mitgereist
Island 2021
Schon wieder Island?
Ist denn die Insel so groß, dass man da so oft hin muss?
Mit diesen und ähnlichen Reaktionen muss man rechnen, wenn sich das Urlaubsziel vom Vorjahr wiederholt. Noch dazu, wo sogar auch eine Woche im Winter geplant war. Aber dazu später.
Eigentlich wollte ich ja in diesem etwas schwierigem Reisejahr auf Nummer sicher gehen und hatte schon mehr als die Hälfte einer Route rund um den italienischen Stiefel geplant. Damit wir im Notfall schnell wieder zu Hause sein können.
Denn die coronabedingten Reisebeschränkungen und der etwas zähe Start der Impfungen machten Anfang des Jahres keine großen Hoffnungen auf einen stressfreien Aufenthalt im Ausland. Wer möchte schon seine wertvollen Urlaubstage in Quarantäne verbringen?
Trotzdem war Island auch hier ein Vorreiter und - bedingt durch sehr niedrige Infektionszahlen - eines der ersten Länder, die für Geimpfte und Genesende Reiseerleichterungen hatten.
Doch davon waren wir beide noch weit entfernt und so plante ich mit steigender Begeisterung unseren Italien-Trip weiter.
Am 19. März ließ eine Nachricht die Welt aufhorchen: auf der Reykjanes-Halbinsel brach der lang erwartete Vulkan aus, der nach dem flachen Berg in der Nähe Fagradalsfjall genannt wurde.
Durch die Nähe zum Flughafen Keflavík und der Blauen Lagune kam es in den Tagen darauf zu einem regelrechten Besucheransturm, ein Vulkanologe bezeichnete ihn sogar als „echten Touristenausbruch“.
Jeden Tag überschlug sich das Internet mit neuen atemberaubenden Bildern und spektakulären Drohnenaufnahmen und ich buchte für Anfang Juni ein Zimmer im 10 km entfernten Grindavík. Sicher ist sicher…
Ein paar Tage später steckte sich Karsten bei einem seiner Kunden mit dem Coronavirus an und mein positiver Test folgte nicht lange danach. Für uns war das wirklich ein Grund zum Jubeln, sofort begann ich mit der Planung unseres Island-Trips.
Zum Glück hatten wir beide einen sehr milden Verlauf, die 14tägige Quarantäne konnten wir dank Homeoffice und Lieferservice sehr gut aussitzen.
Die geplante Fotoreise im März wurde auf nächstes Jahr verschoben.
Neben dem Vulkanausbruch wurde diesmal auch das Hochland eingeplant, wenngleich auch nur die „Light Variante“ ohne große Furten. Für die richtig argen Strecken traue ich mich allein nicht hin, die würde ich lieber mit zwei Autos wagen.
Die Hochlandpisten kann man nur von Ende Juni bis Mitte September befahren, in der übrigen Zeit sind die Straßen gesperrt. In diesem kleinen Zeitfenster sind die Mietwagenpreise saisonbedingt immer etwas höher, doch was heuer mit den Preisen abging, war grotesk!
Ich musste schon schlucken, als ich im April für einen Toyota RAV4 für 21 Tage über 2.800 Euro bezahlen mußte - und ich bekomme bei Sunny Cars einen ordentlichen Agent Rabatt!
Im Nachhinein gesehen hatte ich Glück, dass ich so früh gebucht hatte, denn bereits Anfang Juni war der Preis schon auf 3.650 Euro angestiegen und im Juli musste man für die gleiche Leistung an die 7.000 Euro hinlegen.
Ich bereits mich auf jeden Fall auf einen Kampf am Hertz-Schalter vor, denn in einem kleineren Auto als den RAV4 bringe ich unser Gepäck nicht unter. Voriges Jahr wollte man uns eine Qashqai geben, da hätte ich einen Koffer auf der Rückbank transportieren müssen. Aber diesen Platz beanspruchen schon unsere Kumpels, das geht gar nicht!
Vulkanausbruch gepaart mit horrenden Mietwagenpreisen hätte uns Ende Juni noch fast einen Mitreisenden beschert, doch das ist eine andere Geschichte, die hoffentlich nächstes Jahr erzählt wird.
Tag 1 - Dienstag, 20.7.21 - Ankunft - Fagradalsfjall - Grindavík
Unser Abflug ist um 13:35, das ist eine angenehme Zeit, auch wenn man wegen der verschärften Kontrollen am Flughafen früher als gewohnt dort sein sollte.
Am Sonntag haben wir uns für die Einreise nach Island registriert, zusammen mit der Genesungsbestätigung und dem Boardingpass sind wir am Check In gut aufgestellt. Wir sind bereits kurz nach 11 Uhr am Flughafen, mit dem RailJet benötigen wir für die Anreise nur eine Viertelstunde.
Leider sind nicht alle Reisenden so gut vorbereitet und selbst beim Priority Check In bildet sich schnell eine lange Schlange, zum Glück hinter uns.
Am Schalter wird die Registrierung und der Grüne Pass kontrolliert, dann bekommen wir einen Zettel, der die Kontrolle für das Boarding bestätigt.
Ich bin froh, meinen störrischen Koffer loszuwerden, der beim Rollen immer nach rechts ausbrechen will. Den Trolley und den kleinen Handkoffer nehme ich wegen der Elektronik mit an Bord. Anhand meines Gepäckes könnte man glauben, wir wandern aus, aber der Trolley ist mit meiner Kamera, der Drohne und meinem Nackenknochen gut gefüllt. In einer Ecke kauert noch meine Softshelljacke und wartet auf ihren Einsatz.
Mit der Sicherheitskontrolle haben wir die letzte Hürde hinter uns und noch viel Zeit. Da kommt uns Jamie*s Italian grad recht, wo es doch heute Abend eher mau mit dem Nachtmahl
werden wird. Die Tagliatelle Bolognese mit gerösteten Haselnüssen sind eine ausgezeichnete Wahl, ich hab's ja gern, wenn es etwas knirscht beim Beißen.
Leider drücken meine neuen Trekkingschuhe etwas, dabei habe ich sie sogar eine Nummer größer gekauft. Ich hoffe mal, dass sich das mit der Zeit einläuft und heute Abend keine Probleme macht.
Jetzt dürfen wir aber schon in die Maschine, beim Boarden wird noch einmal kontrolliert, ob alle Voraussetzungen für die Einreisen nach Island gegeben sind, keine Airline hat ein Interesse daran, dass Passagiere in das Ankunftsland nicht einreisen dürfen und vielleicht gleich wieder zurückgeschickt werden.
Eine gute Viertelstunde müssen wir noch im Fluggaststeig ausharren, das Boarden wurde offenbar zu früh angesetzt. Wir sehen die Crews wechseln und dann dürfen wir endlich in der ersten Reihe Platz nehmen. Der Mittelplatz bleibt coronabedingt immer noch frei, das ist fein.
Über Island reißt plötzlich die Wolkendecke auf und gibt atemberaubende Blicke auf das Hochland und die Gletscher des Vatnajökull-Nationalparks frei.
Vom Vulkanausbruch ist von oben leider gar nichts zu erkennen.
Vatnajökull Nationalpark
Der Tungnaá windet sich neben dem Vatnið í Bjöllunum durch das Hochland.
Wir sind die Ersten, die das Flugzeug verlassen, beim Gepäckband bildet sich ein lange Schlange für den Exit. Wir haben allerdings ganz andere Sorgen, denn schon wieder lassen sich die beiden Koffer nicht mehr öffnen, weil sich das Zahlenschloss verkeilt hat. Das hatten wir schon einmal vor fünf Jahren in Paris, damals haben wir sämtliche Zahlenkombinationen durchprobiert, bis das Schloss ein Einsehen hatte.
Jetzt sind wir schon schlauer und haben uns die Nummernfolge notiert, doch trotzdem gibt der Schnapper nicht nach. Dabei habe ich es zu Hause extra noch getestet. Das war definitiv das letzte Mal, dass ich den Koffer so abschließe, ab jetzt kommt ein Vorhängeschloss dran. Ich hatte einen Riecher und eines zu Hause eingepackt.
Um dieses Problem werden wir uns später kümmern, jetzt geht es erst einmal zum Hertz Schalter, um den Mietwagen abzuholen. Ich habe mich akribisch darauf vorbereitet, falls man uns wieder einen Qashqai unterjubeln will, doch vergesse ich alle guten Vorsätze, als ich nach der Kreditkarte gefragt werde und ich die VISA Karte nicht finde.
Das gibt es ja nicht, WO IST DIE SCHEISS KARTE?!!
Ich drehe mein Geldbörsel auf links, nichts. Die Hertz Mitarbeiterin nimmt für die Kaution zum Glück auch meine Mastercard, doch ich habe alle Hotels mit der VISA gebucht und das könnte problematisch werden.
Ich bin völlig aus dem Konzept gebracht und wühle hektisch meinen Handkoffer durch.
DENK NACH! Wo hast du sie das letzte Mal benutzt?
Ich komme zum Entschluss, dass ich sie wohl zu Hause am Schreibtisch vergessen habe, als ich den Flughafentransfer gebucht habe.
Die Dame am Schalter nimmt von meiner Unruhe kaum Notiz und füllt stoisch die Buchungsformulare aus. Ich kenne das Prozedere und höre nur mit einem Ohr hin. Bis sie zum Auto kommt. "It's a Qashqai."
"No, that's not an option, our luggage doesn't fit in a Qashqai."
Zum Beweis lege ich ihr gleich unser Foto vom Vorjahr hin, da stehen die Koffer 10 cm aus dem Kofferraum.
Wir bekommen einen Kia Sorento, der hat 450 mm Watttiefe, der RAV4 nur 400 mm. Der Kofferraum paßt auch, wir sind sehr zufrieden. Der Kia ist auch eine höhere Klasse aus der RAV4, aber das soll uns auch egal sein.
Karsten hat inzwischen mit den Koffern auf der Seite gewartet und zieht mit einem Griff meine VISA Karte aus dem ausgeweidetem Geldbörsel!
Jetzt kümmern wir uns um die Kofferschlösser. Karsten hat seinen Koffer schon offen, er hat ihn mit einem Schlüssel einfach aufgehebelt. Weil mein Koffer ein TSA Schloss hat, versuchen wir dazu einen Schlüssel zu finden. Wir werden eifrig hin und her geschickt, doch ohne Erfolg. Also kommt hier der schweizer Universalschlüssel vulgo Taschenmesser zum Einsatz.
unser KIA Sorento
Bei der Inspektion des Wagens mache ich jede Menge Fotos, damit man uns bei der Rückgabe nicht alte Beschädigungen anrechnen kann. So letztes Jahr fast passiert.
Neben uns nimmt ein Paar aus Bayern ihren Landrover ins Visier. Er ist ziemlich rostig, das gefällt ihnen weniger. Doch dann läßt sich auch die Hecktür nicht abschließen, das geht gar nicht.
Mich würde interessieren, wie das ausgegangen ist, denn das ist der einzige Geländewagen am Parkplatz.
Ich bin gleich mit dem Auto vertraut und ganz stolz, dass ich schon nach wenigen Kilometern die Cruise Control einstellen kann. Wenn sich jetzt auch die höhere Watttiefe beim Fahren auszahlt, ist der Kia eine Option für zukünftige Reisen.
In Grindavik besorgen wir im Nettó Shampoo, Balsam (beides mit Bananenduft, hmm!), ein Duschgel und ein paar Snacks für unseren Ausflug heute Abend.
Dann checken wir ins Guesthouse Borg ein, die Besitzerin steht für die Wanderung zum Vulkan hilfreich zur Seite, am Fernseher ist die Live Kamera zu sehen. Es zieht leichter Nebel auf.
Im Zimmer packen wir in die Rucksäcke unsere Regensachen, die Drohne und die Snacks. Karsten trägt unsere beiden Wasserflaschen und seine Kamerausrüstung. Mein Fotoapparat hängt mir gewohnt quer über der Schulter. Die beiden Stative tragen wir in der Hand.
Die Parkplatzgebühr bezahle ich per App in der Unterkunft, sie gilt für den ganzen Tag.
Der 2. Parkplatz liegt nur ein paar Minuten von Grindavik entfernt, es parken ca. 40 Autos da.
Vollgepackt machen wir uns auf den Weg zum Aussichtspunkt. Es ist 19:30.
Die Richtung ist durch die vielen Wanderer vorgegeben, da kann man sich nicht verlaufen. Nach einer halben Stunde kommen wir an eine Weggabelung ohne Wegweiser. Aber es kommen ja immer wieder Leute entgegen, die man fragen kann. Die beiden jungen Männer schicken uns auf den rechten Pfad, der linke Weg führt zu den Lavafeldern. Diesen nehmen auch die meisten Leute und plötzlich sind wir ziemlich alleine unterwegs.
Jetzt sollte aber bald der Aufstieg kommen, wir haben sicher schon mehr als die Hälfte des Weges zurückgelegt. Da kommen uns zwei junge Frauen entgegen, die uns in einiger Entfernung den Bergrücken zeigen, auf dem man silhouettenhaft ameisengroße Menschen erkennen kann. Hier geht es noch eine gute Stunde bis zu den rot glühenden Lavafeldern weiter. Na super, dann sind wir gut 20 Minuten in die falsche Richtung gegangen!
Am Weg zurück nehmen wir noch eine Gruppe US Amerikaner und zwei weitere Frauen mit. Aber auch nur, weil die uns gefragt haben, ob wir etwas vom Vulkan gesehen haben.
Fagradalsfjall Vulkan - hier beginnt der Aufstieg zum Aussichtspunkt, der hinter dem Hügel und noch etwas weiter ist.
Mit den Kaliforniern quatschen wir noch ein bissl, doch dann wird der Aufstieg sehr steil und ich japse nach Luft. Sehr langsam steigen wir den Bergrücken hinauf, links von uns hat die schwarze Lava den Talboden komplett bedeckt.
Es wird sehr mühsam, ich mache immer 20 Schritte und schnaufe 10 Atemzüge verkehrt zum Hang. Wenigstens ist es vom Wetter recht angenehm, wenngleich auch ein rauer Wind weht.
Die Amerikaner haben ihre 80jährige Mutter mit, die unbedingt auf den Berg will. Das motiviert mich, wenn die das schafft, werde ich es wohl auch auf den verdammten Berg schaffen!
Es wird immer nebeliger, die Sicht vom Berg ins Tal ist gleich null. So auch am Ende unserer Qual beim Funkmasten, an dem auch die Live Kamera hängt. Nicht ein roter Schimmer dringt durch den dichten Nebel, es ist sehr enttäuschend! Doch wir sind körperlich und mental so geschwächt, dass wir uns nur peripher darüber ärgern können.
Dafür bläst hier oben ein sehr starker Wind, der uns schnell frieren läßt. Wir ziehen unsere Wetterponchos über und Handschuhe an. So suchen wir uns einen Stein zum Sitzen und verdrücken ein Sandwich. Zu mehr haben wir keine Lust, denn es wird nun noch etwas dunkler und wir sind hier oben ganz allein. Der Rückweg wird noch einmal so anstrengend und was wir gar nicht brauchen ist ein Unfall in dieser abgelegenen Gegend.
Jetzt tauchen doch wieder ein paar Menschen aus dem Nebel auf und wir packen uns zusammen und machen uns auf den Weg.
Am Gipfel wurde ein später Snack eingenommen,
die Aussicht war gleich null.
Es ist eine Qual! Wir hanteln uns den steilen Weg hinunter, ich verwende mein Stativ zum Abstützen. Eine große Steinansammlung dient als Sitzgelegenheit. Es gibt deren nicht viele, das sandige Gelände ist von kleinen Steinen überhäuft, immer wieder rutschen wir etwas ab.
Die kurze Rast gibt uns wieder etwas Kraft und endlich erreichen wir den flachen Teil, jetzt sind es nur noch ein paar Kilometer zum Auto.
Doch ich bin so ziemlich am Ende meiner Kräfte, mein Blick ist auf die eineinhalb Meter Weg vor mir fixiert. Stoisch setze ich einen Fuß vor den anderen und zähle bei jedem zweiten Schritt mit: 20, 40, 60... Nach 100 schaue auf und hoffe, dass man schon den Parkplatz sieht.
Dann haben wir es endlich geschafft, die letzte Meter torkle ich wie ein Betrunkener und nur mit einem ausladenden Schwung kann ich mein Bein in den Wagen hieven. Über 16 Kilometer haben wir heute zurückgelegt und 61 Stockwerke bezwungen! Es ist 23:48.
Zurück in der Unterkunft schreibe ich noch ein wenig am Reisebericht und gerade als ich mich nicht mehr ausgehfähig angezogen im Gemeinschaftsbad bettfertig mache, zieht eine Gruppe Franzosen ein. Ach ja, wir sind ja in Island, wo die Flugzeuge schon mal um Mitternacht ankommen!
Es ist bereits halb zwei Uhr morgens als ich endlich ins Bett falle.
Tag 2 - Mittwoch, 21.7.21 - Krísuvíkurberg Cliffs - Krýsuvíkurkirkja - Kleifarvatn - Hveragerði
Mich fröstelt unter der Decke und das artet in einen leichten Schüttelfrost aus.
Irgendwann wache ich auf, mir ist kotzübel und mein Körper wird im 5 Sekunden Takt vom Schüttelfrost durchzogen. Im Magen liegt ein großer Stein und ich bin kurz vorm Speiben.
Durch die regelmäßigen Schauer, die durch meinen Körper jagen und das darauffolgende Zähneklappern wird auch Karsten munter und fragt, ob ich etwas Heißes zu trinke möchte. "Mir ist total schlecht" erwidere ich, zu mehr Aktionen bin ich zu schwach.
Gleich darauf merke ich am den gleichmäßigen Atemzügen, dass er wieder eingeschlafen ist.
Die Uhr zeigt 2:34.
Um 4 Uhr wache ich wieder auf, jetzt muss ich aber schnellstens zum Klo, sonst passiert ein Unglück! Doch mehr als einmal aufstoßen ist nicht, zur Sicherheit nehme ich das große Wandl aus dem Badezimmer mit, das dort auf der Abwasch liegt. Außerdem werfe ich ein Rennie ein.
Danach schlafe ich aber bis 8 Uhr durch und wache ohne jegliche Symptome auf. Sogar der Muskelkater hält sich in Grenzen, ich schaffe die Stiegen hinunter, ohne mich ans Geländer anzuklammern.
Alle anderen Gäste sind schon wieder ausgezogen und wir machen uns gemütlich in der Küche unser Frühstück.
Beim Einpacken dann das nächste Problem: mein grüner Koffer hat zwischen Griff und Reißverschluss einen Riss, man kann ihn nicht mehr hochkant am Griff tragen.
Toll, wenn das gleich am Beginn der Reise passiert. Seine Tage sind sowieso gezählt, hoffentlich hält er noch bis nach Hause aus.
Der Plan ist, dass ich die Sachen, die ich täglich brauche, in den Trolley umpacke und der Koffer bleibt mit dem Rest im Wagen.
Um 11 Uhr verlassen wir das Guesthouse Borg. Für den heutigen Tag haben wir ein paar POIs am Weg geplant und machen die 14:30 Tour "Inside the Volcano". Die haben wir allerdings nicht vorgebucht sondern treffen den Guide beim Treffpunkt der Tour.
Dadurch wir aber doch ziemlich fußmarod sind, hält sich die Freude über eine 7 km Wanderung aber in Grenzen. Auf der anderen Seite sollten wir heute aber schon ein tolles Erlebnis haben, der Urlaub hat etwas holprig begonnen.
Die Krísuvíkurberg Cliffs waren eher unspektakulär.
Krýsuvíkurkirkja
Die Schafe ließen sich nicht aus der Ruhe bringen.
Nach den unspektakulären Krísuvíkurberg Cliffs und der schwarzen Krýsuvíkurkirkja lassen wir am Kleifarvatn das erste Mal die Drohne steigen. Das während des Fluges die Verbindung abreißt, regt uns jetzt nicht mehr auf. Neu ist allerdings, dass sich gleich das iPad komplett abmeldet.
Drohnenflug über den Kleifarvatn
Kleifarvatn
Der Grænavatn hat eine türkise Farbe.
Wir beschließen, zum Treffpunkt der Tour zu fahren und dort zu schauen, ob uns der Aufstieg zu mühevoll ist.
Dann entscheidet das Schicksal, denn die Zufahrtsstraße 417 ist nach 6 km gesperrt und auf anderen Wegen schaffen wir es niemals rechtzeitig zum Treffpunkt.
Das ist unerwartet, denn selbst auf der offiziellen isländischen Straßenseite ist die 417 frei befahrbar.
Also gondeln wir gemütlich den Weg zurück und fahren aus dem Süden kommend nach Hveragerði ein.
Die Tour können wir ggfs. auch am Ende des Urlaubes machen und unsere Körper werden es uns heute danken!
Im Bónus ziehen wir den für morgen geplanten Großeinkauf vor und bringen auf der Suche nach einer Haltbarmilch etliche Verkäufer durcheinander.
Die isländischen Supermärkte haben ja keine Kühlfächer sondern Kühlräume. Das sind abgetrennte Bereiche für Obst und Gemüse bzw. Fleisch und Milchwaren. Da greifst du dir schnell was du brauchst und schaust, dass du wieder rauskommst. Brr!
Siggas Home liegt in einem etwas abgelegenen Wohngebiet in Hveragerði. Hier stehen viele Reihen ebenerdiger Häuser nebeneinander, eines davon ist unsere heutige Unterkunft.
Sigga ist eine nette Mittsechzigerin, wir kommen gleich ins Plaudern.
Für heute Abend habe ich einen Tisch im Ingólfsskáli Viking Restaurant reserviert, weil mir das Ambiente gutgefallen hat. Das Restaurant ist einem Langhaus der Wikinger nachempfunden und ist innen sehr urig.
Wir treffen um Punkt sieben ein und nehmen einen Eingang, der mit Entry gekennzeichnet ist. Dann stehen in einem großen kargen Raum voller gedeckter Tische. Kein Mensch weit und breit. Entfernt hören wir Geschirr klappern.
Sind wir zu früh oder hat das Restaurant heute gar nicht offen? Und überhaupt: schön ist anders!
Wir folgen den Geräuschen und finden die Küche. Ich mache mich bemerkbar und wir werden weitergeschickt. Offenbar haben wir den falschen Eingang genommen, denn hinter der Tür erwartet uns eine Art spärlich beleuchtete Wikingerhalle. Die Kellner sind traditionell gekleidet und einer führt uns zu mit einem Schmunzeln unserem Tisch: "Wrong door?"
Am Tisch liegt ein Tierfell, das Besteck ist grob geschmiedet und ein paar Trinkhörner vervollständigten die Dekoration.
Die Speisekarte ist klein aber fein, wir nehmen beide den gebratenen Kabeljau mit geröstetem Karfiol und Kartoffelauflauf.
Bei der Getränkeauswahl verwechsle ich Apelsin mit Apfelsaft und erhalten gespritztes Fanta, auch ok.
Zum Abschluss gönnen wir uns noch einen Schokokuchen und ein Skyrmus. Alles hat ausgezeichnet geschmeckt.
In der Unterkunft plaudere ich noch eine ganze Weile mit Sigga, sie erzählt mir, wo Rúrik Gíslason herkommt und kennt die Großmutter von Daði Freyr. Island ist ein Dorf.
Das Ingólfsskáli Viking Restaurant ist einem Langhaus der Wikinger nachempfunden.
