shirt. 

Es ist schon halb acht Uhr, als wir uns endlich auf den Weg in die Altstadt machen. Wir können zu Fuß hinauf, der Weg dauert nur fünf Minuten. Die imposante Befestigungsanlage, die in vielen Filmen als Kulisse dient, beherbergt viele Geschäfte und Lokale. 

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die beste Aussicht von unserer Terrasse in Carcassonne

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Carcassonne

Im Jardin du Carcasses wir ein dreigängiges Menü um 16,00 Euro angeboten. Ich wähle warmen Ziegenkäse auf Salat, hausgemachtes Cassoulet (ein landestypischer Eintopf mit weißen Bohnen, Speck und Würsten) mit einem Entenbein und Créme Brulée. 

 

Da wir nicht mehr wissen, in welchem Teil der Stadt wir uns befinden, lassen wir uns von Google Maps zum Les Florentines führen. 

So landen wir vor der Stadtmauer auf einem steilen Pfad, der aber letztlich zu den Häusern unter der Burg führt und uns zum Hotel. 

 

Wir nehmen aus dem Auto die Stative mit auf die Terrasse und machen Nachtaufnahmen. Weil mir aber so warm ist und ich nichts Besseres finde, ziehe ich meine Badesachen an. So haben wir auch noch nie fotografiert! 

Wir experimentieren noch ein bissl mit der Kugel und verschiedenen Lichtquellen. Interessante Bilder entstehen. 

 

Es soll in der Nacht zu regnen beginnen, deshalb holen wir alles rein, was nicht nass werden soll und machen die beiden Terrassentüre zu. 

Es ist 00:23 und ich schließe meinen heutigen Bericht. 

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Carcassonne

Tag 12

Frühstück um 8:30, wir sind die ersten Gäste. Es gibt zwei Weckerln und zwei Croissants und jeder hat am Platz eine Miniportion Butter liegen. So ein 10 g Packerl. Das reicht vielleicht für eine Weckerlseite. Ich fragen, ob ich mehr Butter haben kann und die Dame des Hauses bringt uns zwei weitere Portionen. Sie fragt, ob wir Käse wollen. Ja bitte, sag ich, und vielleicht Schinken (Karsten mag ja keinen Käse in Rohform). Sie bringt mir ein Tellerchen mit einem kleinen Eck Käse und zwei Salamischeiben.  Na dann kann ich ja mal aus den Vollen schöpfen!

 

Wir müssen das Hotel in bar bezahlen. Deswegen habe ich gestern noch etwas Geld vom Bankomat geholt. Jetzt hab ich aber mein Geldbörserl oben im Zimmer und Karsten wird vorerst bezahlen. Der Herr des Hauses bringt mir die Rechnung und ich wachle ab in Richtung Karsten. Da lacht er laut, das gefällt dem alten Chauvinisten!

 

Heute machen wir viele Kilometer auf der Autobahn und endlich kapier ich die Bedienung des Tempomats. Ein richtiger Tempomat ist es natürlich nicht, der Opel hat ja Handschaltung, aber man kann die Maximalgeschwindigkeit einstellen. Jetzt muss ich nicht mehr ständig auf die Geschwindigkeit achten, das ist sehr entspannend!

Und man merkt das gleichmäßige Fahren auch gleich am Benzinverbrauch. Ich habe nach 100  Kilometern mehr Reichweite als beim Wegfahren in der Früh.

 

Belcastel ist wieder so ein hübsches Dorf, wo jeden Moment Belle singend um die Ecke biegen könnte (danke Irene für diese anschauliche Beschreibung). Hoch über dem Dorf thront das Château de Belcastel. 

Um auf die andere Seite des Baches zu kommen, muss ich über die alte Steinbrücke fahren. Die ist so eng, dass sich die Touristen rechts und links an die Steinmauer drücken müssen. Karsten bezweifelt, dass ich da drüber fahren darf, aber ich sehe keine andere Möglichkeit und das Navi schickt mich auch so. 

 

Wir schauen uns die Burg an, die Kassierin drückt uns eine dicke Beschreibung auf deutsch in die Hand und sagt, es ist wichtig, dass wir die Punkte genau in der Reihenfolge abgehen. 

Das erschließt sich uns nicht und vielleicht deswegen gefällt sie uns nicht besonders.

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Belcastel

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Von der Burg gesehen, schaut das Dorf wie ein Modell aus.

Eine Stunde Fahrzeit später sind wir in Saint-Cirq-Lapopie. Die Parkplätze sind relativ weit vom Dorfkern entfernt und liegen hoch über dem Dorf. Wie in fast allen alten Dörfern dürfen nur die Bewohner mit ihren Autos hinein. 

Dieses pittoreske Dorf hat extrem steile Gassen und hübsche Läden. In einem Souvenirgeschäft kauft Karsten einen Anhänger mit kleinen Templerkreuzen. Da mache ich später kleine Orden für die tapferen Kumpels daraus.

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Saint-Cirq-Lapopie

Wir folgen dem Fluss Lot bis nach Cahors, wo sich die Pont Valentré malerisch im Fluss spiegelt. Auf einem Bootsanleger finden wir die perfekte Position.

In einem Restaurant am Ufer sitzen ein paar Frauen mit Flamingo-Schwimmreifen. Strange!

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Pont Valentré, Cahors

Am Lot liegt auch Puy L‘Eveque, wo wir heute übernachten. Eigentlich hätten wir auch das Abendessen hier mit der Familie gehabt, aber das wurde kurzfristig abgesagt, weil die Tochter des Hauses heute Geburtstag feiert. 

Die Domaine de l’ameillée ist ein Herrenhaus am Ende einer Straße etwas außerhalb des Ortes. Wir bekommen ein sehr großes Zimmer im Erdgeschoss. Eigentlich hätte ich das Zimmer am Dachboden gebucht, aber das schaut uns zu nostalgisch aus, da fällt alles schon ein bissl auseinander.  Also bleiben wir im Erdgeschoss. 

 

Wir halten uns nicht lange auf und fahren gleich in den Supermarkt weil wir ein paar Sachen wie Zahnpasta und Waschgel brauchen. Und natürlich ein paar Fressalien für unterwegs. 

 

Für‘s Nachtmahl finden wir einen besonders netten Spot, eine Creperie mit Blick auf die Altstadt, die sich im Fluss spiegelt. 

 

Zurück in der Unterkunft kann sich Karsten dann ganz der heutigen Apple Keynote hingeben, wo die neuesten Apple Produkte vorgestellt werden. 

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Die Altstadt von  Puy L‘Eveque spiegelt sich perfekt im Lot.

Tag 13

So stell ich mir das Frühstück in einem Sanatorium vor: ein großer Raum, wir Zwei allein am Tisch, die Hausfrau huscht leise hin und her und bringt heißes Wasser, Kaffee und Kuchen. 

Der Hund sitzt neben mir und schaut mich mit feuchtem Augenaufschlag bittend an. 

Alles ist still, nur der einjährige Riesenhund, der mich gestern zur Begrüßung fast umgeschmissen hätte, wirft sich mit regelmäßiger Brachialgewalt gegen die Tür, dass wir befürchten müssen, dass das Haus Schaden nimmt. 

 

Wir müssen wieder bar bezahlen, jetzt bin ich blank und brauche wieder einen Bankomat. 

Im Auto sitzend singe ich „On the road again“, Paul singt „ohne Fleisch again“. 

 

Zum Bonaguil Castle ist es nicht weit, wir fahren enge Straßen, wo man hofft, dass am Donnerstag hier niemand entgegenkommt. 

Kurz vor der Burg biegen wir auf einen Feldweg ein und parken auf einer Wiese. Die Drohne wird ausgepackt und Karsten macht ein paar Luftaufnahmen. Das geht nun schon recht routiniert von Statten, hier dürfen wir maximal 50 m hoch fliegen. 

 

Die Burg - obwohl kaum mehr Räume vorhanden sind - gefällt uns sehr gut. Sie ist ziemlich verwinkelt, in einem Durchgang fliegen sogar ein paar Fledermäuse. Cool! 

Eineinhalb Stunden verbringen wir hier, zum Schluss steigen wir noch 60 Stufen auf den höchsten Turm und genießen die Ausblick und die kühle Brise. 

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Bonaguil Castle

Heute ist es Gottseidank nicht so heiß, die Sonne versteckt sich hinter einer dicken Wolkendecke. Da kann ich die Jeans tragen, die rote Hose ist nicht mehr zu reparieren, da kann ich höchstens zwei große Flicken reinbügeln. Die neue Hose leg ich auf den Rücksitz, sollte es sehr heiß werden. 

 

In La Roque-Gageac wurden die Häuser teilweise in den Felsen gebaut. Das schaut interessant aus und wir gehen ein bisschen spazieren. Ich kaufe mir eine neue Sonnenbrille und schmeiße die alte gleich weg, weil der Rand schon zu oxidieren beginnt. Das schaut irgendwann so aus, als hätte ich ein blaues Auge. 

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La Roque-Gageac

Das Château de Montfort wollen wir mit der Drohne fotografieren. Dazu parken wir ein paar hundert Meter vom Schloss entfernt neben der Straße. Karsten spielt sich eine Viertelstunde mit der Übersichtskarte der Flugverbotszonen, bis er endlich unseren genauen Standort findet. 

Zum Starten gehen wir auf eine Wiese auf der gegenüberliegenden Straßenseite. 

Die Aufnahmen sind relativ rasch im Kasten und kurz nach der Landung kommt eine junge Frau  auf uns zu und weist uns höflich darauf hin, dass wir uns auf Privatgrund befinden und fragen hätten sollen. Wir entschuldigen uns und ziehen von dannen.
Auf den Filmaufnahmen sehen wir später, dass zuerst der Herr des Hauses in unsere Richtung geht, dann aber doch lieber seine Frau zu uns schickt. 

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Château de Montfort

Zum Château de Puymartin ist es nicht weit. Mit seinen zwei runden Türmen ist es sehr hübsch. Wir machen einen Rundgang, der ziemlich unspektakulär ist.

Es ist schon etwas später als geplant, deshalb lassen wir den Besuch von Sarlat-la-Canéda aus und fahren gleich durch bis Rocamadour.

Bevor wir bei unserer Unterkunft einchecken, besuchen wir das Château de Rocamadour. Von den Festungsmauern haben wir einen tollen Blick in das sehr tief darunter liegende Dorf. Von hier aus sehen wir auch unser Hotel, für die 160 m Luftlinie müssen wir 4,8 km fahren und benötigen dazu eine Viertelstunde. 

Die Durchfahrt ins Stadttor schaffen wir nur mit eingeklappten Seitenspiegeln und Luft anhalten. 

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Rocamadour

Ich stelle mich auf einen freien Parkplatz und wir gehen einmal das Hotel suchen. Das Les Pirondeaux ist verschlossen, an der Tür hängt ein eiserner Klopfer, den ich mehrfach bedienen muss, ehe sich endlich die Tür öffnet. Eine Frau schaut heraus, sagt wir sollen ins Restaurant gegenüber gehen und macht die Tür wieder zu. Blöd, dass das Restaurant auch geschlossen hat.

Ich klopfe etwas energischer, falls das mit so einem Teil überhaupt möglich ist. 

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Die Frau - offensichtlich die Putzfrau - öffnet wieder und jetzt ruft sie die Vermieter an, die auch sofort auf der Bildfläche erscheint und uns bestens eincheckt. 

 

Das ist ein modernes Zimmer, heute keine Spinnen und anderes Ungeziefer. 

Wir duschen, hängen alle möglichen Akkus zum Laden an den Strom und loggen uns ins WLAN ein. Karsten operiert mir noch einen Schiefer aus dem großen Zeh, dann sind wir bereit, den Ort zu erkunden. 

 

Gleich neben unserem Hotel ist die Basilika Notre Dame mit der Schwarzen Madonna. Weiter hinten entdecke ich einen Fahrstuhl in den unteren Teil, wo sich die Restaurants befinden. 2,30 Euro kostet eine einfache Fahrt, das wollen wir uns für den Rückweg gönnen. Hinunter können wir noch zu Fuß gehen. 

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Durch diese hohle Gasse...das Einfahrtstor nach Rocamadour

Manche Restaurants haben Terrassen mit einem schönen Weitblick, was sich allerdings auf den  Preis auswirkt. Wir entscheiden uns für ein günstigeres Lokal ohne Blick ins Tal. 

Unser Plan mit dem Fahrstuhl geht nicht auf, denn der hat schon seit 18 Uhr geschlossen. 

Also müssen wir die 145 Stufen bis zu unserem Hotel erklimmen. 

Das macht dann für heute 13.334 Schritte, 10,22 km und 35 Stockwerke in Summe. 

 

Unser Zimmer liegt im Erdgeschoss, die Fenster haben nur dünne Vorhänge direkt am Fenster angebracht. Da schaut uns doch jeder rein, oder? Karsten macht die Probe aufs Exempel und geht auf die Straße. Er sagt, man sieht nur schemenhaft, dass jemand im Zimmer ist, doch müsste man das Gesicht gegen das Fenster drücken, um etwas zu erkennen. Na danke, das bräuchert ich!

 

Wir schlafen gern bei offenem Fenster, das ist hier auch ein ungutes Gefühl, da könnt uns ja jemand ins Zimmer steigen. Kurz vor dem Einschlafen fällt mir ein, dass es vielleicht so hölzerne Fensterläden gibt, Karsten soll einmal nachschauen.

Als nach einer Minute keine Regung kommt, frag ich noch einmal nach. „Ich schau ja schon die Bilder im Roadbook an“ sagt Karsten.

Und so lehnt er sich Nachts um halb zwei weit aus dem Fenster und schließt die Läden. 

Tag 14

Frühstück im Restaurant vis a vis. Es sind zwei Tische gedeckt. Nach uns kommt ein Paar herein, das ich nur schwer zuordnen kann. Sie der Typ Mittelschullehrerin kurz vor der Pension mit Pilgerstab im Arsch und Trolley und er ist ein volltätowierter Mittdreißiger mit Flinserl in der Nase und Wanderrucksack. 

 

Sie grüßen nicht beim Reinkommen, obwohl wir die einzigen Gäste im Raum sind. Dann stehen sie in stummer Bewunderung angesichts der künstlerischen Portraits an der Wand, die ausschauen, als hätte sie ein Kind gemalt. 

Als die Vermieterin mit unseren Getränken aus der Küche kommt, fragen sie, ob das ihr Platz ist. No na, den werden sie für den heiligen Antonius gedeckt haben!

 

Bei der Verabschiedung schenkt die Vermieterin jedem Paar einen Talisman mit der Schwarzen Madonna (Rocamadour ist ein Wallfahrtsort). Die Lehrerin nimmt den Blechanhänger mit gefalteten Händen demutsvoll in Empfang. 

Ich finde es nett und stecke den Talisman ins Geldbörserl. 

 

Es herbstelt schon richtig bei der Abfahrt aus Rocamadour, Nebelschwaden liegen auf den Wiesen rechts und links der Straße. Doch die Sonne bahnt sich ihren Weg durch die Wolkendecke und als wir das Chateau de Turenne erreichen, ist es schon wieder gut warm. 

 

Den Wagen müssen wir im Dorf stehenlassen und zu Fuß durch den netten Ort zur Burg hochsteigen. Und damit wir unser heutiges Trainingsziel erreichen, sind noch 166 Stufen bis zur Aussichtsplattform des Turmes zu bewältigen. Der Blick über den Garten zur Burg ist traumhaft!

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Chateau de Turenne

Natürlich habe ich heute die neue Hose nicht aus dem Koffer genommen, es ist ja kühler angesagt. Ich bleibe auf einem Parkplatz stehen, hole die Hose aus dem Koffer und ziehe mich zwischen den beiden geöffneten Türen schnell um. 

 

Die Gemeinde Collonges-la-Rouge zählt zu den schönsten Dörfern Frankreichs. Die Häuser sind aus rotem Sandstein erbaut, dem das Dorf seinen Namen verdankt. 

