
mitgereist

Island 2021

Schon wieder Island?
Ist denn die Insel so groß, dass man da so oft hin muss?
Mit diesen und ähnlichen Reaktionen muss man rechnen, wenn sich das Urlaubsziel vom Vorjahr wiederholt. Noch dazu, wo sogar auch eine Woche im Winter geplant war. Aber dazu später.
Eigentlich wollte ich ja in diesem etwas schwierigem Reisejahr auf Nummer sicher gehen und hatte schon mehr als die Hälfte einer Route rund um den italienischen Stiefel geplant. Damit wir im Notfall schnell wieder zu Hause sein können.
Denn die coronabedingten Reisebeschränkungen und der etwas zähe Start der Impfungen machten Anfang des Jahres keine großen Hoffnungen auf einen stressfreien Aufenthalt im Ausland. Wer möchte schon seine wertvollen Urlaubstage in Quarantäne verbringen?
Trotzdem war Island auch hier ein Vorreiter und - bedingt durch sehr niedrige Infektionszahlen - eines der ersten Länder, die für Geimpfte und Genesende Reiseerleichterungen hatten.
Doch davon waren wir beide noch weit entfernt und so plante ich mit steigender Begeisterung unseren Italien-Trip weiter.
Am 19. März ließ eine Nachricht die Welt aufhorchen: auf der Reykjanes-Halbinsel brach der lang erwartete Vulkan aus, der nach dem flachen Berg in der Nähe Fagradalsfjall genannt wurde.
Durch die Nähe zum Flughafen Keflavík und der Blauen Lagune kam es in den Tagen darauf zu einem regelrechten Besucheransturm, ein Vulkanologe bezeichnete ihn sogar als „echten Touristenausbruch“.
Jeden Tag überschlug sich das Internet mit neuen atemberaubenden Bildern und spektakulären Drohnenaufnahmen und ich buchte für Anfang Juni ein Zimmer im 10 km entfernten Grindavík. Sicher ist sicher…
Ein paar Tage später steckte sich Karsten bei einem seiner Kunden mit dem Coronavirus an und mein positiver Test folgte nicht lange danach. Für uns war das wirklich ein Grund zum Jubeln, sofort begann ich mit der Planung unseres Island-Trips.
Zum Glück hatten wir beide einen sehr milden Verlauf, die 14tägige Quarantäne konnten wir dank Homeoffice und Lieferservice sehr gut aussitzen.
Die geplante Fotoreise im März wurde auf nächstes Jahr verschoben.
Neben dem Vulkanausbruch wurde diesmal auch das Hochland eingeplant, wenngleich auch nur die „Light Variante“ ohne große Furten. Für die richtig argen Strecken traue ich mich allein nicht hin, die würde ich lieber mit zwei Autos wagen.
Die Hochlandpisten kann man nur von Ende Juni bis Mitte September befahren, in der übrigen Zeit sind die Straßen gesperrt. In diesem kleinen Zeitfenster sind die Mietwagenpreise saisonbedingt immer etwas höher, doch was heuer mit den Preisen abging, war grotesk!
Ich musste schon schlucken, als ich im April für einen Toyota RAV4 für 21 Tage über 2.800 Euro bezahlen mußte - und ich bekomme bei Sunny Cars einen ordentlichen Agent Rabatt!
Im Nachhinein gesehen hatte ich Glück, dass ich so früh gebucht hatte, denn bereits Anfang Juni war der Preis schon auf 3.650 Euro angestiegen und im Juli musste man für die gleiche Leistung an die 7.000 Euro hinlegen.
Ich bereits mich auf jeden Fall auf einen Kampf am Hertz-Schalter vor, denn in einem kleineren Auto als den RAV4 bringe ich unser Gepäck nicht unter. Voriges Jahr wollte man uns eine Qashqai geben, da hätte ich einen Koffer auf der Rückbank transportieren müssen. Aber diesen Platz beanspruchen schon unsere Kumpels, das geht gar nicht!
Vulkanausbruch gepaart mit horrenden Mietwagenpreisen hätte uns Ende Juni noch fast einen Mitreisenden beschert, doch das ist eine andere Geschichte, die hoffentlich nächstes Jahr erzählt wird.
Tag 1 - Dienstag, 20.7.21 - Ankunft - Fagradalsfjall - Grindavík
Unser Abflug ist um 13:35, das ist eine angenehme Zeit, auch wenn man wegen der verschärften Kontrollen am Flughafen früher als gewohnt dort sein sollte.
Am Sonntag haben wir uns für die Einreise nach Island registriert, zusammen mit der Genesungsbestätigung und dem Boardingpass sind wir am Check In gut aufgestellt. Wir sind bereits kurz nach 11 Uhr am Flughafen, mit dem RailJet benötigen wir für die Anreise nur eine Viertelstunde.
Leider sind nicht alle Reisenden so gut vorbereitet und selbst beim Priority Check In bildet sich schnell eine lange Schlange, zum Glück hinter uns.
Am Schalter wird die Registrierung und der Grüne Pass kontrolliert, dann bekommen wir einen Zettel, der die Kontrolle für das Boarding bestätigt.
Ich bin froh, meinen störrischen Koffer loszuwerden, der beim Rollen immer nach rechts ausbrechen will. Den Trolley und den kleinen Handkoffer nehme ich wegen der Elektronik mit an Bord. Anhand meines Gepäckes könnte man glauben, wir wandern aus, aber der Trolley ist mit meiner Kamera, der Drohne und meinem Nackenknochen gut gefüllt. In einer Ecke kauert noch meine Softshelljacke und wartet auf ihren Einsatz.
Mit der Sicherheitskontrolle haben wir die letzte Hürde hinter uns und noch viel Zeit. Da kommt uns Jamie*s Italian grad recht, wo es doch heute Abend eher mau mit dem Nachtmahl
werden wird. Die Tagliatelle Bolognese mit gerösteten Haselnüssen sind eine ausgezeichnete Wahl, ich hab's ja gern, wenn es etwas knirscht beim Beißen.
Leider drücken meine neuen Trekkingschuhe etwas, dabei habe ich sie sogar eine Nummer größer gekauft. Ich hoffe mal, dass sich das mit der Zeit einläuft und heute Abend keine Probleme macht.
Jetzt dürfen wir aber schon in die Maschine, beim Boarden wird noch einmal kontrolliert, ob alle Voraussetzungen für die Einreisen nach Island gegeben sind, keine Airline hat ein Interesse daran, dass Passagiere in das Ankunftsland nicht einreisen dürfen und vielleicht gleich wieder zurückgeschickt werden.
Eine gute Viertelstunde müssen wir noch im Fluggaststeig ausharren, das Boarden wurde offenbar zu früh angesetzt. Wir sehen die Crews wechseln und dann dürfen wir endlich in der ersten Reihe Platz nehmen. Der Mittelplatz bleibt coronabedingt immer noch frei, das ist fein.
Über Island reißt plötzlich die Wolkendecke auf und gibt atemberaubende Blicke auf das Hochland und die Gletscher des Vatnajökull-Nationalparks frei.
Vom Vulkanausbruch ist von oben leider gar nichts zu erkennen.