Tag 3 - Donnerstag, 22.7.21 - Frakkavatn - div. Aeral Shots
Ich wache mit Kopfschmerzen auf, ich trinke zurzeit viel zu wenig. Also leere ich gleich meine Wasserflasche neben dem Bett und gehe später ins Badezimmer nebenan und schlürfe noch ein paar Handvoll Wasser.
Frühstück gibt es um 9 Uhr, Sigga ist heute eher wortkarg und sitzt strickend am Sofa. Sie hat auch Kopfweh und Heuschnupfen. Nach dem Essen sind meine Kopfschmerzen weg, jetzt tut mir nur das Kreuz weh. Ach ja..
Das Wetter ist heute suboptimal, es ist bedeckt und es nieselt leicht. Aber solange sich der Wind in Grenzen hält, können wir mit der Drohne fliegen.
Wir fahren 25 km auf der 34 bis wir zur Brücke kommen, die an der Mündung es Ölfusá liegt. Hier habe ich zwei Aerial Shots für die Drohne markiert, die vom selben Standpunkt aufgenommen werden. Dieser Punkt liegt nach der Brücke gleich links, doch wir finden keinen Weg hinunter. Erst ein Blick auf Google Maps zeigt uns den Weg, wir müssen nur ein Stückerl weiter fahren.
Ein sandiger Weg führt neben der Straße wieder zurück unterhalb der Brücke.
Der Flug klappt bestens, zuerst die Brücke mit ein wenig von den Mäandern und dann den Golden River, ein gelber Fluss, der spektakulär in ins Meer mündet. Also spektakulär schaut er jetzt noch nicht aus, aber das krieg ich schon hin!
die Brücke über die Mündung des Ölfusá
Gleich daneben konnten wir diesen großartigen Fluss fotografieren.
Der Weg ist zu schmal, um den Wagen zu wenden, deswegen fahre ich ein Stück rückwärts, bis wir zu einem flacheren Teil kommen. Da komme ich gut rückwärts hinauf und dann kann ich den Wagen wenden.
Plötzlich steckt der Wagen fest, offenbar geht sich das vorne doch nicht ganz aus.
Zurück geht aber auch nicht, da frisst sich der Reifen in den weichen Sand.
Karsten steigt aus und schaut sich das Ganze an. Schaut nicht gut aus: wir sitzen vorne auf und hinten hängt der rechte Reifen in der Luft. Der Linke klebt bedenklich zusammengedrückt am Grasrand.
Wir sammeln ein paar Steine zusammen und legen sie hinter den Vorderreifen, damit der Grip bekommt. Das funktioniert gar nicht, also lege ich die Fußmatte hin. Null Rückwärtsbewegung.
Dann gehen wir das Begleitbuch zum Auto durch, ob wir eine Differentialsperre haben, weil der hintere Reifen in der Luft hängt und die ganze Energie abbekommt. Das hat der Kia Sorento leider nicht.
Na super, da bleibt uns nur noch, die Barrikade vorne zu entfernen. Der Wagen steckt bis unter die Schürze in der Erde.
Das einzige, was mir zum Graben einfällt, ist unser langer Schuhlöffel. Damit und mit viel Handarbeit von Karsten schaffen wir es, einen Radius aus der lockeren Grasnarbe zu entfernen. Jetzt kann der Wagen nach links wegfahren.
Ich schicke beim Einsteigen ein kurzes Stoßgebet zum Himmel und versuche es erneut.
Der Wagen bewegt sich keinen Zentimeter, aber der Reifen schrammt gefährlich an den Steinen, dass fast die Funken sprühen.
Wir müssen den Wagen aufbocken, um die Erde vorne unter der Motorhaube wegzubekommen. Gerade als ich auf der Fußmatte kniend unter den Wagen schaue, wo ich den Wagenheber ansetzen kann, ruft Karsten: "Da kommt jemand!"
Dieser Jemand ist ein Geschenk des Himmels in Form eines Isländers mit seinem SUV und einem Abschleppseil. In ein paar Minuten hat er unseren Wagen am Gurt und zusammen bringen wir das Auto rückwärts auf die Wiese. Halleluja!
Hier steckten wir über eine Stunde mit dem Wagen fest.
Ich überlege kurz, ob ich ihm die Megapackung Mannerschnitten geben soll, die ich für einen anderen Zweck mitgebracht habe, belasse es dann aber doch dabei, mich auf's allerherzlichste zu bedanken.
Wir gehen einmal um den Wagen, der der ganzen Aktion keine Schramme abbekommen hat. Noch ein Halleluja!
Mehr als einer Stunde haben wir uns abgerackert, Karsten ärgert sich beim Weiterfahren bereits, dass seine Apple Watch das nicht als Training akzeptiert hat.
Danach können wir darüber lachen, währenddessen traue ich mich nicht einmal ein Foto zu machen. Das holt Karsten vor dem Weiterfahren nach.
Unser nächstes Ziel ist ein weiterer oranger Fluss, der 23 km weiter östlich ins Meer fließt. Unser Navi leitet uns zielsicher auf einen Bauernhof und dort endet der Weg. Die Hausfrau schaut schon aus dem Fenster, als ich auf ihrem Grund eine Wendung mache.
Etwas weiter finde ich eine Abzweigung und wir kommen direkt an dem Bächlein zu stehen. Das Wasser sieht sogar schon von hier unten orangefarbig aus, die Luftaufnahme zeigt ein noch viel eindrucksvolleres Bild.
In der Nähe gibt es noch einen goldenen Fluss, hier haben wir kurzfristig unsere Drohne verloren.
Karsten fliegt mit der Drohne den Bach entlang und soll dann ein Bild vom der Mündung machen. Die Drohen meldet, dass sie den automatischen Rückflug einleitet, weil die Akkuleistung zu Ende geht. Karsten bricht den Rückflug ab, es ist noch genug Saft für 5 Minuten da.
Kurze Zeit später erzwingt die Drohne den Rückflug, den Karsten noch steuern kann. Plötzlich reißt die Verbindung ab, die Drohne geht irgendwo zu Boden.
Irgendwo heißt in ca. 600 m Entfernung, Karsten konnte gerade noch soviel steuern, dass sie am Strand nieder gegangen ist.
Wir ziehen unsere Gummistiefeln an, ich stelle den Wagen auf der Seite ab und folge Karsten, der schon ziemlich nervös allein losgelaufen ist.
Zum Strand geht es durch weiches Moos und hohe Gräser, was das Gehen etwas anstrengend macht. Außerdem kreischen die Vögel aufgeregt über unseren Köpfen, keine Sorge, wir gehen eh nicht in die Lupinen, wo ich deren Nester vermute.
Karsten quert am Strand den Bach, ich bleibe auf der rechten Seite. Nach ein paar Minuten die erlösende Meldung: "Ich hab sie, da vorne wartet sie schon auf uns!"
Die Drohne ist vorbildlich am Strand gelandet, somit hat dieses Abenteuer auch ein gutes Ende genommen.
Karsten findet die notgelandete Drohne wieder.
Jetzt reicht es Karsten aber, für heute hat er genug!
Wir fahren noch im Hella den Wagen volltanken und einkaufen, dann sind wir um 15 Uhr bei unserer heutigen Unterkunft.
Das Hotel Kaldbakur liegt schon etwas verlassen auf der 268, weswegen wir die nächsten beiden Tage für Frühstück und Nachtmahl Selbstversorger sind.
Wir parken vor dem langgestreckten roten Gebäude und ich sehe, wie ein schwarz-weißer Hund. begeistert auf uns zuläuft. Er ist völlig aus dem Häuschen und hört gar nicht mehr auf, vor lauter Freude an uns hochzuspringen.
Außer dem Hund ist keine Menschenseele zu sehen. Ich habe vorgestern per Mail allerdings die Zimmer und den Code für das Schlüsselfach erhalten und wir können unser Zimmer alleine übernehmen.
Es hat sich schon recht viel Gepäck angesammelt, die Lebensmittel allein benötigen zwei große Säcke. Schnell in den Kühlschrank gebracht und dann nichts wie unter die Dusche!
Etwas später - ich sitze gerade im Aufenthaltsraum und schreibe an meinem Bericht - kommt ein amerikanisches Pärchen an. Leider haben sie aber kein Mail mit dem Zugangscode erhalten, sodass sie nun etwas ratlos herumstehen. Ein Anruf bei den Besitzern hilft auch nicht, weil niemand abhebt.
Eine Viertelstunde später kommen aber die Besitzer an und dann können sie in das Zimmer neben uns einziehen.
Ich inspiziere die Küche, ob die nötige Gerätschaft für Eiernockerln vorhanden ist.
Die Amis fahren 17 km nach Hella ins Restaurant, ich hätte sie auch zu Eiernockerln eingeladen.
Dann stell ich mich in die Küche, außer uns ist jetzt keiner mehr da.
Die ersten paar Nockerln werden zu weich, das Wasser kocht auch viel zu stark. Das ist halt ein E-Herd, ich bin meinen Gasofen gewohnt. Wir retten ein paar Nockerln und gießen das Wasser mit den Flankerln in ein Sieb, damit sie artgerecht entsorgt werden können.
Dann setze ich den Topf mit frischem Wasser an und kippe noch einen Schöpflöffel Mehl in den Teig. Diese Charge wird viel besser, am Ende schmecken sie fast wie daheim.
Heute sind wir Selbstversorger. Eiernockerln in Island.
Tag 4 - Freitag, 23.7.21 - Landmannalauga - Stútur Volcano - Frostaðavatn - Bláhylur - Rjúpnavellir
Der Wetterbericht für die nächsten zwei Tag schaut nicht gerade rosig aus: 90% Regen. Wir haben heute und morgen nur weite Wanderungen am Plan.
In der Früh regnet es schon. Karsten steht um halb sechs auf und setzt ich in den Aufenthaltsraum. Er hat Rückenschmerzen und kann nicht mehr liegen. Ich stehe um 7 Uhr auf und mache in der Küche unser Frühstück. Wir haben Brot, Butter, Wurst und Marmelade. Dazu gibt es Tee und Kaffee. Und extra für Eugen eine Gurke.
Seit Beginn habe ich Probleme mit meinen neuen Trekkingschuhen. Obwohl ich sie zu Hause schon auf einem Spaziergang getestet hatte, drücken sie mich jetzt nach einer Weile.
Gestern Abend habe ich zur Dehnung lange Verschlussclips in die Schuhe gesteckt. Die haben die richtige Länge, dass die Schuhe vorne etwas ausgedehnt werden. Hoffentlich!
Neuerdings habe ich am rechten Fuß einen leichten Hallux, da versuche ich seit Tagen verschiedene Methoden aus. Gestern habe ich mir feste Gummihaarbänder gekauft, daraus mache ich einen Ring, den ich mit Hansaplast fixiere. Das hilft leider auch gar nicht und tut noch mehr weh.
In meinen Waschsachen finde ich ein paar Wattepads, die ich seit Jahren mitnehme, ohne sie zu brauchen. Man weiß ja nie.... Jetzt bin ich froh darüber, denn zwei Stück über die schmerzende Stelle mit Hansaplast fixiert wirken Wunder! Endlich kann ich wieder schmerzfrei gehen!
Die Amis schlafen noch, als wir um halb neun die Unterkunft verlassen.
Nach zwei Kilometern frage ich Karsten, ob er seine Bürste und die Handschuhe aus dem Badezimmer eh mitgenommen hat. Ich hab ihn beim Weggehen darauf aufmerksam gemacht.
Die Bürste ja, aber die Handschuhe.....die hat er jetzt wahrscheinlich doch hängen lassen.
Kurze Überlegung, ob wir die in zwei Tagen am Rückweg mitnehmen und doch umgedreht. Nach einem Kilometer greift er nach hinten: sie sind eh da!
Zum Glück haben wir es heute nicht eilig.
Es regnet auf dem Weg nach Landmannalauga, doch die F208 ist wunderbar befahrbar. Überhaupt bin ich mit dem Kia Sorento sehr zufrieden, es fährt sich wie auf Schienen.
Kurz vor Camp in Landmannalauga muss man entweder zweimal furten oder über eine Brücke zu Fuß das letzte Stück gehen.
Am Parkplatz vor der Furt steht eine Handvoll Autos, fast nur Dacia Duster. Das war auch die Marke, die wir bei der Herfahrt am öftesten überholt haben.
Am Parkplatz vom Camp sehen wir sehr viel mehr Autos stehen, können aber aus der Entfernung keine Marken erkennen.
Ich schau mir den Fluss einmal an. Schaut am Anfang sehr flach aus, weiter hinten kann ich nicht klar erkennen, wie tief es ist.
Wir steigen auf eine kleine Anhöhe und sehen, dass es noch eine zweite Wasserquerung gibt, die viel länger ist. Karsten würde sogar mit den Gummistiefeln vorangehen, um die Tiefe zu testen.
Da kommt von der gegenüberliegenden Seite grad ein etwas größerer Wagen und schiebt eine gewaltige Wassermenge vor sich her.
Bist du deppat, da fahr ich sicher nicht durch!
Dann also wagen wir es. Ich lasse den Wagen im 1. Gang langsam zu Wasser. Karsten lehnt sich aus dem Fenster und schaut, wie hoch das Wasser auf der Seite reicht.
Ganz langsam und stetig schiebe ich mich durch beide Flussbetten und freue mich, als ich es geschafft habe. Es ist auch ein bissl ein Austesten auf das, was vielleicht noch folgt.
das war dann bei der Rückfahrt
Landmannalauga, am Beginn des Trails
... und los geht's!
Wir wollen den 3-4stündigen Rundweg zum Brennisteinsalda machen und es geht hinter den Gebäuden am Gelände gleich steil los. Ich schnaufe schon auf der halben Höhe und muss kurz stehenbleiben. Die Gruppe junger Wanderer rauscht an mir vorbei und ich mache ein Bild vom Camp, damit es nicht so peinlich ist.
Das Camp in Landmannalaugar
Dann geht es eher gemütlich eine lange Strecke flach dahin und wir sehen schon die ersten bunten Berge, für die Landmannalauga berühmt ist.
Leider beginnen jetzt meine Schuhe wieder zu drücken, diesmal an den beiden kleinen Zehen. Es ist aber zum Aushalten.
Dann geht es mäßig bergauf, trotzdem kommen wir ganz schön ins Schwitzen. An der Temperatur kann es nicht liegen, denn es ist ziemlich kalt, der Wind tut sein Übriges dazu. An machen Stellen liegt sogar noch Schnee. Auch nicht an den schwefeligen Rauchschwaden, die uns an einer Stelle feuchtwarm ins Gesicht geblasen werden.
Landmannalaugar ist für seine bunten Berge berühmt.
eine herrliche Gegend!
Nach 2,4 km erreichen wir Grænagil und entschließen uns, den Rundweg zurück nach Landmannalauga zu nehmen.
Die Landschaft schaut großartig aus, dennoch habe ich mir mehr erwartet. Vielleicht liegt es am nicht vorhandenen Sonnenschein? Oder an meinen körperlichen Unzulänglichkeiten.
Meine Zehen drücken schon so schmerzhaft, dass jeder Schritt eine Qual ist.
Jetzt geht es dazu noch die meiste Zeit bergab, worüber sich meine Knie sehr freuen. Ich möchte auch keinen Fehltritt riskieren, der Weg durch die Lavafelder ist zu anstrengend, um ihn humpelnd zu bewältigen.
Noch dazu beginnt es jetzt leicht zu regnen, die Steine werden rutschig. Jetzt hätte ich gerne einen Stock zum Abstützen.
Es kommt uns eine große Gruppe entgegen. "Wetten, das sind Deutsche?" sage ich zu Karsten.
Beim Näherkommen erkenne ich aber schnell, dass es sich um Österreicher handelt. Genauer aus Oberösterreich, Raum Schärding, wie wir im Vorbeigehen lachend erfahren.
Die weiter hinten Kommenden staunen nicht schlecht, als ich sie mit "Griaß eich!" begrüße.
Als Letzter kommt der "Lumpensammler" oder "Eselstreiber", wie er sich selbst bezeichnet.
An einer Stelle bieten sich zwei große Steine zum Hinsetzen an und wir machen mit zwei Proteinriegeln "Middach".
Es gibt schlechtere Plätze für eine Mittagspause.
Endlich haben wir das Tal erreicht und es geht noch ein gutes Stück am Fluss entlang.
Nach fast zweieinhalb Stunden erreichen wir wieder das Camp.
Die Flussquerung filmt Karsten aus dem Auto mit, blöderweise vergesse ich, von der Stelle ein Bild zu machen.
Ein paar Kilometer weiter packt Karsten die Drohne aus und überfliegt den Stútur Volcano, der nur aus der Luft spektakulär aussieht. Gleich daneben ist der Frostaðavatn, der durch den erstarrten Lavafluss sehr beeindruckt.
Ein paar Kilometer weiter packt Karsten die Drohne aus und überfliegt den Stútur Volcano, der aus der Luft spektakulär aussieht.
Gleich daneben ist der Frostaðavatn, der durch den erstarrten Lavafluss sehr beeindruckt.
Die Straße zum Ljotipollur und Blautaver endet 700 m vor dem Ziel in einem kleinen Parkplatz. Der Ljotipollur liegt aber gleich nach dem Hügel vor uns und Karsten macht schöne Bilder mit der Drohne.
Den Ljotipollur haben wir nur aus der Luft gesehen, weil die Zufahrt gesperrt war.
An der Abzweigung zum Bláhylur steht ein "Einfahrt verboten" Schild. Auch sehr strange so mitten im Nirgendwo. Aber ich erkenne schnell, dass es sich um einen Rundweg handelt, der von der anderen Seite befahrbar ist.
Auf dem Hügel angekommen, kann ich fast die Autotür nicht öffnen, weil der Wind so stark bläst.
Der türkise See schaut sehr gewaltig aus, wir stehen mit dem Auto direkt an der Bruchkante. Nur mit dem Weitwinkel am iPhone krieg ich den ganzen See auf ein Bild.
Am Bláhylur hat's gewaltig gewindet.
Brr, jetzt müssen wir aber ein wenig den Wagen heizen, so kalt ist es geworden. 13 Grad und das Ende Juli!
Beim Hrauneyjar Highland Center bleiben wir kurz stehen und holen uns eine Nachspeise für heute Abend. Um zu den Snacks zu gelangen, müssen wir aber vorher Plastiküberzieher über unsere Schuhe ziehen. Damit es drinnen nicht zu dreckig wird.
Heute übernachten wir in Rjúpnavellir und haben eine Hütte ganz für uns allein.
Für's Nachtmahl versuche ich mich heute an Palatschinken, die sehr gut gelingen. Ich kann die Dinger sogar nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der hohen Pfanne in der Luft umdrehen.
Ein Teil wird mit Schinken, Salami, Käse und Gurke gefüllt und ein Stück bekommt jeder mit unserem süßen Proteinaufstrich, weiße Schokolade mit Haselnuss.
Die vorhin gekaufte Nachspeise wandert bis zum Frühstück in den Eiskasten.
so geht das!
Tag 5 - Samstag, 24.7.21 - Rauðufossar - Nauthúsagil - Markarvegur
Der Plan war, dass wir heute um 7 Uhr schon losfahren. Karsten und ich haben am Abend noch diskutiert und uns entschlossen, dass wir einen oder zwei Punkte stanzen und dafür erst später starten.
Vor dem Einschlafen ist mir eingefallen, dass wir ja noch zahlen müssen und das Büro wird auch nicht um 7 Uhr schon offen haben.
Karsten macht in der Früh einen Hupfer zum Büro, die öffnen um 8 Uhr.
Nach dem Aufstehen bemerke ich eine Blase auf meinem kleinen linken Zeh. Kein Wunder, dass die beim Gehen geschmerzt hat. Die schneide ich auf und umwickle sie mit einen halben Wattepad. Auf den rechten Fuß werden zwei Wattepads festgeklebt und so hoffe ich, dass ich heute halbwegs schmerzfrei gehen kann.
Um kurz nach acht gehe ich zahlen und dann sind wir auch schon unterwegs.
Unser ersten Ziel ist der Rauðufossar, der rote Wasserfall. Vor einem Jahr war die Straße dorthin Ende Juni noch gesperrt. Die Hochlandstraße Landmannaleið ist etwas ruppiger als die bisherigen Gravelroads. Nach einiger Zeit beginnt ein gelbes Symbol auf meiner Anzeige zu blinken. Karsten schaut im Handbuch nach, es ist nichts Schlimmes und zeigt nur, dass die automatische Start- und Stoppfunktion ausgeschalten ist.
Wir treffen auf ein paar Radfahrer vor uns und beim Überholen merke ich, dass ich im händischen zweiten Gang nicht beschleunigen kann. Die automatische Drive-Funktion dürfte aber in Ordnung sein. Weil das Blinken nervt, bleibe ich einmal kurz stehen und schalte den Motor aus. Dann ist es weg.
Offenbar sind wir heute die einzigen Besucher, denn am Parkplatz zum Rauðufossar steht kein einziges Auto. Bei der Anfahrt haben wir schon einen Blick auf den mächtigen Wasserfall werfen können.
Kurz nach neun Uhr gehen wir los. Der Weg windet sich in einer leichten Steigung den Hügel hinauf. Winzige weiße Schmetterlinge umflattern unsere Beine und begleiten uns immer ein paar Schritte. Ich bin gut zu Fuß, fast schmerzfrei.
Am Weg zum Rauðufossar. Das Moos hat eine fast neongrüne Farbe.
Nach einer Kurve kommt der rote Wasserfall in unser Blickfeld. Er ist eigentlich gar nicht mehr so weit weg. Doch dann sehen wir, dass zwischen uns und dem Wasserfall ein tiefer Graben ist. Da geht es zwar moderat hinunter aber auf der anderen Seite sehr steil wieder hinauf. Im Tal liegen ein paar Schafe in einem extrem hellgrünem Moos, das fast künstlich ausschaut.
Mit einigen Ausschaufpausen sind wir endlich am Fuße des Rauðufossars, wo wir uns erst einmal auf eine Steinbank setzen und die verschwitzen Jacken vom Körper ziehen.
Nach ein paar Bildern fliegt Karsten noch mit der Drohne über die Abbruchkante. Zur Quelle ist es leider viel zu weit, die schaut sensationell aus. Dorthin wären es bei unserem Tempo noch einmal gute zwei Stunden zu gehen.
am Fuß des Rauðufossars
uns so schaut das aus der Luft aus
Ein Blick in die andere Richtung.
Am Rückweg beginnt es zu regnen, grad so wenig, dass wir unsere Regenkleidung im Rucksack lassen. Aber nass werden wir trotzdem, vor allem die Jacken müssen im Auto zum Trocknen aufgehängt werden.
Als ich den Wagen starte, erscheint am Display einen Meldung, dass der Batterieladestand zu gering ist. Wie kann das denn sein? Wir haben doch nichts an, was beim Parken Strom verbraucht. Noch dazu blinkt wieder das gelbe Symbol und läßt sich nicht abstellen. Nervig!
Dann kommt es wieder zu einem kurzen Leistungsabfall während der Fahrt. Jössas, das brauchen wir noch, dass jetzt der Wagen verreckt! Da leuchten die Batterie- und Öl-Warnleuchten auf und gleich darauf verliert der Wagen jegliche Leistung und ich kann gerade noch auf einer etwas breiteren Stelle auf die Seite lenken.
Beim Versuch zu starten erscheint wieder die Meldung mit dem Batterieladestand. Na super, mitten im Nirgendwo und das Auto ist hin.