Karsten gefällt es hier nicht, er läuft lustlos durch die Gassen und macht fast keine Fotos.

Da kommt ein Wasserfall schon besser an. Die Cascades de Murel fallen recht idyllisch im Wald und sind über einen kurzen Fußweg zu erreichen. Besser wäre es allerdings, wenn wir die Fälle aus dem Wasser fotografieren würden.

Also gehen wir zurück zum Auto und ziehen die Gummistiefeln an. Wieder zurück tasten wir uns mit den Stativen als Stützen über die bemoosten Steine in den fließenden Bach. 

Nachdem alle Bilder im Kasten sind, hanteln wir uns durch den Bach auf die andere Seite, weil da der Weg zurück etwas einfacher ist.   

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Cascades de Murel

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Collonges-la-Rouge

Bei einem Super-U Markt gehen wir einkaufen. Der hat sogar ein Gewebeklebeband, mit dem ich mir meine rote Hose behelfsmäßig reparieren kann. 

 

An der Kassa möchte mich eine Frau, die ein sehr volles Einkaufswagerl hat, vorlassen. Ich winke ab, ich kann warten (außerdem geht Karsten noch zurück, um Wasser zu holen). Sie deutet wieder, ich winke ab. Das Ganze nimmt Louis de Funès‘sche Ausmaße an - verständigen können wir uns ja nicht wirklich, weil sie französisch spricht.

Ich geh dann sowieso zur nächsten Kassa, weil es da schneller geht. 

 

Außerdem kaufe ich einen Schwamm, damit wir unsere Frontscheibe reinigen können. Bei den meisten Tankstellen gibt es keine Wasserkübeln und ich hab schon jede Menge Roadkill am Fenster picken. 

Die Innenscheibe ist auch ziemlich verschmiert. Ich hab sie schon so bei der Übernahme verdreckt bekommen, aber am helllichten Tag sieht man das ja nicht. Damals beim Buffalo Grill habe ich mit eine Serviette voll mit dem Zeug, mit dem sie die Tische abwischen drübergewischt, das hat aber nicht wirklich viel geholfen.

Jetzt versuche ich es mit klarem Wasser, aber das Zeug ist wohl immer noch drauf und der Schwamm schäumt auf. Mit Taschentüchern wische ich die Scheibe innen trocken. Das Ergebnis ist noch viel schlimmer als vorher, jetzt sehe ich bei tief stehender Sonne oder in der Nacht ganz schlecht und werde geblendet. 

 

So erreichen wir am späten Nachmittag das Le Château de Val. Diese hübsche Burg liegt am Ufer eines Stausees, der allerdings extremen Tiefstand hat. Wir treffen eine halbe Stunde vor Schließung ein, ein Besuch lohnt sich nicht mehr, der dauert mindestens 45 Minuten. 

 

Ich frage, ob die Burg heute Abend beleuchtet wird. Der freundliche Kartenverkäufer sagt ja, von 21 bis 23 Uhr. Wir schauen uns noch ein bissl um, auch vorausschauend, wo wir später die beste Position zum Fotografieren finden. 

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Le Château de Val

Jetzt wird es aber Zeit für unsere Unterkunft. Das Navi fährt uns brav bis zum Zielpunkt, doch das Haus laut dem Bild der Webseite finden wir nicht. Hausnummern kennt man hier wohl auch nicht. Wir fahren die Straße auf und ab, alle Häuser schauen anders aus, aber es gibt einen Hinweis auf Chambre d'hôtes, wo ich ja gebucht habe. Wir fragen ein älteres Paar, das gerade ins Auto steigt und siehe da, wir stehen genau vor dem gesuchten Haus! 

 

Da kommt auch schon ein Mann die Straße entlang gelaufen. Er ist der Vermieter und fragt, ob ich reserviert habe. Natürlich habe ich, wir zeigen ihm sogar den Mailverkehr der Agentur Gites de France, doch bis zu ihm ist diese Reservierung nicht gelangt. 

Aber alles kein Problem, er hat noch ein Zimmer frei. Ich bin mir nicht sicher, ob es genau das Zimmer ist, das ich gebucht habe, aber es schaut auf jeden Fall sehr nett aus.

Wir bringen also unsere Sachen rauf, duschen schnell und machen uns auf den Weg zurück zum Château und dem Restaurant, das gleich daneben ist.

 

Wir sind die einzigen Gäste, bei großartiger Aussicht auf die Burg essen wir jeder einen sehr guten  Rindfleischspieß mit Pommes Frites und danach ein Eis. 

Wir bleiben noch länger sitzen, weil ich meinen Reisebericht schreibe und wir auf die Illumation der Burg warten. 

 

Kurz vor 9 Uhr zahlen wir und gehen mit den Stativen näher zur Burg, die noch in völliger Finsternis vor uns aufragt, fast ein bisschen unheimlich. Links davon ist eine schmale Mondsichel, deren Schein sich im Wasser spiegelt. Das gäbe ein nettes Bild, wenn die Belichtungszeiten gleich wären. 

 

Kurz darauf gehen dann die Lichter an, zum Glück hab ich gefragt, denn sonst hätten wir vielleicht schon aufgegeben. Wir positionieren uns am Strand und machen unseren Job. 

Nach einer Dreiviertelstunde packen wir zusammen und fahren zurück. 

 

Im Artense klebe ich vier Streifen des silberfarbenen Klebebandes in meine Hose, das schaut ziemlich abgefuckt aus, hoffentlich muss ich nie öffentlich die Hosen runterlassen...

 

Ich schau noch einmal in den Mailverkehr mit der Agentur und siehe da, ich hab das Zimmer ja schon voll bezahlt. Ich mache von meinen Kontoauszügen Bildschirmfotos, damit ich ihm das beweisen kann.

Das wird ein Spaß morgen, der Typ kann fast gar nicht Englisch.

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Le Château de Val

Tag 15 - Samstag, 15.9.18 - Puy de Dôme - Guédelon - Sully-sur-Loire

Tag 15

Frisch ist es geworden, doch es verspricht ein tolles Wetter zu werden! 

 

Sehr nettes Frühstück heute! Unser Vermieter tischt uns regionalen Schinken und Käse auf, eine große Platte Apfeltarte und Weintrauben stehen auch auf dem Tisch. 

Ich spreche die Bezahlung an - kein Problem, er übernimmt sogar die Ortstaxe. Na dann!

 

Pünktlich um 9 Uhr fahren wir los und erreichen die Zahnradbahn auf den Puy de Dôme um 10:20.  Die fahren nämlich nur alle 40 Minuten. Wir haben Glück, heute kostet die Fahrt nur 5,00 Euro pro Person statt 14,30 Euro.

15 Minuten dauert die Fahrt bis zur Spitze des markanten Vulkans. Oben bläst eine steife Brise, die sich hervorragend zum Paragleiten nutzen lässt. Es herrscht Kaiserwetter und machen einen Spaziergang um die Bergkuppe. 

Auf einer Seite befindet sich der Creux de la Berté, ein erloschener Vulkan und auf der gegenüberliegenden Seite kann ich mich fotografisch an den Paragleitern austoben.  

 

Wir haben zwar die Drohne mitgenommen, aber der Wind und die Aussicht, die sowieso einem Luftbild gleicht, machen einen Flug nicht notwendig. Mit vom Wind zerzausten Haaren sind wir um 12 Uhr wieder beim Auto. 

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Puy de Dôme

Eine Erinnerung an Eugène Renaux, der am 7. März 1911 innerhalb von

6 Stunden von Paris auf den Gipfel des Puy de Dôme geflogen ist.

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Paragleiter wohin man schaut - Puy de Dôme

Auch heute werden Kilometer gemacht, über fünf Stunden reine Fahrzeit. Das ist aber die Ausnahme, ich achte bei der Planung, dass wir vier Stunden nicht überschreiten. 

Nach 50 Kilometern ändert sich die Landschaft. Statt der grünen Hügeln, breiten sich jetzt weite Weizenfelder aus, statt auf engen Straßen rauschen wir jetzt auf der Autobahn durch das Land.

Ein kurzer Stopp beim Château d’Avrilly unterbricht die Eintönigkeit des Fahrens. Dieses Schloss fotografieren wir nur schnell von außen, denn wir haben kurz vor Abreise noch einen Point of Interest hinzugefügt: Guédelon. 

Doch jetzt geht zum ersten Mal die Tankanzeige an. Die Abfahrt zur letzten Tankstelle auf der Schnellstraße hab ich verpasst, unser Navi zeigt aber noch eine Tankmöglichkeit kurz vor dem Ziel an. Ein bissl ungutes Gefühl ist immer dabei, wenn man auf Reserve in der Walachei unterwegs ist. Was ist, wenn die letzte Tankstelle zu hat oder unsere Karten nicht nimmt?

Es ist zwar eine servicelose Tankstelle, aber Karstens Bankomatkarte wird akzeptiert.

Wir kaufen im Supermarkt daneben Fensterputztücher, damit wir wieder durch unsere Windschutzscheibe sehen können. 

Guédelon ist ein Burgbauprojekt, Nach den Prinzipien der Experimentellen Archäologie werden bei diesem Rekonstruktionsprojekt nur Techniken aus dem 13. Jahrhundert angewandt, der Baubeginn war 1997. Die Fertigstellung der Burg ist für das Jahr 2023 geplant.

 

Es ist faszinierend, wenn man vor einer halbfertigen Burg steht und es wird noch dran gebaut. Normalerweise kennt man das nur umgekehrt. Neben der enormen Burg sind noch viele  Wirtschaftsgebäude auf dem Gelände, eine richtige kleine Siedlung ist hier entstanden, wo alles für den Burgbau hergestellt wird. 

 

Leider haben wir für dieses großartige Objekt wenig Zeit, interessant wäre natürlich eine Führung mit Erklärungen, doch hier wird nur französisch gesprochen. Das ist bedauerlich, bei der Korbflechterin zB erzählt ein Besucher möglicherweise, wie bei ihnen früher gearbeitet wurde. Ich versteh halt nichts.

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Guédelon

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Kurz nach fünf müssen wir aber los, die Rezeption des Hotels in Sully-sur-Loire ist nur bis 19 Uhr besetzt. 

Am Weg dorthin passieren wir ein Atomkraftwerk, wir fahren direkt neben den vier gigantischen Kühltürmen vorbei. Das schaut so bedrohlich aus! Die Bewohner der winzig wirkenden Häuser daneben haben sich sicherlich über den Bau gefreut. 

 

Zeitgerecht treffen wir in Sully-sur-Loire ein und beziehen unser Zimmer mit Himmelbett. Durch das offene Fenster dringt Blasmusik. „Da wird man ja depressiv“, sagt Nikki „und niemand mag depressive Elche“.

 

Wir schnappen unsere Kameras und gehen zum nahen Château de Sully-sur-Loire. Die Sonne setzt gerade zum Untergang an und taucht das Schloss in ein warmes Licht. 

 

Zum Essen gehen wir gegenüber in die Castle Tavern zu Fish & Chips mit Aussicht. 

Das Schloss wird erst ab 22 Uhr beleuchtet, da liegen wir schon im Bett um unsere malträtierten Körper zu regenerieren.

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Château de Sully-sur-Loire

Tag 16

Nach dem Aufstehen möchte ich mir aus meinem Necessaire die Haarbürste nehmen und stoße dabei an die Duschkabine. Die Duschwand fällt um und stößt dabei an den Einhandmischer der Brausegarnitur. Ehe ich‘s mir versehe, schießt das Wasser aus der Handdusche, die in Richtung Waschbecken gerichtet ist. Es dauert ein, zwei Sekunden bis ich realisiere, dass gerade das Badezimmer geflutet wird. Geistesgegenwärtig drehe ich die Handdusche gegen die Wand, doch der Boden und mein Necessaire sind schon Land unter. 

Mit dem Badeteppich und dem Fön wird getrocknet, die Duschwand wieder eingehängt, nichts ist passiert. 

 

Das Frühstück ist heute besonders romantisch. Im schmalen Eingangsbereich des kleinen Hotels sind rechts und links kleine Tische an die Wand geklatscht. Ich liebe es, wenn mein Platz zum Essen und Schreiben grad mal 60 x 60 cm misst. 

Zwei Körbe mit Brot und ein Teller mit Marmelade sowie die beiden Häferln und zwei Gläser stehen schon am Tisch. Dann kommen die beiden Kannen mit Kaffee und Tee, die Milchkanne, eine Glaskaraffe mit Orangensaft und zwei Joghurtbecher - zum Glück haben wir keine Teller, denn die hätten wirklich keinen Platz mehr!

 

Sully-sur-Loire ist für Autofahrer ein sympathischer Ort. Gestern haben wir direkt vor dem Hotel einen Platz gefunden, als wir vom Essen zurückgekommen sind, war unser Auto fast allein in der Gasse. Nach dem Auschecken bleiben wir beim Château stehen, einfach so, alles frei. 

 

Jetzt sind wir auf der richtigen Seite und die Sonne steht genau richtig. Das Schloss und die halbrunden Brückenpfeiler spiegeln sich perfekt im Wassergraben. Wir sind ganz allein, keiner steht uns im Weg. Herrlich!

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Château de Sully-sur-Loire

Mehr als die Hälfte des Urlaubes ist nun vorbei und wir beginnen mit dem etwas gemütlicherem Teil, den Schlössern der Loire. Gemütlich wohl nur im Sinne der Fahrerei, denn drei bis vier Schlösser pro Tag, das geht auf die Füße!

 

Wir entscheiden uns für die Strecke ohne Autobahn und zuckeln durch unzählige Dörfer. Manche sind mit „Village fleuri" gekennzeichnet, dann haben sie besonders hübschen Blumenschmuck. Ich fahre in so ein Dorf ein, zusätzlich hat es eine 30er Beschränkung. „Wahrscheinlich, damit man mehr auf den Blumenschmuck achtet“ sag ich. Paul antwortet: „Früher durfte man hier schneller fahren, aber da haben die Bewohner immer so mitgenommen ausgeschaut...“

 

Das erste Loire Schloss, das wir auch von innen besichtigen, ist das Schloss Fougères-sur-Bièvre, das von außen mehr wie eine Burg ausschaut. Die halben Stadt ist auf den Beinen, weil auf dem Platz vor dem Schloss ein Markt abgehalten wird. Die Autos stehen rechts und links der Straße mit den Reifen auf dem Randstein und ich mache es ihnen gleich. 

Ein Glücksfall, wo sonst jeder Parkplatz mitten im Wald mindestens drei Euro kostet. 

Und es geht gleich so weiter, denn heute ist der Eintritt frei. 

 

Im Schloss gibt es kaum Möbel, hier geht es hauptsächlich um die Renovierung und wir früher gebaut wurde. Nach einer Runde im Garten fahren wir weiter. 

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im Schloss Fougères-sur-Bièvre werden Arbeitstechniken von einst gezeigt

Schloss Cheverny wird heute noch von seinen Besitzern bewohnt. Die Parkplätze sind alle voll, ich achte auf Besucher, die zu ihren Auto gehen. Da deutet uns ein Mann, dass ein Platz frei wird und der gehört uns. 

In einem kleinen Souvenir- und Künstler-Shop finde ich eine hübsche Halskette aus verschiednen Knöpfen in allen Farben. 

 

Vor den beiden Kassen bilden sich lange Schlangen, weil man sich unter mehreren Kombinationen entscheiden muss. Nach zehn Minuten sind wir an der Reihe.

Wir bekommen eine gute Broschüre, nach der wir das Schloss innen besichtigen. Hier sind schon wesentlich mehr Besucher und wir haben ständig eine deutsche Familie mit der kleinen Aurelia an der Backe. 