Vatnajökull Nationalpark
Der Tungnaá windet sich neben dem Vatnið í Bjöllunum durch das Hochland.
Wir sind die Ersten, die das Flugzeug verlassen, beim Gepäckband bildet sich ein lange Schlange für den Exit. Wir haben allerdings ganz andere Sorgen, denn schon wieder lassen sich die beiden Koffer nicht mehr öffnen, weil sich das Zahlenschloss verkeilt hat. Das hatten wir schon einmal vor fünf Jahren in Paris, damals haben wir sämtliche Zahlenkombinationen durchprobiert, bis das Schloss ein Einsehen hatte.
Jetzt sind wir schon schlauer und haben uns die Nummernfolge notiert, doch trotzdem gibt der Schnapper nicht nach. Dabei habe ich es zu Hause extra noch getestet. Das war definitiv das letzte Mal, dass ich den Koffer so abschließe, ab jetzt kommt ein Vorhängeschloss dran. Ich hatte einen Riecher und eines zu Hause eingepackt.
Um dieses Problem werden wir uns später kümmern, jetzt geht es erst einmal zum Hertz Schalter, um den Mietwagen abzuholen. Ich habe mich akribisch darauf vorbereitet, falls man uns wieder einen Qashqai unterjubeln will, doch vergesse ich alle guten Vorsätze, als ich nach der Kreditkarte gefragt werde und ich die VISA Karte nicht finde.
Das gibt es ja nicht, WO IST DIE SCHEISS KARTE?!!
Ich drehe mein Geldbörsel auf links, nichts. Die Hertz Mitarbeiterin nimmt für die Kaution zum Glück auch meine Mastercard, doch ich habe alle Hotels mit der VISA gebucht und das könnte problematisch werden.
Ich bin völlig aus dem Konzept gebracht und wühle hektisch meinen Handkoffer durch.
DENK NACH! Wo hast du sie das letzte Mal benutzt?
Ich komme zum Entschluss, dass ich sie wohl zu Hause am Schreibtisch vergessen habe, als ich den Flughafentransfer gebucht habe.
Die Dame am Schalter nimmt von meiner Unruhe kaum Notiz und füllt stoisch die Buchungsformulare aus. Ich kenne das Prozedere und höre nur mit einem Ohr hin. Bis sie zum Auto kommt. "It's a Qashqai."
"No, that's not an option, our luggage doesn't fit in a Qashqai."
Zum Beweis lege ich ihr gleich unser Foto vom Vorjahr hin, da stehen die Koffer 10 cm aus dem Kofferraum.
Wir bekommen einen Kia Sorento, der hat 450 mm Watttiefe, der RAV4 nur 400 mm. Der Kofferraum paßt auch, wir sind sehr zufrieden. Der Kia ist auch eine höhere Klasse aus der RAV4, aber das soll uns auch egal sein.
Karsten hat inzwischen mit den Koffern auf der Seite gewartet und zieht mit einem Griff meine VISA Karte aus dem ausgeweidetem Geldbörsel!
Jetzt kümmern wir uns um die Kofferschlösser. Karsten hat seinen Koffer schon offen, er hat ihn mit einem Schlüssel einfach aufgehebelt. Weil mein Koffer ein TSA Schloss hat, versuchen wir dazu einen Schlüssel zu finden. Wir werden eifrig hin und her geschickt, doch ohne Erfolg. Also kommt hier der schweizer Universalschlüssel vulgo Taschenmesser zum Einsatz.

unser KIA Sorento
Bei der Inspektion des Wagens mache ich jede Menge Fotos, damit man uns bei der Rückgabe nicht alte Beschädigungen anrechnen kann. So letztes Jahr fast passiert.
Neben uns nimmt ein Paar aus Bayern ihren Landrover ins Visier. Er ist ziemlich rostig, das gefällt ihnen weniger. Doch dann läßt sich auch die Hecktür nicht abschließen, das geht gar nicht.
Mich würde interessieren, wie das ausgegangen ist, denn das ist der einzige Geländewagen am Parkplatz.
Ich bin gleich mit dem Auto vertraut und ganz stolz, dass ich schon nach wenigen Kilometern die Cruise Control einstellen kann. Wenn sich jetzt auch die höhere Watttiefe beim Fahren auszahlt, ist der Kia eine Option für zukünftige Reisen.
In Grindavik besorgen wir im Nettó Shampoo, Balsam (beides mit Bananenduft, hmm!), ein Duschgel und ein paar Snacks für unseren Ausflug heute Abend.
Dann checken wir ins Guesthouse Borg ein, die Besitzerin steht für die Wanderung zum Vulkan hilfreich zur Seite, am Fernseher ist die Live Kamera zu sehen. Es zieht leichter Nebel auf.
Im Zimmer packen wir in die Rucksäcke unsere Regensachen, die Drohne und die Snacks. Karsten trägt unsere beiden Wasserflaschen und seine Kamerausrüstung. Mein Fotoapparat hängt mir gewohnt quer über der Schulter. Die beiden Stative tragen wir in der Hand.
Die Parkplatzgebühr bezahle ich per App in der Unterkunft, sie gilt für den ganzen Tag.
Der 2. Parkplatz liegt nur ein paar Minuten von Grindavik entfernt, es parken ca. 40 Autos da.
Vollgepackt machen wir uns auf den Weg zum Aussichtspunkt. Es ist 19:30.
Die Richtung ist durch die vielen Wanderer vorgegeben, da kann man sich nicht verlaufen. Nach einer halben Stunde kommen wir an eine Weggabelung ohne Wegweiser. Aber es kommen ja immer wieder Leute entgegen, die man fragen kann. Die beiden jungen Männer schicken uns auf den rechten Pfad, der linke Weg führt zu den Lavafeldern. Diesen nehmen auch die meisten Leute und plötzlich sind wir ziemlich alleine unterwegs.
Jetzt sollte aber bald der Aufstieg kommen, wir haben sicher schon mehr als die Hälfte des Weges zurückgelegt. Da kommen uns zwei junge Frauen entgegen, die uns in einiger Entfernung den Bergrücken zeigen, auf dem man silhouettenhaft ameisengroße Menschen erkennen kann. Hier geht es noch eine gute Stunde bis zu den rot glühenden Lavafeldern weiter. Na super, dann sind wir gut 20 Minuten in die falsche Richtung gegangen!
Am Weg zurück nehmen wir noch eine Gruppe US Amerikaner und zwei weitere Frauen mit. Aber auch nur, weil die uns gefragt haben, ob wir etwas vom Vulkan gesehen haben.

Fagradalsfjall Vulkan - hier beginnt der Aufstieg zum Aussichtspunkt, der hinter dem Hügel und noch etwas weiter ist.
Mit den Kaliforniern quatschen wir noch ein bissl, doch dann wird der Aufstieg sehr steil und ich japse nach Luft. Sehr langsam steigen wir den Bergrücken hinauf, links von uns hat die schwarze Lava den Talboden komplett bedeckt.
Es wird sehr mühsam, ich mache immer 20 Schritte und schnaufe 10 Atemzüge verkehrt zum Hang. Wenigstens ist es vom Wetter recht angenehm, wenngleich auch ein rauer Wind weht.
Die Amerikaner haben ihre 80jährige Mutter mit, die unbedingt auf den Berg will. Das motiviert mich, wenn die das schafft, werde ich es wohl auch auf den verdammten Berg schaffen!
Es wird immer nebeliger, die Sicht vom Berg ins Tal ist gleich null. So auch am Ende unserer Qual beim Funkmasten, an dem auch die Live Kamera hängt. Nicht ein roter Schimmer dringt durch den dichten Nebel, es ist sehr enttäuschend! Doch wir sind körperlich und mental so geschwächt, dass wir uns nur peripher darüber ärgern können.
Dafür bläst hier oben ein sehr starker Wind, der uns schnell frieren läßt. Wir ziehen unsere Wetterponchos über und Handschuhe an. So suchen wir uns einen Stein zum Sitzen und verdrücken ein Sandwich. Zu mehr haben wir keine Lust, denn es wird nun noch etwas dunkler und wir sind hier oben ganz allein. Der Rückweg wird noch einmal so anstrengend und was wir gar nicht brauchen ist ein Unfall in dieser abgelegenen Gegend.
Jetzt tauchen doch wieder ein paar Menschen aus dem Nebel auf und wir packen uns zusammen und machen uns auf den Weg.