Wir checken den Ölstand, der scheint aber in Ordnung zu sein. Zum Glück ist es eine beliebte Strecke und bald darauf bleibt eine deutsche Familie stehen und der Mann schaut, ob er uns helfen kann.
Es scheint aber ein technisches Problem zu sein und wir bedanken uns und werden erst einmal den Hertz anrufen. Der Deutsche wünscht uns alles Gute und geht zurück zu seinem Gefährt.
Ich mache noch einen Startversuch und prompt springt die Karre an! Wir schieben uns langsam am Allrad des Deutschen vorbei, er hebt den Daumen und wir winken.
Ich fahre mit der Automatik und merke, dass ich auch hier nicht beschleunigen kann. Aber ich komme ganz gut weiter.
Immer wieder kommen uns Radfahrer in die Quere, da ich nicht gut überholen kann, muss ich oft lange hinterherfahren. Das macht mich nervös, denn ich will so schnell wie möglich auf eine asphaltierte Straße und in eine Werkstatt.
Bei der Kreuzung der asphaltierten 26 und der Gravelroad 268 bleiben wir stehen und rufen das erste Mal bei der Hertz Notfallsnummer an. Unsere Route würde uns über die 268 führen, doch die nächste große Stadt ist Sellfoss und die liegt auf der 26.
Ich schildere dem Hertz Mitarbeiter unser Problem und nach langem Hin- und Her sagt er, dass ich nach Sellfoss fahren soll, er kümmert sich in der Zwischenzeit um eine offene Werkstatt. Warum passieren uns solche Sachen immer an einem Samstag Vormittag?
Ich soll in 10 Minuten wieder anrufen. Ich frage explizit nach, ich muss anrufen, nicht er ruft mich an. Auch ein seltsamer Kundenservice.
Zum Glück springt der Motor gleich an und gemächlich setzt sich der Wagen in Gang. Solange wir gerade oder bergab fahren, haben wir kein Problem doch wenn es länger bergauf geht, müssen wir uns etwas Schwung holen, damit wir es bis obenhin schaffen.
Karsten hält es nicht mehr aus, ich muss am Straßenrand halten und er verschwindet kurz im Straßengraben. Ich versuche in der Zwischenzeit, den Hertz Mitarbeiter wieder zu erreichen. Doch jetzt ist die Nummer entweder besetzt oder es läutet so lange, bis eine Meldung in isländisch kommt. Karsten versucht seinerseits die Hertz Station am Flughafen in Keflavik zu erreichen. Er wird doch ein langes Menü geführt und am Ende aus der Leitung geschmissen.
Ich versuche zum 8. Mal die Hertz Notfallsnummer zu erreichen - welche Ironie!
Halleluja, es hebt jemand ab! Es ist wieder der gleiche Mann, wahrscheinlich gibt es heute nur den, eh gut! Ja, ich soll nach Sellfoss fahren, er sucht noch nach einer offenen Werkstätte.
Würde ich ja gerne, doch jetzt ist offenbar die Batterie am Ende, denn ich kann wieder nicht starten.
Ich hab den Mitarbeiter noch am Apparat und will es ihm gerade sagen, da überlegt es sich der Kübel und startet. Alter Schwede, der macht mich fertig!
Ich soll ja nicht den Motor abstellen, rät mir noch der Mensch am andere Ende der Leitung.
Mach ich eh nicht! Er ruft mich an, sagt er.
Weiter geht die unsichere Fahrt, ausgerechnet jetzt zuckelt eine lange Schlange an Autos hinter einem Wohnmobil her. Ich lasse mich bei der Bergabfahrt etwas zurückfallen um gegebenenfalls bei der nächsten Steigung wieder Schwung holen zu können.
Wär ja ganz lustig, wenn's nicht so traurig wär! Mir ist vor Aufregung schon ganz kalt.
Wir schaffen tatsächlich die 55 km bis Sellfoss, kein Anruf von Hertz. Weil ich keine Adresse habe, fahre ich bei der nächsten Tankstelle rein und rufe bei laufendem Motor zum 10. Mal die Notfallsnummer an.
Er ist gleich dran, ja er gibt mir jetzt eine Adresse. Mir entfleucht leise ein böses Wort, soviel zu "er ruft mich an".
Er buchstabiert uns eine Adresse in Sellfoss, dort wird uns geholfen. Es fehlt nur noch: "Schön, dass sie bei Hertz gebucht haben!"
Bei der angegebenen Adresse schaut sich der Meister den Batteriestand an: 95%. Auch die Anschlüsse passen. Da er keinen Computer hat, der die Elektronik des Wagens überprüfen kann, ist er am Ende seiner Weisheit.
Wir brauchen ein neues Auto!
Der Hertz Mitarbeiter bitte den Meister um eine Probefahrt und erst danach sagt er uns einen neuen Wagen zu. Er meldet sich. Der Meister und sein Gehilfe verlassen die Szene und wir sitzen im Auto am Hof der Autowerkstatt.
Ich richte mich gerade so ein, dass ich den Reisebericht schreiben kann, da läutet es tatsächlich auf meinem Handy!
Er hat jetzt einen RAV4 für uns, ob unser Kia noch fahrbar ist. Nun ja, mehr oder weniger, solange er anspringt und nicht lange bergauf fahren muss.
Wir sollen ihm entgegenkommen und ihn bei der Þingvellir Tourist Information treffen.
Das ist eine gute Stunde von hier. Ist zwar auch nicht gerade kundenfreundlich, aber ich bin froh, dass wir bald ein neues Auto haben.
Um 15 Uhr dann geht der Autotausch über die Bühne. Unser Neuer ist ein dunkelroter Hybrid, vielleicht hab ich mich aber auch nur damit verschaut.
Auf jeden Fall sitze ich in diesem Wagen viel höher und komme mir sehr erhaben vor. Jetzt muss ich mich wieder schnell an ein anderes Automatikauto gewöhnen, die Cruise Control habe ich bald im Griff. Die kann auch viel mehr Sachen als der Kia. Der war allerdings im Innenraum und beim Kofferraum etwas geräumiger.
der Autotausch
So geht es wieder zurück, wir fahren an der Hütte von Martina & Jón vorbei, wo wir letztes Jahr die ersten drei Tage verbracht haben.
In Sellfoss stauen wir uns durch die Stadt und kaufen uns bei einer Tankstelle einen Snack.
Heute übernachten wir in der Nähe des Seljalandsfosses. Durch die Umstände haben wir drei POIs ausgelassen, die aber nicht wirklich wichtig sind.
Den letzten Point of Interest machen wir aber schon noch. Nachdem wir unser nettes Zimmer in Stóra-Mörk III übernommen haben, fahren wir zum nahe gelegenen Nauthúsagil. Diesen Wasserfall haben wir voriges Jahr schon besucht, sind aber aus Unwissenheit nicht bis zum Wasserfall gelangt. Da holen wir nun nach.
Am Parkplatz quetsche ich mich in meine Gummistiefel, Karsten brächte noch dicke Socken in den Stiefeln unter. Mit unserer Fotoausrüstung und den Stativen wandern wir also in den Canyon hinein. Dann geht es über Stock und Stein (manchmal auch direkt durchs Wasser), bis wir an der Stelle stehen, wo wir voriges Jahr umgedreht haben.
An der Wand ist eine Eisenkette gespannt, an der muss man sich entlanghanteln, oft ist das die einzige Stütze auf der fast senkrecht abfallenden Steinwand am Ufer des Baches. Karsten muss dabei mein Stativ auf seinen Rucksack packen, sonst schaffe ich es nicht.
Dann stehen wir vor dem Wasserfall, der fast in einer Höhle herabstürzt , so eng ist der Canyon am Ende. Kaum, dass noch Licht von oben auf den Boden fällt. Es ist ein mystischer Ort, den nur wenige besuchen. Oder die Masse schreckt vor den nassen Füßen zurück, die alle unweigerlich mit zurück bringen. Nur wir haben Gummistiefel an und dadurch auch trockene Füße.
Der Nauthúsagil liegt verborgen am Ende einer Schlucht, ein magischer Ort.
Zum Essen gibt es heute Spaghetti mit Sugo, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob das nicht schon mal gegessen wurde. So ein weicher geschmackloser Brei, grauslich! Wir schütten uns jede Menge Parmesan drüber, wir ham's ja!
Tag 6 - Sonntag, 26.7.21 - Þórsmörk - Stigafoss - Gljúfrabúi - Arpáfoss - Vik
Ein feines Bett und wir haben gut geschlafen!
Beim Frühstück treffen wir wieder auf die beiden jungen Deutschen, mit denen wir gestern kurz gesprochen haben.
Heute sitzen sie zwei Tische neben uns und sind nur mit sich selbst und ihrem Handy beschäftigt. Außer uns ist niemand im Raum. Ich verstehe nicht, warum man da nicht miteinander plaudert und vielleicht Erfahrungen austauscht.
Als sie fertig sind, verlassen sie grußlos den Raum. Unkommunikative Geschöpfe!
Dann machen wir uns auf den Weg nach Þórsmörk. Die F249 ist wieder etwas ruppiger und hat viele Querrillen. Wir furten vier oder fünf kleinere und mittlere Flüsse, die kaum Probleme machen. Wir bleiben zwar immer vorher stehen und schauen, wo wir am besten rüberkommen, aber bis auf einmal werden nur die Reifen nass.
F249 Richtung Þórsmörk
Dann kommen wir aber an einen breiteren Flusslauf, hier sehen wir den hinteren Teil nicht gut ein. Es schaut eher tief aus und Karsten zieht sich die Gummistiefel an und geht testen. Er kommt nur bis zur Mitte - die Strömung ist recht heftig - dann schwappt ihm schon das Wasser in die Stiefel und er springt zurück ans Ufer. Nein, das lassen wir dann doch lieber bleiben!
Gleich darauf kommt ein großer SUV mit Schnorchel und ich unterhalte mich kurz mit dem Fahrer. Das ist noch die kleinste Furt, es folgt noch eine viel Tiefere und dann die Krossa. Es hat in den letzten Tagen viel geregnet, deshalb sind die Wasserläufe ziemlich hoch.
Karsten testet die Furt am Weg nach Þórsmörk.
Der Bus schafft es ohne Prbleme.
Also drehen wir wieder um. Die F249 teilt sich hier auf zwei Fahrwege auf, wir versuchen den zweiten Weg. Diese Straße ist noch viel steiniger, der Wagen schwankt wie betrunken hin und her. Wir kommen wieder an den Fluss, diesmal steige ich auch und überprüfe mit eine paar großen Steinen die Tiefe. Aber das läßt sich auch so schwer abschätzen und außerdem...
Also lassen wir es gut sein und machen uns auf den Rückweg.
Da überholt uns ein Superjeep mit Reifen, die so hoch wie unser RAV4 sind. Der Fahrer hat eine affenartige Geschwindigkeit drauf und weiter vorne sehen ich nur noch eine riesige Wasserfontäne: jetzt hat er einen der tieferen Flüsse durchquert.
Wir parken in einem trockenen Flussbett und packen die Drohne aus. Der Stigafoss ist weit weg, liegt aber malerisch in einem grünen Berghang. Mit der Drohne kommt Karsten nahe heran und kann schöne Bilder machen.
Der Stigafoss liegt malerisch in einem grünen Berghang.
Auf der Weiterfahrt beginnt es wieder zu regnen, weshalb wir den Gljúfrabúi vorziehen, dieser Wasserfall schießt in einer Höhle herab. Im Auto warten wir noch den stärksten Regenguss ab und dann machen wir uns auf den kurzen Weg.
Als wir sehen, wie nass die Leute aus der Höhle herauskommen, gehen wir zum Auto zurück und ziehen unsere Regenhosen an. Bei der Gelegenheit nehme ich auch gleich den kleinen Regenschirm mit.
Vorsichtig steigen wir über die trockenen Steine, die aus dem Wasser herausragen, in die Höhle ein. In einer etwas geschützteren Ecke stellen wir die Stative auf, kommen aber gleich überein, dass wir nur eines benutzen und der andere den Regenschirm hält.
Jetzt müssen wir nur noch abwarten, bis der markante Felsen vor dem Wasserfall entweder leer ist oder zumindest mit einem attraktiven Menschen verstellt ist.
Mal schauen, ob der Output besser wird als vor vier Jahren.
Gljúfrabúi - Gljúfur ist das isländische Wort für Schlucht und ein búi ist ein Bewohner.
Anschließend fahre ich noch auf die steile Hamragarðarheiði und fotografiere den Arpáfoss. Karsten zieht es vor, im warmen Auto zu bleiben.
Den Arpáfoss habe ich alleine besucht, Karsten war es zu nass.
Jetzt haben wir unser Tagesprogramm absolviert und würden um 14 Uhr bei Martina und Jón eintreffen. Das wäre mir unangenehm, man kommt nicht so viel zu früh an.
Also schleifen wir uns beim Parkplatz zum Solheimasandur Plane Wreck ein. Der ist gut gefüllt, obwohl das Wetter nicht gerade einladend ist. Wir warten auf den Shuttlebus, damit wir sehen, wo der hält. Nur, der kommt nicht und auf der Webseite kann man frühestens für September buchen. Seltsam, angesichts der Massen, die sich auf den Weg zum Flugzeugwrack machen.
Kurz nach 2 Uhr fahren wir weiter und nehmen als Pausenfüller noch den Reynisfjara Black Sand Beach mit. Auch dort reihen sich die Autos dicht aneinander, immerhin finden wir noch einen freien Platz. Es kostet uns Überwindung, das warme Auto zu verlassen.
Auf der halben Strecke zum Strand drehen wir wieder um, der Regen und die peitschende Gischt würden uns in Sekundenschnelle völlig durchweichen. Muss ja nicht...
Jetzt können wir aber endlich unsere Lieblingsunterkunft in Island aufsuchen. Jón schaut ganz erstaunt, als er uns im Vorbeifahren erkennt. Wir steigen aus, um ihn zu begrüßen und er fragt, ob wir uns nicht mit dem Datum geirrt hätten. Wir würden doch erst nächste Woche kommen, oder?
Natürlich macht er nur Spaß, denke ich, doch er meint das wirklich ernst. Martina kommt auch um uns zu begrüßen und sie klärt alle auf: Nachdem sie am Morgen nur auf der Airbnb-Seite geschaut hat, war sie der Meinung, dass heute keine Gäste kommen. Irgendwie hatte sie aber im Hinterkopf, dass doch heute jemand eintrifft. Alles gut, wir haben unser Zimmer wie gebucht, pfff!
Wir werden wie alte Freunde begrüßt und sitzen erstmal eine Stunde bei einer Tasse Kaffee, erzählen und lachen viel!
Heute schlafen wir im Keller, die beiden darauffolgenden Nächte im großen Zimmer oben. Da ist jetzt noch eine schweizer Familie drin, die wir kurz treffen.
Am Abend kommt die Sonne raus, mit einem Schlag ist es total warm im Wohnzimmer. Aber ebenso schnell ist es wieder bedeckt und es nieselt. So ist das Wetter in Island!
Zum Nachtmahl fahren wir nach Vik ins Smiðjan Brugghús. Hier müssen wir zum ersten Mal seit unserer Ankunft wieder eine Maske aufsetzen.
Zu meinen Spareribs bestelle ich ein Getränk, das Mango/Passionsfrucht Skyr Sour heißt. Die Enttäuschung ist groß, als ich bemerke, dass es sich dabei um ein Bier handelt. Nach dazu ein extrem teures Bier, das ich fast unberührt am Tisch stehen lasse.
Nach diesem Erlebnis suchen wir den einzigen Bankomat in Vik und heben die einzigen Isländischen Kronen ab, die wir im Urlaub benötigen, um damit die Unterkunft bei Martina & Jón zu bezahlen. Alles andere wird wie immer mit der Kreditkarte erledigt.
Tag 7 - Montag, 26.7.21 - Reynisfjara - Leirarfoss - Yoda Cave - Þakgil
Um drei Uhr morgens hat das gestrige Nachtmahl wieder Party gefeiert. Zum Glück hat Karsten die Rennie am Nachtkastl deponiert, da konnte ich Schlimmeres verhindern.
Um neun gehen wir hinauf frühstücken. Das ist ja legendär bei Martina und Jón und auch heute werden wir nicht enttäuscht. Wir bekommen selbst gebackenes Brot, viele Käsesorten, Lammfleisch und auch wieder geräucherten Lachs. Alles ganz wunderbar!
Die anderen Gäste aus der italienischen Schweiz kommen erst nach halb zehn und sind nicht besonders kommunikativ. Aber wir sind eh auch schon fertig und überlassen sie ihrem Schicksal.
Das Wetter ist unerwartet schön, wir entschließen uns spontan, noch einmal zum Black Sand Beach zu fahren. Ich habe in der Früh auf Facebook ein Foto von dort gesehen, das aus einer Höhle gemacht wurde.
Wir finden die Location auch gleich, als wir um die Ecke bei den Basaltsäulen biegen und bauen unsere Stative auf.
Wir machen Langzeitbelichtungen, auf denen die vorbeigehenden Leute verschwinden. Wenn jemand allerdings lange genug auf einer Stelle stehen bleibt, sieht man es.
Da tun sich plötzlich am Strand vor unseren Linsen ganz wundersame schwarze Steine auf, die jetzt begutachtet und fotografiert werden müssen. Ein Pärchen steht ewig umschlungen und genießt die Aussicht. Warum nicht ein paar Schritte weiter links oder rechts?
Es ist manchmal zum aus der Haut fahren!
Dieses Motiv vom Black Sand Beach musste ich nachfotografieren.
Der Reynisfjara Beach ist für seine gefährlichen Wellen berüchtigt. Beim Eingang zum Strand wird auf die Gefahr hingewiesen, trotzdem sieht man immer wieder Leute, die sich viel zu nahe am Wasser aufhalten und plötzlich bis zum den Knöcheln im Wasser stehen.
Es hat in den letzten Jahren immer wieder tödliche Unfälle gegeben, bei denen Leute in den kalten Atlantik gezogen wurden und ertrunken sind.
Auch heute können wir wieder ein paar Unvorsichtige oder sogar Leichtsinnige sehen, die ganz schnell werden, wenn das Wasser sehr schnell kommt.
Die Basaltsäulen am Reynisfjara Beach sind ein beliebtes Fotomotiv.
Irgendwann haben wir unsere Bilder im Kasten und fahren ein gutes Stück nach Osten. Auf der 209 biegen wir ab und erreichen nach ein paar Kilometern den Leirarfoss.
Ausgerechnet jetzt entscheidet sich die Sonne auf Dauerbeleuchtung, das Licht ist viel zu grell für eine Langzeitbelichtung. Wir warten also ab, bis sich wieder ein paar Wolken vor die Sonne schieben.
Der Leirarfoss liegt bequem neben der Straße - so gefällt uns das!
Am Leirarfoss packe ich auch das erste Mal meine Glaskugel aus.
unser RAV 4 - immer zuverlässig!
Dann geht es wieder zurück Richtung Vík.
Ein paar Kilometer vor der Stadt ist die Hjörleifshöfði Cave, besser bekannt als Yoda Cave. Warum das so ist, ist schnell klar, wenn man aus der Höhle schaut. Der Eingang und das Loch darüber erinnert frappant an den Meister Yoda aus Star Wars.
Die Sonne steht gut, ich kann einen Sonnenstern in der linken oberen Ecke erzeugen.
Während Karsten fliegt, schau ich mich in der Umgebung um.
Die Hjörleifshöfði Cave, auch Yoda Cave genannt.
Gleich daneben ist die Felsformation Arnardrangur, die isoliert am Strand steht. Karsten fliegt mit der Drohne einmal rundherum.
Rund die Felsformation Arnardrangur haben sich viele Reifenspuren dekorativ in den schwarzen Sand gegraben.
Das Wetter ist immer noch freundlich, wir fahren nach Þakgil. Hier waren wir 2017, doch damals hat es geschüttet.
Die Anfahrt ist wieder traumhaft, es geht zwischen den bizarren Felsnadeln auf schwarzem Sand bergauf und bergab. An der höchsten Stelle haben wir einen grandiosen Blick über den Fluss Mulakvesi tief unter uns!
Am Weg nach Þakgil bietet sich uns ein herrlicher Blick über den Fluss Mulakvesi.
Beim Campingplatz stellen wir das Auto ab und wandern ein Stück in die fast unwirklich erscheinende Landschaft. Der Weg endet bei einem kleinen Wasserfall. Wir versuchen noch, über den extrem steilen Hügel weiterzukommen, doch da geht es nicht wirklich weiter.
Für die geplante Tour haben wir leider den Startpunkt nicht gefunden.
Þakgil - immer ein bißchen wie Mordor.
in Richtung Campingplatz zurück
Jetzt haben wir aber ein kleines Hüngerchen und stoppen in Vík bei der Lava Bakery. Mit den gekauften Sachen setzten wir uns ins Wohnzimmer, wo ich vergeblich versuche, den Reisebericht weiterzubringen. Das funktioniert aber nicht, wenn Martina oder Jón anwesend sind. Da wird gequatscht und gelacht.
Da wir im Restaurant Suður-Vík nicht reservieren konnten, fahren wir um halb acht hin und sehen uns einer endlosen Schlange an Wartenden gegenüber. Die Wartezeit beträgt 45 Minuten, das ist uns zu lang.
Wir fahren ins Halldórskaffi, doch auch dort gibt es bereits eine Warteliste. Es ist heiß und vor allem sehr laut in dem kleinen Restaurant. Außerdem haben die meisten Gäste gerade erst bestellt, das kann dauern.
Also lasse ich uns wieder von der Liste streichen und wir fahren weiter ins Ströndin. Dort bekommen wir rasch einen Tisch und bestellen einen Saibling, der hier frisch gefangen wird.
Karsten beendet gerade ein YouTube Video das zeigt, wie man einen Fisch zerlegt, da wird er auch schon serviert. Seine Sorge war umsonst und der Fisch schmeckt grandios, ebenso das Erdäpfelpüree und der Krautsalat.
Zum Trinken lassen wir uns einen Apfelsaft mit Soda zusammenmixen.
Wir sind die Missionare des Obi g'spritzt in Island.
Die Voyages Friendship Statue in Vik hat ein Pendant in Hull, England.
Tag 8 - Dienstag, 27.7.21 - Fimmvorduhals Trailhead - Skóga Museum
Wir sind in das große Schlafzimmer im Erdgeschoss gezogen. Jetzt müssen wir nicht mehr durch die Privaträume unserer Gastgeber gehen, um ins Wohnzimmer zu kommen. Und das war auch schon eine Ausnahme, denn andere Gäste vom Keller müssen außen herum gehen.
Im Keller ist jetzt eine junges Paar aus New York. Die beiden sitzen schon eine Weile beim Frühstück, als wir dazu stoßen. Soll jeder seine Zeit mit Jón haben, da sind wir gönnerhaft. Wir unterhalten uns noch ein bisschen, dann haben wir Jón für uns allein. Martina skyped mit ihrer Tochter, die zurzeit in Deutschland auf Urlaub ist.
Gegen halb zehn fahren wir zum Skógafoss und quälen uns wieder die Stufen zur Abbruchkante hoch. Wenigstens haben wir diesmal nicht die Regenhosen an, mühsam ist es trotzdem.
Oben beginnt der Fimmvorduhals Trailhead. Es geht moderat am Skóga entlang, hie und da gibt es einen Wasserfall.
Ich fühl' mich so beobachtet!