Die sind mir schon beim Reingehen ungut aufgefallen, weil sie ihre 1jährige „Kommst du?“ gefragt hat. Es wird der Pfludern gar nicht bewusst sein, dass sie hier ein Kleinkind vor die Wahl stellt, ob es nun herkommt oder nicht. Das geht auf die Dauer nicht gut aus und bereits nach einer  halben Stunde ist das Kind nur mehr am Plärren. 

 

Im Schloss gibt es eine Sonderausstellung und in jedem Zimmer sind Requisiten zu Filmen aus Lego nachgebaut. Sehr gut gemacht, aber ich mag keine Bilder machen, weil mir das nicht mit dem antiken Mobiliar zusammenpasst. In meinem Film sieht man ein Beispiel.

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Schloss Cheverny

Nach der Schlossbesichtigung wären wir einem kleinen Snack nicht abgeneigt. Die Preise in der Orangerie überzeugen uns aber, dass wir mit einem Eis auch zufrieden sind. 

Wir schauen uns noch den Hundezwinger an, in dem 80 Jagdhunde untergebracht sind. 

 

Das Schloss diente dem Comiczeichner Hergé als Vorbild für Schloss Mühlenhof, den späteren Wohnsitz von Kapitän Haddock in den Geschichten von Tim und Struppi.

Wir besuchen die dazugehörige Ausstellung, danach sind wir fertig.

Jetzt sind die beiden Schlangen an den Kassen dreimal so lange.

Cheverny ist auch eine Hochburg der Hetzjagd mit einer

Hundemeute von über einhundert, dreifarbigen Jagdhunden.

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Schloss Chambord ist das größte Schloss des Loiretales und gilt als das prächtigste aller Loireschlösser. 

Wir finden einen Parkplatz gleich nach den Behindertenplätzen, was ein gutes Zeichen ist. Dann haben wir es nicht weit bis zum Eingang. 

Hier sind die Massen am Weg zum Schloss, doch bei den Kassen herrscht gähnende Leere. 

 

Es ist noch ein ganz schönes Stück bis zum Eingang des Schlosses, zuvor machen wir noch ein paar Bilder von außen, es ist schon sehr gewaltig!

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Schloss Chambord, das größte und prächtigste Schloss des Loiretales

Hier könnten wir mit einem Histo Pad die Räume abgehen, doch ich will die Hände zum Fotografieren frei haben und wir nehmen nur die Broschüre. 

Das Schloss ist auch innen riesig, es gibt keinen Weg, dem man folgen könnte. Immer wieder geht es nach rechts und links weiter, ich bin schon total verwirrt. 

 

Gleich beim Eingang fällt eine riesige bis zum Dach durchlaufende doppelläufige Treppe ins Auge. Sie ist so konzipiert, dass zwei Personen, die gleichzeitig die beiden Treppen hinaufsteigen, sich zwar durch Fenster immer wieder sehen können, sich aber nie begegnen. 

Man muss sich das wie einen Zylinder vorstellen, auf dem gegenseitig zwei Treppen weggehen. 

Ich probier das mit Karsten natürlich sofort aus und wir sehen einander durch die kleinen Fenster in der Mitte. 

Im ersten Stock steige ich aus, doch Karsten geht wohl weiter, weil ich ihn nicht mehr sehe. Also ruf ich ihn an. Er ist schon fast ganz oben. Ok, ich komm rauf. 

Oben angekommen sehe ich keinen Karsten. Ich ruf noch einmal an. Er ist jetzt im ersten Stock.

So kommt man auch am Abend auf seine 30 Stockwerke!

  

Gemeinsam besichtigen wir Stockwerk für Stockwerk, Massen an Besuchern, Massen an Zimmern, jedes schaut gleich aus, ich brauch einen Kompass!

 

Endlich sind wir durch, in einer Viertelstunde wird geschlossen. Karsten kauft noch ein Buch und ich frage, ob das Schloss am Abend beleuchtet wird. Wird es nicht, sagt man mir. 

Der Sonnenuntergang wird auch nicht spektakulär, die Sonne versteckt sich hinter diesigen Wolken. Also brauchen wir auf keine Abendaufnahmen warten und können irgendwohin essen fahren. 

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Möglicherweise ist die doppelläufige Treppe eine Idee Leonardo da Vincis.

426 Zimmer, 83 Treppen, 282 Kamine

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Der Schlosspark von Chambord ist so groß wie Paris.

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An den Parkautomaten sind Menschenschlangen, wir warten zehn Minuten, bis wir dran sind. Dann merken wir auch, warum so viele Leute anstehen, weil nach jeder Aktion (Ticket rein, Kreditkarte rein, Ticket raus) eine halbe Minute gar nichts passiert. Das ist ja vertrottelt!

Das könnte man generell besser manchen, weil sowieso jeder 6 Euro bezahlt. 

 

Am Sonntag haben viele Restaurants geschlossen, ich suche uns ein all you can eat Restaurant in Blois. Es ist in einem Einkaufszentrum und ich kann behaupten, dass ich selten so schlecht gegessen habe. Karsten legt schon mal die Kohletabletten im Badezimmer raus. 

Tag 17

Wir hatten eine ruhige Nacht, die Kohletabletten blieben unberührt. 

Gefrühstückt wird heute erst um halb neun im Restaurant mit Rundblick in den hübschen Garten. Unermüdlich bringt die Vermieterin zu essen an, Karsten meint, jetzt kommt gleich das Steak. 

 

Nach dem Frühstück fahren wir zum Ort des Grauens von gestern Abend, diesmal gehen wir aber in den Supermarkt. Bei meiner neuen Sonnenbrille ist schon so ein Plastikteil beim Nasenbügel abhanden gekommen und der Optiker hat zwar Ersatz, kann es aber nicht mehr anschrauben. Klumpert elendiges! 

Im Supermarkt kaufen wir neue Wasserflaschen mit Trinkauslass, ein Duschgel und eine Sonnenbrille. Wenn ich das Plastikteil am Abend mit Superkleber befestigen kann, behält Karsten die neue Brille. 

 

Schloss Chaumont ist ein nettes kleines Schloss mit hübscher Einrichtung. Vor uns geht ein grausliches Paar, er hat ein Ruderleiberl an, bei dem die Träger bis über die Schulterblätter ausgeschnitten sind. Ich will gar nicht so genau hinschauen, aber ich glaube, er ist am Rücken behaart. 

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Schloss Chaumont

Es ist nicht weit nach Amboise. Hier stehen gleich zwei Schlösser, die beide mit Leonardo da Vinci zu tun haben. Auf Schloss Amboise wurde er 1519 begraben. 

 

Wir stellen das Auto auf einem kostenlosen Parkplatz neben der Loire ab und spazieren durch die Stadt zum Schloss. Es ist heute wieder schrecklich heiß. 

 

Diesmal nehmen wir uns einen Audioguide und ich bereue es sehr bald, weil wir in jedem der relativ kahlen Räume ewig stehen und uns die Geschichte dazu anhören. Normalerweise sind wir da schnell durch, wenn es keine Fotomotive gibt. 

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Schloss Amboise

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Der Thron ist mit dem bekanntesten Symbol der französichen Monarchie geschmückt, der Fleur-de-Lis.

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Wir sind trotzdem viel früher fertig als gedacht und gehen die 400 m bis zum Schloss Clos Lucé zu Fuß. Ich hätte ja einen Parkplatz in der Nähe des Schlosses markiert, aber wir haben jetzt sehr viel Zeit. Wenn’s nur etwas kühler wäre!

 

Im Schloss Clos Lucé hat Leonardo da Vinci die letzten drei Jahre seines Lebens gelebt und ist auch dort gestorben. Der französische König François I war ein großer Bewunderer von da Vinci und hat ihn 1516 nach Frankreich eingeladen. Dieser hatte u.a. das Bildnis der Mona Lisa im Gepäck. 

 

Das markante rote Backsteingebäude beherbergt neben den Wohnräumen und dem Atelier auch eine großartige Ausstellung von Leonardo’s genialen Erfindungen. 

Leider startet zeitgleich mit uns eine große Gruppe mit Guide, die mir permanent im Weg stehen. 

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Schloss Clos Lucé

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das Atelier Leonardo da Vincis

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Auch die Mona Lisa lächelt sanft von einer Wand.

In diesem Bett ist der Universalgelehrte am 2. Mai 1519 gestorben.

Nach der Besichtigung brauchen wir dringend etwas zu trinken und lassen uns im schlosseigenen Restaurant erschöpft in die Sesseln fallen. 

Aus der kurzen Pause wird ein Mittagessen und nur die sengende Sonne, die den Schatten des Sonnenschirms verdrängt, zwingt uns zum Aufbruch. 

 

Unsere heutige Unterkunft La Maison de Framboise liegt in unmittelbarer Umgebung zum Schloss Chenonceau und wir checken vor dessen Besuch ein. 

Nicole Baudrin war so nett und hat mir im Frühjahr ein paar Ermäßigungsbons geschickt, die ich heute alle nicht eingesetzt habe, weil ich falsch gedacht habe. Das ärgert mich, weil die Eintritte sowieso recht teuer sind. 

 

Das Zimmer im La Maison de Framboise ist schön, nichts Spektakuläres, hier war die Nähe zum Schloss ausschlaggebend. 

 

Das Schloss Chenonceau ist sicherlich eines der Höhepunkte der Loireschlösser. 

Karsten ist leider schon etwas lahm, ihm tun die Füße weh. Eine gewisse Eintönigkeit bei den Besichtigungen, insbesondere die vielen ähnlichen Schlafzimmer, stellt sich ein. Trotzdem laufen wir Raum um Raum ab, zoid is zoid! 

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die Galerie im Schloss Chenonceau

die Küche

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ein Blumenstrauß wie ein Gemälde

Der Höhepunkt des Schlosses ist jedoch die Aussenansicht mit der Galerie über den Cher. Die einmalige Lage wurde auch im zweiten Weltkrieg geschickt genutzt. Und zwar lag am Fluß Cher die Demarkationslinie zwischen dem besetzten und freien Frankreich. Der Eingang des Schlosses befand sich in der besetzten Zone (rechtes Flussufer). Die Galerie, deren Süd- Tür zum linken Flussufer führte, ermöglichte es der Resistance, viele Menschen in die freie Zone zu bringen. Während der gesamten Kriegszeit stand auch eine Deutsche Batterie bereit, Chenonceau zu zerstören.

 

Wir haben besonderes Glück, denn ein lautes Fauchen hinter dem Wald kündigt einen Heißluftballon an. Und schon steigt ein riesiger roter Ballon hinter den Bäumen in den blauen Himmel. Und wieder hört man einen Brenner fauchen, insgesamt steigen sechs Ballons majestätisch in die Luft und schweben über dem Schloss in den frühen Abend hinein. 

Ich komme mit dem wechseln zwischen dem Weitwinkel- und dem Zoomobjektiv nicht mehr nach! 

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Ballonfahrer über dem Schloss Chenonceau

Im Schein der untergehenden Sonne machen wir uns auf den Weg zum Auto. Gleich nach der Schlossausfahrt gehen wir ins Restaurant Au Gateau Breton, wo wir ein herrliches Poulet aux girolles (Huhn mit Eierschwammerln) genießen. 

 

Hinter Karsten und leider mir gegenüber sitzen zwei Männer, wahrscheinlich Inder. Der ältere ist so ein Chauvinist und erklärt dem jüngeren die Welt. Ich hab ihm ständig im Blickfeld und merke, dass er die Kellnerin nie anschaut, er isst sogar einfach weiter, wenn sie etwas bringt. Und er braucht dauernd etwas: einen extra Teller, dann muss sie die zwei Tische zusammenschieben, sie brauchen viel Platz. Und noch zwei Whisky und Eis. Ganz selten fallen die Worte Bitte oder Danke. 

Als der jüngere Mann, der in seinem Sessel fletzt wie am Divan daheim, seine Beine übereinander schlägt und dabei seinen nackten linken Fuß am Tischrand abstürzt, kann ich mich kaum mehr zurückhalten. Gleich erkläre ich Ihnen, dass es wahrscheinlich bei Ihnen üblich ist, aber man in Europa nicht mit den Füßen isst!

Ich mache es nicht und die zwei Ungustl’n gehen und werden mit einem herzhaften „Trottln!“ von mir verabschiedet. 

 

Wir fahren ins Maison de Framboise, wo sich Karsten endlich die Schuhe von den schmerzenden Füßen ausziehen kann. Ich klebe meine Hose neu und Karsten geht duschen. 

Ich folge ihm ins Badezimmer und entdeckte eine riesige Spinne neben dem Waschbecken. Aus der Dusche kommt ein leises „Ach du Scheiße!“ und ich schnappe mir einen Zahnputzbecher und fange das Vieh darunter. Jetzt muss Karsten aus der Dusche und mir ein Papier bringen. Damit trage ich meine Beute in den Garten und schleudere den Inhalt des Bechers weit in die Dunkelheit. 

Anschließend inspiziere ich alle Zimmer und zerquetsche noch zwei Weberknechte, damit wir in Ruhe schlafen können. 

Tag 18

Mitten in der Nacht wird Karsten von einem Insekt geweckt, das brummend durch‘s Zimmer fliegt.  Er schimpft: „So eine Kaschemme, ich schlaf gleich im Auto!“

Sprach‘s, dreht sich auf die Seite und schläft alsbald ein. 

 

Nach dem Aufstehen inspiziert er alle Räume nach Insekten, ich fange den Brummkäfer ein und werfe ihn (den Käfer!) beim Fenster raus. 

 

Das Frühstück wird etwas mühsam, weil Madame Baudrin nur französisch spricht und auch so etwas schwer von Begriff ist. Mit Hilfe des Translators kommt eine sehr holprige Konversation zustande. Diesmal gibt es als Bonus Obst und ich esse einen spanischen Pfirsich und eine Feige aus Madame‘s Garten. 

 

Wir sind schon beim ersten Punkt, Schloss Villandry, müde. Vom Wetter her weiß ich noch nicht recht, wie es sich heute entwickelt. Der Himmel ist bedeckt, viele Besucher tragen eine Jacke und ich überlege kurz, ob ich das Baumwollhemd überziehen soll, lasse es aber bleiben. 

 

Villandry ist für seine symmetrischen Gärten berühmt, leider darf man hier nicht mit der Drohne fliege, das gäbe geniale Luftbildaufnahmen. 

Das Innere des Schlosses ist nicht mehr oder weniger spektakulär als die anderen Schlösser.  Wenigstens gibt es einen Turm, von dem man die verschiedenen Gärten von oben sieht. 

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Schloss Villandry ist für seine symmetrischen Gärten berühmt.

Links der Ziergarten, rechts der Küchengarten. 

Wir weichen beständig einer Gruppe Russen vor uns aus, Karsten läuft einem davon zum dritten Mal in die Videoaufnahme. Irgendwie mögen wir sie nicht, die Russen. 

Am Schluss treffen wir noch auf die Hauskatze, die sich dekorativ vor dem Schloss in der Sonne räkelt. 

Die Buchsbaumhecken werden von den Gärtner handgeschnitten.

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Die Schlossküchen haben es mir angetan. 

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der Wassergarten

La Vallée troglodytique des Goupillières - Das Leben hinter den Schlössern. 

Im Jahr 1962 entdeckt der 10jährige Jean-Marie Chradon beim Spielen verlassene Höhlen, die im Mittelalter von Bauern bewohnt waren. 1984 erbt er das Land und macht sich sofort daran, den Ort wieder in Stand zu setzen. 15 Jahre später entstand das Tal der Höhlenwohungen von Goupillières, das das bäuerliche Leben zeigt, das die Menschen außerhalb der Schlösser lebten.

 

Auf dem großen Geländen sind 3 Bauernhöfe mit Stallungen, die in die Kreidefelsen gegraben wurden, zu besichtigen. Es ist bedrückend, unter welchen Umständen die Leute damals gelebt haben. Besonders beklemmend ist die unterirdische Zufluchtsstätte, ein Höhlensystem, das ich nur in gebückter Haltung durchwandern kann. Hier konnten die Bauern ihre Familien bei Angriffen ein paar Tage verstecken. 