Am Gipfel wurde ein später Snack eingenommen,
die Aussicht war gleich null.
Es ist eine Qual! Wir hanteln uns den steilen Weg hinunter, ich verwende mein Stativ zum Abstützen. Eine große Steinansammlung dient als Sitzgelegenheit. Es gibt deren nicht viele, das sandige Gelände ist von kleinen Steinen überhäuft, immer wieder rutschen wir etwas ab.
Die kurze Rast gibt uns wieder etwas Kraft und endlich erreichen wir den flachen Teil, jetzt sind es nur noch ein paar Kilometer zum Auto.
Doch ich bin so ziemlich am Ende meiner Kräfte, mein Blick ist auf die eineinhalb Meter Weg vor mir fixiert. Stoisch setze ich einen Fuß vor den anderen und zähle bei jedem zweiten Schritt mit: 20, 40, 60... Nach 100 schaue auf und hoffe, dass man schon den Parkplatz sieht.
Dann haben wir es endlich geschafft, die letzte Meter torkle ich wie ein Betrunkener und nur mit einem ausladenden Schwung kann ich mein Bein in den Wagen hieven. Über 16 Kilometer haben wir heute zurückgelegt und 61 Stockwerke bezwungen! Es ist 23:48.
Zurück in der Unterkunft schreibe ich noch ein wenig am Reisebericht und gerade als ich mich nicht mehr ausgehfähig angezogen im Gemeinschaftsbad bettfertig mache, zieht eine Gruppe Franzosen ein. Ach ja, wir sind ja in Island, wo die Flugzeuge schon mal um Mitternacht ankommen!
Es ist bereits halb zwei Uhr morgens als ich endlich ins Bett falle.
Tag 2 - Mittwoch, 21.7.21 - Krísuvíkurberg Cliffs - Krýsuvíkurkirkja - Kleifarvatn - Hveragerði
Mich fröstelt unter der Decke und das artet in einen leichten Schüttelfrost aus.
Irgendwann wache ich auf, mir ist kotzübel und mein Körper wird im 5 Sekunden Takt vom Schüttelfrost durchzogen. Im Magen liegt ein großer Stein und ich bin kurz vorm Speiben.
Durch die regelmäßigen Schauer, die durch meinen Körper jagen und das darauffolgende Zähneklappern wird auch Karsten munter und fragt, ob ich etwas Heißes zu trinke möchte. "Mir ist total schlecht" erwidere ich, zu mehr Aktionen bin ich zu schwach.
Gleich darauf merke ich am den gleichmäßigen Atemzügen, dass er wieder eingeschlafen ist.
Die Uhr zeigt 2:34.
Um 4 Uhr wache ich wieder auf, jetzt muss ich aber schnellstens zum Klo, sonst passiert ein Unglück! Doch mehr als einmal aufstoßen ist nicht, zur Sicherheit nehme ich das große Wandl aus dem Badezimmer mit, das dort auf der Abwasch liegt. Außerdem werfe ich ein Rennie ein.
Danach schlafe ich aber bis 8 Uhr durch und wache ohne jegliche Symptome auf. Sogar der Muskelkater hält sich in Grenzen, ich schaffe die Stiegen hinunter, ohne mich ans Geländer anzuklammern.
Alle anderen Gäste sind schon wieder ausgezogen und wir machen uns gemütlich in der Küche unser Frühstück.
Beim Einpacken dann das nächste Problem: mein grüner Koffer hat zwischen Griff und Reißverschluss einen Riss, man kann ihn nicht mehr hochkant am Griff tragen.
Toll, wenn das gleich am Beginn der Reise passiert. Seine Tage sind sowieso gezählt, hoffentlich hält er noch bis nach Hause aus.
Der Plan ist, dass ich die Sachen, die ich täglich brauche, in den Trolley umpacke und der Koffer bleibt mit dem Rest im Wagen.
Um 11 Uhr verlassen wir das Guesthouse Borg. Für den heutigen Tag haben wir ein paar POIs am Weg geplant und machen die 14:30 Tour "Inside the Volcano". Die haben wir allerdings nicht vorgebucht sondern treffen den Guide beim Treffpunkt der Tour.
Dadurch wir aber doch ziemlich fußmarod sind, hält sich die Freude über eine 7 km Wanderung aber in Grenzen. Auf der anderen Seite sollten wir heute aber schon ein tolles Erlebnis haben, der Urlaub hat etwas holprig begonnen.

Die Krísuvíkurberg Cliffs waren eher unspektakulär.

Krýsuvíkurkirkja

Die Schafe ließen sich nicht aus der Ruhe bringen.
Nach den unspektakulären Krísuvíkurberg Cliffs und der schwarzen Krýsuvíkurkirkja lassen wir am Kleifarvatn das erste Mal die Drohne steigen. Das während des Fluges die Verbindung abreißt, regt uns jetzt nicht mehr auf. Neu ist allerdings, dass sich gleich das iPad komplett abmeldet.

Drohnenflug über den Kleifarvatn

Kleifarvatn

Der Grænavatn hat eine türkise Farbe.
Wir beschließen, zum Treffpunkt der Tour zu fahren und dort zu schauen, ob uns der Aufstieg zu mühevoll ist.
Dann entscheidet das Schicksal, denn die Zufahrtsstraße 417 ist nach 6 km gesperrt und auf anderen Wegen schaffen wir es niemals rechtzeitig zum Treffpunkt.
Das ist unerwartet, denn selbst auf der offiziellen isländischen Straßenseite ist die 417 frei befahrbar.
Also gondeln wir gemütlich den Weg zurück und fahren aus dem Süden kommend nach Hveragerði ein.
Die Tour können wir ggfs. auch am Ende des Urlaubes machen und unsere Körper werden es uns heute danken!
Im Bónus ziehen wir den für morgen geplanten Großeinkauf vor und bringen auf der Suche nach einer Haltbarmilch etliche Verkäufer durcheinander.
Die isländischen Supermärkte haben ja keine Kühlfächer sondern Kühlräume. Das sind abgetrennte Bereiche für Obst und Gemüse bzw. Fleisch und Milchwaren. Da greifst du dir schnell was du brauchst und schaust, dass du wieder rauskommst. Brr!
Siggas Home liegt in einem etwas abgelegenen Wohngebiet in Hveragerði. Hier stehen viele Reihen ebenerdiger Häuser nebeneinander, eines davon ist unsere heutige Unterkunft.
Sigga ist eine nette Mittsechzigerin, wir kommen gleich ins Plaudern.
Für heute Abend habe ich einen Tisch im Ingólfsskáli Viking Restaurant reserviert, weil mir das Ambiente gutgefallen hat. Das Restaurant ist einem Langhaus der Wikinger nachempfunden und ist innen sehr urig.
Wir treffen um Punkt sieben ein und nehmen einen Eingang, der mit Entry gekennzeichnet ist. Dann stehen in einem großen kargen Raum voller gedeckter Tische. Kein Mensch weit und breit. Entfernt hören wir Geschirr klappern.
Sind wir zu früh oder hat das Restaurant heute gar nicht offen? Und überhaupt: schön ist anders!
Wir folgen den Geräuschen und finden die Küche. Ich mache mich bemerkbar und wir werden weitergeschickt. Offenbar haben wir den falschen Eingang genommen, denn hinter der Tür erwartet uns eine Art spärlich beleuchtete Wikingerhalle. Die Kellner sind traditionell gekleidet und einer führt uns zu mit einem Schmunzeln unserem Tisch: "Wrong door?"
Am Tisch liegt ein Tierfell, das Besteck ist grob geschmiedet und ein paar Trinkhörner vervollständigten die Dekoration.
Die Speisekarte ist klein aber fein, wir nehmen beide den gebratenen Kabeljau mit geröstetem Karfiol und Kartoffelauflauf.
Bei der Getränkeauswahl verwechsle ich Apelsin mit Apfelsaft und erhalten gespritztes Fanta, auch ok.
Zum Abschluss gönnen wir uns noch einen Schokokuchen und ein Skyrmus. Alles hat ausgezeichnet geschmeckt.
In der Unterkunft plaudere ich noch eine ganze Weile mit Sigga, sie erzählt mir, wo Rúrik Gíslason herkommt und kennt die Großmutter von Daði Freyr. Island ist ein Dorf.

Das Ingólfsskáli Viking Restaurant ist einem Langhaus der Wikinger nachempfunden.
Tag 3 - Donnerstag, 22.7.21 - Frakkavatn - div. Aeral Shots
Ich wache mit Kopfschmerzen auf, ich trinke zurzeit viel zu wenig. Also leere ich gleich meine Wasserflasche neben dem Bett und gehe später ins Badezimmer nebenan und schlürfe noch ein paar Handvoll Wasser.
Frühstück gibt es um 9 Uhr, Sigga ist heute eher wortkarg und sitzt strickend am Sofa. Sie hat auch Kopfweh und Heuschnupfen. Nach dem Essen sind meine Kopfschmerzen weg, jetzt tut mir nur das Kreuz weh. Ach ja..
Das Wetter ist heute suboptimal, es ist bedeckt und es nieselt leicht. Aber solange sich der Wind in Grenzen hält, können wir mit der Drohne fliegen.
Wir fahren 25 km auf der 34 bis wir zur Brücke kommen, die an der Mündung es Ölfusá liegt. Hier habe ich zwei Aerial Shots für die Drohne markiert, die vom selben Standpunkt aufgenommen werden. Dieser Punkt liegt nach der Brücke gleich links, doch wir finden keinen Weg hinunter. Erst ein Blick auf Google Maps zeigt uns den Weg, wir müssen nur ein Stückerl weiter fahren.
Ein sandiger Weg führt neben der Straße wieder zurück unterhalb der Brücke.
Der Flug klappt bestens, zuerst die Brücke mit ein wenig von den Mäandern und dann den Golden River, ein gelber Fluss, der spektakulär in ins Meer mündet. Also spektakulär schaut er jetzt noch nicht aus, aber das krieg ich schon hin!