Fosstorfufoss am Fimmvörðuháls Trail
Der Weg ist gut zu gehen, die Landschaft ein Traum, wenn es nur nicht stetig regnen würde. Grad so wenig, dass wir keine Regenkleidung brauchen, mit der Zeit werden die Rucksäcke und meine Fototasche trotzdem sehr nass.
Auch der Boden wird mit der Zeit immer rutschiger, nach zwei Stunden drehen wir nach dem Fremri-Fellsfoss wieder um
Nach dem Fremri-Fellsfoss ging es wieder zurück zum Skógafoss.
Nach drei Stunden sind wir wieder bei unserem Auto und von innen und außen nass. Und ziemlich streichfähig.
Ich habe wenigstens noch mein trockenes Hemd, Kasten sitzt im T-Shirt und mag die nasse Jacke auch nicht mehr anziehen.
Deshalb fahren wir einmal ums Eck und gehen ins Skóga Museum. Das hat uns heute Morgen Martina ans Herz gelegt.
Dort setzen wir uns in die Cafeteria, ich nehme eine herrliche Schwammerlsuppe mit hausgemachtem Butterbrot und Karsten ein selbstgebackenes Sandwich.
Dann fällt ein Autobus voller Osteuropäer wie die Heuschrecken ein und fressen die ganze Cafeteria leer. Da haben wir ja noch einmal Glück gehabt!
So gestärkt schauen wir uns zuerst den technischen Teil des Museums an. Hier sind von alten Werkzeugen über Telefone und Autos bis zu Baufahrzeugen alles, was technisch interessant ist, ausgestellt.
Es hat inzwischen aufgehört zu regnen, nur mehr ein ganz feiner Nieselregen feuchtet unsere Haare an. Jetzt schauen wir uns auch den Außenbereich des Museums an. Hier wurde eine Kirche, zwei alte Wohnhäuser, eine Schule und alte Grassodenhäuser wieder aufgebaut.
Da ist das Schlafzimmer schon einmal über dem Schafstall untergebracht, die alten Isländer wußten die natürliche Wärme zu nutzen!
Gegen 16 Uhr sind wir wieder bei Martina. Jón ist nicht mehr da, er ist unerwartet nach Reykjavik gefahren. Schon wieder! Es täte ihm auch sehr leid, dass er sich nicht mehr von uns verabschiedet hat. Martina sagt, sie wird morgen früh eine Liveschaltung für uns machen.
Sie erzählt eine Geschichte: Vor ein paar Jahren war die Straße zwischen Höfn und dem Gletscher wegen einer Überschwemmung kurzfristig gesperrt. An diesem Tag sollten neue Gäste aus dem Osten kommend anreisen. Gegen ein Uhr mittags haben sie bei Martina angerufen, sie könnten nicht weiter, die Straße ist gesperrt.
Ja, sagte sie, wie machen wir das nun?
Wir kommen trotzdem, sagten die jungen Leute aus Israel, wir fahren einfach rundherum.
Rundherum bedeutet, sie fuhren die ganze Ringstraße in die Gegenrichtung, das sind rund 1500 Kilometer und 12 Stunden Fahrzeit!
Sie sind irgendwann weit nach Mitternacht angekommen und als sie am nächsten Morgen zum Frühstück erschienen, waren sie so enttäuscht, dass Jón nicht da war. Sie hätten im Internet gelesen, dass er so lustig ist.
Martina entdeckt plötzlich zwei Wanderer, die an ihrem Elektrozaun entlanggehen. Sie schaut mit dem Fernstecher und wartet darauf, dass einer von den beiden den Zaun berührt. Da ist nämlich ordentlich Saft drauf. Aber die beiden drehen wieder um, als sie merken, dass es nicht weitergeht.
Der Mann sieht Martina mit dem Feldstecher und zieht grüßend die Kappe vom Kopf.
Daraufhin geht sie hinaus und läßt die beiden durch ihren Grund zur Straße nach Vík gehen.
Nach neun kommen die neuen Gäste an. Drei junge Amerikaner aus New Jersey, die wir aber erst morgen beim Frühstück kennenlernen werden.
Tag 9 - Mittwoch, 28.7.21 - Múlagljúfur Canyon - Höfn
Die Matratzen in unserem Zimmer sind super weich, man fällt wie in ein Nest und wacht trotzdem ohne Rückenschmerzen auf.
Die neuen Amerikaner sind nicht sehr kommunikativ, da uns beide Mädels buchstäblich die kalte Schulter zeigen, kommt auch kein Gespräch zustande.
Stattdessen plaudern wir mit Martina auf deutsch, das haben sie nun davon!
Die drei Amis vertschüssen sich und Jón ruft an. Martina stellt ihn auf Lautsprecher und ich begründe seinen Abgang mit der Vermutung , dass ihm wohl die Sprüche ausgegangen sind.
"Oh nein" sagt er lachend, "die gehen mir wochenlang nicht aus!"
Heute morgen haben wir es ganz und gar nicht eilig, erst gegen 11 Uhr verabschieden wir uns von Martina, wir sehen uns ja nächstes Jahr wieder!
Bevor wir fahren, kleben wir noch meinen großen Koffer, der zwischen Griff und Auszug aufgerissen ist. Grad, dass er noch die Heimreise überlebt, dann kommt er in den Mist.
Ob ich mir danach wieder einen Hauptstadtkoffer kaufe, hängt davon ab, ob ich auch woanders einen in Grün bekomme.
In Vík wird der Wagen vollgetankt. Da man bei den Selbstbedienungstankstellen immer einen Wert eingeben muss, muss ich überlegen, wieviel so ein voller Tank kosten könnte. Ich nehme 10.000 Kronen und die ZVA schnappt bei 9.673 Kronen ab.
unterwegs in den Osten
Dann geht es 177 km nach Osten zum Múlagljúfur Canyon, ein Geheimtipp von Andreas, der aber gar nicht mehr so geheim ist, angesichts der vier oder fünf Autos am etwas entlegenen Parkplatz.
Auf der Herfahrt war es ziemlich neblig, an und für sich ist heute ein sonniger Tag. Am Parkplatz ist der Nebel verschwunden, trotzdem ziehe ich meine Softshelljacke an.
Ui, die Ärmel sind noch von gestern ganz nass, grauslich!
Wir kraxeln zum Beginn des Pfades eine steile Böschung hinauf. Oben angekommen ruft Paul erfreut: "Und da simma schon!" Da macht sich wohl eine gewisse Müdigkeit gegenüber längeren Wanderung breit...
Nach einem steileren Aufstieg geht es moderat aber immer leicht bergauf einen moosbewachsenen Hügel hinauf. Rechter Hand breitet sich der Ausläufer eines Gletschers aus und man sieht kilometerweit ins Land.
Beim Aufstieg sieht man weit ins Land und über die Abbruchkante des Gletschers beim Fjällsarlón.
Die Sonne wärmt ganz schön, ich ziehe meine Jacke aus und binde sie mir um die Hüfte.
Der Weg wird hie und da beschwerlicher und kurz vor dem letzten Anstieg muss noch ein Tal durchquert werden.
An dieser Stelle sind wir am Überlegen, ob wir wirklich weitergehen sollen. Schließlich müssen wir alles auch wieder zurückgehen. Aber wenn wir nächstes Jahr mit einem etwas fitteren Andreas mithalten wollen, müssen wir unbedingt unsere Kondition verbessern.
Also weiter geht's!
Kurz vor Ende kommen uns zwei Amerikaner entgegen: "It's worth it!" Das motiviert!
Múlagljúfur Canyon - kurz vor dem Ziel
Dann sind wir am Ende des Trails und blicken in den grandiosen Canyon. Gleich drei Wasserfälle stürzen hier ins Tal. Neben uns macht ein spanisch sprechendes Influenzerpärchen seine Fotos, anschließend sitzen sie halbnackt und engumschlungen und genießen die Aussicht.
Ich stell ungeniert einen Meter daneben mein Stativ auf.
Leider ist die starke Sonneneinstrahlung Gift für tolle Bilder, mal sehen, was wir in der post production daraus zaubern können.
Múlagljúfur Canyon, der erste von drei Wasserfällen.
Durch die starke Sonneneinstrahlung sind die Farben etwas flach geworden. Deswegen die B/W Variante.
Der Abstieg dauert eine Dreiviertelstunde und kostet wieder Kraft in den Beinen. Trotzdem geht es mir heute wesentlich besser als gestern, wo ich nach der Wanderung die Stufen beim Skógafoss nur am Kettengeländer rückwärts abgeseilt bewältigen konnte.
Bei der Weiterfahrt reißt der Hochnebel etwas auf und gibt wie durch ein Fenster im Himmel den Blick auf die schneebedeckten Berge frei. Ein fast unwirklicher Anblick!
Wir beschließen, in Höfn (wird Höp ausgesprochen) Nachmahl zu essen und erst danach im Viking Café einzuchecken.
Unsere Wahl fällt auf das Otto Matur & Drykkur.
Wir bekommen in dem hübschen Restaurant auch sofort einen Platz und bestellen beide das Tagesspezial, Oberkeule vom Huhn mit Gemüse. Dazu einen gepflegten Cranberrysaft.
Das Gericht schmeckt hervorragend, besonders das gegrillte Gemüse ist ein Hochgenuss. Doch das dazu gereichte Brot mit Butter und Salz ist zum Morden gut!
Karsten studiert inzwischen das Roadbook und bemerkt, dass die Check In Zeit beim Viking Café bis 18 Uhr angegeben ist. Es ist 18:18.
Ich rufe etwas verunsichert an und ein netter Herr am anderen Ende versichert mir, dass es kein Problem ist, wenn wir etwas später kommen. Da bin ich aber erleichtert!
Beim Bezahlen lasse ich uns noch einen Laib Brot mit einpacken und auch ein Sackerl mit Mandeln in weißer Schokolade geht noch mit. Unsere Vorräte sind eh schon ziemlich aufgebraucht.
Im Viking Café, die auch den Eintritt für die Landzunge Stokksnes verwalten, bekommen wir das gleiche Zimmer wie vor einem Jahr.
Wir schneiden das Brot auf, Butter haben wir noch in den Vorräten. Dazu gibt es einen stark gesüßten, weil sonst ungenießbaren Kaffee vom Zimmer. Herrlich!
Nachdem ich den heutigen Reisebericht fertig habe, öffne ich das Fenster hinter mir und tanke etwas Frischluft. Es ist neblig, etwas entfernt grasen zwei Isländerpferde und bis auf ein paar vereinzelte Vogelrufe ist es absolut still.
Das ist wieder so ein Moment, der sich ewig in die Erinnerungen einbrennt!
das Mörder-Brot
Tag 10 - Donnerstag, 29.7.21 - Stokksnes - Skútafoss - Red Chair - Stapavík / Stapinn - Öxipass - Egilsstaðir
Wie gut man schläft, erkennt man wahrscheinlich daran, wie lange man schläft. Ich bin heute das erste Mal erst nach sieben Uhr aufgewacht. Sonst war es immer zwischen 5 und 6 Uhr.
Es ist ein herrlicher Tag, der sonnig zu bleiben verspricht.
Das Viking Café ist zwar etwas teuer, aber das Frühstück ist immer hervorragend! Heute gibt es unter anderem einen ganz vorzüglichen Eier/Shrimps-Salat.
Ich erkundige mich nach Linda, die uns voriges Jahr so positiv aufgefallen ist. Sie hat heute ihren freien Tag. Ihren Job erledigen heute vier Angestellte.
Aber so wie letztes Jahr, bekommen wir eine Waffel serviert, wenngleich auch nicht so liebevoll verziert wie von Linda!
Durch die vielen Köstlichkeiten bleibt etwas Wurst und Schinken auf unserem Teller übrig. Deshalb machen wir heute auf Deutschmann und machen ein Sandwich daraus, das wir für später mitnehmen.
Ich habe unlängst ein Luftbild vom Vikingerdorf gesehen, dem wir bislang nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt haben. Weil wir nicht ganz sicher sind, ob man hier mit der Drohne fliegen darf, regieren wir auf jedes Auto, das sich dem Parkplatz nähert, etwas nervös.
Doch die Franzosen im Wohnmobil haben selbst eine Mavic Air mit und erkundigen sich, welches Modell wir haben. Na dann!
Das Vikingerdorf in Stokksnes war unter anderem auch in Games Of Thrones zu sehen.
Nach den Luftbildern gehen wir ein paar Schritte ins Watt, dort gibt es wieder eine wunderschöne Spiegelung. Ich überlege, ob ich unser zweites Ticket (wir bekommen mit der Unterkunft mindestens zwei Tickets für den Strand) dem nächsten Besucher schenken soll, doch dann lasse ich es doch, vielleicht brauchen wir es ja demnächst selbst.
Im seichten Wasser gibt es eine wunderschöne Spiegelung vom Vestrahorn.
Karsten schaut nicht nur so aus, er kann auch wie Jesus auf dem Wasser gehen.
Auf der Weiterfahrt drückt eine Windböe unser Auto direkt ein Stück zur Seite, es weht wohl eine steife Brise. So kommt uns auch ein Motorradfahrer in einer sehr ungewöhnlichen Schräglage entgegen, das ist wohl kein Spaß heute.
Unser ersten Ziel liegt nicht weit entfernt. Den Skútafoss haben wir 2017 schon besucht, doch dieser malerische Wasserfall liegt quasi gleich neben der Straße und ist auf jeden Fall einen zweiten Besuch wert.
Skútafoss
Skútafoss frontal
Nur 900 Meter ist der Red Chair, den wir bisher immer übersehen haben. Diesmal leuchtet er so richtig in der Sonne und wir machen ein paar Bilder mit den Kumpels. Das freut eine italienische Familie, die mit uns angekommen ist und die Frau bittet uns, auch ein Bild machen zu dürfen.
Wir klären sie dann noch auf, dass der markante Berggipfel im Hintergrund "Batman Mountain" genannt wird, weil seine Silhouette wie das Batman Logo aussieht.
Dann machen wir noch eine Flying Nikki Session.
Der überdimensionale Red Chair vor dem Batman Felsen.
Den nächsten Stopp legen wir beim Stapavík/Stapinn ein, einem Felsmonolithen, der leider im Gegenlicht liegt. Also suchen wir einen Weg hinunter zum Strand, was gar kein leichtes Unterfangen ist.
Genauso schwer ist es aber, wieder auf den Parkplatz hinauf zu kommen, denn die Abbruchkante ist sehr steil und rutschig. Aber zusammen schaffen wir es schließlich.
Der Stapavík oder Stapinn ist eine fotogene Felsnadel am Strand.
Wir fahren eine der schönsten Strecken in Island, die Straße führt um die Ostfjords. Immer wieder entdecken wir Schwäne im Meer, das ist für uns doch unerwartet.
Den Leuchtturm von Djupivogur lassen wir aus, der Wind ist viel zu stark für einen Drohnenflug.
Ebenso fällt der Folaldafoss aus. Wie letztes Jahr liegt der Wasserfall in der prallen Sonne und zudem weht ein so starker Wind, dass wir keine Langzeitbelichtung zusammenbrächten.
Der Öxipass ist die schnellste und sicherlich auch schönste Verbindung nach Egilsstaðir.
Unterwegs am Öxipass.
Die die Ausfälle der beiden letzten Punkte sind wir schon um halb vier in unserer Unterkunft Mjóanes. Hier waren wir schon vor vier Jahren und es hat uns damals auch ganz gut gefallen, zudem ist es recht günstig.
Es gibt einen Hot Pot, den wir sogleich nutzen. Das warme Wasser tut unserer Muskulatur gut, wir bleiben eine gute Stunde im Sprudelwasser mit Aussicht.
Entspannung im Hot Pot
Zum Nachtmahl gibt es wieder Eiernockerln, die mir heute aber ein bissl zu fest geraten.
Wir haben eine wenig kommunikative Deutsche und ein Paar aus Dänemark im Haus, die spät zurück kommen und nur kurz Hallo sagen.
Nach dem Essen wollen wir noch eine Partie Pool Billard in den Barn gehen, dort haben sich allerdings die Kinder von der Camp Site breit gemacht.
Also gehen wir wieder zurück ins Haus und ich mach ein Sudoku.
Tag 11 - Freitag, 30.7.21 - Vattarnes Sea Cliffs - Fardagafoss - Seyðisfjörður - Skálanes
Also eines ist klar: mit dem Frühstück wird Elsa hier nicht berühmt. Nicht nur, dass wir uns alles selbst zubereiten müssen, gibt es nur ihr selbstgebackenes Brot, das etwas fade schmeckt, Butter, Käse und Marmelade. Wurst gibt es nicht, da muss sie immer so viel wegschmeißen.
Wir haben zum Glück noch unser Mörder-Brot aus Höfn und aus den zwei letzten Eiern mache ich zwei flache Omeletts als Brotbelag.
Als wir in die Küche kommen, sind die Dänen noch am Essen. Außer einem knappen Hallo reden sie nichts. Die junge Deutsche schaut kurz herein und verabschiedet sich.
Die Dänen verlassen die Unterkunft grußlos wie ein Schaß im Wald.
Der Himmel ist heute wolkenlos blau, das verspricht ein prächtiges Wetter für die nächsten Tage.
Wir fahren den Reyðarfjörður entlang bis zu den Vattarnes Sea Cliffs. Dort lassen wir die Drohne steigen, das gibt tolle Bilder von der Küste!
Zum Leuchtturm kommen wir nicht, die Straße dorthin ist als Privatgrund gekennzeichnet, Einfahrt verboten.
Vattarnes Sea Cliffs
Die Zufahrt zum Leuchtturm war leider gesperrt.
am Reyðarfjörður entlang
Wir sind ein bissl hinter dem Plan und lassen den nächsten Abstecher nach Neskaupstaður aus. Stattdessen fahren wir gleich zum Fardagafoss. Vom Parkplatz geht es 30 Minuten mäßig aber stetig bergauf. Leider liegt der Wasserfall halb im Schatten und halb in der gleißenden Sonne, keine guten Voraussetzungen für ein Foto.
Karsten macht das beste aus der Situation und macht statt der Bilder ein Video.
leider lag der Fardagafoss fast komplett in der Sonne
hübsches Motiv am Reyðarfjörður
Weil es mir letztes Jahr in Seyðisfjörður so gut gefallen hat, besuchen wir das nette Städtchen am gleichnamigen Fjord heuer wieder. Wir laben uns auch diesmal wieder im Kaffi Lára, direkt neben dem bunten Zebrastreifen vor der Kirche. Heute ist aber das Wetter wesentlich besser, statt heißer Schokolade trinke ich heute eine Flasche Appelsin, das isländische Fanta.
Die Fahrt am Fjord entlang bis zum Skálanes Naturschutzgebiet brechen wir vier Kilometer vor dem Ziel an einer Furt ab. Es zahlt sich nicht aus, deswegen die nächste Story zu beginnen. Eigentlich ist ja hier die Reise das Ziel.
Rechts und links stürzen unzählige namenlose Wasserfälle die Berge herab und schlängeln sich am Fuße durch das satte Grün der bemoosten Täler.
schöne Wasserfälle entlang der Strecke
das beliebteste Motiv in Seyðisfjörður
Auf der Rückfahrt nach Egilsstaðir parken wir am Straßenrand und fotografieren einen gewaltigen Wasserfall, der in mehreren breiten Kaskaden durch die Felsen schießt.
Eigentlich könnte man alle paar Kilometer stehen bleiben, so viele schöne Fotomotive gibt es hier!
Ob dieser Wasserfall überhaupt einen Namen hat?
In Egilsstaðir wasche ich das Auto an einer Tankstelle, leider wird die Windschutzscheibe trotzdem nicht ganz sauber.
Dann gehen wir in den Nettó, hier müssen wir eine Maske tragen. Wir kaufen für morgen einen Schinken und ein Glas Bolognese Sauce. Einen Putzschwamm suchen wir vergebens.
Zum Essen gehen wir ins Salt Café & Bistro. Es hat immer noch 17 Grad und wir setzen uns in den überdachten Außenbereich. Karsten bestellt einen schwarzen Burger und ich eine Pizza. Mit der Zeit wird mir aber etwas frisch und ich hole mir aus dem Auto mein Hemd.
Die letzte Station heute sind die Vök Baths, die von oben mit der Drohne aufgenommen ein tolles Motiv geben.
Wir fahren an hohen Bäumen vorbei, was ungewöhnlich für Island ist. Erst in den letzten Jahren wurde wieder mit der Aufforstung begonnen, Island ist das am wenigsten bewaldete Land Europas, nur 0,5 Prozent sind mit Wald bedeckt.
Doch am Ziel angekommen, sind wir erstaunlicherweise vor unserer Unterkunft. Karsten hat das Ziel ins Navi eingegeben und auf die schwimmenden Bäder vergessen. Müssen wir sie halt morgen irgendwie unterbringen.
Im Mjóanes treffen wir auf neue Gäste: Bas und Likke-Rosa, ein junges Paar aus Holland und wir beginnen sofort zu plaudern. Wir haben uns so viel zu erzählen, dass die Stunden nur so verfliegen. Sie machen auch ein Roadbook und benutzen auch eine Art TrackMyTour, um mit ihren Bekannten während der Reise in Kontakt zu bleiben. Wir schenken ihnen auch noch unser übrig gebliebenes Ticket für Stokksnes, weil sie morgen dorthin fahren.
Eigentlich will ich ja den heutigen Bericht schreiben, doch damit kann ich erst ernsthaft beginnen, als sich alle um halb zwölf zum Schlafen begeben.
Von Elsa erbettelte ich noch den alten Schwamm von der Abwasch, sie legt einen Neuen hin.
Dann schmeißen wir noch die Katze vor die Tür, die sich in unser Zimmer verirrt hat.
Tag 12 - Samstag, 31.7.21 - Litlanesfoss - Hengifoss - Borgarfjarðarhöfn - Borgarfjörður
Um halb zwei macht es einen Plumps und die Katze hat wieder einen Weg durch das gekippte Fenster in unser Zimmer gefunden. Sie ist ja ganz lieb, aber auch nass von draußen und kommt gleich direkt ins Bett. Das brauchen wir jetzt aber nicht so und bugsieren das Tier in die Küche.
Beim Frühstück treffen wir wieder auf unsere Freunde aus Holland und ich lasse ihm meine Telefonnummer und Webseite zukommen, falls sie einmal nach Wien kommen.
Sie ziehen von dannen und der Schweizer Herbert, genannt Zimmi, erscheint. Er ist beinahe 2 m groß und ist allein unterwegs, weil sein Frau nicht so gerne reist.
Er ist nicht so unterhaltsam die die beiden Holländer, aber ganz nett.
Elsa erscheint nicht zu unserem Abschied und ich will jetzt auch nicht an die Tür klopfen, sie merkt ja wohl, dass wir das Auto einräumen. Bevor wir abfahren, reinige ich mit dem Küchenschwamm die Windschutzscheibe. Es war schon notwendig.
Am unteren Ende des Lögurinn ist der Parkplatz für den Hengifoss. Diesen Wasserfall haben wir bei unseren ersten beiden Islandreisen etwas vernachlässigt, weil man doch ein gutes Stück gehen muss. Heute wollen wir ihn angehen, die Begeisterung hält sich in Grenzen, denn es geht 2 Kilometer nach oben.
Man sieht den Wasserfall in weiter Ferne bereits vom Parkplatz aus, der Plan sagt, dass man nach einem Kilometer am Litlanesfoss vorbeikommt und nach einem weiteren Kilometer am Ziel ist.
Vom Parkplatz geht es stetig bergauf zum Hengifoss.