 

Wir sind fast allein, eine Gruppe mit Kindern macht ein Picknick auf einer Wiese. Die Kinder haben viel Spaß mit den Tieren, die hier leben: Gänse, Enten, Hasen, ein Truthahn, ein Esel und ein Schwein. 

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La Vallée troglodytique des Goupillières

Das Schloss Azay-le-Rideau kann nicht nur mit einer sehr fotogenen Spiegelung im Wassergraben aufwarten sondern bietet auch bei der Innenbesichtigung Besonderes: in einigen Zimmern werden mechanische Animationen gezeigt, besonders der festlich gedeckte Tisch im Grossen Saal ist fantastisch.

Diesmal ist es eine Schülergruppe, die wir zu umgehen versuchen und nutzen jede Gelegenheit, um uns hinzusetzen und etwas auszuruhen.

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Schloss Azay-le-Rideau

Wir sind schon sehr geschlaucht, das schwüle Wetter tut sein Übriges dazu. Durch die kurzen Distanzen gibt es auch keine Regeneration bei der Autofahrt, oft haben wir nach fünfzehn Minuten das nächste Ziel erreicht. 

 

Unser letztes Schloss für heute ist das Schloss Langeais im gleichnamigen Ort. Unsere Unterkunft für die nächsten zwei Nächte ist das l’Ange est rêveur und liegt unmittelbar neben dem Schloss. 

 

Wir finden keinen Parkplatz für das Schloss, wollen aber auch erst nach der Besichtigung in unser Zimmer, damit wir dann eine längere Ruhezeit haben.

Ich frage nach dem Parkplatz, den wir ja bei der Unterkunft dabei haben. Fabrice stellt sich vor und sagt, dass unser Zimmer fertig ist, wir können gleich einchecken. 

Also nehmen wir die Koffer und tragen sie in den ersten Stock, wo ich das Familienzimmer gebucht habe. 

Fabrice und Stéphane führen diese Pension und wenn ein schwules Paar für die Dekoration verantwortlich ist, kommt etwas herrlich Kitschiges dabei raus! Wir haben zwei Zimmer, ein Badezimmer und die Toilette. Jeder Raum ist im hellbeigen Landhausstil mit alten Gegenständen, Bären, Blumen, Mascherln und sonstigem Nippes ausgestattet. Wir fühlen uns gleich pudelwohl!

Das Auto stellen wir auf einem kostenlosen Parkplatz hinter dem Haus ab. 

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Schloss oder Unterkunft? l’Ange est rêveur in Langeais

Jetzt aber ins letzte Schloss für heute. Diese burgähnliche Anlage wirkt sehr wuchtig, so mitten in der Stadt. In jedem Raum gibt es in Plastik eingeschweißte Informationsblätter in vielen Sprachen, die sich bestens als Fächer eignen.

Am Ende der Besichtigung steigen wir noch auf ein wackelig aussehendes Holzgestell auf den Mauerresten der ursprünglichen Burg. Von hier haben wir einen grandiosen Blick über das Schloss und die dahinter liegende Stadt. 

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Schloss Langeais

das l’Ange est rêveur

Jetzt habe ich aber schon Hunger und wir suchen einen Platz, wo wir eine Kleinigkeit essen können. Das stellt sich als Schwierigkeit heraus, offensichtlich trinkt jeder um diese Uhrzeit nur Bier. Jetzt sind wir schon in der dritten Brasserie und bekommen auch nur Desserts angeboten. In der Not bestellen wir Waffeln mit Nutella und Schlagobers, die stillen auch den Hunger. 

 

Zurück in unserer Zimmerflucht wasche ich ein paar T-Shirts in einem alten Blechzuber, der als Dekoration im Badezimmer steht. Dann klebe ich mit Superkleber meine Sonnenbrille und hänge sie zum Trocknen senkrecht auf. Das war eine blöde Idee, denn dadurch rinnt ein Tropfen des Klebers quer über das Brillenglas. Das Plastikteil sitzt bombenfest, die Sonnenbrille kann ich trotzdem wegschmeißen. 

 

Wir gehen in die Crêperie vis a vis essen. Na bumm, das Flascherl Schweppes kostet 4,50 Euro! Das Mineralwasser ist mit 3,50 Euro auch nicht billig, dafür halten sich die Crêpes für französische Verhältnisse in Grenzen. Ich nehme ein Omelett aus drei Eiern mit einem Erdäpfel und ein wenig grünem Salat für 7,50 Euro. Direkt ein Schnäppchen! 

 

Während des Essens - wir sitzen im Freien - hört man von hinter dem Lokal eine Familie streiten. Die brüllen sich gegenseitig an, man hört Weinen. Niemand um uns herum verzieht auch nur eine Miene, meistens übertönt der Lärm im Restaurant das Gebrüll. Erst als alle gegangen sind und die  beiden Kellner die Sesseln zusammenschlichten merke ich, dass sie offenbar darüber reden. 

Das Erstaunlichste ist aber, dass direkt hinter dem Lokal die Schlossmauern meterhoch aufragen. Da ist kein Fenster, auch nicht seitlich am Restaurant. Woher kam dann nur dieses Geschrei? 

 

Wir sehen aus unserem Fenster direkt auf den Eingang des Schlosses. Am Abend wird die Zugbrücke aufgezogen. Vielleicht können wir das morgen filmen. 

Tag 19 - Mittwoch, 19.9.18 - Château d'Usse - Rivau - Chinon

Tag 19

Wie zu erwarten gibt es ein ausgiebiges Frühstück. Nicht ganz so opulent wie in Remoulins bei Pierre, aber mit selbst gemachtem Brot und Kuchen. Und mit 9 Uhr so spät wie noch nie im Urlaub. Aber wir haben Zeit.

Mit uns sitzen zwei ältere Paare aus North Carolina am Tisch. Sie fahren heute mit dem Zug nach Paris und lassen sich von Stéphane die Verbindung raussuchen. Danke heißt im Süden der USA offenbar OK, auch das Wort Bitte ist sehr rar im Gebrauch. 

Wir unterhalten uns ein wenig mit der älteren Frau, einer der Männer hat so einen ganz schleppenden Südstaatenakzent, dass man ihn schwer versteht. 

 

Zwei Schlösser und eine Burg stehen heute am Programm. Den Anfang macht das Château d'Usse. Ein sehr märchenhaftes Schloss, das den französischen Schriftsteller Charles Perrault bei einem seiner Aufenthalte zu seiner Erzählung La belle au bois dormant (deutsch: Die schlafende Schöne im Wald), der französischen Version von Dornröschen, inspiriert haben soll. Deswegen wird im Inneren das Märchen mit Puppen nachgestellt, ganz nett gemacht aber sicher nicht jedermanns Geschmack. 

Viel schlimmer finde ich die vielen Schaufensterpuppen, die in den Zimmern des Schlosses verteilt stehen. Teilweise mit der Mode der 20er Jahre gekleidet, passen sie für mich gar nicht in ein Loireschloss. Wir sind sehr schnell fertig und schauen uns den Garten nur von oben an. 

 

Die Anfahrt zum Schloss ist spektakulär, weil eine kerzengerade Straße dahin führt. Diesen Effekt wollen wir mit der Drohne nachstellen und fahren ein paar hundert Meter vom Eingang weg, wo wir neben der Straße unter einem schattigen Baum parken. 

Die Aufnahmen gelingen und schon sind wir dahin.

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Château d'Usse

Das Château et Jardins du Rivau ist eine echte Überraschung! Die Dame an der Kassa rät uns, zuerst den Schlosspark zu besichtigen und das ist gut so, denn der entpuppt sich als wahres Fotoparadies. Da gibt es nicht nur alles Mögliche an Pflanzen, sondern auch lustige Skulpturen und Goldfasane. 

 

Im Inneren des Schlosses hängen seltsame Trophäen an der Wand. Es gibt nicht viele Zimmer, in manchen sind interessante Kunstobjekte ausgestellt. 

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Château et Jardins du Rivau

Goldfasan

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Bei der Herfahrt sind wir schon durch Chinon gekommen, die Burg dort ist unser letztes Ziel für heute. Doch vorher steuern wir noch den Super U Markt an, den wir vorhin gesehen haben. Ich schaue immer noch nach einer kurzen Hose und jetzt wieder nach einer Sonnenbrille. Doch in beiden Fällen werde ich nicht fündig, hier ist offenbar auch schon der Herbst eingezogen. 

 

Am schattigen Parkplatz vor dem Schloss machen wir eine kleine Vesper im Auto. Dann gehen wir die Burg Chinon an. 

Die ist ziemlich enttäuschend, es gibt fast nichts zu sehen aber unzählige Stufen zu steigen. Die gehen mir schon in die Knie, was müssen die aber auch immer so hoch sein!

Auch wenn Jeanne d’Arc auf dieser Burg ihren erster Auftritt hatte und hier kurz gewohnt hat - uns gibt die Burg nichts. 

Karsten ist angefressen, weil der Shop eine halbe Stunde vor der Schließung schon zu macht und er jetzt kein Buch über die Burg bekommt. 

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Auf der Burg Chinon überzeugte am 9. März 1429 Jeanne d’Arc den französichen König, dass er Orléans zu Hilfe kommen müsse.

Wir finden eine Pizzeria in Langeais. Die Pizze sind günstig und auch die Dose Fanta kostet nur 1,90 Euro. Die Getränke kommen zwar mit einem Plastikbecher, doch die Pizza wird frisch gemacht und schmeckt. 

Mir zumindest. Karsten findet seine Pizza widerlich. Er hat die Cannibale bestellt, denn die hat viel Fleisch und Wurst drauf. Auf seiner ist vor allem viel Käse drauf, unter anderem Ziegenkäse. 

Er ruft die Kellnerin und es stellt sich heraus, dass er die falsche Pizza bekommen hat. Schnell wird eine Neue gerichtet. Die ist dann zwar sehr heiss, schmeckt ihm aber!

 

Heute haben wir das erste Mal seit elf Tagen nicht alle drei Ringe von Karstens Apple Watch erreicht. Es gibt den Trainingsring, der nach 30 Minuten Trainingsaktivität fertig ist, den Stehring, der sicher stellt, dass man unter Tags genug Aktivitäten stehend verbringt und den  Bewegungsring, der erfüllt wird, wenn man sich ausreichend bewegt. 

Deswegen läuft Karsten jetzt wie ein Hampelmann durch die Zimmer bis das erlösende „Ping!“ ertönt. 

Tag 20

Draußen ist es nebelig, das ist ein gutes Zeichen. Dann zieh ich heute die Jeans an, denn die rote Hose werde ich endgültig zu Grabe tragen.  

Beim Socken anziehen macht es einen Schnalzer  - Hexenschuss!

Ich humple ins Badezimmer und föhne auf die betroffene Stelle und gut ist‘s. 

 

Am Frühstückstisch ist es heute sehr international, mit uns sitzen ein Paar aus Sizilien und ein Paar aus der Nähe von Paris am Tisch. 

Unterhaltung kommt kaum zustande, dafür erzählt uns Fabrice ein bißchen. 

Dann wird es Zeit, diese wunderbare Unterkunft wieder zu verlassen. 

 

In der Bibliothek des Château de Cande haben am 3. Juni 1937 Wallis Simpson und Eduard VIII. geheiratet, der dafür nach nur knapp einem Jahr die Englische Krone niedergelegt hat. 

Das Schlösschen ist hübsch und überschaubar, es würde in den 20er Jahren von einem französisch-amerikanischen Millionärspaar gekauft und die Einrichtung versprüht den Charme von „Der Große Gatsby“. 

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Château de Cande

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Wallis Simpson

Eduard VIII.

heirateten 
am 3. Juni 1937
im
Château de Cande 

die Heiratsurkunde

das Hochzeitskleid

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das Badezimmer

Das Château du Lude liegt etwas abseits der Loire. Wir kommen zu früh an, denn die machen eine Mittagspause bis 14 Uhr. Macht nichts, wir gehen halt solange etwas trinken. 

An der Kassa erfahren wir, dass das Schloss heute nur im Rahmen einer Führung zu besichtigen ist. Die nächste ist um 14:30 und auf französisch. Wir können aber den Park allein auch anschauen. 

Gut, denn die Führung nützt uns nicht, da könnten‘s chinesisch auch reden. 

So nehmen wir nur den Park. 

 

Unter unseren Füßen raschelt das welke Laub, frisch vom Baum gefallene glänzende Kastanien liegen am Weg und ein leichter warmer Wind streicht uns durch‘s Haar. So lässt’s sich’s aushalten! 

Aber irgendwie geht mir hier der bezahlte Garten ab, links ist eine große Wiese und vor uns beginnt der Wald. 

Also drehen wir um und finden schließlich in der Nähe des Schlosses einen Rosengarten, der aber schon recht traurig ausschaut. 

Die Hecken des Irrgartens sind kniehoch - voll die Challenge! 

 

Das ist alles sehr ärgerlich, wenn man bedenkt, dass wir hierfür über € 20,00 bezahlt haben. 

Das Faß zum Überlaufen bringt aber das Hinweisschild zu den Küchen. Dazu geht man eine Wendeltreppe hinab in den ehemaligen Wassergraben. Dort ist ein weiteres Schild und dort - nichts. Eine verschlossene Tür und sonst absolut nichts! 

Zornig stapfe ich die 54 Stufen wieder hinauf und gehe schnurstracks in den Shop, wo auch die Kassa ist. 

 

Dort ist eine andere Frau, die nur französisch spricht. Die englischsprachige Kollegin kommt in ein paar Minuten. Ich mache eine wegwerfende Handbewegung und will gehen.

Da kommt aber schon die Kollegin und dieser sage ich in einem sehr höflichen Ton mein Resümee. Es ist eine Frechheit, für den sogenannten Garten € 10,00 zu nehmen und was soll das Schild zur Küche? Alles sehr enttäuschend. 

Sie versucht eine Erklärung und wir gehen. 

 

Am Weg zum Auto sagt Karsten: „Mich würd interessieren, wieviel es mit der Schlossbesichtigung gekostet hätte.“

Wir schauen im Internet und siehe da, der Garten allein kostet € 6,00 pro Person. 

„Jetzt geh ich aber zurück“, sage ich und zum zweiten Mal rausche ich wie ein Racheengel in den Shop. 

Dort hat die Kassiererin auch keine Erklärung, was uns die Kollegin hier verrechnet hat und gibt uns unter Entschuldigungen die Differenz in bar zurück. 

 

Wir machen ein paar Schritte aus dem Geschäft, da schlägt sich Karsten auf die Stirn: „Ich hab ja ein Buch gekauft!“

Wir drehen um und bringen das Geld wieder entschuldigend zurück!

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Château du Lude

In der Nähe von Saumur, wo wir heute Station machen, steht die Moulin de la Tranchée. 

Das letzte Stück zu dieser Windmühle fahren wie über eine Schotterstraße. 

Bei der Weiterfahrt leitet uns unser Navi über eine andere Schotterstraße, nur dass diese extrem steil und ziemlich ausgefurcht ist. Bald habe ich nur noch die Wahl zwischen umkehren oder Augen zu und durch. Karsten steigt aus und schaut sich das letzte Stück an. Es ist nur mehr ein paar Meter und schließlich fahren wir einen SUV, da sollte das schon gehen. 

Im Schneckentempo ruckle ich die letzten Meter bis wir wieder auf eine asphaltierte Straße treffen. 

 

Unsere heutige Unterkunft heißt La Croix de la Voulte und liegt etwas außerhalb von Saumur. Bei unserem Eintreffen werden wir von den Besitzern herzlichst auf Deutsch begrüßt. 

Helga Minder ist gebürtige Deutsche und ihr Mann Jean Pierre führt unsere Koffer mit dem Bollerwagen zum Haus, wo unser Zimmer ist. 