die Brücke über die Mündung des Ölfusá

Gleich daneben konnten wir diesen großartigen Fluss fotografieren.
Der Weg ist zu schmal, um den Wagen zu wenden, deswegen fahre ich ein Stück rückwärts, bis wir zu einem flacheren Teil kommen. Da komme ich gut rückwärts hinauf und dann kann ich den Wagen wenden.
Plötzlich steckt der Wagen fest, offenbar geht sich das vorne doch nicht ganz aus.
Zurück geht aber auch nicht, da frisst sich der Reifen in den weichen Sand.
Karsten steigt aus und schaut sich das Ganze an. Schaut nicht gut aus: wir sitzen vorne auf und hinten hängt der rechte Reifen in der Luft. Der Linke klebt bedenklich zusammengedrückt am Grasrand.
Wir sammeln ein paar Steine zusammen und legen sie hinter den Vorderreifen, damit der Grip bekommt. Das funktioniert gar nicht, also lege ich die Fußmatte hin. Null Rückwärtsbewegung.
Dann gehen wir das Begleitbuch zum Auto durch, ob wir eine Differentialsperre haben, weil der hintere Reifen in der Luft hängt und die ganze Energie abbekommt. Das hat der Kia Sorento leider nicht.
Na super, da bleibt uns nur noch, die Barrikade vorne zu entfernen. Der Wagen steckt bis unter die Schürze in der Erde.
Das einzige, was mir zum Graben einfällt, ist unser langer Schuhlöffel. Damit und mit viel Handarbeit von Karsten schaffen wir es, einen Radius aus der lockeren Grasnarbe zu entfernen. Jetzt kann der Wagen nach links wegfahren.
Ich schicke beim Einsteigen ein kurzes Stoßgebet zum Himmel und versuche es erneut.
Der Wagen bewegt sich keinen Zentimeter, aber der Reifen schrammt gefährlich an den Steinen, dass fast die Funken sprühen.
Wir müssen den Wagen aufbocken, um die Erde vorne unter der Motorhaube wegzubekommen. Gerade als ich auf der Fußmatte kniend unter den Wagen schaue, wo ich den Wagenheber ansetzen kann, ruft Karsten: "Da kommt jemand!"
Dieser Jemand ist ein Geschenk des Himmels in Form eines Isländers mit seinem SUV und einem Abschleppseil. In ein paar Minuten hat er unseren Wagen am Gurt und zusammen bringen wir das Auto rückwärts auf die Wiese. Halleluja!

Hier steckten wir über eine Stunde mit dem Wagen fest.
Ich überlege kurz, ob ich ihm die Megapackung Mannerschnitten geben soll, die ich für einen anderen Zweck mitgebracht habe, belasse es dann aber doch dabei, mich auf's allerherzlichste zu bedanken.
Wir gehen einmal um den Wagen, der der ganzen Aktion keine Schramme abbekommen hat. Noch ein Halleluja!
Mehr als einer Stunde haben wir uns abgerackert, Karsten ärgert sich beim Weiterfahren bereits, dass seine Apple Watch das nicht als Training akzeptiert hat.
Danach können wir darüber lachen, währenddessen traue ich mich nicht einmal ein Foto zu machen. Das holt Karsten vor dem Weiterfahren nach.
Unser nächstes Ziel ist ein weiterer oranger Fluss, der 23 km weiter östlich ins Meer fließt. Unser Navi leitet uns zielsicher auf einen Bauernhof und dort endet der Weg. Die Hausfrau schaut schon aus dem Fenster, als ich auf ihrem Grund eine Wendung mache.
Etwas weiter finde ich eine Abzweigung und wir kommen direkt an dem Bächlein zu stehen. Das Wasser sieht sogar schon von hier unten orangefarbig aus, die Luftaufnahme zeigt ein noch viel eindrucksvolleres Bild.

In der Nähe gibt es noch einen goldenen Fluss, hier haben wir kurzfristig unsere Drohne verloren.
Karsten fliegt mit der Drohne den Bach entlang und soll dann ein Bild vom der Mündung machen. Die Drohen meldet, dass sie den automatischen Rückflug einleitet, weil die Akkuleistung zu Ende geht. Karsten bricht den Rückflug ab, es ist noch genug Saft für 5 Minuten da.
Kurze Zeit später erzwingt die Drohne den Rückflug, den Karsten noch steuern kann. Plötzlich reißt die Verbindung ab, die Drohne geht irgendwo zu Boden.
Irgendwo heißt in ca. 600 m Entfernung, Karsten konnte gerade noch soviel steuern, dass sie am Strand nieder gegangen ist.
Wir ziehen unsere Gummistiefeln an, ich stelle den Wagen auf der Seite ab und folge Karsten, der schon ziemlich nervös allein losgelaufen ist.
Zum Strand geht es durch weiches Moos und hohe Gräser, was das Gehen etwas anstrengend macht. Außerdem kreischen die Vögel aufgeregt über unseren Köpfen, keine Sorge, wir gehen eh nicht in die Lupinen, wo ich deren Nester vermute.
Karsten quert am Strand den Bach, ich bleibe auf der rechten Seite. Nach ein paar Minuten die erlösende Meldung: "Ich hab sie, da vorne wartet sie schon auf uns!"
Die Drohne ist vorbildlich am Strand gelandet, somit hat dieses Abenteuer auch ein gutes Ende genommen.

Karsten findet die notgelandete Drohne wieder.
Jetzt reicht es Karsten aber, für heute hat er genug!
Wir fahren noch im Hella den Wagen volltanken und einkaufen, dann sind wir um 15 Uhr bei unserer heutigen Unterkunft.
Das Hotel Kaldbakur liegt schon etwas verlassen auf der 268, weswegen wir die nächsten beiden Tage für Frühstück und Nachtmahl Selbstversorger sind.
Wir parken vor dem langgestreckten roten Gebäude und ich sehe, wie ein schwarz-weißer Hund. begeistert auf uns zuläuft. Er ist völlig aus dem Häuschen und hört gar nicht mehr auf, vor lauter Freude an uns hochzuspringen.
Außer dem Hund ist keine Menschenseele zu sehen. Ich habe vorgestern per Mail allerdings die Zimmer und den Code für das Schlüsselfach erhalten und wir können unser Zimmer alleine übernehmen.
Es hat sich schon recht viel Gepäck angesammelt, die Lebensmittel allein benötigen zwei große Säcke. Schnell in den Kühlschrank gebracht und dann nichts wie unter die Dusche!
Etwas später - ich sitze gerade im Aufenthaltsraum und schreibe an meinem Bericht - kommt ein amerikanisches Pärchen an. Leider haben sie aber kein Mail mit dem Zugangscode erhalten, sodass sie nun etwas ratlos herumstehen. Ein Anruf bei den Besitzern hilft auch nicht, weil niemand abhebt.
Eine Viertelstunde später kommen aber die Besitzer an und dann können sie in das Zimmer neben uns einziehen.
Ich inspiziere die Küche, ob die nötige Gerätschaft für Eiernockerln vorhanden ist.
Die Amis fahren 17 km nach Hella ins Restaurant, ich hätte sie auch zu Eiernockerln eingeladen.
Dann stell ich mich in die Küche, außer uns ist jetzt keiner mehr da.
Die ersten paar Nockerln werden zu weich, das Wasser kocht auch viel zu stark. Das ist halt ein E-Herd, ich bin meinen Gasofen gewohnt. Wir retten ein paar Nockerln und gießen das Wasser mit den Flankerln in ein Sieb, damit sie artgerecht entsorgt werden können.
Dann setze ich den Topf mit frischem Wasser an und kippe noch einen Schöpflöffel Mehl in den Teig. Diese Charge wird viel besser, am Ende schmecken sie fast wie daheim.