Das Wetter ist ideal für eine Wanderung. Auch heute scheint die Sonne von einem wolkenlosen Himmel und ich muss keine Regenkleidung mitnehmen. Nicht einmal das Hemd ziehe ich an, denn es hat angenehme 17 Grad.
Gleich zu Beginn muss man eine Menge Stiegen steigen und dann geht es gleich ordentlich bergauf. Der Weg wechselt sich zwar immer wieder mit etwas flacheren Stücken ab, aber trotzdem komme ich ordentlich ins Schnaufen. Ich bin und war nie auf Ausdauer ausgerichtet, ich krieg genauso schnell Schnappatmung, ob ich nun langsam oder schnell gehe. Also gehe ich schnell, dann komme ich wenigstens weiter.
Kurz vor der Hälfte des Weges kommen uns doch tatsächlich Bas und Likke-Rosa entgegen. So viel haben wir gestern geschwätzt, aber dass wir heute morgen das gleiche Ziel haben, darauf sind wir nicht gekommen.
Der Litlanesfoss liegt total im Schatten, wir machen zwar Bilder, aber das wird wohl eher nichts.
Nach ca. 1 Kilometer kommt man am Litlanesfoss vorbei. Im Hintergrund sieht man schon den Hengifoss.
Ich grüße ja grundsätzlich alle, die uns entgegenkommen, doch nicht alle Zeitgenossen erwidern meinen Gruß. "Muss ja nicht sein" rufe ich dann verhalten hinterher.
Mit vielen Pausen (Karsten geht beständig langsam weiter) schaffe ich es nach einer Stunde zum Hengifoss. Für unsere Bilder gehen wir noch ein wenig weiter, bis wir ein paar Stromschnellen im Vordergrund haben.
Am Ziel angekommen, der Hengifoss.
Zurück geht es bedeutend schneller, nach einer guten halben Stunde sind wir wieder beim Auto. Die letzten Meter tu ich mir schon recht schwer, das ständige Bergabsteigen belastet meine Knie schon sehr. Aber ich bin stolz auf uns, dass wir es wieder geschafft haben. Wir sind ja nicht so die Wanderer und bewegen uns zu Hause viel zu wenig.
Dafür habe ich dann aber auch keine Schmerzen...
Gleich am Parkplatz läßt Karsten die Drohne wieder steigen und fotografiert die Brücke über den Lögurinn und die Mäander des Flusses.
Blick über die Brücke über den Lögurinn
Anschließend fahren wir den ganzen See entlang bis an das andere Ende, das sind immerhin 35 Kilometer. Dort befinden sich in der Umgebung die Vök Baths. Vom Parkplatz aus, und immer ein Auge auf etwaige Mitmenschen, die etwas dagegen haben, starten wir die Drohne und machen ein Luftbild der siebeneckigen schwimmenden Becken.
Vök Baths – ein neues Geothermalbad
Dann geht es ein gutes Stück die 94 nach Norden. Bei einem Fluss, der enge Schlingen zieht, bleiben wir stehen und schicken die Drohne in die Luft. Solche Motive finde ich oder andere auf Google Maps.
Solche Motive finde ich auf Google Maps.
Ein paar Kilometer weiter auf der 94 steht einsam ein grünes Häuschen. Es handelt sich dabei um einen Kiosk, der von einem Isländer betrieben wird. Das haben wir vor einiger Zeit in einer Dokumentation gesehen, natürlich müssen wir hier Halt machen. Leider nimmt der Automat nur Bargeld, etwas, das wir in Island nie haben. So bleibt es nur bei einigen Bildern.
Der Coke-Sjálfsali an der 94 in the middle of nowhere.
Die 94 führt über den Pass Vatnsskarð eystra, der auf 431 m Seehöhe liegt. Von hier hat man einen fantastischen Blick auf die Bucht Njarðvík.
Recht früh treffen wir im Álfheimar Hotel ein, dass aus mehreren dunkelroten Holzbauten besteht. Wir beziehen unser Zimmer und stellen uns gleich unter die heiße Dusche. Es ist zwar recht warm in der Sonne, doch durch den kalten Wind fröstle ich ein wenig.
Zuvor schäle ich meine Socken von den Füßen und wasche sie mit Duschgel. Es war auch schon recht notwendig...
Zum Trocknen stellen wir die Heizung im Zimmer an. Unser Blick geht auf eine gelbgrüne Blumenwiese und die Berge im Hintergrund.
Dann setzten wir uns ins Hotelrestaurant, schreiben und lernen und genießen die kostenlose heiße Schokolade.
Weit reicht der Blick vom Pass Vatnsskarð eystra.
Um halb sechs fahren wir die sechs Kilometer nach Borgarfjarðarhöfn, wo eine große Papageientaucher-Kolonie zu beobachten ist.
Es stehen nur wenige Autos am Parkplatz und am Hügel bei den Puffins sind wir anfangs ganz allein. Die Massen, die wir hier voriges Jahr vorgefunden haben, sind nicht mehr da. Nur ein paar vereinzelte Tiere hocken herum, viele sehen wir im Meer schwimmen.
Die wenigen Vögel, die mit ihrer Beute zurück kommen, werden resolut von den Möwen angegriffen und retten sich rasch in ihre Höhlen. Es ist nahezu unmöglich, die Papageientaucher im Flug zu fotografieren, sie sind einfach zu schnell.
Nach einer halben Stunde packen wir zusammen, wir müssen zurück ins Hotel zum Nachtmahl.
Borgarfjarðarhöfn
Um sieben Uhr gibt es eine Art Buffet mit Lamm, das hat man uns beim Einchecken gesagt und wir haben einen Tisch reserviert.
Das Hotel ist ausgebucht, das bedeutet, dass ca. 60 Personen im Restaurant sind.
Unser Tisch steht quasi mitten im Raum und am nächsten zum Buffet, wir sitzen also in der Pole Position.
Wir sind auch die ersten, die die Suppe serviert bekommen, eine göttliche Paprikacremesuppe. Die beste Suppe, die ich je gegessen habe! Dann wird noch Brot und Butter gebracht, mehr würde ich nicht mehr brauchen.
In der Zwischenzeit ist auch das Buffet fertig aufgebaut und wir werden als erste aufgefordert, uns zu bedienen. Es gibt verschiedene Salate, Lammfleisch, gebratenen Kürbis und junge Kartoffeln. Alles sehr gut!
Wir sind beeindruckt, wie professionell das Personal die Massen abfertigt. Die Tische werden nach der Reihe aufgefordert, da gibt es kein Drängen und Warten. Wenn wir hofften, dass der Tisch in der Ecke mit den extrem lauten Isländern leiser wird, wenn sie etwas zwischen die Zähne bekommen, so werden wir enttäuscht.
Zum Abschluss gibt es ein selbst gemachtes Rhabarbereis auf einem Pancake.
Ich bedanke mich beim Koch und lobe das Personal, er freut sich und wird es weitersagen.
Zurück im Zimmer überlegen wir noch, wieder zu den Papageientauchern zu fahren, ich bin aber viel zu müde und das Licht würde auch keine Flugfotos mehr zulassen.
Ich falle ins Bett und sofort in einen komatösen Schlaf.
auf der Fahrt zurück nach Borgarfjörður
Tag 13 - Sonntag, 1.8.21 - Geirsstaðakirkja - Sænautasel - Möðrudalur
Ich bin tot. Gegen 4:30 wache ich das erste Mal auf und habe stechende Kopfschmerzen. Also trinke ich etwas und hoffe, dass des damit getan ist.
Um 7:15 wache ich das zweite Mal auf, die Kopfschmerzen sind noch da und beim Aufstehen bin ich total steif. Alter Falter, das kann ja noch heiter werden!
Ich stakse ins Badezimmer und lasse mich auf die Schüssel plumpsen, geschmeidig war einmal.
Man muss ja froh sein, wenn man noch von alleine wieder hochkommt...
Mein linker Fuß ist kaputt, als hätte mir jemand mit dem Hammer draufgehauen. Wenn ich die Schuhe anhabe, spüre ich zum Glück nichts davon. Die sind übrigens jetzt gut eingelaufen, die Qual hat ein Ende. Aber ich bin tot.
Das Frühstück ist bei weitem nicht so erfreulich wie das Nachtmahl. Der Grund ist auch gleich ersichtlich: beinahe jeder schmiert sich seine Sandwiches zum Mitnehmen. Da werden Plastiksackerln und Tupperdosen gefüllt, Karsten beobachtet, wie jemand den Kaffee vom Buffet in seine Thermosflasche füllt. Zum Glück kann er sich vorher noch bedienen. Bestimmt wird hier die doppelte Menge an Lebensmitteln verbraucht.
Beim Auschecken bezahle ich das Essen von gestern Abend. Die Kellnerin hat uns zwei Apfelsaft gespritzt gemacht und jetzt will man uns zwei Juices und zwei Wasser in Rechnung stellen. Karsten meint, ich mokiere mich wegen ein paar Euro (es sind ca. 5 Euro), doch mir geht es auch ums Prinzip. Letztlich verrechnet man uns zwei Wasser, die etwas teuerer sind als zwei Säfte.
Das Buffet schlägt mit stolzen 12.000 Kronen (81,50 Euro) zu Buche!
So verlassen wir das Álfheimar Hotel mit einem bitteren Nachgeschmack.
Das Wetter hat etwas umgeschlagen, der Himmel ist heute stark bewölkt und es herrscht dichter Bodennebel. Das sieht am Pass sehr interessant aus.
starker Bodennebel am Pass Vatnsskarð eystra
Unser erstes Ziel ist die Geirsstaðakirkja, die eigentlich nur aus der Luft besonders interessant aussieht. Die nachgebaute Kirche aus Grassoden ist nämlich kreisförmig von einem Schutzwall umgeben.
Die Geirsstaðakirkja ist eine Nachbildung einer frühen Torfkirche
Zwei Kilometer entfernt machen wir Luftaufnahmen vom Jökulsá á Brú, der hier in schöne Mäander bildet.
Jökulsá á Brú
Auf der Weiterfahrt entdecke ich plötzlich einen hübschen Canyon mit einer Brücke neben der Straße. Wir schleifen uns ein und Karsten schnappt sich geistesgegenwärtig die Drohne. Zur Brücke sind ein ein paar Minuten und als die Drohne startbereit ist, bleibt ein Auto auf der anderen Seite der gesperrten Brücke stehen. Es ist aber nicht der Besitzer, der vielleicht etwas gegen unsere Aufnahmen hat, sondern die Insassen entpuppen sich als ganz reizende Menschen. Sie ist Australierin und skyped gerade mit Down Under. Er ist aus Colorado und interessiert sich sofort für unsere Drohne.
Mit den beiden offenherzigen Menschen kommen wir natürlich sofort ins Schwätzen und lachen über unsere gleichen Erfahrungen mit Covid und der sofort darauffolgenden Reisebuchung.
Er läßt sich auch meine Webseite geben, wie gesagt, ganz reizende Menschen!
Diesen reizenden kleinen Canyon habe ich im Vorbeifahren entdeckt.
Bei der Abzweigung der 907 von der 901 entdecke ich seltsame grüne Kreise oder Inseln neben der Gravel Road. Schön, wenn man die Zeit hat und einfach anhalten kann und die Drohne hochschickt. Tolle Aufnahmen entstehen!
Die Natur bringt interessante Formationen hervor.
unterwegs auf der F907
Unser Ziel ist Sænautasel, ein restaurierter Bauernhof. Hier müssen wir 1000 Kronen Eintritt bezahlen, wie auf der Zugangsbrücke steht. Man kann hier auch Pancakes mit Kaffee oder Schokolade konsumieren, das kostet 2500 Kronen.
So betreten wir also das Kaffi, ein dunkles längliches Grassodenhaus und bestellen das "Full Package". Die Kellnerin verschwindet und wir stehen blöd herum. Sollen wir uns an den langen gedeckten Tisch setzten, der den kompletten Raum einnimmt oder doch lieber draußen vor der Tür?
An den Wänden hängen Isländerpullis in allen Varianten und viele alte Bilder. Ist das jetzt auch gleich das Museum? Wir haben keine anderen Gebäude gesehen. Also stehen wir weiter blöd herum.
Das Kaffi in Sænautasel.
Nach ein paar Minuten ist es uns doch zu dumm und wir setzen uns an den Tisch. Jetzt kommt auch der Kaffee und ein Teller mit vier Pancakes. Außerdem ein Glas mit Schlagobers. Marmelade steht am Tisch, allerdings gibt es nur kleine Löffeln als Besteck.
Karsten schmiert sich das Schlagobers auf ein Pancake, ich warte noch auf meine heiße Schokolade. Es kommen andere Gäste, die sich an das andere Ende des Tisches setzen und auch Pancakes und Kaffee bekommen. Ich warte weiter auf mein Getränk.
Die Kellnerin läuft ein, zweimal an mir vorbei und sieht mich warten. Beim nächsten Mal sage ich, dass ich noch auf meine Schokolade warte. Sie schlägt sich mit der flachen Hand auf die Stirn: wußte sie doch, dass sie etwas vergessen hat!
"Und gleich auch ein Besteck, Messer und Gabel bitte!" rufe ich ihr hinterher.
Ich bekomme eine riesige Kanne Schokolade, leider haben sie kein Besteck, "aber es gibt kleine Löffeln!". Ich hätte es ja anders verkauft: "Traditionellerweise isst man die Pancakes hier mit kleinen Löffeln", aber mich fragt ja keiner.
Dafür gibt es unbegrenzt Nachschlag, wir bekommen noch vier Pankaces und Schlagobers, dann reicht es uns aber auch.
Dann warten wir, dass wir bezahlen können. Es kommt aber niemand mehr. Weder neue Gäste noch die Kellnerin lassen sich blicken. Nach ein paar Minuten schicke ich Karsten in die Küche, dort bezahlen wir 5000 Kronen. Auch eine sehr seltsame Preispolitik.
Also machen wir uns auf die Suche, ob man hier für 1000 Kronen noch etwas mehr als isländerpullover sehen kann. Tatsächlich steht etwas entfernt ein weiteres Grassodenhaus. Wir nehmen den einzigen sichtbaren Eingang und stehen im Stall. Von dort geht es aber immer weiter, die Verbindungen sind sehr niedrig, die Räume eng und dunkel. Plötzlich tut sich ein heller Raum auf, eine Art Wohnzimmer mit Holzboden. Ein Treppe führt zu einem weiteren Raum. Von oben erschallt ein freundliches "Hallo". Ich steige die ersten paar Treppen hoch (man muss die Schuhe ausziehen, wenn
man ganz hinauf geht) und sehe mich einer jungen Frau gegenüber, die gerade eines der vier Betten macht. Hoppla, denke ich, wo bin ich denn da hineingeraten?
Es stellt sich heraus, dass man hier über airbnb eine Unterkunft buchen kann. Nun, das habe ich nicht in einem Museumshof erwartet. Hier ist offenbar alles ein wenig seltsam.
Sænautasel
Vor vier Jahren hat uns unser Navi etwas wirr in der Gegend herumgeführt, nach acht Kilometern ärgster Gravelroad kam damals die Meldung: "Bei nächster Gelegenheit bitte wenden!".
Diesmal sind die Straßen super zu befahren und bereits im 15 Uhr erreichen wir unser heutiges Endziel Möðrudalur.
Diese Ortschaft besteht nur aus einer Handvoll Häuser, die meisten mit einem dekorativen Grasdach. Wir haben hier unsere Unterkunft gebucht, weil es der ideale Startpunkt für den Vulkan Askja ist.
Wir sind zu früh für unsere Unterkunft und müssen die verbleibenden zwei Stunden irgendwie hier verbringen. Das fällt uns aber gar nicht schwer, denn wir entdecken den zahmen Polarfuchs, der hier herumwieselt. Er ist sehr herzig und läßt sich von den Hunden jagen, um in letzter Sekunde unter dem Holzplankenweg zu verschwinden.
Dieser Polarfuchs läuft uns in Möðrudalur über den Weg.
Ein weiterer Businsasse fällt uns auf, der mit seiner teuren Kamera im ganzen Ort herumläuft. Was würde er wohl erwidern, wenn wir ihm sagen, dass er ein bis zwei Blenden gewinnen könnte, wenn er die Gegenlichtblende abmontiert? Aber so schauen die Objektive halt gewaltiger aus.
Möðrudalur
Um fünf können wir dann einchecken. Das Haus ist komplett aus Holz, das schaut sehr gemütlich aus. Unser Zimmer ist im Erdgeschoss, gegenüber ist ein hübsches Bad. Im Aufenthaltsraum stehen bequeme Lederfauteuils. Die Küche wäre auch toll ausgestattet, wir haben aber im Kaffi einen Tisch gebucht.
In der Zeit bis zum Nachtmahl beginne ich den Reisebericht zu schreiben und um sieben Uhr gehen wir zu Fuß das Stück ins Restaurant.
Wir bekommen einen Tisch zugewiesen, an dem noch zwei weitere Plätze gedeckt sind. Erst einmal sind wir aber allein.
Die Speisekarte ist noch sehr groß, ich bestelle heute traditionelle isländische Speisen: Moossuppe und über Schafdung geräuchertes Lammfleisch. Karsten bestellt gepökelte Gans und Lammkoteletts.
Die Moossuppe erweist sich als süße Milchsuppe mit undefinierbarem grünbraunen Geraffel drin. Karsten quält sich
durch die extrem fetten Lammkoteletts und mein geräuchertes kaltes Fleisch ist auch gewöhnungsbedürftig.
In der Zwischenzeit haben sich zwei junge Damen und ein junger Mann zu uns gesetzt, mit denen wir zwangsläufig ins Gespräch kommen. Er ist ein Tramper aus der Schweiz, den die beiden jungen Deutschen seit ein paar Tagen mitnehmen. Alle drei sind aber sehr nett und zum Plaudern aufgelegt.
Tag 14 - Montag, 2.8.21 - Askja/Víti - Skútustaðagígar - Mývatn
Komisches Bett, schlecht eingeschlafen aber körperlich wieder fit aufgewacht.
Heute haben wir ein Abenteuer vor und stehen schon etwas früher auf.
Außer uns ist noch niemand wach. Wir machen uns reisefertig und bringen die Koffer zum Auto. Ich öffne die Heckklappe, da ruft Karsten: "Pass auf!"
Ehe ich mir's versehe, hüpft eine Ziege in unseren Kofferraum! Ja, wo kommst du denn plötzlich her? Wir haben direkt Mühe, sie wieder hinaus zu bugsieren!
…und schon war sie drin!
Dann fahren wir mit dem Auto ins Kaffi zum Frühstück.
Es gibt ein fein sortiertes Buffet, sogar mit warmen Speisen. Auch hier werden wieder Brote zum Mitnehmen gerichtet, wir nehmen uns jeder einen Lavaball mit, das sind gebackene Topfenkugeln.
Vor der Abfahrt checken wir noch die Reichweite unseres Benzinstandes - kurz vor Halbvoll und 433 Kilometer. Zum Vulkan Askja sind es 98 Kilometer. Die Fahrzeit wird mit 3 Stunden angegeben, wir rechnen eher mit 2 Stunden. Es ist kurz vor 9 Uhr.
Die F905 beginnt gleich mit extremen Querrillen, da schüttelt es uns auch bei 60 khm ordentlich durch. Danach wird es deutlich langsamer, denn jetzt tauchen wie aus dem Nichts tiefe Schlaglöcher auf, da muss ich extrem aufpassen.
Bald kommt auch schon die erste Furt, eine recht einfache Flussdurchquerung. Beschreibung (optional)Vor der Abfahrt checken wir noch die Reichweite unseres Benzinstandes - kurz vor Halbvoll und 433 Kilometer. Zum Vulkan Askja sind es 98 Kilometer. Die Fahrzeit wird mit 3 Stunden angegeben, wir rechnen eher mit 2 Stunden. Es ist kurz vor 9 Uhr.
Die F905 beginnt gleich mit extremen Querrillen, da schüttelt es uns auch bei 60 khm ordentlich durch. Danach wird es deutlich langsamer, denn jetzt tauchen wie aus dem Nichts tiefe Schlaglöcher auf, da muss ich extrem aufpassen.
Bald kommt auch schon die erste Furt, eine recht einfache Flussdurchquerung. So auch die Zweite, doch beim dritten Fluss schaut es schon etwas gefährlicher aus. Karsten macht sich bereit, zieht die Gummistiefeln an und schnappt sich ein Stativ zum Abstützen.
Dann watet er in den strömenden Fluss und tastet sich vorsichtig Schritt für Schritt voran. Zudem regnet es noch leicht. Plötzlich ein spitzer Schrei: jetzt ist ihm das eiskalte Wasser in die Gummistiefeln geronnen. Das Problem ist, dass die Gummistiefel nur 30 cm hoch sind, der RAV4 aber eine Watttiefe von 400 mm
hat. Das heißt, er kann gar nicht wirklich austesten, ob die Wassertiefe noch befahrbar ist.
Er steht also mitten im kalten Fluss und flucht wie ein Rohrspatz, weil bei ihm alles Land unter ist. Also fahre ich im 1. Gang einfach los, ich denke, dass der Wasserstand nicht so hoch ist. Da ich aber tunlichst nicht mitten im Fluss stehenbleiben möchte, fahr ich den Armen fast übern Haufen. Dann hab ich es auf die andere Seite geschafft und hole aus dem Koffer trockene Sachen für den pitschnassen Karsten.
Ich helfe ihm aus den Stiefeln, die bis oben hin mit Wasser gefüllt sind und ziehe ihm die nassen Socken und die Hose aus. Mit einem Handtuch trockne ich ihm die Beine, er kann sich ja so im Auto sitzend schlecht selbst umziehen. Außerdem regnet es noch immer. Dann noch die trockenen Socken und die Hose an und in die Schuhe. Die nassen Sachen lege ich ausgebreitet auf unsere Koffer, in denen Karsten seine Neoprensocken gut verstaut hat....
Karsten muss wieder die Wassertiefe testen
die tiefste Furt auf der F905 zum Askja
Wir fahren weiter, die "Straße" ist oftmals gar nicht als solche zu erkennen, da geht es über Felsen und ich muss schauen, wo es weitergeht. Schotter wechselt sich mit Tiefsand ab, da schwimmen wir mit dem Auto, ich hab aber trotzdem ein gutes Gefühl dabei.
Hie und da kommt uns ein Auto entgegen. Ich frage jeden, wie der Zustand ist und wie lange die Fahrt noch dauert. Die einhellige Meinung lautet, dass die Straße vorsichtig gut zu befahren ist, der Weg noch 2 Stunden dauert. Und wir sind schon eine Stunde unterwegs.
Also doch drei Stunden Fahrzeit. Geht sich das dann alles heute noch aus?
Wir überlegen, ob es nicht besser ist, wenn wir jetzt umdrehen. Die Straße ist oft eine Zumutung, off road vom Feinsten!
Ich rechne: wenn wir um 12 Uhr am Parkplatz sind und zwei Stunden zum Vití und zurück brauchen, können wir um 14 Uhr zurück fahren und kommen gegen 18 Uhr am Mývatn an.
Und wenn es echt grauslich wird, drehen wir um.
So fahren wir Kilometer um Kilometer und freuen uns bei jedem Stück, dass mit mehr als 20 kmh zu befahren ist.
Zwei Brücken überqueren einen mächtigen reißenden Fluss, Karsten muss immer raus und das Tor öffnen und wieder schließen.
Zum Glück führt hier eine Brücke über den Fluss.
Vor uns tauchen drei Radfahrer auf. Alter Schwede, die müssen ja mehr als einen Tag unterwegs sein. Hut ab vor dieser Leistung!