 

Die beiden kleinen Hunde halten sich bemerkenswert im Hintergrund. Das hat den Grund, dass sie Elektrohalsbänder tragen, die in der Nähe des Tores zuerst piepsen und, wenn sie weitergehen, einen leichte Stromschlag austeilen. 

Auf meine Frage, wie lange es gedauert hat, bis sie das gelernt hatten, sagt Madame Minder, das sie es sofort kapiert haben. 

 

Das Zimmer aus dem 15. Jahrhundert ist ein Traum! Ein großer Kamin und das Himmelbett nehmen nehmen den größten Teil des Zimmers ein. Für die Kumpls gibt es wieder ein eigenes Bett und auch das Badezimmer ist sehr geräumig. 

 

Wir duschen schnell und Karsten wagt den Sprung in den Pool. Mir ist der wieder zu kalt und ich unterhalte mich mit unserer Vermieterin. Unter anderem teilt sie uns mit, dass man seit neuesten in Frankreich auf den Überlandstraßen nur mehr 80 km/h fahren darf, ausgenommen dort, wo extra eine 90er Zone ausgewiesen ist. Ich fahre seit drei Wochen immer 90 km/h, das zeigt auch das eingebaute Navi im Mietwagen an. 

Sie gibt uns auch eine Restaurant-Tipp und kurz nach 19 Uhr fahren wir nach Saumur. 

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Moulin de la Tranchée

Ein kurzer Stopp auf der Île Millocheau, um das Schloss Saumur mit der Pont Cessart und der  Loire im Vordergrund zu fotografieren. 

Dann suchen wir einen Parkplatz in der Nähe der Rue Franklin Roosevelt, dort sollen die bunten Regenschirme hängen. 

Keine Regenschirme, wir gehen die paar Minuten zum Restaurant L'Alchimiste. 

 

Das ist ein etwas zu feines Restaurant für unseren Geschmack, trotzdem bleiben wir und essen Gigolette de pintade rôtie aux " Reine Claude" (Perlhuhn) und ein Dessert. Fett werden wir von den kleinen Portionen nicht. Aber es hat sehr gut geschmeckt!

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unser Zimmer aus dem 15. Jahrhundert im La Croix de la Voulte

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Pont Cessart mit dem Schloss Saumur

Tag 21

Es hat in der Nacht geregnet. Das ist fein, die Temperatur ist gleich viel angenehmer.

Das Frühstück ist mit deutschem Einschlag, es gibt für jeden eine Schwedenbombe. Der gemeine Deutsche isst ja gern einen Mohrenkopf zermatscht auf seinem Brötchen. Ich stopf’s mir so in den Mund.

Das Schloss Saumur ist eigentlich eine Burg. Prächtig von außen, innen eher fad. Nur ein paar Truhen, viel altes Geschirr und viele Gegenstände aus Ausgrabungen. Also genau meines!

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Schloss Saumur

Wir zuckeln gemütlich durch die Landschaft. Es kommt uns ein Konvoi von schönen alten Cabrios entgegen. Bei der Moulin Gasté parken wir neben einem anderen Auto auf einer Wiese. Ich möchte nachschauen, ob man die Mühle besichtigen kann, immerhin hängt eine Plakette an der Wand. Ein Mann steht beim Aufgang und schaut auf sein Handy.

Ich gehe zurück zum Auto und hole die Kamera.

Zu zweit gehen wir nochmals Richtung Aufgang, da erwacht der Mann plötzlich zum Leben, breitet die Arme aus und gibt uns zu verstehen, dass wir seinen Privatgrund betreten wollen.

Kann der Dodl das nicht gleich sagen? Wir entfernen uns etwas und er geht zurück in sein Häuschen, wo er ohne Zweifel auf sein nächstes Opfer wartet.

Für das Château de Brissac sind wir zu früh vor Ort, hier wird auch zu Mittag zugesperrt. Wir nutzen die Pause und nehmen einen Mittagssnack ein.

Paul ruft erfreut: „Der Schaschlik-Koarl, der alte Sack!“

Ich: „Wo ist der?“

Paul: „Keine Ahnung!“

Um 14 Uhr öffnen sich die Tore zum höchsten Schloss des Loiretals (5 Stockwerke). Es kann nur mit einer Führung - natürlich auf französisch - besichtigt werden. Zum Unterschied zu gestern machen wir aber heute die Führung mit und erhalten eine Beschreibung auf deutsch.

Das Schloss hat einen starken Österreich-Bezug. Die heutige Herzogin von Brissac stammt aus Österreich, das Paar hat 1993 in Klosterneuburg geheiratet und wohnen im 2. Stock des Schlosses.

Moulin Gasté

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Das 5stöckige Château de Brissac trägt den Spitznamen „Riese der Loire“

die fotogene Küche

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Château de Brissac

Zum Abschluss besuchen wir noch das Château du Plessis-Bourré. Wir wundern uns über die vielen geparkten Autos, aber es findet eine Caravan-Messe am Schlossgelände statt.

Mit der Besichtigung sind wir in rekordverdächtigen 20 Minuten fertig, dann gehen wir noch eine Runde ums Schloss.

Offenbar gibt es auch eine Art Mittelalterfest, denn plötzlich steht eine Frau in Weiß und ein Pegasus vor mir. Ein fast unwirklicher Anblick!

Am Ende unserer Runde stehen wir vor einem verschlossenen Holzzaun auf einer kleinen Brücke. Das ist doppelt ärgerlich, weil ich noch extra gefragt habe, ob man rundherum gehen kann.

Nun ja, zurück ist keine Option. Gerade will ich mich mit Todesverachtung seitlich über den Zulauf des Wassergrabens schwingen, da ruft Karsten. Er hat einen anderen Ausgang zur Straße gefunden. Uns trennt nur noch ein ausgetrocknetes Bachbett von den Parkplätzen.

Nun ja, ganz ausgetrocknet war es nicht, unsere Schuhe versinken ein wenig im Morast. Doch gemeinsam schaffen wir es auf die andere Seite.

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Château du Plessis-Bourré

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ein unerwarteter Anblick!

Ein paar Kilometer weiter checken wir im Au Val Des Cèdre ein. Veronique begrüßt uns sehr herzlich und führt uns herum. Sie und ihr Mann haben das Hotel erst vor einem Jahr eröffnet und sie ist mit Herz und Seele dabei.

Unser Zimmer ist hellblau und sehr hell. Das Fenster hat ein Fliegennetz, da können wir ohne ungebetene Gäste bei offenem Fenster schlafen.

Zum Essen fahren wir in den nächsten Ort und gehen in eine Pizzeria. Ich nehme Carbonara, die mit Spaghetti Carbonara nur den Namen gleich haben. Aber mit ein bissl nachwürzen und einer Ladung Parmesan wird’s noch ganz genießbar.

 

Heute fernsehen wir das erste Mal. Bei Ninja Warrior müssen wir eh nix verstehen.

Tag 22

Heute ist gutes Timing gefragt. Um 10:15 haben wir ein Rendezvous mit einem Elefanten in Nantes und das liegt fast eineinhalb Stunden entfernt.

Das Frühstück - obwohl besonders nett und vielseitig - muss heute auf ein Minimum reduziert werden, das heißt schneller essen.

 

So sitzen wir bereits um 8:45 im Auto und ab auf die Autobahn.

In Nantes quälen wir uns durch den Morgenverkehr und endlose Kreisverkehre, dafür gibt es aber fast keine Ampeln.

Les Machines de l’île ist ein französisches Ausstellungs-Projekt in Nantes, das die mechanischen Objekte der Performance-Gruppe „La Machine“ in einer Ausstellungshalle im Hafen von Nantes zeigt. Es zeichnet sich besonders durch seine Elemente des Steampunk aus.

Ich habe das erst kurz vor unserer Abreise im Internet gefunden und aufgenommen. Deswegen ist der Tag dichter verplant als beim Erstellen der Reise. Wenn es zu eng wird, lassen wir etwas aus.

Der Himmel ist bedeckt, in der Nacht hat es geregnet. Es ist spürbar kälter geworden und ich ziehe nach über zwei Wochen wieder einmal meine Softshelljacke an.

Wir kommen genau rechtzeitig, Le Grand Éléphant ist zum Start bereit, die Passagiere sind schon an Bord. Die 12 Meter hohe und 40 Tonnen schwere Skulptur wandert mit seinen Gästen einige hundert Meter durch das Gelände. Dabei sprüht der Elefant zur Belustigung der aufgeregt herumlaufenden Kinder Wasser und Rauch aus seinem Rüssel und trompetet laut.  

 

Wir filmen die ersten 100 Meter und überlegen kurz, in die Ausstellung zu gehen. Doch allein die Anwesenheit der monströse Spinne La Princesse spricht für Karsten schon dagegen und eigentlich haben wir eh keine Zeit. Somit haben wir ein kostenloses Vergnügen genossen und sind schon wieder weg.

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Les Machines de l’île

Das Chateau de la Bretesche ist ein Seminarhotel und liegt sehr hübsch an einem See. Wir machen eine Luftaufnahme mit der Drohne, die in kaum 10 Minuten erledigt ist.

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Chateau de la Bretesche

Bei der Weiterfahrt fängt es zu regnen an. Es nieselt auch noch als wir mit Auray die Bretagne erreichen. Jetzt wird’s aber schon dringend und wir suchen uns ein Restaurant. Dort machen wir gleich eine kurze Mittagspause. Durch den Regen und den Wind ist es nicht sehr einladend, durch die Stadt zu spazieren. Jetzt sind wir aber halt schon einmal da und gehen zum Hafen. Von einer kleinen Anhöhe sieht man schön über die Altstadt. Das reicht uns aber auch schon und wir gehen zurück zum Auto.

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Auray im Regen

Da sitzen wir im Trockenen und überlegen, was wir mit der vielen Zeit, die uns plötzlich bleibt, anstellen sollen. Denn bis zur Unterkunft ist es ca. eine Stunde Fahrzeit und dort können wir aber erst in 3 1/2 Stunden auftauchen.

 

Es wird die Halbinsel Quiberon, da gibt das Château Turpault ein nettes Fotomotiv ab. Und so treffen wir wieder auf das Meer. Nicht mehr ruhig und dunkelblau, der Golf von Biskaya ist smaragdgrün und wild. Wir fahren dicht an der Küste entlang, die stürmische See ist ein großartiger Anblick! Karsten schläft am Beifahrersitz. Ich spreche ihn an, keine Reaktion. Dann schnalzte ich ganz leise mit der Zunge - schon macht er die Augen auf: „Ah ja, da simma jetzt am Meer“.

 

In der Stadt Quiberon weht ein rauher Wind, aber nur im buchstäblichen Sinn. Der Himmel hat ein Einsehen und stoppt für ein paar Minuten den Nieselregen. Die Frisur ist trotzdem beim Teufel.

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das Château Turpault in Quiberon

Im Auto ist es heute am Feinsten, wenn mir auch schön langsam der Allerwerteste vom vielen Sitzen weh tut.

Wir sind für die Unterkunft aber immer noch zu früh und fahren nach Locronan, das zu den schönsten Dörfern Frankreich zählt. Außer vielleicht im Regen.

„Schwupps, schon sind wir beim Abendessen!“ freut sich Paul ein bisschen zu früh.

Auch hier machen wir pflichtschuldig eine Runde inklusive Friedhof, dann haben wir es gesehen und fahren wieder.

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Locronan

Übernachtet wird heute mitten im Wald. Zumindest kommt uns das so vor, als uns das Navi bergauf und bergab auf einspurigen Straßen durch die Wälder führt.

Und tatsächlich, da stehen einsam zwei Steinhäuser. Eines davon gehört heute uns, wie uns Thierry Fontaine in gutem Deutsch erklärt. Wider Erwarten schaut es innen sehr nett und insektenfrei aus. Bad und Klo sind im Erdgeschoss, das Bett einen Stock höher. Wir lassen die Koffer gleich unten, das ist praktischer.

 

Hätten wir heute einen schönen Sonnenuntergang, wären zwei Plätze in Quimper ideal zum Fotografieren. So wird das wohl eher nichts, trotzdem fahren wir die 12 Kilometer in die Stadt zum Essen.

Das Auto stellen wir auf einem Parkplatz ab, der heute gratis ist, wie uns ein Blumenhändler auf französisch erklärt. Wir würden uns auf jeden Fall im Streitfall auf ihn berufen...

Von dort gehen wir auf den Place Terre au Duc, einem der beiden Punkte, die ich ausgesucht habe. Nach ein paar enttäuschenden Aufnahmen gehen wir in ein Bistro. Der Eingangsbereich der Bar schaut ja nicht gerade einladend aus, ein paar Typen gammeln herum, aber dahinter verbirgt sich noch das Restaurant. Und das stellt sich als ausgezeichnete Wahl heraus, denn wir bekommen wunderbare Filetsteaks direkt von Fleischhauer portioniert. Auch der Preis ist schwer in Ordnung.

Bevor wir morgen die Leuchtturm-Tour machen, möchte ich den Wagen auftanken. Es ist immer eine Zitterpartie, ob die automatischen Tankstellen unsere Karten annehmen. Wir haben erst einmal eine Tankstelle besucht, wo auch jemand persönlich da war.

 

Dann fahren wir wieder durch den dunklen Wald zu unserem Steinhäuschen. Ein bissl unheimlich ist es schon.

„Hallo, hier spricht Edgar Wallace“.

Tag 23

Monsieur Fontaine ist etwas seltsam. Wahrscheinlich ist oder wird man so, wenn man in der Einöde lebt.

Obwohl er ganz passabel Deutsch spricht, glänzt er beim Frühstück durch Abwesenheit und kommt nur aus dem Nebenzimmer, wenn er etwas bringt oder das abgewaschene Besteck wegräumt. Deswegen wird’s ein kurzes Intermezzo.

Ich bitte ihn um eine Gießkanne, weil wir die Scheibenwischanlage nachfüllen müssen. Bei den Tankstellen gibt es ja weder Putzzeug noch Wasser zum Nachfüllen.

Heute ist der Tag der Leuchttürme. Alle am westlichsten Zipfel von Frankreich.

Es regnet, soll aber laut unserem gesprächigen Vermieter im Laufe des Tages schön werden.

Wir fahren durch Brest (Winnetou schau owa!) und es wird heller.

Beim Phare du Petit Minou stehen viele Autos und es hat zu regnen aufgehört. Eine Gruppe Jugendliche, jeder mit einer Flasche in der Hand, pöbelt herum. Die 6 oder 7 Burschen sind hackedicht und schütteln so lange an einem Auto herum, bis die Heckklappe aufgeht.

 

Der Zugang zum Leuchtturm ist geschlossen, es hängt eine Erklärung an der Tür, die wir aber nicht verstehen. Einer der Burschen kommt auch hinzu und liest, doch er vermeidet jeglichen Augenkontakt mit uns. Ich hätte ihn sonst angesprochen um zu sehen, ob sie aggressiv sind.

Sie beachten uns aber nicht und hauen immer wieder auf das gleiche Auto ein. Plötzlich rutscht einer aus und schüttet sich seine Flasche Bier drüber. Alter Schwede!

Ich lass mich aber von so einer Bande nicht vergraulen und gehe ein paar Meter den Küstenweg entlang. Wir bleiben in Sichtweite unseres Autos und stellen die Stative auf. Eine italienische Familie parkt sich ein, offensichtlich wollen sie ein wenig die Küste entlang wandern. Ich warne sie, sie bedanken sich und fahren wieder.

Lieber wäre mir gewesen, sie wären noch ein bissl hier geblieben, denn geheuer ist mir die Situation nicht.

Wir machen schnell unsere Bilder und schauen, dass wir wegkommen.

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Phare du Petit Minou

Ein paar Kilometer weiter am Pointe Saint Mathieu schaut es auch trocken aus, zur Sicherheit nehme ich den Regenschirm mit. Sicher ist sicher!