Heute sind wir Selbstversorger. Eiernockerln in Island.
Tag 4 - Freitag, 23.7.21 - Landmannalauga - Stútur Volcano - Frostaðavatn - Bláhylur - Rjúpnavellir
Der Wetterbericht für die nächsten zwei Tag schaut nicht gerade rosig aus: 90% Regen. Wir haben heute und morgen nur weite Wanderungen am Plan.
In der Früh regnet es schon. Karsten steht um halb sechs auf und setzt ich in den Aufenthaltsraum. Er hat Rückenschmerzen und kann nicht mehr liegen. Ich stehe um 7 Uhr auf und mache in der Küche unser Frühstück. Wir haben Brot, Butter, Wurst und Marmelade. Dazu gibt es Tee und Kaffee. Und extra für Eugen eine Gurke.
Seit Beginn habe ich Probleme mit meinen neuen Trekkingschuhen. Obwohl ich sie zu Hause schon auf einem Spaziergang getestet hatte, drücken sie mich jetzt nach einer Weile.
Gestern Abend habe ich zur Dehnung lange Verschlussclips in die Schuhe gesteckt. Die haben die richtige Länge, dass die Schuhe vorne etwas ausgedehnt werden. Hoffentlich!
Neuerdings habe ich am rechten Fuß einen leichten Hallux, da versuche ich seit Tagen verschiedene Methoden aus. Gestern habe ich mir feste Gummihaarbänder gekauft, daraus mache ich einen Ring, den ich mit Hansaplast fixiere. Das hilft leider auch gar nicht und tut noch mehr weh.
In meinen Waschsachen finde ich ein paar Wattepads, die ich seit Jahren mitnehme, ohne sie zu brauchen. Man weiß ja nie.... Jetzt bin ich froh darüber, denn zwei Stück über die schmerzende Stelle mit Hansaplast fixiert wirken Wunder! Endlich kann ich wieder schmerzfrei gehen!
Die Amis schlafen noch, als wir um halb neun die Unterkunft verlassen.
Nach zwei Kilometern frage ich Karsten, ob er seine Bürste und die Handschuhe aus dem Badezimmer eh mitgenommen hat. Ich hab ihn beim Weggehen darauf aufmerksam gemacht.
Die Bürste ja, aber die Handschuhe.....die hat er jetzt wahrscheinlich doch hängen lassen.
Kurze Überlegung, ob wir die in zwei Tagen am Rückweg mitnehmen und doch umgedreht. Nach einem Kilometer greift er nach hinten: sie sind eh da!
Zum Glück haben wir es heute nicht eilig.
Es regnet auf dem Weg nach Landmannalauga, doch die F208 ist wunderbar befahrbar. Überhaupt bin ich mit dem Kia Sorento sehr zufrieden, es fährt sich wie auf Schienen.
Kurz vor Camp in Landmannalauga muss man entweder zweimal furten oder über eine Brücke zu Fuß das letzte Stück gehen.
Am Parkplatz vor der Furt steht eine Handvoll Autos, fast nur Dacia Duster. Das war auch die Marke, die wir bei der Herfahrt am öftesten überholt haben.
Am Parkplatz vom Camp sehen wir sehr viel mehr Autos stehen, können aber aus der Entfernung keine Marken erkennen.
Ich schau mir den Fluss einmal an. Schaut am Anfang sehr flach aus, weiter hinten kann ich nicht klar erkennen, wie tief es ist.
Wir steigen auf eine kleine Anhöhe und sehen, dass es noch eine zweite Wasserquerung gibt, die viel länger ist. Karsten würde sogar mit den Gummistiefeln vorangehen, um die Tiefe zu testen.
Da kommt von der gegenüberliegenden Seite grad ein etwas größerer Wagen und schiebt eine gewaltige Wassermenge vor sich her.
Bist du deppat, da fahr ich sicher nicht durch!
Dann also wagen wir es. Ich lasse den Wagen im 1. Gang langsam zu Wasser. Karsten lehnt sich aus dem Fenster und schaut, wie hoch das Wasser auf der Seite reicht.
Ganz langsam und stetig schiebe ich mich durch beide Flussbetten und freue mich, als ich es geschafft habe. Es ist auch ein bissl ein Austesten auf das, was vielleicht noch folgt.
das war dann bei der Rückfahrt

Landmannalauga, am Beginn des Trails


... und los geht's!
Wir wollen den 3-4stündigen Rundweg zum Brennisteinsalda machen und es geht hinter den Gebäuden am Gelände gleich steil los. Ich schnaufe schon auf der halben Höhe und muss kurz stehenbleiben. Die Gruppe junger Wanderer rauscht an mir vorbei und ich mache ein Bild vom Camp, damit es nicht so peinlich ist.

Das Camp in Landmannalaugar
Dann geht es eher gemütlich eine lange Strecke flach dahin und wir sehen schon die ersten bunten Berge, für die Landmannalauga berühmt ist.
Leider beginnen jetzt meine Schuhe wieder zu drücken, diesmal an den beiden kleinen Zehen. Es ist aber zum Aushalten.
Dann geht es mäßig bergauf, trotzdem kommen wir ganz schön ins Schwitzen. An der Temperatur kann es nicht liegen, denn es ist ziemlich kalt, der Wind tut sein Übriges dazu. An machen Stellen liegt sogar noch Schnee. Auch nicht an den schwefeligen Rauchschwaden, die uns an einer Stelle feuchtwarm ins Gesicht geblasen werden.

Landmannalaugar ist für seine bunten Berge berühmt.

eine herrliche Gegend!
Nach 2,4 km erreichen wir Grænagil und entschließen uns, den Rundweg zurück nach Landmannalauga zu nehmen.
Die Landschaft schaut großartig aus, dennoch habe ich mir mehr erwartet. Vielleicht liegt es am nicht vorhandenen Sonnenschein? Oder an meinen körperlichen Unzulänglichkeiten.
Meine Zehen drücken schon so schmerzhaft, dass jeder Schritt eine Qual ist.
Jetzt geht es dazu noch die meiste Zeit bergab, worüber sich meine Knie sehr freuen. Ich möchte auch keinen Fehltritt riskieren, der Weg durch die Lavafelder ist zu anstrengend, um ihn humpelnd zu bewältigen.
Noch dazu beginnt es jetzt leicht zu regnen, die Steine werden rutschig. Jetzt hätte ich gerne einen Stock zum Abstützen.
Es kommt uns eine große Gruppe entgegen. "Wetten, das sind Deutsche?" sage ich zu Karsten.
Beim Näherkommen erkenne ich aber schnell, dass es sich um Österreicher handelt. Genauer aus Oberösterreich, Raum Schärding, wie wir im Vorbeigehen lachend erfahren.
Die weiter hinten Kommenden staunen nicht schlecht, als ich sie mit "Griaß eich!" begrüße.
Als Letzter kommt der "Lumpensammler" oder "Eselstreiber", wie er sich selbst bezeichnet.
An einer Stelle bieten sich zwei große Steine zum Hinsetzen an und wir machen mit zwei Proteinriegeln "Middach".

Es gibt schlechtere Plätze für eine Mittagspause.
Endlich haben wir das Tal erreicht und es geht noch ein gutes Stück am Fluss entlang.
Nach fast zweieinhalb Stunden erreichen wir wieder das Camp.
Die Flussquerung filmt Karsten aus dem Auto mit, blöderweise vergesse ich, von der Stelle ein Bild zu machen.
Ein paar Kilometer weiter packt Karsten die Drohne aus und überfliegt den Stútur Volcano, der nur aus der Luft spektakulär aussieht. Gleich daneben ist der Frostaðavatn, der durch den erstarrten Lavafluss sehr beeindruckt.

Ein paar Kilometer weiter packt Karsten die Drohne aus und überfliegt den Stútur Volcano, der aus der Luft spektakulär aussieht.

Gleich daneben ist der Frostaðavatn, der durch den erstarrten Lavafluss sehr beeindruckt.
Die Straße zum Ljotipollur und Blautaver endet 700 m vor dem Ziel in einem kleinen Parkplatz. Der Ljotipollur liegt aber gleich nach dem Hügel vor uns und Karsten macht schöne Bilder mit der Drohne.

Den Ljotipollur haben wir nur aus der Luft gesehen, weil die Zufahrt gesperrt war.
An der Abzweigung zum Bláhylur steht ein "Einfahrt verboten" Schild. Auch sehr strange so mitten im Nirgendwo. Aber ich erkenne schnell, dass es sich um einen Rundweg handelt, der von der anderen Seite befahrbar ist.
Auf dem Hügel angekommen, kann ich fast die Autotür nicht öffnen, weil der Wind so stark bläst.
Der türkise See schaut sehr gewaltig aus, wir stehen mit dem Auto direkt an der Bruchkante. Nur mit dem Weitwinkel am iPhone krieg ich den ganzen See auf ein Bild.