Dann steht ein Ranger auf der Straße neben seinem Auto und begrüßt uns im Vatnajökull-Nationalpark. Er gibt uns zwei Prospekte mit und erkundigt sich, auf welcher Strecke wir hergekommen sind. So stellen sie fest, mit welchen Autos man welche Strecke fahren kann.
8 km später sind wir im "Basislager" Dreki. Hier gibt es fließendes Wasser, wir nutzen das für einen WC Besuch. In den Huts kann man auch übernachten und wir sehen viele Campingzelte.
Nach 2 1/2 Stunden erreichen wir das Basislager Dreki.
Von hier aus sind es nur noch weitere 8 km, kurz vor 12 Uhr erreichen wir den Vikraborgir Car Park.
Das Wetter ist mit der Zeit immer besser geworden, es schaut zur Zeit nicht nach Regen aus. Ich packe in den Rucksack nur die beiden Regenponchos und meine Kamera. Die Tasche mit dem ganzen Geraffel lasse ich im Auto. So bin ich direkt mit leichtem Gepäck unterwegs.
Die Strecke bis zum Öskjuvatn und dem Vití davor ist mit 2,5 km angegeben. Fröhlich beginnen wir den Aufstieg, nach der ersten Steigung geht es erfreulicherweise nur noch eben, leicht abschüssig weiter. Wir müssen auch ein paar Schneefelder queren und dabei aufpassen, dass wir nicht nasse Füße bekommen.
Der Weg zum Víti ist mit Pfosten markiert führt über einige Schneefelder.
Kurz vor der letzten kurzen Erhebung hören wir eine Drohne über unseren Köpfen. Das ärgert Karsten besonders, denn die sind hier nicht erlaubt. Der Pilot steht auch gut sichtbar auf der Kuppe gleich neben dem Weg. Ich sage ihm beim Vorbeigehen, dass Drohnen hier nicht erlaubt sind. Das interessiert ihn jetzt nicht besonders.
Dann beobachten wir, dass eine andere Wanderin direkt auf ihn zugeht und ihn fragt, ob er einen Sondergenehmigung hat. Hat er natürlich nicht, er hätte nicht gewußt, dass man hier nicht fliegen darf. Steht auch nur gleich am Anfang des Trails.
Sie ist aber sehr resolut und verlangt, dass er die Drohne sofort runterholt, was er auch macht.
Gleich darauf kommt ein weiteres Paar und liest ihm die Leviten. Karsten meint, an der Sprache einen Deutschen erkannt zu haben. Der Typ verschwindet dann recht flott.
Wir stehen aber jetzt vor dem tiefsten See Islands, dem 220 m tiefen Öskjuvatn. Davor fast winzig auf der Karte aber recht beachtlich in natura der 28 Grad heiße Vití. Er ist fast weiß und riecht stark nach Schwefel. Es soll sehr gesund sein, ihn ihm zu baden, doch schrecken die Meisten wahrscheinlich davor zurück, denn der Weg zum Wasser ist sehr steil und rutschig. Wir sehen auch keinen Menschen am oder im Wasser.
Seitdem ich vor Jahren ein Bild vom Viti gesehen habe, wollte ich dorthin. Die Change war aber bislang eher gering, weil der See so weit imHochland liegt. Jetzt haben wir es endlich geschafft!
Der Öskjuvatn mit dem Víti im Vordergrund.
Nach einer haben Stunde machen wir uns auf den Rückweg. Wir haben jeweils eine halbe Stunde für die Strecke gebraucht.
Das Navi sagt, dass wir um 17:30 im Hotel am Mývatn eintreffen werden. Das klingt doch ganz gut! Es ist 13:30, als wir uns auf den holprigen Weg zurück machen. Der Autocomputer sagt, dass wir mit unserem Tank noch 291 km fahren können.
Ich fahre jetzt fast ausschließlich mit der Handschaltung (im Unterschied zur Automatik), das kommt mir leichter zu drosseln und beschleunigen vor. Es fängt sehr stark zu regnen an. Da haben wir wieder ordentlich Glück gehabt!
Zurück geht es immer etwas schneller als hin, trotzdem muss ich höllisch aufpassen, der Regen macht es auch nicht unbedingt einfacher. Ein wahrer Höllenritt!
Ich fürchte eigentlich nur die Schlaglöcher und ein paar Mal knallen wir auch bei voller Fahrt in ein solches. Da vergeht einem Hören und Sehen!
Nach einem Viertel der Strecke treffen wir wieder auf die drei Radfahrer, die sich tapfer gegen den starken Regen stemmen.
Bei der tiefen Furt gegen Ende steht ein etwas schmächtiges Auto am anderen Ufer. Offenbar möchte der Fahrer sehen, wie man den Fluss quert. Ich quere zügig und bleibe neben dem Auto stehen. Wir quatschen kurz, er traut sich nicht, weil er nicht so eine hohe Watttiefe am Wagen hat. Ich werde in den paar Sekunden vom Regen durch die offene Scheibe gut befeuchtet.
Dann sehen wir noch zwei Wanderer. Meine Güte, was sich manche Menschen für Strapazen antun!
Zwei Stunden und 15 Minuten nach der Abfahrt am Parkplatz treffen wir wieder in Möðrudalur ein. Die Tankanzeige sagt, dass wir noch 159 km fahren können, Ich fühle mich aber wohler, wenn wir noch ein paar Liter in den Tank füllen.
Vom Kaffi kommt ein junger Mann mit mir, der uns 15 Liter Benzin ausgibt. Die sind zwar etwas teuer als bei den Tankstellen an der Ringstraße, aber jetzt ist der Tank wieder halbvoll und ich zufrieden.
Die Tankstelle in Möðrudalur - hinter den Holztüren verbergen sich die Zapfsäulen.
Die letzten 80 Kilometer bis zu unserem Endziel sind eine Erholung, weil selbst das letzte Stück gravel road wie eine Autobahn wirkt. Und dann geht es nur noch die Ringstraße entlang.
Obwohl wir nur einmal vor vier Jahren in dieser Gegend waren, sind uns viele Plätze noch sehr vertraut.
Das Hotel Sel - Hótel Mývatn liegt vis a vis der Pseudokrater Skútustaðagígar. Wir haben von unserm Zimmer im 3. Stock sogar einen tollen Blick über dieses Naturphänomen.
Unser Blick aus dem Hotel Sel auf die Pseudokrater Skútustaðagígar.
Da die runden Kegel aber am besten von oben ausschauen, schnappen wir uns gleich die Drohne und gehen über die Straße zum Eingang.
Sofort sind wir von tausenden kleinen Fliegen umschwärmt, die wahnsinnig lästig sind. Deshalb sparen wir uns einen längeren Aufenthalt draußen und schicken nur kurz die Drohne in die Luft.
Vor über 2.500 Jahren floss das Magma des Krafla-Vulkans über die Region des heutigen Mývatn. Da die Landschaft damals schon feucht war, traf also heißes Magma auf Wasser, was wiederum zu Wasserdampfexplosionen führte.
Aus diesen Explosionen heraus entstanden schließlich die kleinen Krater bzw. Pseudokrater Skútustaðagígar. Heute sind diese runden Erhebungen, die eine Mulde in der Mitte besitzen, zugewachsen und bilden eine eigene Landschaft für sich.
Das Nachmahl nehmen wir im Hotel ein, es gibt sehr gute panierte Hühnerstreifen mit Pommes Frittes und danach ein hausgemachtes Eis vom Nachbarn.
Im TV gibt es einen Kanal, der nur die Live Kamera vom Vulkanausbruch zeigt. Das ist wirklich spannend, dazu läuft gute Musik.
Tag 15 - Dienstag, 3.8.21 - Húsavík - Æðarfossar - Goðafoss - Laufás - Miðvíkurárfoss - Akureyri
Um halb acht hören wir unter unserem Fenster die Koffer über den Beton rollen. Über eine halbe Stunde steht der Bus mit laufendem Motor, bis alle Reisenden drin sitzen. Es ist mir unverständlich, warum der Motor die ganze Zeit an ist. Es hat angenehme Temperaturen, man muss also weder kühlen noch heizen.
Das Frühstücksbuffet spielt dafür alle Stückl'n, wir können gar nicht alles kosten. Vom hausgemachten Brot bleibt uns eine Scheibe über, da schmier ich mir ein Butterbrot, das ich mir mitnehmen. Ganz nach den isländischen Bräuchen halt.
Etwas später als geplant fahren wir los und nach ein paar Kilometern fällt mir ein, dass wir jetzt gar kein Bild vom Mývatn gemacht haben, der doch recht reizvoll neben uns liegt. Dann sehe ich noch im Vorbeifahren ein Pferd auf einem Hügel stehen, jetzt reicht's! Ich wende und fahre zurück. Das ist etwas, was ich mir noch echt anlernen muss. Wie oft bin ich im Urlaub an netten Motiven vorbeigefahren und dachte, ich hätte keine Zeit zum Umkehren. Wenn ich zB gerade ein Auto überholt habe - völlig vertrottelt eigentlich!
Bei einer Einfahrt bleibe ich stehen und gehe ein Stück, bis ich einen netten Ausblick auf den See habe. Dann ist das Pferd dran, das auf dieser erhöhten Position sehr gut wirkt. Gerade will ich meinen Fotoapparat wieder verstauen kommt ein Fohlen dazu und säugt. Jössas, ist das herzig!
Schnell schnappe ich mir das 600er Objektiv von Karsten und kann ein paar nette Schnappschüsse machen. Auch wenn durch diese Aktion wieder eine Trilliarde Mücken ins Wageninnere gelangen.
Manchmal muss man ganz einfach stehenbleiben und fotografieren.
Wir fahren nach Húsavík. Wir sind hier voriges Jahr durchgefahren, doch ist uns der Ort erst durch den Film "Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga" zum Begriff geworden. Wir kurven am Hafen herum, wo Molly Sandén "Húsavík" für die Oscars gesungen hat. Die Bar aus dem Film finde ich auch im Hafen und zu Guter Letzt lassen wir uns noch die Durchführung der Walbeobachtungsfahrt morgen bestätigen. Da bin ich mal gespannt, wie viele Leute auf dem Schiff sind, denn ich habe nur generell nach der Tour gefragt und sie hat mich gleich mit meinem Vornamen angesprochen.
Húsavík
Dann geht es den Húsavík Mountain hoch. Von oben hat man eine herrliche Aussicht - wenn man raufkommt. Die ersten paar hundert Meter geht es noch gemächlich bergauf, dann passieren wir ein Schild, ab hier ist die Weiterfahrt nur noch mit eine 4x4 Wagen erlaubt.
Der Weg wird enger und holpriger. Dann wird es auch schon extrem steil, wir passieren eine breitere Stelle, wo man gegebenenfalls wenden könnte. Das ist auch gut so, denn nach ein paar Metern geht gar nichts mehr. Der Weg besteht quasi aus zusammenhängenden Schlaglöchern, die eine halben Meter tief sind. Also zurück! Vorsichtig, denn den Wagen beginnt auf dem steinigen Untergrund leicht zu rutschen. Bei der breiteren Stelle steigt Karsten aus, wir wollen kein Risiko mehr eingehen.
Zufällig entdecke ich den Æðarfossar auf unserer Strecke. Zeit haben wir genug und der kleine Abstecher lohnt sich. Wir stutzen nur kurz vor dem Ziel bei dem Schild "Private Road, no Parking, no Camping", sind uns aber einig, dass man die Straße auf jeden Fall befahren kann.
Beim Wasserfall ist sogar ein kleiner Parkplatz, na also!
Der Æðarfossar war eine Zufallsentdeckung.
Weiter geht es zum Goðafoss. Den sieht man schon in einiger Entfernung und Paul sagt zu Eugen: "Da warst du noch nicht, musste fest guggen!" Und Eugen guckt fest aus dem Fenster.
Den Goðafoss haben wir 2017 schon besucht, aber er liegt so schön am Weg, da kann man ihn ruhig noch einmal besuchen. Wir lichten ihn diesmal von oben ab und ärgern uns schon wieder über ein paar junge Männer, die das Drohnenflugverbot missachten.
Auf dem Weg zum Auto fragt Eugen: "Kommt jetzt bald der Wasserfall?" Paul: "Ach Eugen!"
Der Goðafoss, immer wieder schön!
Am Eyjafjörður liegt das Laufás Museum. Hier gibt es eine hübsche Kirche und eine Reihe Torfhäuser zu besichtigen. Beim Ticketkauf sagt man uns, dass man nur bar bezahlen kann. Da wir in Island nie Bargeld haben, ist das ein Problem. Die junge Dame am Schalter schlägt dann eine Überweisung vor, sie würden das vorbereiten, wir können uns inzwischen alles ansehen.
Wir arbeiten uns durch die zusammenhängenden Häuser und erkunden ein Zimmer nach dem anderen. Es ist immer wieder interessant, wie die Leute vor 100 Jahren in Island gewohnt haben.
Dann wollen wir zahlen, doch eine junge Dame in traditioneller Tracht sagt uns, dass der Eintritt heute gratis ist. Da im Eintritt aber auch Kuchen und Kaffee enthalten sind, sollen wir uns doch bitte etwas nehmen!
Wie sich herausgestellt, funktioniert am ganzen Fjord die Kreditkartenzahlung nicht.
Da haben wir einen günstigen Nachmittag mit Jause gehabt!
der Museumshof Laufás
In den Gebäuden sind u. a. Möbel, Haushaltsgegenstände und Kleidungsstücke aus der Mitte des 19. Jahrhunderts zu sehen.
Brotschneidemaschine
Der letzte Punkt am heutigen Tag ist ein Wasserfall, den ich in einem Video eines Fotografen aus Akureyri gefunden habe. Es gibt daher auch keine genaue Wegbeschreibung, ich weiß nur, wo er ungefähr zu finden ist.
Wir stellen das Auto auf einem kleinen Feldweg ab und suchen nach einem Abgang zum Strand. Der Miðvíkurárfoss fällt nämlich über die Klippen direkt zum Strand ab.
Es schaut nicht gut aus, denn alle Gründe entlang der Straße sind von Elektrozäunen umgeben.
Ich habe aber eine Route auf Wikiloc gefunden, da ist der Zugang wohl durch einen Bauernhof.
Obwohl der Hof offenkundig verlassen ist, wollen wir trotzdem nicht durchlatschen, zumal dahinter auch lauter Zäune sind. Texas Kettensägenmassaker läßt grüßen!
Was tun wir also, wenn wir nicht hin können? Richtig, die Drohne wird geschickt! Sie liefert uns zwar nicht die erwarteten Nahaufnahmen, denn durch die Klippen verlieren wir immer wieder den Kontakt, doch besser das als gar nichts.
der Miðvíkurárfoss
Die nächsten drei Nächte schlafen wir etwas außerhalb von Akureyri. Kurz nach 16 Uhr treffen wir im Lamb Inn ein. Leider ist das Hotel eine große Enttäuschung. Statt des erwarteten Bauernhofes mit netten Zimmern erwartet uns ein ziemlich abgewohntes Gästehaus. Die gelangweilte Angestellte übergibt uns den Schlüssel. Da gibt es kein Willkommen, nicht einmal die Frühstückszeiten oder das WLAN Passwort wird erwähnt. Das Zimmer ist sehr klein, wir haben auch schon schlimmer gewohnt, doch nicht für drei Tage.
Auf den Hot Pot habe ich mich auch schon sehr gefreut, doch den finden wir leer vor.
Ich gehe also zurück zur Rezeption und frage, ob sie ein größeres Zimmer für uns haben und was mit dem Hot Pot ist.
"We can fill it, if you want" kommt es von der Vollmotivierten. Aber ja, wenn ich bitten darf!
Ein volltätowierter wesentlich freundlicherer junger Mann nimmt sich meiner an und bietet mir nach einigem hin und her das Familienzimmer an. Hier müssten wir 60 Euro pro Nacht aufzahlen, könnten aber auch nur zwei Nächte bleiben, dann müssten wir wieder in unser Zimmer zurück.
Ich lasse mir das Zimmer zeigen, das einer Lagerhalle mit vier Betten und einen großen Fernseher gleicht, etwas Grauslicheres habe ich selten gesehen. Danke, aber nein danke!
Also bleiben wir in unserem Kämmerchen und versuchen, unsere geöffneten Koffer bestmöglich zu integrieren. Das hauseigene Restaurant hat heute geschlossen, also buchen wir einen Tisch im Bryggjan in Akureyri.
Dort essen wir sehr gut und teuer, unter 100 Euro geht selten etwas für zwei in Island.
Zurück im trauten Heim ist der Hot Pot tatsächlich gefüllt, eine freundliche Italienerin sitzt auch schon drin. Wir duschen schnell, doch leider geht sie schon wieder raus, das Nachtmahl ruft.
So sitzen wir beide allein im warmen Pot und lassen uns den einsetzenden Regen auf den Kopf tröpfeln.
Tag 16 - Mittwoch, 4.8.21 - Mjaðmarfoss - Christmas House - Hjalteyri - Walbeobachtung
Beim Aufwachen höre ich schon den Regen trommeln. Ich schau auf die Wetterprognose - 80% Regen den ganzen Tag. Das schaut ja gar nicht gut aus!
Das Frühstücksbuffet überrascht mit einer unerwarteten Vielfalt und ausgefallenen Details. Und es schmeckt tatsächlich recht gut! Trotzdem kann ich die vielen positiven Bewertungen auf booking,com nicht nachvollziehen.
Während des Frühstücks hat der Regen aufgehört, das freut uns, denn wir haben heute nur Outdoor Aktivitäten. Der erste Punkt ist nur ein paar Kilometer vom Lamb Inn entfernt und ist der zweite Wasserfall, dem ich mir von besagtem YouTube Video abgeschaut habe.
Auch hier wissen wir die ungefähre Stelle, aber nicht, wo es einen Zugang gibt. Wieder sehen wir uns nur eingezäunten Wiesen gegenüber.
Während wir neben der Straße ein Stück gehen, fängt es wieder zu tröpfeln an. Meine Schuhe sind auch gleich nass, ich gehe zum Auto zurück, um die Gummistiefeln anzuziehen.
Ich plage mich gerade mit dem Einstieg in die widerspenstigen Gummler, als Karsten zurück kommt und meint, er wird die Drohne hochschicken. Da können wir eventuell leichter erkennen, ob es einen Zugang gibt.
Mist, sein Handy, mit dem er den Flug verfolgt, hat nur mehr 16% Akkuleistung. Keine Ahnung was passiert, wenn das Handy ausgeht. Das Tablet ist auch schlecht, das hat Bildaussetzer. Also installiert er die App auf sein Firmen-iPhone. Nur, um dann festzustellen, dass es zu stark regnet.
Nun sitzen wir im Auto und überlegen. Ich fahre ein Stück weiter und da sehen wir endlich ein Gatter. Das ist also der Zugang. Aber bei Regen macht es wenig Spaß.
Das Christmas House ist 8 Kilometer entfernt, da sind wir wenigstens im Inneren.
Wir fahren los und nach der Hälfte des Weges hört es zu regnen auf. Der Himmel zeigt auch schon etwas Blau. Also besser jetzt zum Wasserfall, womöglich schaut es in einer Stunde schon wieder anders aus.
Ich drehe also wieder um und wir parken den Wagen beim Gatter. Ich ziehe trotzdem meine Gummistiefel an, Karstens sind noch nicht trocken. Beide schlüpfen wir auch in unsere Regenhosen, wobei "schlüpfen" der falsche Ausdruck ist. Es ist eher ein Gezerre, bis wir die innen gummierten Hosen über die Schuhe gezogen haben.
Dann gehen wir munter los, das Gatter ist mit einer Kette mit Karabiner verschlossen. Man darf passieren, muss aber das Gatter wieder gut verschließen.
Die Regenhose lohnt sich gleich, denn der Weg führt durch hohe nasse Lupinenblätter. Ich wundere mich über die großen Kothaufen, die wir tunlichst zu umgehen versuchen. Das können keine Schafe sein. Dann sehen wir schon drei Pferde in einiger Entfernung neugierig zu uns rüberschauen.
Wie kleine Diamanten funkeln die Wassertropfen auf den Blättern.
Begegnung in freier Wildbahn
Wir biegen aber in Richtung rauschendes Wasser ab und stehen kurz danach an der Abbruchkante, vor uns ein mächtiger Wasserfall.
Den Versuch, ohne ersichtliche Weg auf den Grund des Canyons zu gelangen, brechen wir gleich wieder ab, zu steil und zu rutschig.
Mjaðmarfoss
Mjaðmarfoss - Blick stromabwärts
Am Rückweg kommt eines der Pferde neugierig zu mir uns ich mache ein paar lustige Bilder mit dem Weitwinkel am iPhone.
Neugieriger Isländer
Jetzt fahren wir aber wirklich ins Christmas House. Von außen schaut der Shop wie eine Burg aus, auf der Seite hat der Weihnachtsmann seine Kleider zum Trocknen aufgehängt.
Wir schlendern durch die beiden Stockwerke, viele liebe Details. Gekauft wird aber nichts.
Das Christmas House in der Nähe von Akureyri.
Dafür schlage ich aber im Farmers Market daneben zu. Hier finde ich gestrickte Geschirrtücher und Grün und Blau, die hervorragend in unsere Küche passen.
24 km nördlich von Akureyri liegt Hjalteyri. Von dort starten wir um 14 Uhr mit North Sailing zu einer Walbeobachtungstour.
Hjalteyri, am Steg liegt unser Boot Knörrinn. Die Knörrinn und die Titanic haben eines gemeinsam - sie sind beide gegen einen Eisberg gekracht!
Zuvor müssen wir uns noch einen dicken Overall anziehen, denn es wird frisch auf dem Schiff.
Karsten schnappt sich einen in L und ich gleich in XXL, der mir aber dann doch etwas zu groß ist. Einfach ist es nicht, das schwere Ding über unser Gewand anzuziehen. Dann klemmt noch der Reißverschluss, mit Ach und Krach schaffe ich es rechtzeitig zum Treffpunkt am Bootssteg.
Dann brauch ich noch meine Sonnenbrille, mit hochgehaltenen Beinkleidern haste ich noch zum Auto. Wir sind die letzten Passagiere, die an Bord gehen.
Das Holzschiff ist schon sehr alt und seit 25 Jahren im Dienst von North Sailing. Vorher war es ein Fischerboot und wurde sogar schon einmal von einem Eisberg gerammt. Eine zweite Titanic sozusagen...
der rote Leuchttum von Hjalteyri
Warm verpackt - North Sail Whalewatching. Hier war die Maske sogar recht angenehm zu tragen.
Und los geht's!
Wir fahren eine gute Stunde den Eyjafjörður hinaus, in der Nähe der Insel Hrísey wurde heute morgen ein Buckelwal gesichtet. Und tatsächlich, als hätte er auf uns gewartet, sieht man schon die mächtige Wasserfontäne in die Luft schießen.
Wir kommen bis auf 200 m an den Giganten heran und fotografieren vier Tauchgänge, bei denen der Buckelwal seine mächtige Schwanzflosse zeigt.
Da wir schon mehrfach Walbeobachtungen gemacht haben, sind wir nicht mehr beeindruck und versuchen, die Fluke fotografisch schön zu erwischen. Dann geht es wieder zurück nach Hjalteyri.
tolles Wetter für eine Ausfahrt in den Fjord
die mächtige Schwanzflosse eines Buckelwals
Was machen wir nun mit dem angebrochenen Nachmittag? Es ist kurz nach 16 Uhr und nach einer weiteren Wanderung steht und beiden nicht mehr der Sinn.