Um ein bestimmtes Bild zu machen, müssen wir ein wenig die Küste entlang. Nach ca. der Hälfte des Weges fängt es zu regnen an. Wir beschließen umzudrehen. Gut, dass ich den Schirm mitgenommen habe, denn der Regen kommt jetzt fast waagerecht und im Nu saugt sich die Jeans voll. Es ist zwar ein feiner Regen, doch durch den heftigen Wind werden wir gut nass. Ich stemme mich mit dem Schirm gegen den Sturm, damit wenigstens die Oberschenkel halbwegs trocken bleiben.

Beim Auto holen wir dann die Regenhosen aus den Koffern.

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Pointe Saint Mathieu - ganz so hat's dann halt nicht ausgeschaut....

Also auf zum nächsten Leuchtturm!

Beim Kermorvan Lighthouse geht ein Sturm, der unseren SUV zum Wackeln bringt. Außerdem beginnt es schon wieder zu regnen. Wir sitzen das Schlechtwetter am Parkplatz aus und checken die neuesten Facebook-Einträge.

Nach einer halben Stunde ziehen wir die Regenhose an und machen uns auf den Weg zum einen Kilometer entfernten Leuchtturm. Jetzt kommt auch die Sonne raus und es wird recht warm im Regengewand.

Doch heute ist nicht unser Glückstag: auch zu diesem Leuchtturm ist der Zugang geschlossen!

Man sieht nur die Spitze hinter den Gebäuden hervorlugen. Das ist sehr ärgerlich!

Der Zaun wäre ja nicht das Problem, den könnte man leicht übersteigen. Aber wenn dann jemand dort ist und uns erwischt - das brauchen wir auch nicht.

Wir machen dann ein paar Bilder von einer seitlichen Anhöhe, aber das klassische Motiv mit dem Weg im Vordergrund bleibt man uns schuldig.

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Kermorvan Lighthouse

Auf der Weiterfahrt machen blaue Flecken zwischen den Wolken Hoffnung auf besseres Wetter, doch kurz darauf ist wieder alles grau in grau und ein paar Tropfen fallen auf die Windschutzscheibe.

Nach einem kurzen Abstecher in Morlaix kommen wir sehr zeitig bei unserer Unterkunft an.

Ein nettes Zimmer und ein sehr großes Badezimmer.

Jetzt wird ein bissl pausiert und im Internet geschaut, ob die Welt noch steht.

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Morlaix

Ich habe das Haus Ti Mina wegen der Nähe zum Phare de Mean Ruz gewählt. Wir fallen einmal mit dem Auto um und sind schon da. Der Leuchtturm steht an einer sehr dekorativen Küste, die von großen glatten Felsen gebildet wird. Jetzt hat die Sonne gegen die schwarzen Wolken gewonnen und taucht die Landschaft in ein warmes Licht.

Auf der Suche nach dem besten Spot für den Leuchtturm marschieren wir entlang der Küste bis wir plötzlich am Strand von Saint-Guirec stehen. Hier wollen wir später essen gehen.

Eine Felszunge erscheint uns als geeigneter Punkt zum Fotografieren, doch wir müssen weit hinaus kraxeln. Oberhalb der tosenden Brandung stellen wir die Stative auf und es gelingen großartige Langzeitaufnahmen. Damit sind wir wieder mit dem Tag versöhnt!

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Phare de Mean Ruz

Der Weg zurück von den Steinen gestaltet sich schwieriger als der Hinweg. Aber das war schon als Kind nicht anders: auf den Baum - kein Problem! Wieder runter: „Paapaa!“

In unserem Zimmer genieße ich die tolle Regendusche - so einen Wasserdruck hätte ich zu Hause auch gern!

Weil die Restaurants in Gehweite sind, lassen wir den Wagen stehen. In einem hübschen Lokal lassen wir uns Moules-frites und Fish & Chips gut schmecken!

Im Dunkeln gehen wir zurück. Ohne Navi verwechsle ich bei den verschnörkelten Wegen den Eingang unserer Unterkunft und wir stehen plötzlich bei Fremden im Garten. Hui, da schauen wir aber, dass wir wegkommen!

Tag 24 - Montag, 24.9.18 - Plougrescant - Gwin Zegal - Dinan

Tag 24

4:45 Uhr und ich bin munter. So ist das, wenn man um halb zehn schlafen geht.

Karsten hängt dem Geräuschpegel nach an der Eisernen Lunge. Ich schnalzte mit der Zunge und er dreht sich im Schlaf auf meine Seite und atmet mir leise ins Gesicht. Yeah!

Das Wetter hat sich ideal entwickelt, dicke weiße Wolken ziehen am blauen Himmel entlang. Das ist hervorragend für Langzeitaufnahmen geeignet, die wir gleich beim Haus zwischen den Steinen in Plougrescant ausprobieren.

Während wir so stehen und die Belichtungszeit abwarten, spricht mich ein Herr deswegen an. Er kann sich mit uns auf Deutsch unterhalten und wir erklären ihm, was wir hier machen. Plötzlich ist voll das Gewurl um uns, seine Begleiter haben aufgeschlossen und stehen im Halbkreis um uns. Ich hoffe nur, dass keiner am Stativ ankommt, sonst kann ich meine 12minütige Belichtung neu beginnen.

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Plougrescant

Weiter geht es die bretonische Küste entlang nach Plouha und zum Gwin Zegal. Das ist eine uralte Methode um Boote zu vertäuen, indem Baumstämme in den Meeresboden getrieben werden. An diese Pflöcken werden dann die Boote festgemacht.

Wir gehen ein paar Minuten und sehen dann von einer Anhöhe auf die Boote hinunter. Es herrscht zwar gerade Ebbe und die Boote liegen am Trockenen, doch der Strand von Gwin Zegal ist atemberaubend.

Karsten macht mit der Drohne tolle Aufnahmen und fliegt unter anderem auf 10 Metern Höhe die Brandung entlang.

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Gwin Zegal

Bevor wir nach Dinan fahren, wo wir heute übernachten, machen wir noch einen Abstecher nach Dinard (ein bissl verwirrend), wo wir am Pointe du Moulinet einen schönen Blick nach St. Malo haben.

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St. Malo

In Dinan schlafen wir heute direkt vor den Toren der Altstadt in einem sehr alten Fachwerkhaus. Dieses Haus liegt in einer sehr steilen Gasse aus Kopfsteinpflaster.

Ich würde ja gerne in die Rue de Petit Fort einbiegen, doch ein Lieferwagen verstellt die Straße. Und da passen nicht einmal zwei normale Autos nebeneinander.

Der Fahrer des Lieferwagens ruft mir irgendetwas zu, das ich nicht verstehe, macht aber keine Anstalten aus der Gasse zu fahren.

Ich fahre halt weiter, damit ich den Verkehr nicht behindere, da hat das Navi schon eine andere Route gefunden. Wir nehmen die Sache offenbar von der Maschek-Seite in Angriff. Dazu fahren wir eine kurze Serpentinenstraße hoch und tauchen dort in die engen Gassen ein. Aber es ist wie verhext, dauernd sind Durchfahrten gesperrt und zu guter Letzt will uns das Navi über eine Treppe leiten! Jetzt steh ich mit meinem Riesenkübel in einer Sackgasse. Eigentlich ein winziger Platz nach einer engen steilen Kurve, auf dem drei andere Autos parken. Ich muss hier irgendwie umdrehen, retour geht leider gar nicht.

Karsten steigt aus, um mich zu dirigieren. Es ist ein nervenaufreibendes Manöver, bei dem es auf Millimeterarbeit ankommt. Mehrfach klebe ich mit dem Heck ein paar Zentimeter an einem der Autos und komme nicht vor oder zurück. Geht sich das überhaupt irgendwie aus? Karsten gehen auch schon die Ideen aus. Ein letzter Versucht und nach über zehn Minuten haben wir es geschafft!

Es will uns nicht gelingen, von dieser Seite zum Le Rempart du Jerzual zu gelangen, obwohl es nur ein paar hundert Meter entfernt ist.

Schließlich fahren wir den Berg wieder hinunter und wie geplant die Rue de Petit Fort hinauf. Ich bin ja schon einige steile Straßen gefahren, aber das ist Hardcore! Das schiefe rumpelnde Kopfsteinpflaster, die Touristen links und rechts in der engen Gasse und eine 30%ige Steigung.

Alter Schwede!

Bei unseren Haus kreuzt eine noch steilere Straße, ich komme grade so im ersten Gang um die Kurve, dort finde ich einen Schrägparkplatz. Puh!

Ohne Gepäck machen wir uns auf die Suche und treffen alsbald auf Maryline, die uns heute beherbergt.

Das Zimmer ist reizend und mit Maryline quatschen wir ein paar Minuten. Das ist eine ganz Nette!

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Le Rempart du Jerzual in Dinan

das Tor zur Altstadt von Dinan

Etwas später machen wir uns auf, um Dinan zu besichtigen. Es gibt so viele liebe Geschäfte, dass sich der Besuch zu einer Shoppingtour entwickelt. Zu Beginn kaufe ich eine naturfarbene Leinenhose, dann kann ich einer Deko-Möwe fürs Badezimmer nicht widerstehen. Zum Schluß kommt dann noch ein typisch bretonisches Streifenshirt von Armor Lux mit.

So vollgepackt kann ich kaum fotografieren, dabei gibt es an jeder Ecke ein neues Fotomotiv. Die tief stehende Sonne zaubert wunderbare Lichteffekte auf die alten Stein- und Fachwerkbauten.

Alles in allem ein bezaubernder Ort!

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Dinan

Tag 25

Frühstücken kann auch so lustig sein! Jetzt ist Maryline neidig, weil ich Freddy Mercury live gesehen habe. Neben den hochgeistigen Gesprächen gibt es auch noch gute Sachen: Bündnerfleisch, Emmentaler und Lachs. Es ist schon längst 9 Uhr vorbei, als wir uns von unserer lieben Gastgeberin verabschieden.

Wir könnten in einer Stunde in Mont-Saint-Michel sein, aber was macht man da den ganzen Tag? Deswegen ziehen wir noch eine Schleife durch die Bretagne und besuchen Vitre. Dort ist ein fotogenes Chateau, das uns aber von außen reicht. Zwei nette Gassen nehmen wir auch noch mit, dann fahren wir schon wieder weiter.

Der Herr an der Kassa beim Château de Fougères ist nett und spricht deutsch mit uns. Er akzeptiert zwar den Gutschein für die Loireschlösser nicht, gibt uns aber trotzdem einen verbilligten Tarif. Weil wir aus Österreich sind.

Die Burganlage ist sehr groß. Wir gehen oben an der Außenmauer entlang, steigen in alle Türme endlose Treppen rauf und runter und sehen in jedem Stockwerk als Belohnung einen kahlen runden Raum.

„Ein’s schöner wie‘s andere!“ sagt Paul nach dem dritten Turm.

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Burg Vitre

Château de Fougères

Dann verlassen wir die Bretagne und kommen in die Normandie. Plötzlich taucht viel größer als erwartet Mont-Saint-Michel neben uns auf. Doch vorher schauen wir uns noch die Moulin de Moidrey an. Der Müller macht eine Führung mit uns. Er spricht eine Art Englisch, ich verstehe nicht einmal die Hälfte von dem, was er sagt. Trotzdem ist die Besichtigung sehr interessant, die Mechanik, die hinter so einer Mühle steckt, ist schon sehr durchdacht.

So kann er z.B. die vier Flügel nach Bedarf größer oder kleiner machen.

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Bevor wir auf den Parkplatz fahren, schauen wir uns bei Mont-Saint-Michel einen Fotospot an, wo wir eventuell den Sonnenuntergang fotografieren wollen.

Dazu müssen wir ein paar Minuten auf einer Weide zu einem Bachlauf gehen, der pittoreske Schleifen macht. Leider ist der Bach ausgetrocknet, wir ersparen uns also am Abend den Weg hierher. Das macht die Planung etwas einfacher, doch jetzt haben auch keinen Plan, wo wir zum  Sonnenuntergang genau hingehen.

Doch zunächst fahren wir auf den riesigen Parkplatz, der einen Kilometer vor der Insel geschaffen wurde. Dadurch wir in der Stadt wohnen, haben wir einen speziellen Parkplatz. Vor zwei Tagen haben wir den Code für die Einfahrt vom Hotel bekommen.

Heute früh haben wir alles, was wir heute Nacht brauchen, in die große Tasche umgepackt, weil wir drei Stockwerke hoch steigen müssen.

Mit dem Shuttlebus fahren wir nun bis zur Stadt und ich freue mich noch, dass der Bus doch eine Zwischenstation kurz vor der Stadt macht. Dann erfahren wir, dass es sich um die Endstation handelt. Sehr seltsam, dass man jetzt noch 300 Meter zu Fuß gehen muss, bis man durch das Stadttor kommt.

So war das nicht geplant, jetzt tragen wir die schwere Tasche halt zu zweit, was Angesichts der Touristenmassen etwas problematisch ist. Für die Touristen.

Nach dem Stadttor kämpfen wir gegen einen Menschenstrom an, der die Stadt verläßt. Es ist unglaublich, wie viele Leute hier sind!

Relativ bald haben wir das Hôtel Du Guesclin erreicht, checken ein und Karsten schleppt die Tasche drei Stockwerke hoch.

Ich habe ein Zimmer mit Stadtblick gewählt und tatsächlich haben wir einen tollen Blick auf das Kloster hoch über uns.

Allerdings schauen uns auch die Touristen von einer gegenüberliegenden Terrasse direkt ins Fenster. Jetzt winkt sogar Einer - ist ja unpackbar! Ich komm mir vor, wie ein Tier im Zoo.

Moulin de Moidrey

Der Plan für heute ist, dass wir im Hotelrestaurant essen und dann einen geeigneten Platz für den Sonnenuntergang bzw. die Blaue Stunde suchen. Schlimmstenfalls müssen wir halt von der Zufahrtsstraße fotografieren.

Jetzt erkunden wir erst einmal Mont-Saint-Michel. Die Massen haben sich etwas verlaufen und wir  können etwas ungehinderter durch die steilen Straßen klettern. Das geht ordentlich in die Knie!

Von der Stadtmauer geht der Blick weit über‘s Watt. Hie und da sind Leute im Gatsch unterwegs. Besonders belustigend für die Umstehenden ist eine große Gruppe im Watt, die sich immer wieder zusammenrottet bis der Anführer einen sicheren Weg gefunden hat und winkt. Dann trotten  dreißig Leute los bis sie wieder auf das nächste Zeichen warten.

Ich frage mich, was die Leute dazu bewegt, kilometerweit durch den Morast zu wandern.

Ganz hinauf zum Kloster kommen wir nicht mehr, der Zugang ist schon gesperrt. Aber es reicht uns eh, wir gehen zurück zum Hotel. Vorher muss ich aber noch auf den Platz, wo uns die Touristen ins Fenster schauen. Von dort geht es steile Treppen in unsere Gasse. Der letzte Durchgang ist 30 Zentimeter breit, da kommen wir nur quer grad noch so durch.

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Mont-Saint-Michel

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Blick aus unserem Fenster

Im Restaurant bekommen wir den besten Platz, ein großer runder Tisch direkt am Fenster. Wir nehmen beide ein dreigängiges Menü, das nicht üppig aber sehr gut ist. Wider Erwarten ist der Preis auch sehr moderat.

Jetzt schnappen wir uns aber das Stativ und marschieren vor die Stadt. Auf der Zufahrtsstraße geht es zu wie am Bazar. Die Sonne geht gerade im Meer unter, die Flut hat die Insel umspült. Wo vorhin noch die Leute spazierten, ist jetzt alles unter Wasser. Mont-Saint-Michel ist am Abend noch beeindruckender als am Tag!

Bis kurz vor neun Uhr machen wir wunderbare Bilder von der beleuchteten Insel und als Zugabe steigt noch ein dicker oranger Mond hinter uns aus dem Meer empor.