Am Bláhylur hat's gewaltig gewindet.
Brr, jetzt müssen wir aber ein wenig den Wagen heizen, so kalt ist es geworden. 13 Grad und das Ende Juli!
Beim Hrauneyjar Highland Center bleiben wir kurz stehen und holen uns eine Nachspeise für heute Abend. Um zu den Snacks zu gelangen, müssen wir aber vorher Plastiküberzieher über unsere Schuhe ziehen. Damit es drinnen nicht zu dreckig wird.
Heute übernachten wir in Rjúpnavellir und haben eine Hütte ganz für uns allein.
Für's Nachtmahl versuche ich mich heute an Palatschinken, die sehr gut gelingen. Ich kann die Dinger sogar nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der hohen Pfanne in der Luft umdrehen.
Ein Teil wird mit Schinken, Salami, Käse und Gurke gefüllt und ein Stück bekommt jeder mit unserem süßen Proteinaufstrich, weiße Schokolade mit Haselnuss.
Die vorhin gekaufte Nachspeise wandert bis zum Frühstück in den Eiskasten.
so geht das!
Tag 5 - Samstag, 24.7.21 - Rauðufossar - Nauthúsagil - Markarvegur
Der Plan war, dass wir heute um 7 Uhr schon losfahren. Karsten und ich haben am Abend noch diskutiert und uns entschlossen, dass wir einen oder zwei Punkte stanzen und dafür erst später starten.
Vor dem Einschlafen ist mir eingefallen, dass wir ja noch zahlen müssen und das Büro wird auch nicht um 7 Uhr schon offen haben.
Karsten macht in der Früh einen Hupfer zum Büro, die öffnen um 8 Uhr.
Nach dem Aufstehen bemerke ich eine Blase auf meinem kleinen linken Zeh. Kein Wunder, dass die beim Gehen geschmerzt hat. Die schneide ich auf und umwickle sie mit einen halben Wattepad. Auf den rechten Fuß werden zwei Wattepads festgeklebt und so hoffe ich, dass ich heute halbwegs schmerzfrei gehen kann.
Um kurz nach acht gehe ich zahlen und dann sind wir auch schon unterwegs.
Unser ersten Ziel ist der Rauðufossar, der rote Wasserfall. Vor einem Jahr war die Straße dorthin Ende Juni noch gesperrt. Die Hochlandstraße Landmannaleið ist etwas ruppiger als die bisherigen Gravelroads. Nach einiger Zeit beginnt ein gelbes Symbol auf meiner Anzeige zu blinken. Karsten schaut im Handbuch nach, es ist nichts Schlimmes und zeigt nur, dass die automatische Start- und Stoppfunktion ausgeschalten ist.
Wir treffen auf ein paar Radfahrer vor uns und beim Überholen merke ich, dass ich im händischen zweiten Gang nicht beschleunigen kann. Die automatische Drive-Funktion dürfte aber in Ordnung sein. Weil das Blinken nervt, bleibe ich einmal kurz stehen und schalte den Motor aus. Dann ist es weg.
Offenbar sind wir heute die einzigen Besucher, denn am Parkplatz zum Rauðufossar steht kein einziges Auto. Bei der Anfahrt haben wir schon einen Blick auf den mächtigen Wasserfall werfen können.
Kurz nach neun Uhr gehen wir los. Der Weg windet sich in einer leichten Steigung den Hügel hinauf. Winzige weiße Schmetterlinge umflattern unsere Beine und begleiten uns immer ein paar Schritte. Ich bin gut zu Fuß, fast schmerzfrei.

Am Weg zum Rauðufossar. Das Moos hat eine fast neongrüne Farbe.
Nach einer Kurve kommt der rote Wasserfall in unser Blickfeld. Er ist eigentlich gar nicht mehr so weit weg. Doch dann sehen wir, dass zwischen uns und dem Wasserfall ein tiefer Graben ist. Da geht es zwar moderat hinunter aber auf der anderen Seite sehr steil wieder hinauf. Im Tal liegen ein paar Schafe in einem extrem hellgrünem Moos, das fast künstlich ausschaut.
Mit einigen Ausschaufpausen sind wir endlich am Fuße des Rauðufossars, wo wir uns erst einmal auf eine Steinbank setzen und die verschwitzen Jacken vom Körper ziehen.
Nach ein paar Bildern fliegt Karsten noch mit der Drohne über die Abbruchkante. Zur Quelle ist es leider viel zu weit, die schaut sensationell aus. Dorthin wären es bei unserem Tempo noch einmal gute zwei Stunden zu gehen.

am Fuß des Rauðufossars

uns so schaut das aus der Luft aus

Ein Blick in die andere Richtung.
Am Rückweg beginnt es zu regnen, grad so wenig, dass wir unsere Regenkleidung im Rucksack lassen. Aber nass werden wir trotzdem, vor allem die Jacken müssen im Auto zum Trocknen aufgehängt werden.
Als ich den Wagen starte, erscheint am Display einen Meldung, dass der Batterieladestand zu gering ist. Wie kann das denn sein? Wir haben doch nichts an, was beim Parken Strom verbraucht. Noch dazu blinkt wieder das gelbe Symbol und läßt sich nicht abstellen. Nervig!
Dann kommt es wieder zu einem kurzen Leistungsabfall während der Fahrt. Jössas, das brauchen wir noch, dass jetzt der Wagen verreckt! Da leuchten die Batterie- und Öl-Warnleuchten auf und gleich darauf verliert der Wagen jegliche Leistung und ich kann gerade noch auf einer etwas breiteren Stelle auf die Seite lenken.
Beim Versuch zu starten erscheint wieder die Meldung mit dem Batterieladestand. Na super, mitten im Nirgendwo und das Auto ist hin.
Wir checken den Ölstand, der scheint aber in Ordnung zu sein. Zum Glück ist es eine beliebte Strecke und bald darauf bleibt eine deutsche Familie stehen und der Mann schaut, ob er uns helfen kann.
Es scheint aber ein technisches Problem zu sein und wir bedanken uns und werden erst einmal den Hertz anrufen. Der Deutsche wünscht uns alles Gute und geht zurück zu seinem Gefährt.
Ich mache noch einen Startversuch und prompt springt die Karre an! Wir schieben uns langsam am Allrad des Deutschen vorbei, er hebt den Daumen und wir winken.
Ich fahre mit der Automatik und merke, dass ich auch hier nicht beschleunigen kann. Aber ich komme ganz gut weiter.
Immer wieder kommen uns Radfahrer in die Quere, da ich nicht gut überholen kann, muss ich oft lange hinterherfahren. Das macht mich nervös, denn ich will so schnell wie möglich auf eine asphaltierte Straße und in eine Werkstatt.
Bei der Kreuzung der asphaltierten 26 und der Gravelroad 268 bleiben wir stehen und rufen das erste Mal bei der Hertz Notfallsnummer an. Unsere Route würde uns über die 268 führen, doch die nächste große Stadt ist Sellfoss und die liegt auf der 26.
Ich schildere dem Hertz Mitarbeiter unser Problem und nach langem Hin- und Her sagt er, dass ich nach Sellfoss fahren soll, er kümmert sich in der Zwischenzeit um eine offene Werkstatt. Warum passieren uns solche Sachen immer an einem Samstag Vormittag?
Ich soll in 10 Minuten wieder anrufen. Ich frage explizit nach, ich muss anrufen, nicht er ruft mich an. Auch ein seltsamer Kundenservice.
Zum Glück springt der Motor gleich an und gemächlich setzt sich der Wagen in Gang. Solange wir gerade oder bergab fahren, haben wir kein Problem doch wenn es länger bergauf geht, müssen wir uns etwas Schwung holen, damit wir es bis obenhin schaffen.
Karsten hält es nicht mehr aus, ich muss am Straßenrand halten und er verschwindet kurz im Straßengraben. Ich versuche in der Zwischenzeit, den Hertz Mitarbeiter wieder zu erreichen. Doch jetzt ist die Nummer entweder besetzt oder es läutet so lange, bis eine Meldung in isländisch kommt. Karsten versucht seinerseits die Hertz Station am Flughafen in Keflavik zu erreichen. Er wird doch ein langes Menü geführt und am Ende aus der Leitung geschmissen.
Ich versuche zum 8. Mal die Hertz Notfallsnummer zu erreichen - welche Ironie!
Halleluja, es hebt jemand ab! Es ist wieder der gleiche Mann, wahrscheinlich gibt es heute nur den, eh gut! Ja, ich soll nach Sellfoss fahren, er sucht noch nach einer offenen Werkstätte.
Würde ich ja gerne, doch jetzt ist offenbar die Batterie am Ende, denn ich kann wieder nicht starten.
Ich hab den Mitarbeiter noch am Apparat und will es ihm gerade sagen, da überlegt es sich der Kübel und startet. Alter Schwede, der macht mich fertig!
Ich soll ja nicht den Motor abstellen, rät mir noch der Mensch am andere Ende der Leitung.
Mach ich eh nicht! Er ruft mich an, sagt er.
Weiter geht die unsichere Fahrt, ausgerechnet jetzt zuckelt eine lange Schlange an Autos hinter einem Wohnmobil her. Ich lasse mich bei der Bergabfahrt etwas zurückfallen um gegebenenfalls bei der nächsten Steigung wieder Schwung holen zu können.
Wär ja ganz lustig, wenn's nicht so traurig wär! Mir ist vor Aufregung schon ganz kalt.
Wir schaffen tatsächlich die 55 km bis Sellfoss, kein Anruf von Hertz. Weil ich keine Adresse habe, fahre ich bei der nächsten Tankstelle rein und rufe bei laufendem Motor zum 10. Mal die Notfallsnummer an.
Er ist gleich dran, ja er gibt mir jetzt eine Adresse. Mir entfleucht leise ein böses Wort, soviel zu "er ruft mich an".
Er buchstabiert uns eine Adresse in Sellfoss, dort wird uns geholfen. Es fehlt nur noch: "Schön, dass sie bei Hertz gebucht haben!"
Bei der angegebenen Adresse schaut sich der Meister den Batteriestand an: 95%. Auch die Anschlüsse passen. Da er keinen Computer hat, der die Elektronik des Wagens überprüfen kann, ist er am Ende seiner Weisheit.
Wir brauchen ein neues Auto!
Der Hertz Mitarbeiter bitte den Meister um eine Probefahrt und erst danach sagt er uns einen neuen Wagen zu. Er meldet sich. Der Meister und sein Gehilfe verlassen die Szene und wir sitzen im Auto am Hof der Autowerkstatt.
Ich richte mich gerade so ein, dass ich den Reisebericht schreiben kann, da läutet es tatsächlich auf meinem Handy!
Er hat jetzt einen RAV4 für uns, ob unser Kia noch fahrbar ist. Nun ja, mehr oder weniger, solange er anspringt und nicht lange bergauf fahren muss.
Wir sollen ihm entgegenkommen und ihn bei der Þingvellir Tourist Information treffen.
Das ist eine gute Stunde von hier. Ist zwar auch nicht gerade kundenfreundlich, aber ich bin froh, dass wir bald ein neues Auto haben.
Um 15 Uhr dann geht der Autotausch über die Bühne. Unser Neuer ist ein dunkelroter Hybrid, vielleicht hab ich mich aber auch nur damit verschaut.
Auf jeden Fall sitze ich in diesem Wagen viel höher und komme mir sehr erhaben vor. Jetzt muss ich mich wieder schnell an ein anderes Automatikauto gewöhnen, die Cruise Control habe ich bald im Griff. Die kann auch viel mehr Sachen als der Kia. Der war allerdings im Innenraum und beim Kofferraum etwas geräumiger.