Also fahren wir nach Akureyri, reservieren im Restaurant Bautinn einen Tisch und schlendern ein wenig durch die einzige Einkaufsstraße.
Dabei kaufen wir zwei Pins als Auszeichung für Eugen und Tröti, Karsten findet eine rote Schallplatte einer unbekannten isländischen Band.
Im Baudinn essen wir hervorragende Ribs und einen Burger. Als Nachspeise bekommen wir einen fantastisch dekorierten Shake. Ich reserviere gleich für morgen einen Tisch.
Akureyri
Tag 17 - Donnerstag, 5.8.21 - Hórgaardalur - Stekkjarhvammsfoss - Saurbæjarkirkja
Unser dritter Tag in Akureyri, das Wetter hält. Zumindest bis 15 Uhr ist kein Regen angesagt.
Zum Frühstück kommen wir im größten Ansturm und es fehlt an allen Ecken. Das hat aber im Wesentlichen damit zu tun, dass immer nur so wenig aufgelegt wird. Es sind vielleicht 10 Gäste, die frühstücken und die drei Angestellten flitzen hin und her. Dann ist auch wieder alles da, die drei machen schon einen guten Job.
Heute begeben wir uns wieder auf die Spuren des Fotografen Einar Guðmann aus Akureyri, der mit seinem Video von ein paar Wasserfällen rund um Akureyri mein Interesse geweckt hat.
Das Navi führt uns auf einer privaten Zufahrt direkt vor ein Haus. Gut, da können wir nicht parken. Die Hausfrau schaut schon neugierig, wer denn da vorbeikommt. Wir sind ja in einer eher einsamen Gegend.
Also stellen wir den Wagen vor dem Gatter ab und machen uns zu Fuß auf die Suche. Da gleich neben der Straße der Fluß ist, machen wir ein paar Aufnahmen von den Stromschnellen.
Auf der Suche nach dem Háifoss finden wir zunächst diese fotogenen Stromschnellen.
Jetzt wollen wir aber den Wasserfall finden, es soll ja drei Stück in der Umgebung geben.
Ich habe auch einen Plan aus Wikiloc im Roadbook, da kann man ganz gut erkennen, wo wir hin müssen.
Zunächst geht es wieder zum Haus hinauf. Ein Wagen nähert sich uns von hinten und fährt langsam an uns vorbei. Der Fahrer und ich grüßen uns freundlich.
Beim Haus angekommen, sind der Mann und die Frau vor der Tür und ich erkundige mich, ob wir ihren Grund queren dürfen. Kein Problem!
Den Wasserfall kennen sie, der Pfad geht hier weg. Nein, es gibt keine Zäune, man kann einfach dorthin gelangen.
Hinter ihrem Haus ist übrigens auch ein Wasserfall. Ok, danke für den Hinweis, das wir der sein, den wir oberhalb der Stromschnellen vermuten.
Wir stapfen durch hohe plattgedrückte Gräser, der Weg ist kaum erkennbar. Es geht mäßig nach oben, das reicht aber schon, dass ich ins Schnaufen komme. Nach einer guten Weile überprüfe ich mit Google Maps, warum wir uns immer weiter weg vom Wasser bewegen.
Tja, wir sind schon fast zu weit gegangen, doch der deutlich Weg, der auf Google Maps zu sehen ist, existiert nicht. Außerdem ist rechts von uns ein Weidezaun, wo soll da ein Weg abbiegen?
Karsten schaut noch ein Stück weiter bergauf, doch dort kommt man auch nicht weiter. Schließlich gehen wir querfeldein, zuerst müssen wir über den Zaun. Die Drähte sind aber ganz locker gespannt, da kann man einfach draufsteigen und schon sind wir auf der anderen Seite.
Doch das weiche Moos hat auch seine Tücken, wir müssen höllisch aufpassen, dass wir nicht in ein tiefes Loch steigen, denn von oben schaut alles gleichförmig wie ein Teppich aus. Mit Hilfe des Statives taste ich mich vorsichtig Schritt für Schritt weiter, bis wir wieder auf etwas besser begehbares Gelände kommen.
Am Boden wachsen unzählige Heidelbeeren.
Wir kommen dem Wasserfall schon näher.
Am Boden wachsen unzählige Heidelbeeren und Erika, bei jedem Schritt sinken wir fünf Zentimeter ein, manchmal auch zehn, das ist dann schlecht für die Sprunggelenke.
Dann stehen wir an der Kante zum Canyon, unter uns brodelt das Wasser.
Die Stromschnellen sind auch gut zu fotografieren, Wasserfall sehen wir noch keinen.
Wir hanteln uns der Kante entlang, manchmal wird der Boden sehr erdig, daran sieht man, dass hier wohl schon jemand gegangen ist. Sonst fühlen wir uns wie die ersten Menschen in dieser Landschaft.
Endlich stoßen wir auf den gesuchten Wasserfall, es ist der hinter dem Haus des freundlichen Paares. Da hätten wir uns eine Menge Weg erspart! Wobei "hinter dem Haus" auch bedeutet, dass man einen Zaun übersteigen und durch einen unwegsamen "Wald" (die Bäume sind maximal 5 Meter hoch) durch muss.
Der Háifoss, nicht zu verwechseln mit seinem berühmten Namensvetter im Golden Circle.
Nach diesem Abenteuer fahren wir ein paar hundert Meter weiter, den Stekkjarhvammsfoss sehen wir von der Straße aus.
Auch hier gehen wir einfach am Wasser entlang, bis es nicht mehr weitergeht. Die beiden Fälle sind aber noch ein gutes Stück entfernt, wir machen ein paar Bilder mit den Stromschnellen im Vordergrund. Schaut auch gut aus!
Dann probieren wir es noch oben an der Kante, doch auch hier kann man die Fälle nicht komplett einsehen, also lassen wir es.
Stekkjarhvammsfoss
Die Zeit der Lupinen ist vorbei, doch wir erfreuen uns an diesen herrlichen Farben der Weidenröschen an den Hängen.
Das nächste Tal wird von der Ringstraße durchquert. Da kommen wir natürlich wesentlich schneller voran. Außer es laufen ein paar Schafe mitten auf der vielbefahrenen Straße. Da kommt es schon man zu einem kleinen Stau.
Bei einem Schafsortierer halten wir an und machen einen Drop down shot mit der Drohne, das schaut sehr genial aus!
Der hölzerne Schafsortierer ist rund und in lauter kleine Segmente unterteilt. Mit Schafen drin würde das sicher auch super ausschauen, doch dann könnten wir nicht mit der Drohne drüber fliegen.
ein Schafsortierer
gleich daneben ist der Hraundrangi im Öxnadalur
Wir haben noch zwei Punkte für heute im Roadbook, den ersten Punkt finden wir gar nicht und für die zweite längere Wanderung haben wir heute keine Lust mehr.
Aber die Saurbæjarkirkja können wir noch besuchen, die haben wir vorgestern ausgelassen.
Das ist eine schwarze Torfkirche, eine von fünf übrig gebliebenen in Island.
Saurbæjarkirkja
Am Rückweg bleiben wir noch bei einem beliebten Eishersteller stehen. Das ist aber kein Geschäft, wie wir das gewohnt sind, sondern die "Isbudi" ist auf einem Bauernhof in the middle of nowhere.
Es gibt einen Parkplatz, da stehen auch schon drei Autos.
Wir suchen nach einem Hinweis, wo der Eingang ist, man will ja auch nicht beim Wohnhaus anklopfen. Aber außer einem knurrenden Hund finden wir niemanden, auch kein Hinweis, wo man das Eis kaufen kann. Dann halt nicht.
Um sieben sind wir wieder im Budinn, heute esse ich sehr gute Spaghetti Carbonara, Karsten den Barbecue Burger. Heute sitzen wir in der Auslage gleich neben dem Eingang. Da gibt es viel zu sehen!
Die Akureyrarkirkja sticht deutlich aus dem Stadtbild von Akureyri heraus.
Akureyri ist eine beliebte Station für Kreuzfahrtschiffe.
Am Abend wollen wir wieder in den Hot Pot. Der kann aber noch ein paar Liter Wasser vertragen. Also gehe ich ins Restaurant und frage die Nächstbeste. Sie meint, das Becken sollte gefüllt sein, sie fragt gleich nach. Dann geht sie in die Küche, ich warte. Sie bringt Essen raus, geht wieder in die Küche. Ich warte. Dann sieht sie mich und redet offenbar mit jemanden. Sie kommt zu mir und sagt, dass jemand raus kommt und sich den Hot Pot anschaut. Na geht ja!
Wir kommen frisch geduscht zum Pool, da sitzen zwei junge Deutsche drin. Eine hat zwei Monate auf einer Farm im Norden gearbeitet und schaut sich jetzt mit ihren Eltern noch ein wenig Island an. Wir plaudern ein wenig, das heißt, ich rede die meiste Zeit. Nach einer Viertelstunde verabschieden sie sich, wahrscheinlich habe ich sie totgequatscht. Oder es war ihnen wirklich schon zu heiß...
Tag 18 - Freitag, 6.8.21 - Kotagil-Schlucht - Hveravellir - Kerlingarfjöll
Heute wartet ein Abenteuer auf uns: die Durchquerung der Insel über das Hochland inklusiver Übernachtung.
Zuvor besuchen wir aber die Kotagil-Schlucht. Die befindet sich 67 km westlich von Akureyri an der Ringstraße. Es gibt eine große Schotterfläche, allerdings ist überhaupt kein Hinweis auf die Schlucht zu finden. Dass es sich um den richtigen Parkplatz handelt, sehen wir mit Google Maps.
Der Beginn der Kotagil-Schlucht
Der Weg durch die Schlucht führt meist neben dem s-förmigen Flussbett und ist durchaus anspruchsvoll. Wir kraxeln über Steine und hangeln uns an der schräg abfallenden Felswand entlang. Es geht sehr steil hinauf und hinunter, der erdige Boden ist auch ziemlich rutschig.
An einer Stelle liegen zwei Schafskelette, die sind wohl von der Klippe heruntergefallen.
Kotagil-Schlucht
Es ist ziemlich abenteuerlich, den Weg zu erkennen. Dann geht es nicht mehr weiter. Die Schlucht ist noch nicht zu Ende und soll mit einem Wasserfall abschließen, doch wir sehen, dass es zwei Meter fast senkrecht weitergeht. Da wir nicht wie die Schafe enden wollen, drehen wir an dieser Stelle um.
Am Rückweg machen wir noch ein paar Bilder des pittoresken Canyons und treffen auf eine junge Familie. Sonst ist niemand hier.
Die Ringstraße kurz vor der Abzweigung in Richtung Hochland
Eine Stunde später biegen wir auf die F35 ein, die uns ins Hochland führt. Etwas über 80 Kilometer bis nach Hveravellir, das Navi sagt 90 Minuten, das klingt doch ganz gut.
Zum Vergleich, die 98 Kilometer zum Vití wurden mit 3 Stunden berechnet.
Die Straße ist super zu befahren, ich komme selten unter 80 khm. Am höchsten Punkt bleiben wir neben vielen anderen Autos auf einem Parkplatz stehen und genießen die weite Sicht über den Stausee Blöndulón. Der Gletscher Hofsjökull erscheint direkt unwirklich am Horizont, ich glaube zuerst, dass es sich um Wolken handelt, aber es ist tatsächlich Schnee und Eis.
Auf der F35 auf einem Parkplatz mit Blick über den Stausee Blöndulón.
Bei der Weiterfahrt beginnt es zu regnen. Das stört mich aber nicht sehr. Die letzten Kilometer vor Hveravellir sind etwas holprig, dann erreichen wir das Geothermalgebiet. Wir müssen eine Kleinigkeit für die Benutzung des Parkplatzes und der Toiletten bezahlen, warum hier nicht einfach
ein Eintritt kassiert wird, ist auch seltsam.
Wir machen einen kleinen Rundgang durch die dampfenden und blubbernden Erdlöcher. Es ist immer wieder interessant, was die Natur so hervorbringt.
Es handelt sich übrigens um die Gegend, in der sich im 18. Jahrhundert der isländische Geächtete Fjalla-Eyvindur mit seiner Familie 20 Jahre versteckt hielt. Wir haben sein Denkmal voriges Jahr in Akureyri fotografiert.
das Geothermalgebiet Hveravellir
Das Wetter hat während unseres Besuches gehalten, nach ein paar Kilometern fängt es wieder zu schütten an. Jetzt fahren wir auf der F347, die ist nicht mehr so flott zu befahren, mit 50 kmh fliegen wir aber auch so über die meisten Löcher.
Interessanterweise haben wir hier im Hochland einen einwandfreien Radioempfang. Es gibt ein paar Sender, die gute Musik bringen. Bei den isländischen Liedern glaubt man zwar immer, dass es sich um einen Eurovisionssong handelt, die klingen aber immer nett. Aber meistens werden internationale Interpreten gespielt, bei Ed Sheeran, Pink und Justin Bieber können wir schon mitsingen.
Kurz vor dem Kerlingarfjoll Mountain Resort passieren wir den mächtigen Gýgjarfoss Wasserfall. Hier gibt es sogar eine
Besucherplattform und Stiegen zum Fuß. Doch der einsetzende Regen läßt uns den Besuch auf morgen verschieben.
Im Kerlingarfjoll Mountain Resort erfahre ich in der Rezeption, dass unsere gebuchte Hütte noch nicht frei ist, da die Leute bis jetzt (16 Uhr) noch nicht ausgecheckt haben und daher auch nicht gereinigt werden konnte.
Aha, und was bedeutet das für uns?
Die junge Dame ist auch etwas ratlos, sie wisse nicht einmal, wo die Gäste sind und sie kommen in die Hütte gar nicht hinein. Ob ich vielleicht in einer Stunde wiederkommen möchte?
Dann sagt sie mir noch, dass zurzeit nur zwei Putzkräfte da sind und die andere Truppe um 18 Uhr kommt. Ich rechne im Geiste nach, dass bedeutet, dass wir frühestens um 19 Uhr in unsere Unterkunft können, das ist angesichts des Wetters, keine Option.
das Kerlingarfjoll Mountain Resort
Ich frage, ob sie vielleicht eine andere Hütte für uns haben. Ja, und die ist auch sicher genauso groß? Ja, wird mir versichert, und sie hat auch noch eine Dusche. Spannend!
Dann erkundige ich mich noch nach dem Nachtmahl und sie drückt mir eine Speisekarte in die Hand, die ich für Karsten fotografiere. Wir könnten uns auch noch mit Spaghetti selbst versorgen. Die Küche ist in einem eigenen Gebäude.
Vor den Hütten parken viel mehr Autos, als es Hütten gibt. Ich muss auf der anderen Straßenseite parken, damit wir unsere Koffer reinbringen können.
Wir ziehen also in unsere Hütte ein, die denkbar klein ist. Gerade zwei Betten gehen in das zeltförmige Holzhaus. Das Bad ist auch winzig, es gibt keinen Tisch und die Kumpls müssen auch im Koffer schlafen, so wir den überhaupt auf dem Boden ausbreiten können.
Ich checke meine Mails, ich habe ein Dreibettzimmer gebucht, noch dazu zu einem horrenden Preis (EUR 229,00). Das geht gar nicht!
Doch bevor ich zurück zur Rezeption gehe, möchte ich mir doch die Hütte ansehen, die wir zuerst bekommen hätten. Die ist schon von außen viel größer. Ich probiere die Eingangstür und die geht tatsächlich auf. Ein junges Mädchen erscheint und versichert mir, dass sie und ihre Eltern die Hütte für zwei Tage gebucht hätten. Die Hütte hat 6 Betten und eine Küche. Soviel zu "die ist genauso groß".
Mit dieser Information wende ich mich wieder an die Rezeption, diesmal sind zwei junge etwas hilflose Mädchen da. Sie besprechen sich auf isländisch, es klingt nicht sehr überzeugend.
Natürlich ist unser Zimmer viel billiger, sagt die, die vor ein paar Minuten die gleiche Größe zugesagt hat. Leider haben sie keine andere freie Hütte.
Dann parke ich das Auto um, das ganze Resort ist eine Baustelle.
So setzten wir uns mit unseren Tablets ins Restaurant uns ich schreibe den Reisebericht. Vor uns sitzt ein junges deutsches Paar, sie redet ständig dermaßen nervig, dass sich Karsten die Kopfhörer mit Noise Reduction aufsetzt. Ich habe meine leider im Auto.
Unsere Hütte im Kerlingarfjoll Mountain Resort -
nicht ganz das, was wir gebucht hatten.
Weil ich gerne vorbereitet bin, schaue ich, was das Zweibettzimmer im Unterschied zum Dreibettzimmer kostet und siehe da: ich kann auf hotel,com heute noch ein Dreibettzimmer buchen. Billiger, als bei meiner Buchung veranschlagt wurde.
Und weil ich eine Krätzn bin, gehe ich zum dritten Mal an die Rezeption und frage, wie sie mir diesen Umstand erklären kann. Sie versucht es umständlich, aber ohne Sinn und Verstand. Dann zeige ich ihr, wieviel ich morgen früh für das Loch zu bezahlen bereit bin. Das ist deutlich weniger, als sie mir sagt. Sie wollen EUR 240,00 für die Hütte, das ist ein Witz.
Sie vertröstet mich auf 19 Uhr, da soll die Managerin erscheinen. Ich verabschiede mich lächelnd.
Karsten sagt, sie können uns auch gerne zum Nachtmahl einladen, das würde etwas mehr als die Differenz sein. Doch dann hören wir zufällig, dass es heute gar kein Menü gibt, sondern ein Buffet um ISK 5.900. Ich zweifle langsam am Verstand der jungen Rezeptionistin.
Kurz vor 19 Uhr frage ich höflich nach, ob man schon weiß, wann die Managerin kommt. "I will go for her", ach so - die ist eh schon die ganze Zeit da? Unglaublich!
"She will be here soon!", nur keine Eile, wir haben eh Fettreserven...
Jetzt ist sie da, will aber nicht an unseren Tisch kommen, also muss ich wieder hin. Das Gespräch entwickelt sich aber rasch in unsere Richtung, Sie schlägt von sich aus vor, ob sie uns zum Nachtmahl einladen darf und wir bezahlen den Preis unserer Buchung. Deal!
So haben wir uns letztlich 80 Euro erspart.
Das Buffet ist auch sehr gut, es gibt zwei Sorten Fleisch, Gemüse, Erdäpfel, Grünen und Erdäpfelsalat. Der Kaffee aus der Thermoskanne kostet wahnwitzige 400 Kronen (EUR 2,70), soviel wie eine Dose Cola. Den dürfen sie gerne behalten!
Wir ziehen uns in unsere Kemenate zurück. In Anbetracht des wieder einsetzenden Regens ist jegliche Aktivität obsolet.
Die Koffer haben genug Platz am Boden, das war's aber dann auch. Die beiden Sesseln ersetzen die fehlenden Nachtkastln und im Badezimmer muss ich meinen Kopf beim Zähneputzen zwischen die Ablage und das Waschbecken klemmen. Das Beste sind jedoch die Betten. Die sind 60 cm breit und stehen an der Schrägwand. Wenn ich mich da einmal umdrehe, falle ich auf den Boden. Und wohin schmeiße ich meine Decke, wenn mir in der Nacht plötzlich heiß wird?
In jedem U-Boot hat man mehr Platz. Aber günstig war's!
Mein schmales Bett im Kerlingarfjoll Mountain Resort.
Auch das Zähneputzen ist eine Herausforderung.
Tag 19 - Samstag, 7.8.21 - Kerlingarfjöll - Hvítárvatn - Gullfoss
Wir sind nicht aus dem Bett gefallen, ich habe sogar ganz gut geschlafen. Karsten hat sich um halb zwölf sein Bett etwas von der Wand weggestellt, er kriegt sonst Beklemmungen.
Wenn man in den Restaurantbereich geht, muss man vorher die Schuhe ausziehen. Das haben wir hier öfter schon erlebt. Ich wundere mich beim Frühstück, dass so viel Dreck am Boden liegt, bis ich die 6köpfige Familie sehe, die allesamt ihre schmutzigen Schuhe anhaben.
Beim Gehen kommen sie bei mir vorbei und ich bedanke mich sarkastisch, dass wir jetzt wegen ihnen mit Socken im Dreck herumlaufen dürfen. Leider auf englisch, denn gleich darauf merke ich, dass es sich um Deutsche handelt. Da hätte ich ihnen ja gleich einen Besen in die Hand gedrückt, vielen Dank nochmal!
Die Straße vom Resort zum 4x4 Parkplatz Kerlingarfjöll ist knapp 5 km lang, aber die haben es in sich! Die Strecke ist schon weit über Offroad hinaus, ich würde manche Passagen schon als Trial bezeichnen. Wir sind des öfteren der Meinung, dass das unmöglich der einzige Weg sein kann. Ist es aber doch, denn am Parkplatz stehen schon eine Menge großer Allradfahrzeuge.
Der Kerlingarfjöll ist ein vulkanischer Gebirgszug auf 1477 Meter Höhe. Das Thermalgebiet ist für Wanderer sehr gut erschlossen, es gibt viele Treppen und einige Brücken. Die Aussicht ist schon beim Parkplatz grandios und wird immer besser, je näher wir uns der Bergkuppe nähern. Der 180 Grad Blick über das Tal unter uns ist traumhaft. Deshalb nimmt man die ganzen Anstrengungen auf sich, damit man diese Aussicht genießen kann!
Kerlingarfjöll
Wir nehmen vorsichtig die Treppen in Angriff, der lehmige Boden ist äußerst rutschig. Teilweise stiegen wir parallel ab, das Vertrauen in unsere Profilsohlen läßt nach dem ersten Rutschen deutlich nach.
Hier raucht und blubbert es allerorts, man soll auch nicht den Pfad verlassen, denn das Wasser hat an der Austrittsstelle an die 100 Grad.
Am Talboden gehen wir alle Weg ab und haben viel zu fotografieren. Die steilen Treppen, die auf die diversen Bergkuppen führen, können uns nicht locken. Auch der Weg zurück in Richtung Parkplatz ist anstrengender als gedacht.
Nachdem wir nirgends ein Verbotsschild gesehen haben, lassen wir die Drohne ein paar Mal über die bunte Landschaft fliegen. Dann machen wir uns auf den holprigen Rückweg.
Stairway to Heaven
Das Resort lassen wir aber links liegen und fahren gleich weiter bis zum Gýgjarfoss. Heute ist das Wetter etwas stabiler, die Tropfen an der Windschutzscheibe stammen von der Gischt.
Wir sind anfangs ganz allein hier und können unsere Bilder ungestört machen. Nach und nach kommen immer mehr Leute, jetzt stehen schon ein paar Autos neben unserem Wagen.
Gýgjarfoss
Nach ein paar Kilometern biegen wir nach links in die F35 ein, die aber bei weitem nicht so gut zu befahren ist, wie der Teil vom Norden. Eigentlich besteht die Straße nur aus Löchern, meistens mit Wasser gefüllt. Da kann man entweder mit 20 kmh drüber und langsam irre werden oder man traut sich mit 50 - 60 kmh über die Löcher hinwegbrettern. Das geht meistens gut, manchmal kracht der Wagen in ein besonders tiefes Loch. Auf jeden Fall wird dem RAV4 auf der Fahrt einiges abverlangt!
So sieht eine typische Hochlandstraße aus - die F35 Richtung Süden.