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Mont-Saint-Michel am Abend

Tag 26

Wir sind völlig zerstört. Kein Wunder, wir haben laut Apple Watch gestern 17.301 Schritte gemacht, dabei eine Strecke von 13,43 km zurückgelegt und unglaubliche 51 Stockwerke bewältigt! Dieses Pensum halten wir jetzt schon über zwei Wochen durch.

Zum Glück wird das Frühstück nur einen Stock tiefer serviert, Treppensteigen ist noch nicht ganz einfach. Da müssen wir uns erst ein wenig einlaufen.

Somit fällt auch eine nochmalige Besichtigung flach, es reichen uns die Treppen, die wir bis zum Shuttlebus zurücklegen.

Doch vorher muss auch Nikki etwas „hackelen“ - ein Flying Nikki vor Mont-Saint-Michel ist Pflicht! Quasi als Pendant zu St. Michael’s Mount 2013. Ein Flug, ein Schuß und fertig. Nikki ist halt ein echter Profi!

Zwei Stunden Autofahrt bis Le Vast. Das ist gut, um alle Muskeln wieder zu lockern. Nach Le Vast fahren wir nur wegen einem Fotospot, der der eigentliche Auslöser zu dieser Frankreich Rundreise war.

Im örtlichen Supermarkt kaufen wir einen kleinen Snack und machen am Parkplatz ein Picknick im Auto. So romantisch!

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Le Vast

Der heutige Tag steht im Zeichen der Landung der Alliierten in der Normandie. Wir beginnen mit einer Audioführung durch die Batterie d'Azeville, einer Verteidigungsanlage der Deutschen im Zweiten Weltkrieg. Zur Tarnung wurden damals die überirdischen Teile der Bunker als alte Bauernhäuser bemalt. Ich bin ein wenig enttäuscht, denn nach den Bildern im Internet hätte ich mir die Bemalung viel kräftiger vorgestellt. Obwohl vor zehn Jahren erneuert, sieht man heute nur mehr ganz wenig davon.

Die Tour durch die unterirdische Anlage ist mir zu sachlich, man erfährt, um welche Bautypen von Bunker es sich jeweils handelt. Ich hätte gern noch mehr von den Lebensumständen der Soldaten erfahren, die hier zwei Jahre stationiert waren.

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Batterie d'Azeville

Wir stehen gerade vor einer sogenannten Kasematte, als zwei Kampfjets der französischen Luftwaffe über uns hinweg fegen.

Eine eigenartige Situation, wenn man bedenkt, wo wir uns befinden.

Das erinnert mich an eine ähnliche Geschichte, die ich vergessen habe, zu erzählen.

Es war vor zwei Tagen. Wir hatten gerade unsere Stative vor dem Haus zwischen den Steinen in  Plougrescant aufgestellt als fast lautlos eine Lockheed C-130, Codename Hercules, in 50 Metern Höhe an uns vorbeizog.

Wir hatten beide die Kameras montiert und fertig eingerichtet, es wäre eine Bombenaufnahme geworden - doch wir sind alle zwei mit offenem Mund dagestanden und haben nicht geglaubt, was wir gerade sehen!

Nächster Stopp Omaha Beach. Hier landeten am 6. Juni 1944 170.000 Mann der Alliierten Armeen und durchbrachen in Folge die deutschen Linien. Dieser Tag ging als D-Day in die Geschichte ein.

Heute steht ein imposantes Monument am Strand und es herrscht eine ehrfürchtige Stimmung unter den Besuchern. Wir spazieren ein wenig am Strand entlang, begleitet vom Rauschen der Wellen und dem Kreischen der Möwen.

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Omaha Beach

Bei der Weiterfahrt fällt uns ein Sherman-Panzer auf der Straßenseite auf. Da wir zeitlich gut unterwegs sind, machen wir einen Besuch im Musée Memorial D‘Omaha Beach.

Hier werden die Ereignisse etwas plastischer anhand von Puppen und echten Fahrzeugen dargestellt. Ein Film zeigt die Vorbereitung und Landung am Omaha Beach.

Zuviel Zeit dürfen wir uns aber nicht nehmen, die Dame an der Kassa erinnert mich daran, dass der Amerikanische Friedhof um 17 Uhr schließt.

Karsten kauft noch schnell ein paar Pins und dann sind wir schon unterwegs zum Normandy American Cemetery.

Wir finden nicht gleich heraus, wo wir hin müssen und irren am Parkplatz herum. Karsten kann dann mit Hilfe von Google Maps den Friedhof ausmachen und wir eilen schnellen Schrittes zum Eingang. Eine halbe Stunde bleibt uns noch Zeit.

Wir sind aber bei weitem nicht die Einzigen, die noch so spät kommen. Das beruhigt mich etwas,  Karsten meint, die können sowieso nicht den ganzen Friedhof zusperren.

Die Anlage ist sehr weitläufig, es dauert ein paar Minuten, bis wir endlich an den endlosen Reihen weißer Kreuze stehen. Jedes Kreuz steht für einen gefallenen Amerikaner und hat Namen, Einheit, Herkunftsort und Todestag eingraviert. Manchmal ist statt den Kreuz ein Stern, dann war der Soldat Jude.

Der Friedhof liegt in Sichtweite des Meeres, das gibt nette Aufnahmen.

Um Punkt 17 Uhr ertönt eine Glocke und alle Besucher begeben sich gemächlich zum Ausgang.

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Normandy American Cemetery

Die Sonne steht schon tief, als wir beim La Ferme des Perelles ankommen. Heute haben wir im Gegensatz zu gestern ein sehr großes helles Zimmer mitten auf dem Land. Und ein schönes großes Bett.

Zum Schreiben setze ich mich vor die Tür, wo wir einen Tisch und zwei Sesseln haben. Mit der Zeit werde ich auf ein Schnauben aufmerksam und schaue nach, was das für ein  Tier ist.

Hinter dem Haus steht ein junges Highlandrind auf der Weide.

Ich laufe gleich um meine Kamera und will den Bullen in die Sonne locken. Doch der interessiert sich für mich und kommt mit dem Kopf durch die Zaunlatten. Da trete ich angesichts der respektablen Hörner lieber einen Schritt zurück. Ich kraule ihn zwischen den Hörnern und lasse ihn an meiner Hand schnüffeln. In die Sonne geht er mir trotzdem nicht.

Nebenan steht ein Alpaka. Vielleicht ist das ja geselliger und lässt sich von mir dirigieren. Doch oha! Es legt die Ohren an und sammelt hörbar Spucke in seinem Maul. Nicht mit mir! Dann gehe ich lieber wieder. Kaum drehe ich mich weg, stellt das Tier seine Ohren auf und schaut niedlich. Sobald ich mich zu ihm umdrehe, werden die Ohren angelegt und das Maul gespitzt.

Während ich auf Dr. Dolittle mache, unterhält sich Karsten mit einem Amerikaner, der ebenfalls hier zu Gast ist.

Auf dem Hof leben noch Pferde, Esel und Ziegen, denen ich vor dem Wegfahren noch kurz Hallo sage.

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tierische Unterhaltung auf La Ferme des Perelles

Zum Essen fahren wir nach Bayeux und gehen ins La Fringale. Ich nehme ein dreigängiges Menü mit Soupe à l'oignon, Filet de poulet Made in Normandy und Eis. Karsten vertraut auf einen Cheeseburger.

Ärgerlicherweise werden wir sehr schleißig bedient und warten ewig zwischen den einzelnen Gängen. Mir ist es gleich, denn ich schreibe an meinem Reisebericht. Außer ich pausiere, weil ich die Aufmerksamkeit unserer Kellnerin erhaschen will und sie mich ständig ignoriert, das ärgert mich dann. Nach zwei Stunden verlassen wir endlich das Lokal. Trinkgeld hat’s keines gegeben.

In unserem kalten Zimmer joggt Karsten durch‘s Zimmer, damit er auch heute seine Ringe voll bekommt.

Tag 27

Es ist echt kalt geworden, wir wollen gar nicht aus dem warmen Bett.

Beim Frühstück treffen wir wieder auf die Amis von gestern. Sie sind schon drei Tage hier, weswegen die stets freundliche doch wortkarge Vermieterin nur mit ihnen spricht.

Später kommt ein jüngeres englischsprachiges Paar hinzu und die Amis gehen.

Ob sie auch aus der USA kommen, frage ich.  „No, from Canada.“

„Much better!“ sage ich und alle lachen. Wir unterhalten uns über Politik, Steuern und Lebensqualität unserer beiden Länder und sind am Ende doch ganz froh, dort zu leben, wo wir leben. 

Es wird wieder Zeit für ein paar schöne alte Häuser. In Beuvron-en-Auge haben wir einen ganze Dorfplatz voll damit, in vielen Häusern sind nette altertümliche Geschäfte untergebracht. Wir bummeln eine Runde und fotografieren viel. Ein paar Leute sitzen in Lokalen, sonst ist nicht viel los.

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Beuvron-en-Auge

Ganz anders dagegen in Honfleur. Diese Stadt ist voll mit Touristen, die sich aber fast alle am fotogenen Hafen aufhalten. Hier ist ein Restaurant neben dem anderen und alle sind um die Mittagszeit gesteckt voll. Die restlichen Geschäfte verkaufen Souvenirs, Schmuck und Kleidung.

Hunger haben wir nicht, aber ein Eis geht immer. Leider geraten wir an eine unaufmerksame bzw. überforderte Kellnerin, die zwei Dinge auf einmal macht und dem Karsten das Eis in einem Stanitzel gibt, obwohl er auf französisch eine Becher verlangt hat. Ist er schon angefressen!

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Honfleur

Wir entfliehen dem Trubel des Hafens und schlendern durch kleine Gassen mit hübschen Häusern und entzückenden Geschäften. Hierher verirrt sich kaum ein Tourist, die Lokale sind auch alle fast leer. Wir genießen die Ruhe und haben es nicht eilig. Außer, dass wir dringend eine Toilette brauchen. Aber wir finden keine öffentliche Einrichtung. In unserer Not gehen wir zur Touristeninformation, dort wird ja wohl ein Klo sein.

Wir werden es nie erfahren, denn das Büro hat Mittagspause. Zum Glück gibt es auf unserem Parkplatz ein Anlage und alles ist wieder gut!

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Honfleur

Auf der beeindruckenden Pont de Normandie überqueren wir die Seinemündung und erreichen unseren heutigen Endpunkt Etretat. Die weißen Klippen von Etretat sind berühmt und haben seit jeher viele Touristen in das Seebad gelockt. Auch heute wimmelt es von Menschen, wir haben Schwierigkeiten, einen Parkplatz zu finden.

Damit wir einmal einen Überblick gewinnen, steigen wir rund 500 Schritte zum Aiguille d’Etretat hinauf. Von oben haben wir und hundert andere einen tollen Ausblick über den Strand von Etretat. Dann fahren wir zum zweiten Aussichtspunkt auf der anderen Seite der Stadt. Wir kommen aber nicht weit, denn die Zufahrtsstraße ist mit einem Fahrverbotsschild gesperrt. Unser Navi schickt uns auf die Reise und sagt nach 4 Kilometern, dass wir wenden sollen.

Karsten sucht mit Google Maps eine Alternativstrecke und wir landen wieder vor einem Fahrverbotsschild mitten in der Pampa. Wurscht, wir wollen da jetzt hin, also fahr ich weiter. Die Straße wird zu einem Feldweg. Auch hier wird wieder die Einfahrt verboten. Es ist aber kein Haus weit und breit, wer soll also etwas dagegen haben? Ich wäge noch ab, was schlimmstenfalls passieren könnte und gebe Gas. Jetzt wird‘s aber heftiger, tiefe Lacken rechts und links, ich fahre Schlangenlinien, um nicht in die tiefen Löcher zu fahren.

Aber wir sind ja von Island einiges gewöhnt und das Auto muss das aushalten. Außerdem ist es nicht mehr weit, höchstens ein Kilometer, dann kommt wieder eine Straße, sagt Karsten.

Es kommen uns ein paar Spaziergänger entgegen, die stören sich aber nicht an uns. Ich hoffe, dass uns kein Einheimischer begegnet, dem wir erklären müssen, woher wir kommen.

Endlich, die Abzweigung! Doch die führt nicht weit, das sehen wir von hier aus. Also weiter geradeaus, es kann nicht mehr weit sein. Ich wär froh, wenn wir wieder eine Straße unter den Rädern hätten.

Der Weg ist fast nicht mehr sichtbar und geht in ein Waldstück bergab. Ich will Karsten losschicken, damit er schaut, wie es weitergeht. Denn umdrehen ist hier gerade noch möglich, aber eigentlich will ich diesen Weg nicht wieder zurück fahren.

Er sagt, es ist nicht mehr weit, laut Google ist die Straße direkt vor uns.

Was soll’s, sag ich mir, dann schieb ich im schlimmsten Fall halt das Stück zurück.

Der Weg endet vor einer abgesperrten Schranke. Rechts kann ich durch die Blätter Häuser und Autos erkennen. Karsten geht sich das anschauen, kommt zurück und sagt: „Das Schloss kann ich mit meinem Werkzeug öffnen.“

Weil zurückfahren wirklich eine ganz schlechte Option ist, macht sich Karsten an das Schloss und nach einer ewigen Minute - jederzeit könnte uns jemand erwischen - hat er das Schloss offen und  hebt den Balken an, sodass ich mit dem Auto durch kann. Dann verschließt er die Absperrung wieder und wir sind auf der sicheren Seite!

 

Am La Falaise d‘Amont sind aber sehr viele Autos. Wir fragen uns, wie die hergekommen sind. Viele werden einfach das erste Verbotsschild ignoriert haben, was auch für uns letztlich die einfachere Option gewesen wäre.

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Blick von La Falaise d‘Amont auf Etretat

La Falaise d‘Amont

Bevor wir bei unserer Unterkunft einchecken, fahren wir noch nach Fécamp. Das liegt 15 km nördlich und hat auch eine schöne Klippe. Und dort dürfen wir mit der Drohne fliegen.

Am Steinstrand suchen wir uns ein einsame Stelle und Karsten fliegt die Drohne auf‘s offene Meer hinaus und auf 100 m Höhe. Das gibt schöne Bilder von der Klippe. Und weil‘s so schön ist, fliegt er sie gleich weiter und weiter die Klippe entlang.

Plötzlich zeigt das Display einen Funkabbruch an - die Drohne hat keine Verbindung mehr mit der Fernbedienung. Da wird Karsten gleich nervös und weiß auch gleich den Grund. Zwischen uns und der 1 km entfernten Drohne ist die Klippe und deshalb gibt es keine Verbindung mehr. Er läuft mit der Fernbedienung Richtung Wasser, doch da hat die Drohne schon auf Autopilot umgeschalten und kommt zurück zum Startpunkt. Das ist so programmiert, trotzdem wird es uns mulmig, wenn wir keine Verbindung und keinen Sichtkontakt mehr zur Drohne haben.

 

Und da ist sie schon, hoch über unseren Köpfen kommt sie angeschossen und landet punktgenau auf dem landing-pad.

am Strand von Fécamp

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Fécamp

Zurück in Etretat fahren wir zur Villa Les Soliers. Laut Navi sind wir da, allerdings erkennen wir nicht, welches jetzt das Haus ist und vor allem, wo wir das Auto parken können. Auf der Straße ist alles vollgeparkt. Ich stelle mich in eine Einfahrt und schicke Karsten auf die Reise. Er wird auch gleich fündig, doch mit dem Auto kann ich nur in die Einfahrt des Gartens fahren, die Parkplätze sind alle belegt und es muss noch etwas umrangiert werden.

Doch vorerst lassen wir den Wagen stehen und schauen uns das Zimmer an. Es ist in einem Turm, es geht ein paar Treppen hoch. Das Zimmer ist sehr klein, neben dem Bett, einem Kasten und einem Tisch ist nicht viel Platz. Da bringen wir auf keinen Fall zwei Koffer unter. Also werden wir die Tasche wieder anstelle der Koffer mitnehmen und räumen im Garten schnell um. Das geht deshalb so einfach, weil wir den Kofferinhalt in einzelnen Taschen untergebracht haben. Da hab ich mit einem Griff mein Gewand, meine Waschsachen und unsere Ladegeräte zur Hand.