der Autotausch
So geht es wieder zurück, wir fahren an der Hütte von Martina & Jón vorbei, wo wir letztes Jahr die ersten drei Tage verbracht haben.
In Sellfoss stauen wir uns durch die Stadt und kaufen uns bei einer Tankstelle einen Snack.
Heute übernachten wir in der Nähe des Seljalandsfosses. Durch die Umstände haben wir drei POIs ausgelassen, die aber nicht wirklich wichtig sind.
Den letzten Point of Interest machen wir aber schon noch. Nachdem wir unser nettes Zimmer in Stóra-Mörk III übernommen haben, fahren wir zum nahe gelegenen Nauthúsagil. Diesen Wasserfall haben wir voriges Jahr schon besucht, sind aber aus Unwissenheit nicht bis zum Wasserfall gelangt. Da holen wir nun nach.
Am Parkplatz quetsche ich mich in meine Gummistiefel, Karsten brächte noch dicke Socken in den Stiefeln unter. Mit unserer Fotoausrüstung und den Stativen wandern wir also in den Canyon hinein. Dann geht es über Stock und Stein (manchmal auch direkt durchs Wasser), bis wir an der Stelle stehen, wo wir voriges Jahr umgedreht haben.
An der Wand ist eine Eisenkette gespannt, an der muss man sich entlanghanteln, oft ist das die einzige Stütze auf der fast senkrecht abfallenden Steinwand am Ufer des Baches. Karsten muss dabei mein Stativ auf seinen Rucksack packen, sonst schaffe ich es nicht.
Dann stehen wir vor dem Wasserfall, der fast in einer Höhle herabstürzt , so eng ist der Canyon am Ende. Kaum, dass noch Licht von oben auf den Boden fällt. Es ist ein mystischer Ort, den nur wenige besuchen. Oder die Masse schreckt vor den nassen Füßen zurück, die alle unweigerlich mit zurück bringen. Nur wir haben Gummistiefel an und dadurch auch trockene Füße.


Der Nauthúsagil liegt verborgen am Ende einer Schlucht, ein magischer Ort.
Zum Essen gibt es heute Spaghetti mit Sugo, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob das nicht schon mal gegessen wurde. So ein weicher geschmackloser Brei, grauslich! Wir schütten uns jede Menge Parmesan drüber, wir ham's ja!
Tag 6 - Sonntag, 26.7.21 - Þórsmörk - Stigafoss - Gljúfrabúi - Arpáfoss - Vik
Ein feines Bett und wir haben gut geschlafen!
Beim Frühstück treffen wir wieder auf die beiden jungen Deutschen, mit denen wir gestern kurz gesprochen haben.
Heute sitzen sie zwei Tische neben uns und sind nur mit sich selbst und ihrem Handy beschäftigt. Außer uns ist niemand im Raum. Ich verstehe nicht, warum man da nicht miteinander plaudert und vielleicht Erfahrungen austauscht.
Als sie fertig sind, verlassen sie grußlos den Raum. Unkommunikative Geschöpfe!
Dann machen wir uns auf den Weg nach Þórsmörk. Die F249 ist wieder etwas ruppiger und hat viele Querrillen. Wir furten vier oder fünf kleinere und mittlere Flüsse, die kaum Probleme machen. Wir bleiben zwar immer vorher stehen und schauen, wo wir am besten rüberkommen, aber bis auf einmal werden nur die Reifen nass.

F249 Richtung Þórsmörk
Dann kommen wir aber an einen breiteren Flusslauf, hier sehen wir den hinteren Teil nicht gut ein. Es schaut eher tief aus und Karsten zieht sich die Gummistiefel an und geht testen. Er kommt nur bis zur Mitte - die Strömung ist recht heftig - dann schwappt ihm schon das Wasser in die Stiefel und er springt zurück ans Ufer. Nein, das lassen wir dann doch lieber bleiben!
Gleich darauf kommt ein großer SUV mit Schnorchel und ich unterhalte mich kurz mit dem Fahrer. Das ist noch die kleinste Furt, es folgt noch eine viel Tiefere und dann die Krossa. Es hat in den letzten Tagen viel geregnet, deshalb sind die Wasserläufe ziemlich hoch.
Karsten testet die Furt am Weg nach Þórsmörk.
Der Bus schafft es ohne Prbleme.
Also drehen wir wieder um. Die F249 teilt sich hier auf zwei Fahrwege auf, wir versuchen den zweiten Weg. Diese Straße ist noch viel steiniger, der Wagen schwankt wie betrunken hin und her. Wir kommen wieder an den Fluss, diesmal steige ich auch und überprüfe mit eine paar großen Steinen die Tiefe. Aber das läßt sich auch so schwer abschätzen und außerdem...
Also lassen wir es gut sein und machen uns auf den Rückweg.
Da überholt uns ein Superjeep mit Reifen, die so hoch wie unser RAV4 sind. Der Fahrer hat eine affenartige Geschwindigkeit drauf und weiter vorne sehen ich nur noch eine riesige Wasserfontäne: jetzt hat er einen der tieferen Flüsse durchquert.
Wir parken in einem trockenen Flussbett und packen die Drohne aus. Der Stigafoss ist weit weg, liegt aber malerisch in einem grünen Berghang. Mit der Drohne kommt Karsten nahe heran und kann schöne Bilder machen.

Der Stigafoss liegt malerisch in einem grünen Berghang.
Auf der Weiterfahrt beginnt es wieder zu regnen, weshalb wir den Gljúfrabúi vorziehen, dieser Wasserfall schießt in einer Höhle herab. Im Auto warten wir noch den stärksten Regenguss ab und dann machen wir uns auf den kurzen Weg.
Als wir sehen, wie nass die Leute aus der Höhle herauskommen, gehen wir zum Auto zurück und ziehen unsere Regenhosen an. Bei der Gelegenheit nehme ich auch gleich den kleinen Regenschirm mit.
Vorsichtig steigen wir über die trockenen Steine, die aus dem Wasser herausragen, in die Höhle ein. In einer etwas geschützteren Ecke stellen wir die Stative auf, kommen aber gleich überein, dass wir nur eines benutzen und der andere den Regenschirm hält.
Jetzt müssen wir nur noch abwarten, bis der markante Felsen vor dem Wasserfall entweder leer ist oder zumindest mit einem attraktiven Menschen verstellt ist.
Mal schauen, ob der Output besser wird als vor vier Jahren.

Gljúfrabúi - Gljúfur ist das isländische Wort für Schlucht und ein búi ist ein Bewohner.
Anschließend fahre ich noch auf die steile Hamragarðarheiði und fotografiere den Arpáfoss. Karsten zieht es vor, im warmen Auto zu bleiben.

Den Arpáfoss habe ich alleine besucht, Karsten war es zu nass.
Jetzt haben wir unser Tagesprogramm absolviert und würden um 14 Uhr bei Martina und Jón eintreffen. Das wäre mir unangenehm, man kommt nicht so viel zu früh an.
Also schleifen wir uns beim Parkplatz zum Solheimasandur Plane Wreck ein. Der ist gut gefüllt, obwohl das Wetter nicht gerade einladend ist. Wir warten auf den Shuttlebus, damit wir sehen, wo der hält. Nur, der kommt nicht und auf der Webseite kann man frühestens für September buchen. Seltsam, angesichts der Massen, die sich auf den Weg zum Flugzeugwrack machen.
Kurz nach 2 Uhr fahren wir weiter und nehmen als Pausenfüller noch den Reynisfjara Black Sand Beach mit. Auch dort reihen sich die Autos dicht aneinander, immerhin finden wir noch einen freien Platz. Es kostet uns Überwindung, das warme Auto zu verlassen.
Auf der halben Strecke zum Strand drehen wir wieder um, der Regen und die peitschende Gischt würden uns in Sekundenschnelle völlig durchweichen. Muss ja nicht...
Jetzt können wir aber endlich unsere Lieblingsunterkunft in Island aufsuchen. Jón schaut ganz erstaunt, als er uns im Vorbeifahren erkennt. Wir steigen aus, um ihn zu begrüßen und er fragt, ob wir uns nicht mit dem Datum geirrt hätten. Wir würden doch erst nächste Woche kommen, oder?
Natürlich macht er nur Spaß, denke ich, doch er meint das wirklich ernst. Martina kommt auch um uns zu begrüßen und sie klärt alle auf: Nachdem sie am Morgen nur auf der Airbnb-Seite geschaut hat, war sie der Meinung, dass heute keine Gäste kommen. Irgendwie hatte sie aber im Hinterkopf, dass doch heute jemand eintrifft. Alles gut, wir haben unser Zimmer wie gebucht, pfff!
Wir werden wie alte Freunde begrüßt und sitzen erstmal eine Stunde bei einer Tasse Kaffee, erzählen und lachen viel!
Heute schlafen wir im Keller, die beiden darauffolgenden Nächte im großen Zimmer oben. Da ist jetzt noch eine schweizer Familie drin, die wir kurz treffen.
Am Abend kommt die Sonne raus, mit einem Schlag ist es total warm im Wohnzimmer. Aber ebenso schnell ist es wieder bedeckt und es nieselt. So ist das Wetter in Island!
Zum Nachtmahl fahren wir nach Vik ins Smiðjan Brugghús. Hier müssen wir zum ersten Mal seit unserer Ankunft wieder eine Maske aufsetzen.
Zu meinen Spareribs bestelle ich ein Getränk, das Mango/Passionsfrucht Skyr Sour heißt. Die Enttäuschung ist groß, als ich bemerke, dass es sich dabei um ein Bier handelt. Nach dazu ein extrem teures Bier, das ich fast unberührt am Tisch stehen lasse.
Nach diesem Erlebnis suchen wir den einzigen Bankomat in Vik und heben die einzigen Isländischen Kronen ab, die wir im Urlaub benötigen, um damit die Unterkunft bei Martina & Jón zu bezahlen. Alles andere wird wie immer mit der Kreditkarte erledigt.
Tag 7 - Montag, 26.7.21 - Reynisfjara - Leirarfoss - Yoda Cave - Þakgil
Um drei Uhr morgens hat das gestrige Nachtmahl wieder Party gefeiert. Zum Glück hat Karsten die Rennie am Nachtkastl deponiert, da konnte ich Schlimmeres verhindern.
Um neun gehen wir hinauf frühstücken. Das ist ja legendär bei Martina und Jón und auch heute werden wir nicht enttäuscht. Wir bekommen selbst gebackenes Brot, viele Käsesorten, Lammfleisch und auch wieder geräucherten Lachs. Alles ganz wunderbar!
Die anderen Gäste aus der italienischen Schweiz kommen erst nach halb zehn und sind nicht besonders kommunikativ. Aber wir sind eh auch schon fertig und überlassen sie ihrem Schicksal.
Das Wetter ist unerwartet schön, wir entschließen uns spontan, noch einmal zum Black Sand Beach zu fahren. Ich habe in der Früh auf Facebook ein Foto von dort gesehen, das aus einer Höhle gemacht wurde.
Wir finden die Location auch gleich, als wir um die Ecke bei den Basaltsäulen biegen und bauen unsere Stative auf.
Wir machen Langzeitbelichtungen, auf denen die vorbeigehenden Leute verschwinden. Wenn jemand allerdings lange genug auf einer Stelle stehen bleibt, sieht man es.
Da tun sich plötzlich am Strand vor unseren Linsen ganz wundersame schwarze Steine auf, die jetzt begutachtet und fotografiert werden müssen. Ein Pärchen steht ewig umschlungen und genießt die Aussicht. Warum nicht ein paar Schritte weiter links oder rechts?
Es ist manchmal zum aus der Haut fahren!

Dieses Motiv vom Black Sand Beach musste ich nachfotografieren.
Der Reynisfjara Beach ist für seine gefährlichen Wellen berüchtigt. Beim Eingang zum Strand wird auf die Gefahr hingewiesen, trotzdem sieht man immer wieder Leute, die sich viel zu nahe am Wasser aufhalten und plötzlich bis zum den Knöcheln im Wasser stehen.
Es hat in den letzten Jahren immer wieder tödliche Unfälle gegeben, bei denen Leute in den kalten Atlantik gezogen wurden und ertrunken sind.
Auch heute können wir wieder ein paar Unvorsichtige oder sogar Leichtsinnige sehen, die ganz schnell werden, wenn das Wasser sehr schnell kommt.

Die Basaltsäulen am Reynisfjara Beach sind ein beliebtes Fotomotiv.
Irgendwann haben wir unsere Bilder im Kasten und fahren ein gutes Stück nach Osten. Auf der 209 biegen wir ab und erreichen nach ein paar Kilometern den Leirarfoss.
Ausgerechnet jetzt entscheidet sich die Sonne auf Dauerbeleuchtung, das Licht ist viel zu grell für eine Langzeitbelichtung. Wir warten also ab, bis sich wieder ein paar Wolken vor die Sonne schieben.

Der Leirarfoss liegt bequem neben der Straße - so gefällt uns das!


Am Leirarfoss packe ich auch das erste Mal meine Glaskugel aus.
unser RAV 4 - immer zuverlässig!
Dann geht es wieder zurück Richtung Vík.
Ein paar Kilometer vor der Stadt ist die Hjörleifshöfði Cave, besser bekannt als Yoda Cave. Warum das so ist, ist schnell klar, wenn man aus der Höhle schaut. Der Eingang und das Loch darüber erinnert frappant an den Meister Yoda aus Star Wars.
Die Sonne steht gut, ich kann einen Sonnenstern in der linken oberen Ecke erzeugen.


Während Karsten fliegt, schau ich mich in der Umgebung um.
Die Hjörleifshöfði Cave, auch Yoda Cave genannt.
Gleich daneben ist die Felsformation Arnardrangur, die isoliert am Strand steht. Karsten fliegt mit der Drohne einmal rundherum.

Rund die Felsformation