Dann fahren drei Autos rückwärts aus dem Garten auf die Straße, ich fahre als erster wieder rein und stell mich auf den nun freigewordenen Parkplatz, die Mutter stellt sich mit ihrem Auto quer in den Garten und die Tochter steht in der Einfahrt. Geht doch!

Jetzt aber schnell ein Restaurant für das Nachtmahl finden, denn wir wollen den Sonnenuntergang an den Klippen fotografieren.

Wir finden auch ein Lokal, dass schon vor 19 Uhr geöffnet hat und ich bestelle mir wieder Moules-frites. Das ist aber eine schlechte Wahl, denn wir haben knapp eine halbe Stunde Zeit, dann geht die Sonne unter. Also fummle ich in Rekordgeschwindigkeit die Muscheln aus der Schale und  stopfe mir die Pommes Frites in den Mund. Kasten hat eine Pizza, die geht schneller zu essen.

Sobald er fertig ist, verlangen wir die Rechnung und dann hasten wir schon mit den Stativen zum Strand. „Das kann nicht gesund sein“, sage ich.

 

Wir kommen gerade rechtzeitig, bevor die Sonne orangefarben im Meer versinkt. Nach 10 Minuten ist der Spuk vorbei und wir gehen auf den Steinen etwas näher zum Wasser und dem markanten Steinbogen.

Am Kai verbringen wir noch eine gute Stunde mit Aufnahmen, weil die Klippen in der Nacht angestrahlt werden.

Dann machen wir uns wieder auf den Weg zu unserer Schlafstätte, wo ich in zwei Stunden den heutigen Reisebericht verfasse.

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Etretat

Tag 28

Ich wache auf und schaue, wie spät es ist - 7:52 Uhr. Ach du Schreck, wir haben uns für 8 Uhr zum Frühstück angemeldet! Jetzt aber flott!

Wir schaffen es in 10 Minuten in den hübsch dekorierten Frühstücksraum. Der Tisch ist reichlich gedeckt, es gibt Kuchen, Obst und Käse zu den üblichen Baguettes und Croissants.

Etwas später gesellt sich ein älteres französisches Ehepaar zu uns. Er erinnert mich an Jaques Tati in seiner Rolle als Monsieur Hulot.

Sie spricht ein sehr schlechtes Englisch und quasselt in einer Tour, dabei stopft sie sich das Essen in den Mund. Das hält sie aber nicht vom Reden ab und ist widerlich. Er ist nicht besser, nur dass er nicht so viel redet. Aber wenn, dann mit vollem Mund.

Wir entscheiden uns gegen die Autobahn, die Strecke ist so kürzer und dauert nur ein paar Minuten länger. So gondeln wir durch die Dörfer, hinter heubeladenen Traktoranhängern, die uns mit Strohhalmen überschütten. Die Sonne steht noch tief und die erste halbe Stunde wechsle ich ständig die Sonnenblende von vorne nach seitlich und zurück. Warum hat noch niemand eine ausklappbare Sonnenblende erfunden, die beide Seiten abdeckt?

 

Vieux-Port am linken Seineufer liegt auf der Route der Reetdachhäuser. Wir machen einen kleinen Rundgang, es gibt sehr viele nette Fachwerkhäuser, die mit einem Reetdach (Schilfrohr) gedeckt sind.

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Vieux-Port  auf der Route der Reetdachhäuser (Route des Chaumières)

Das Manoir de Villers liegt auf unserer Route und wir bleiben nur kurz stehen und machen ein Foto von außerhalb des Parks.

Die Franzosen sind ja sehr erfinderisch, was die Geschwindigkeitsreduktion in den Dörfern angeht. Da sind zu Einem die allgegenwärtigen Bodenschwellen, die unweigerlich zu einem 30er zwingen. Wir haben schon Blumenbeete in Slalomlinien umfahren oder mussten uns bei roten Ampeln einbremsen, die beim Näherkommen auf grün schalten und nur dazu da sind, dass man langsamer wird.

Die Zuständigen für die Stadt Canteleu haben sich etwas Besonderes ausgedacht: bei der  Ortseinfahrt wurde eine riesige 50er Tafel in der Mitte halbiert, links der Straße ist der 5er und rechts der 0er und man fährt quasi durch die Geschwindigkeitsbegrenzungstafel hindurch.

In Rouen machen wir einen kurze Abstecher, damit wir uns die Stelle anschauen, wo Jeanne d‘Arc am 30. Mai 1431 verbrannt wurde.

Was für eine Enttäuschung, der ganze Platz und die Straßen rundherum sind eine einzige Baustelle! Man kommt nicht einmal zum Le Bûcher de Jeanne d‘Arc hin. Der Abstecher war völlig umsonst.

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originelles Straßenschild

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Rouen - das war der letzte Blick von Jeanne d'Arc, bevor sie am Scheiterhaufen verbrannt wurde.

Nächster Stopp ist oberhalb des Château Gaillard, eine zerstörte mittelalterliche Festung hoch über der Seine. Der Ausblick ist gewaltig und wir belassen es dabei, für einen Besuch fehlt die Zeit und die Lust.

Wir fahren weiter die Seine  entlang, zwei Mal überqueren wir sie über gigantische Hängebrücken.  In Vernon bleiben wir kurz stehen und fotografieren eine alte Mühle, die am Reststück einer eingestürzten Brücke hängt. 

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In Vernon steht diese alte Wassermühle auf einer mittelalterlichen Brücke über der Seine. 

In Giverny lebte und malte Claude Monet bis zu seinem Tod. Sein Haus und sein Garten können besichtigt werden. Wir verbringen über eine Stunde in dem herrlichen Garten und fotografieren, was das Zeug hält. 

Zum Glück hat mir Karsten vorhin meine Speicherkarte auf eine Festplatte überspielt, ich hätte sonst nur noch 35 Bilder machen können. Seitdem habe ich schon wieder 105 Bilder gemacht. 

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Das Haus von Claude Monet

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Der Seerosenteich mit der japanischen Brücke, der Monet sehr häufig als Motiv diente.

Claude Monet's Garden, Giverny

Ein letzter Abstecher, bevor wir unsere Unterkunft aufsuchen, ist die Ruine oberhalb des Château La Roche-Guyon. Von dort hat man einen wunderbaren Ausblick über die Seine und den geometrisch angelegten Obstgarten des Châteaus. 

Das Navi führt uns fälschlicherweise zum Schloss, Karsten lotst mich dann zum Weg, der zur Ruine führt. Wir stellen den Wagen sicherheitshalber etwas versteckt in den Wald, man weiß ja nie, was jemanden einfällt, wenn unser Auto so allein am Waldrand parkt. 

Es gibt mehrere Wege und alle führen steil bergab. Mit Hilfe von Google Maps finden wir aber den richtigen Weg und nach ein paar Minuten auch die Ruine. Die ist aber versperrt. Wir suchen im Umkreis, ob man irgendwie anders an die Vorderfront und zur Aussicht kommt, vergeblich. 

Also stapfen wir wieder bergauf (damit wir am Abend unsere Ringe vollkriegen!) und starten beim Auto die Drohne. So oder so kommen wir jetzt zu unseren Bildern. 

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das Château La Roche-Guyon an der Seine

Jetzt ist es aber Zeit für La petite Ferme, wo wir die letzte Nacht unseres Urlaubes verbringen werden. Der alte Bauernhof am Rand von Chérence hat sehr hübsche Zimmer. Vor allem ist sehr viel Platz, den wir zum Packen benötigen. 

Wir schleppen alles aus dem Auto ins Zimmer und schlichten so lange, bis in jedem Koffer ein bissl mehr als 23 kg sind. 

 

Nach einer ausgiebigen Dusche fahren wir ins nächste Dorf sehr gut Nachtmahl essen, unter anderem Dorsch mit Ratatouille, damit wir das auch einmal hatten.

Tag 29

Nachdem wir gestern noch grob gecheckt haben, wie sich unser Gepäck auf die beiden Koffer aufteilen läßt, stehen wir heute recht entspannt auf. 

 

Das Frühstück ist einsam aber sehr gut. Catherine und ihr Mann haben ein sehr angenehmes Refugium geschaffen, das durch viele liebevolle Details besticht. Leider haben wir hier auch eine Sprachbarriere und reduzieren unsere Kommunikation auf das Wesentliche. 

 

Jetzt geht’s ans Eingemachte, die Koffer werden final gepackt und gewogen. Karsten‘s Koffer ist mit 22,8 kg auf der sicheren Seite, meiner wiegt 25.8 kg. Das wird ganz sicher nicht toleriert, also ist Umpacken angesagt. 

Am Ende wiegen unsere beiden Koffer jeweils knapp 23 kg, mein Rucksack an die 12 kg und Karsten‘s Fotorucksack über 16 kg. Leider fliegen wir nicht mit British Airways, da wär das Handgepäck kein Problem. Mit Austrian dürfen wir offiziell nur 8 kg Handgepäck mitnehmen. 

 

Ich fahre mit dem Wagen näher an unser Zimmer und wir hieven die beiden Koffer in den Kofferraum. Heute habe ich zum ersten Mal meinen Koffer verbreitert, dann wird nicht alles so gequetscht. Dadurch und weil die beiden Rucksäcke auch wesentlich dicker gefüllt sind, wird die Hutablage in die Höhe gedrückt und wir stellen sie vor der Rückbank auf.  

 

Zwei Punkte habe ich uns für heute noch rausgesucht. Zunächst fahren wir ein paar Kilometer zur Moulin de Fourges. Diese Wassermühle liegt sehr idyllisch in der Morgensonne und auf der  angrenzenden Weide grasen ein paar schwarz/weiß gefleckte Kühe. 

Kühe haben wir in Frankreich auch noch nicht fotografiert, obwohl sie uns täglich neben der Straße begegnen. Hier haben wir eine gute Gelegenheit. 

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Moulin de Fourges

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Was guckst du?

Der zweite Punkt ist die Domaine de Villarceaux. Hier wollen wir nur eine Luftaufnahme des Gartens mit der Drohne machen. Doch als wir zum Hinterausgang des Schlosses kommen, wimmelt es dort von Radfahrern und Betreuern. Ok, hier können wir also nicht starten. 

Ich parke das Auto auf einem kurzen Waldweg, der zu einem Golfplatz führt. Wir können die Golfer durch die Blätter der Bäume sehen. 

Deshalb schultere ich den Rucksack, bzw. ich lasse schultern - der ist ja ganz schön schwer! -

und wir marschieren ein Stück die Straße entlang, bis wir auf eine freie Wiesenfläche hinter dem Schloss kommen. 

 

Hier sind wir ca. 100 Meter von den Radfahrern entfernt und die Drohne steigt pfeilschnell in den blauen Himmel. Es ist immer faszinierend, wie anders die Welt von oben gesehen ausschaut. Karsten fliegt die Drohne genau über den Garten und stellt die Kamera senkrecht nach unten. Dann macht er die Bilder und holt die Drohne zurück. 

Bevor sich noch jemand mokieren könnte, sind wir schon wieder weg. Obwohl wir natürlich nur dort fliegen, wo es auch erlaubt ist. 

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der Garten der Domaine de Villarceaux

Jetzt geht es aber schnurstracks zum Pariser Flughafen Charles de Gaulle. Kurz vor Ankunft wird noch der Wagen aufgetankt. Zum Glück habe ich die genaue Position für die Rückgabe im Navi eingegeben, ansonsten könnte man sich hier leicht verfahren. So finden wir den Enterprise Car Return und parken nach 6.541 km unseren Mietwagen das letzte Mal ein. 

 

Beim der Abnahme werden Kratzer an der rechten Vorderfront entdeckt, die wir bislang nicht bemerkt hatten. Keine Ahnung, wo die plötzlich herkommen. 

Wir nehmen es zur Kenntnis, denn es wurde weder der Schaden an der Stoßstange noch der winzige Steineinschlag auf der Windschutzscheibe reklamiert. 

 

Es wird ein Schadensbericht ausgefüllt und ich bezahle mit meiner Kreditkarte 1.582,00 Euro für den Schaden und die Einwegmiete. Ich lasse mir alle Papiere geben, denn die Rechnung für den Schaden am Auto muss ich bei Sunny Cars einreichen. Dann bekomme ich das Geld zurück. 

 

Die Angelegenheit dauert ein paar Minuten und Karsten wartet schon ungeduldig vor dem kleinen Glasgebäude, denn es ist recht frisch und die Natur ruft auch schon wieder!

 

Nach dieser Hürde kommt die Kofferabgabe. Wir warten eine gute Viertelstunde beim Check In, bis es endlich losgeht. In dieser Zeit haben wir die Rucksäcke geschultert, damit die Crew nicht merkt, wie schwer die eigentlich sind. Da ist nichts mehr mit federnd über die Schulter werfen, da schmeißt es mich gleich nach hinten, wenn ich das versuche!

Wir stehen auch beide frontal zu den Schaltern, damit man nicht gleich sieht, wie weit sie abstehen. Bei den Koffern haben wir mit 23 und 22,8 kg eine glatte Punktlandung und das „Handgepäck“ wird auch ohne Prüfung akzeptiert. 

 

Im Duty Free Shop kaufen wir noch ein paar französische Spezialitäten für unsere Nachbarin, die uns auf die Pflanzen geschaut hat. Ich hoffe, sie ist keine Vegetarierin. 

 

Bis zum Boarding ist noch ein wenig Zeit und wir gehen in die Diners Lounge auf einen kleinen Happen. Ich bin froh, dass ich den Rucksack abstellen kann, das geht total auf die Nackenmuskulatur. 

 

Beim Boarding ist es wichtig festzustellen, ob wir direkt in die Maschine einsteigen oder mit dem Bus hinfahren.  Bei ersterer Option ist ein Platz am Anfang der Schlange anzustreben und beim Bus lassen wir uns Zeit, damit wir die letzten beim Einsteigen und die ersten beim Aussteigen sind. Denn mit unseren beiden Trümmern am Rücken können wir es nicht leisten, zu spät in die Maschine zu kommen. Dann kann es passieren, dass wir unsere Rucksäcke nur mehr ganz hinten in das Gepäckfach unterbringen. 

 

Wir steigen direkt ein, deshalb stellt sich Karsten kurz vor dem Aufruf in die bereits wartende Schlange. Ich dränge mich ein wenig später ungeniert zu ihm nach Vorne und so sind wir unter den ersten zwanzig, die in den Gang zum Flugzeug kommen.

 

Dort heißt es erst einmal warten. Offenbar ist die Maschine noch nicht fertig, sie ist auch sehr spät angekommen. Nach ein paar Minuten küsse ich schon fast den Boden, weil ich mich so weit nach vorne lehne. Der Rucksack bringt mich um! 

Gerade, als ich versuche, mich an die Glaswand anzulehnen, geht es endlich mit dem Einsteigen los. Halleluja!

 

Wir starten mit über einer halben Stunde Verspätung und landen um 16:30 in Wien. 

Ui, jetzt wird es knapp mit Einkaufen. 

Die Koffer brauchen auch ewig, um 16:58 sind sie da, wir hasten im Laufschritt zum Bahnhof und sitzen ziemlich erledigt um 17:02 im RailJet, der eine Minute später abfährt. 

Ticket haben wir keines mehr kaufen können, also fahren wir schwarz bis Wien Hauptbahnhof.

 

So schaffen wir es noch um 17:40 zum Merkur, denn unser Kühlschrank ist ziemlich leer. 

20 Minuten später haben wir alles, was wir in den nächsten Tagen brauchen und ich finde beim Abstellen einen Euro im Einkaufswagen vor mir.

So ein schöner Urlaub!

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