Zum Glück sind es nur 60 Kilometer, nach etwa der Hälfte bleiben wir am Hvítárvatn stehen. Hier wollen wir mit der Drohne einen Drop Down Shot von der Brücke machen.
Nach ein paar Minuten sind wir von tausenden von kleinen Kriebelmücken umschwärmt, die so lästig sind, dass wir uns nur mit heftigem Wedeln mit unseren Mützen erwehren können.
Karsten fliegt und ich wachle wie verrückt vor seinem Gesicht hin und her. Am Rücken sitzen an die 50 Viecher und auch in den Haaren haben sich einige verfangen.
ein Drop Down Shot vom Hvítárvatn
Schnell wieder die Drohen verpackt, doch wie werden wir jetzt ohne die Viecher ins Auto kommen? Karsten wischt mir alle Mücken vom Rücken und ich fahre mir ein paar Mal durch die Haare. Dann schlüpfe ich schnell auf den Fahrersitz. Karsten läuft ein paar Meter die Straße entlang und steigt dann zu mir ins Auto. Jetzt haben wir nur eine Handvoll von den lästigen Insekten im Auto, die alle noch einen Change bekommen, da ich noch ein Stück mit geöffneten Fenstern fahre. Wer er da nicht rausschafft, stirbt den Heldentod.
Begegnung
Einen zweiten Aerial Point über dem Sandvatn müssen wir auslassen, die F338 ist wegen einem Autorennen gesperrt. 30 Kilometer später hat es ein Ende mit der gravel road, das ist sehr angenehm!
Wir biegen zum Gullfoss ein. Den bräuchten wir eigentlich nicht mehr, er liegt aber direkt am Weg und ist vom Parkplatz mit ein paar Schritten erreicht. Der Gullfoss ist zwar gewaltig, aber eigentlich nicht gut zu fotografieren, weil er so viel Gischt erzeugt.
Am gegenüberliegenden Ufer landet ein Helikopter. Das macht durchaus Sinn, weil man dorthin nur ewig lang zu Fuß hinkommt.
Der Gullfoss (Gull = Gold, Foss = Wasserfall) gehört dem isländischen Staat und steht seit 1979 unter Naturschutz.
Bevor wir in unser Quartier fahren, möchten wir noch den völlig verdreckten Wagen waschen. Die Tankstelle beim Strokkur hat keine Waschmöglichkeit. Dann zeigt uns das Navi noch eine Tankstelle beim Restaurant Rettin, doch da gibt es überhaupt nichts.
Also fahren wir zu unserem Cottage. Bei der Einfahrt sehen wir schon Andres, den ich ja sofort nach seinem Foto auf Airbnb erkenne. Mit ihm habe ich ja schon so manche Nachricht gewechselt, weil ich mich bei der Buchung um ein Monat geirrt hatte. Ich war ja total perplex, als ich am 9.7. in Caorle die Nachricht erhielt: "Wie war ihr Aufenthalt in Island?"
Andres war so entgegenkommend, dass er uns einfach die Buchung verschoben hat, wir mussten gar nichts extra bezahlen.
Jetzt sehe ich ihn aus seiner Scheune kommen und parke mich ein. Er schaut etwas verdutzt, dann sage ich meinen Namen und er freut sich sichtlich, uns zu sehen.
Als kleines Dankeschön haben wir ihm eine Geschenkpackung Manner Schnitten aus Wien mitgebracht, die ich ihm jetzt überreiche.
Wir quatschen noch ein bisschen und fragen, wo es eine Tankstelle gibt, bei der wir das Auto waschen können. Er nennt eine Stadt, ich verstehe nur Lölölö, Karsten nickt wissend.
Dann fahren wir das letzte Stück zu unserem Cottage. Das kleine Holzhaus ist total entzückend, innen mit weißem Holz ausgekleidet, die Einrichtung im Landhaus-Stil. Im Eiskasten sind verschiedene Lebensmittel für's Frühstück und Karsten freut sich über den Bodum Coffee Maker.
Hier könnte ich es länger aushalten!
Unser Cottage im Golden Circle.
Es ist erst kurz nach drei Uhr, wir machen eine etwas längere Pause in unserem neuen Heim. Schade, dass man hier nur zu zweit übernachten kann, aber vielleicht kann man das Sofa ausziehen...
Die Tankstelle ist auch nicht so einfach zu finden. Karsten hat gedacht, wenn er den Ort liest, wird er ihn schon erkennen. Nur, dass man Lölölö Laugarvatn schreibt, darauf waren wir nicht gefaßt. Aber Goggle Streetview sei Dank kann man erkennen, dass dort tatsächlich Waschmöglichkeiten angeboten werden.
Der Ort ist 18 km entfernt, es ist alles so, wie erwartet. Wir tanken auch gleich voll, Autowaschen ist immer gratis.Es gibt nur eine Bürste, die auch mit dem Wasserschlauch verbunden ist. Karsten beginnt zu schrubben, nach einer Minute rutscht der Schlauch vom Wasserhahn. Die Schraube an der Schelle ist total festgefressen, die kriegen wir nicht auf.
Mit einer zweiten Bürste wird Karsten mehr nass als ihm lieb ist. Also teilen wir die Aufgabe: Karsten spritzt Wasser auf's Auto und ich schrubbe mit dem Besen.
Danach kaufen wir noch ein paar Sachen für morgen und fahren zum Nachtmahlessen auf den Bauernhof Efsti-Dalur, wo es ein ausgezeichnetes Restaurant gibt.
Der ganze Betrieb umfasst neben dem Bauernhof das Restaurant, einen Eisladen und ein Hotel. Alles wird familiär geführt, das finde ich total sympathisch.
Unsere Burger essen wir mit Aussicht auf den Kuhstall, wo die Bewohner auch gerade ihr Heu fressen. Mit zwei Bechern Eis fahren wir dann zurück in unsere Bleibe.
Tag 20 - Sonntag, 8.8.21 - Brúarfoss - Faxi - Hrunalaug
Um halb drei wache ich auf und mir ist heiß. Deshalb gehe ich ein bisschen im Cottage herum, es ist beinahe dunkel. Aber ich sehe grad noch so viel, dass ich die dicken Spinnen erkenne, die an den geschlossenen Fenstern lustig auf und ab krabbeln. Ich vergewissere mich noch, dass auf der Seite, wo wir im Schlafzimmer das Fenster offen haben, keine Spinnen sind.
Davon sage ich Karsten aber lieber nichts.
Zum Frühstück mache ich weiche Eier, in Ermangelung eines Eierbechers setzte ich die sehr großen Exemplare in Likörgläser. Die gestern gekaufte Gurke schneide ich mit einem winzigen Hackebeil - keine Ahnung, was man mit so einem kleinen Ding sonst macht.
Zusammen mit Toast, Schinken, Käse und Orangensaft haben wir ein ausgiebiges Mahl.
Ich habe mir gestern auch noch einen Liter Sauermilch gekauft, die hier allerdings mit dem Löffel gegessen wird. Ich - voll der Rebell - trinke sie.
Wir kommen recht spät weg, haben es aber auch bis zum Parkplatz vom Brúarfoss nicht weit. Es ist kurz nach 10 Uhr und wir bekommen grad noch so einen Platz.
Es ist direkt heiß, das Thermometer zeigt 21 Grad. Am Himmel ziehen dicke weiße Wolke träge dahin, keine Spur von Regen. Deshalb verzichte ich auf jegliches Regengewand und lassen sogar das Hemd im Auto. Karsten packt noch schnell die beiden Smoothies ein, Wasser nehmen wir auch nicht mit.
Bei unserem Besuch vor vier Jahren sind wir ja mit dem Auto noch fast bis zum Wasserfall gefahren. Durch den enormen Besucherandrang wurde die Natur aber so schwer in Mitleidenschaft gezogen, dass bald darauf ein Parkplatz an der Ringstraße und ein Fußweg zu den Fällen angelegt wurde. 3,5 km pro Strecke steht auf einer Hinweistafel, dann marschieren wir halt los!
am Beginn des Trails zum Brúarfoss
Es geht auf einem geschotterten Weg eben dahin. Bald wünschten wir, wir hätten die leichteren Hosen angezogen, in den Jeans wird es doch recht warm.
Nach 1,5 km endet der Kiesweg und es geht auf erdigem Grund weiter. Da kann man schon erahnen, wie gatschig der Weg bei Regen sein muss. Selbst heute müssen wir um die größten Gatschlöcher einen weiten Bogen machen, weil sie in der Mitte noch schlammig sind.
Der Weg ist aber kurzweilig, denn es gibt noch zwei weitere Wasserfälle im eisblauen Brúará.
Der Hlauptungufoss verleitet uns gleich zu einer längeren Pause, weil er sehr beeindruckend ist.
Ein paar hundert Meter ist der Midfoss ebenso hübsch. Vor allem mit den Stromschnellen im Vordergrund wird das ein hübsches Bild.
Hlauptungufoss
Hlauptungufoss
Hlauptungufoss
Miðfoss
Dann sehen wir schon die Brücke, die beim Brúarfoss über den Fluß führt. Doch jetzt zieht sich der Weg ein bissl, denn anstatt direkt am Wasser entlang zu führen, zieht er einen großen Bogen und steigt auch noch steil an. Doch dann haben wir es geschafft und stehen wieder vor einem der schönsten Wasserfälle Islands. Und es ist Karstens Lieblingswasserfall.
Der Brúarfoss ist zur Recht einer der schönsten Wasserfälle in Island.
Deshalb ist es nicht zu verwundern, dass wir hier über eine Stunde von allen möglichen Stellen unsere Fotos machen. Jetzt will ich aber schon langsam wieder zurück, doch Karsten hat gerade eine 10 Minuten Langzeitaufnahme gestartet. Leider gibt es hier nirgends Schatten, ich stelle mich zu einem sonnendurchlässigen Busch und spiele Candy Crush Soda.
Um viertel drei sind wir wieder beim Auto.
Da wir so nahe wohnen, fahren wir eine Sprung ins Cottage, um uns der Jeans zu entledigen. Letztlich duschen wir beide und waschen ein paar Sachen, die wir zum Trocknen auf die Terrasse ausbreiten.
Frisch gekleidet und mit nassen Haaren fahren wir in Richtung Strokkur. Kurz davor biegen wir links ab und starten nach ein paar Metern die Drohne, um den Blick des sich durch die Landschaft schlängelnden Flusses ohne einen beschwerlichen Aufstieg zu erhalten.
River Valley View Point
Karsten kämpft mit seiner Allergie, durch das warme Wetter haben sich wohl die Pollen stark vermehrt und machen ihm zu schaffen. Die Nase rinnt und die Augen jucken.
Wir haben heute keine Lust mehr auf eine Wanderung, deshalb streichen wir den nächsten Punkt Brúarhlöð. Dort haben wir vor vier Jahren sowieso schon mit der Drohne gefilmt.
Auch beim Faxi waren wir schon, aber den Schafsortierer haben wir damals nicht gesehen. Es ist einer der wenigen Punkte in Island, wo man für den Parkplatz bezahlen muss. 700 Kronen sind auch nicht grade billig, umgerechnet 4,75 Euro.
So prominent, wie der riesige Schafsortierer bei der Einfahrt vor uns liegt, war der 2017 noch gar nicht da. Karsten fliegt mit der Drohne drüber, denn nur aus der Luft schaut der riesige Kreis großartig aus.
der Schafsortierer am Faxi
Der Wasserfall liegt in der gleißenden Sonne, aber wenn wir schon bezahlt haben, dann schauen wir uns noch ein bissl um. Es gibt immer wieder neue Perspektiven, ich kraxle an der Lachstreppe hoch und gelange so zur Sturzkante.
Den Weg dorthin finden auch andere, eine Gruppe junger Menschen sitzt auf den Steinen und läßt eine Flasche kreisen. Nur, dass in der Flasche gerade das Wasser aus dem Fluss eingefüllt wurde.
Später kommt auch Karsten schnupfend dazu und macht seine Zeitlupenaufnahmen vom fließenden Wasser.
Der Faxi ist 7 Meter hoch.
Andres hat ja gestern auf meine Nachfrage gesagt, dass das Cottage im August mehr gekostet hätte als im Juli. Ich habe mir also den aktuellen Preis aus dem Internet geholt und möchte ihm den Unterschied in bar geben. Er soll durch meine Nachlässigkeit keinen Schaden haben.
Wir finden in Flúðir einen Bankomat und ich hebe 6000 Kronen ab.
Für heute habe ich mir noch einen Hot Pot und die Secret Lagoon notiert. Aber in Anbetracht der herrschenden Temperaturen treibt es uns jetzt nicht in einen Hot Pot.
Weil wir aber schon mal da sind, schauen wir uns in Flúðir die Secret Lagoon zumindest von außen an. "So secret ist die da nicht mehr", meint Kasten, als wir der Menschenmassen ansichtig werden, die sich auf dem großen Parkplatz herumtreiben.
Der Hrunalaug ist ein kleiner Naturpool, der etwas versteckt liegt. Trotzdem parken an die 10 Autos hier und der Eintritt kostet 1000 Kronen,10 Euro oder 10 Dollar. Man gibt sich bei der Bezahlung international und rechnet gleich mit einem überaus vorteilhaften Umrechnungskurs.
Ich gehe mir die Location anschauen, Karsten bleibt im Auto.
Die Anlage schaut nett aus, es sind auch nicht so viele Leute da, eine Influenzerin lässt gerade Bilder von sich machen.
Der Hrunalaug dürfte ein Hotspot für Influenzer sein.
Da uns beim besten Willen keine Location mehr einfällt, die wir noch anfahren könnten, machen wir uns auf den Heimweg.
Heute gibt es Spaghetti mit Sugo von Barilla, das hoffentlich besser schmeckt als das erste.
Wir haben im Cottage einen Induktionsherd, der schon nervös zu piepsen beginnt, wenn ich nur das leere Reindl daraufstelle. Er ist aber noch gar nicht eingeschaltet.
Das Kochen wird eine Herausforderung, denn wir haben keinen großen Topf, kein Sieb und keine tiefen Teller.
Die Nudeln koche ich in einer tiefen Pfanne und gieße das Wasser mit Hilfe des Deckels ab.
Während die Nudeln kochen, stelle ich ein kleines leeres Reindl auf die zweite Kochfläche. Meine Herren, das schmilzt mir fast den Boden weg, so heiß wird das gleich. Und piepst schon wieder böse. Karsten sagt, man darf kein leeren Geschirr auf die Kochfläche stellen.
Irgendwie wird alles gut und heiß, Freunde werden der Herd und ich keine mehr.
Andres klopft an die Tür und bringt uns Klopapier-Nachschub. Wir haben heute früh das ganze Cottage durchsucht, es war keine Ersatzrolle da.
Bei der Gelegenheit überreiche ich ihm die 6000 Kronen.
"Are you sure?", fragt er mich und ich vermittle ihm irgendwie den Spruch "Strenge Rechnung, gute Freunde".
Ich bin am ganzen Körper zerstochen und hab juckende Pusteln. Wahrscheinlich von diesen miesen Kriebelmücken, die wie winzige Fliegen aussehen. Wie die allerdings in meine Schuhe und auf meine Füße gelangt sind, ist mir ein Rätsel.
Tag 21 - Montag, 9.8.21 - Ölfusá - Seyðishólar - Fagradalsfjall
Den vorletzten Tag lassen wir gemächlich angehen. Wir haben heute nicht viel vor, eventuell noch einmal zum Vulkan, doch die Live Camera zeigt zurzeit keine Eruption. Ich speichere mir den Link auf meinen Messenger.
Aus den vier Eiern im Kühlschrank mache ich eine Eierspeise und die fünf restlichen Toastbrote teilen wir brüderlich. Unser übrig geblieben Lebensmittel verstauen wir zu den anderen Sachen, die schon jemand da gelassen hat. Um 10 Uhr verlassen wir das reizende Cottage.
Der Fluss Ölfusá bietet sich durch seine Verästelungen für eine Luftaufnahme an. Am Zielpunkt zeigt das Drohnenprogramm allerdings an, dass es sich um eine Warnzone handelt und für die geplante Aufnahme müssten wir sehr hoch fliegen. Also lassen wir es bleiben.
Der nächste Punkt liegt blöderweise ein ganzes Stück hinter uns, da habe ich beim Roadbook definitiv die Reihenfolge falsch eingetragen. Es wäre halb so schlimm, wenn wir jetzt nicht wieder das 1,5 km lange Straßenstück zurückfahren müssten, das gerade repariert wird. Obwohl alle Fahrzeuge mit 50 kmh fahren, staubt es bestialisch.
Die Seyðishólar sind das jüngste Vulkansystem Islands. Das Gestein ist sehr eisenhaltig und wird als Baumaterial abgebaut. Wir fahren in eine der Kiesgruben und fotografieren die unglaublich roten Felswände.
Das sehr eisenhaltige Gestein im Seyðishólar wird zur Baustoffgewinnung abgebaut.
Bei einem anderen Punkt machen wir mit der Drohne Luftaufnahmen. Dabei wir die Drohne von Brachvögeln attackiert. Bald kreisen mehrere Exemplare über unserem Auto, wahrscheinlich haben sie hier ihre Brutstätten.
Bei den Seyðishólar handelt es sich um eine Kratergruppe in Südisland.
Nun sitzen wir im Auto und überlegen, was wir heute noch machen könnten. Es ist noch nicht einmal 12 Uhr und wir hätten unser Tagesprogramm fast erledigt.
Þingvellir ist eine Option, doch dann fällt uns ein, dass wir ja am Anfang des Urlaubs die Tour Inside the Volcano nicht gemacht haben. Das würde sich jetzt noch ganz gut ausgehen.
Und eventuell am Abend noch zum Vulkan, wenn der aktiv ist.
Ich schau mal kurz auf die Live Cam - Alter Schwede, da geht's ja ab! Der spuckt ja wie verrückt!
Zum Meeting Point der Tour fahren wir eine Stunde und müssen dann noch eine Stunde warten. Zum Parkplatz des Vulkans brauchen wir drei Stunden - wer weiß, ob der dann noch so aktiv ist.
Schwierige Entscheidung!
Wir entscheiden uns für die Tour und fahren zum erloschenen Thríhnúkagígur Vulkan. Dabei kommen wir an einem Flugfeld vorbei. In dem Moment zieht ein Sportflugzeug fast in unserer Höhe knapp vor uns über die Fahrbahn, um auf der Wiese zu landen. Schade, dass ich das nicht aufnehmen konnte!!
Der Treffpunkt für die Tour ist in einer Skihütte. Wir sehen noch, wie eine große Gruppe gerade losmarschiert und finden die Hütte total verlassen vor. Jetzt bin ich unsicher, ob die vielleicht die 14 Uhr Tour vorverlegt haben und rufe im Büro in Reykjavik an. Dort erklärt uns eine nette Dame, dass die Tour um 14:30 beginnt und 4 Stunden dauert. Das ist uns dann doch zu lange, da fahren wir lieber zum Fagradalsfjall. Nebenbei haben wir an die 600 Euro gespart.
Beim Passieren des Flugfeldes fliegt wieder ein Sportflugzeug so dicht vor uns auf die Landebahn. Wieder viel zu schnell, um noch zu reagieren.
Mir kommt die lange Fahrzeit seltsam vor und ich kontrolliere noch einmal die Route am TomTom. Zum Glück, denn wir hätten uns zum Stútur Volcano in der Nähe von Landmannalauga führen lassen. Das ist genau die entgegengesetzte Richtung! Wer weiß, wann ich da drauf gekommen wäre.
Nachdem wir jetzt das richtige Ziel eingegeben haben, dauert die Fahrt nur mehr eine knappe Stunde. Um 14:30 erreichen wir den Parkplatz, bei dem wir vor drei Wochen das erste Mal zum Vulkan aufgebrochen sind.
Heute ist er knallvoll, man merkt, dass doch wesentlich mehr Leute am Weg sind, wenn oben was los ist. Wir finden aber noch einen Platz am Rand und ich geh noch schnell auf eins der Dixi-Klos. Meine Güte, wie grauslich die sind! Da kann Karsten echt froh sein, dass er im Stehen pinkeln kann!
Menschenmassen beim Aufstieg zum Vulkan
Auf geht's!
Es ist warm und nach Regen schaut es gar nicht aus. Deshalb nehme ich nur die beiden Ponchos mit, die ja auch gut gegen den kalten Wind helfen. Die Drohne und der Fotoapparat kommen auch noch in den Rucksack, Karsten nimmt die beiden Wasserflaschen in seinen Fotorucksack. Die Stative kommen auch noch mit und dann kann es auch schon losgehen.
Ein Blick auf die Life Cam, alles noch am brodeln.
Menschenmassen schlängeln sich den Weg entlang, nach ein paar hundert Metern trennt sich aber die Spreu vom Weizen, denn die meisten Wanderer gehen nach links zu den schwarzen Lavafeldern. Der Rest geht rechts weiter in Richtung Aussichtspunkt.
Wir kommen heute sehr gut voran, mal schauen, ob sich die drei Wochen intensiver Bewegung konditionell ausgewirkt haben. Auf den flacheren Passagen geht es flott voran, dann kommt der erste große Anstieg. In einem Rutsch geht es natürlich bei mir noch immer nicht, ich mache aber deutlich weniger Pausen. Karsten geht und geht. Der braucht wohl keine Verschnaufpause.
Das links ist der erste von drei Hügeln
Die erloschene Lava hat schon mehrere Täler überschwemmt.
Auf dem ersten der beiden Hügeln dann die Überraschung: der tobenden Vulkan ist sichtbar, wenn auch noch etwas weit entfernt. Aber das spornt natürlich an!
Hier oben bläst mich der Wind fast um, ich habe mir die Kappe aufgesetzt und die Kapuze festgebunden, sonst kriege ich noch eine Mittelohrentzündug. Karsten steigt immer noch in kurzen Ärmeln auf, sein Jacke liegt gut im Rucksack.
Den zweiten und dritten Anstieg schaffe ich in einer guten Zeit, ich bin längst nicht so fertig wie beim ersten Mal. Nach einer Stunde und 10 Minuten sind wir beim Funkmast.
Hier herrscht eine fröhliche Stimmung, der Vulkan ist so nahe, dass man mit bloßem Auge die schnell fließende Lava erkennen kann. Über uns kreisen die Helikopter, die heutigen Flüge sind plötzlich ausverkauft.
Heute gibt’s Action am Fagradalsfjall!
Mit meinem 300er Objektiv kann ich schon recht ordentliche Aufnahmen machen, Karsten filmt inzwischen mit dem 600er Objektiv.
Ich belichte die Bilder mit einer Stufe unterhalb, damit erziele ich einen leichten Nachteffekt.
Mit der Drohne können wir nicht fliegen, dazu ist der Vulkan zu weit weg und der Wind zu stark.
Nach einer halben Stunde machen wir uns auf den Rückweg.
Da wir keine Nachtaufnahmen machen können, werden die Bilder einfach unterbelichtet.
Auch hier zeigt sich wieder, dass die drei Wochen Bewegung etwas bewirkt haben, denn ich stakse nicht mehr bergab, sondern habe ein Vertrauen in meine Knie, sodaß ich beherzt ausschreiten kann.
Eine schwierige Passage gibt es zu bewältigen. Das Stück ist so steil und durch den lockeren Sand so rutschig, dass viele Leute einfach am Allerwertesten hinunterrodeln.
Wenn man sieht, mit welchem Schuhwerk der eine oder andere hier unterwegs ist, wundert es uns nicht, dass sie hier ihre liebe Not haben. Eine junge Italienerin mit ihren profillosen Sneakern rutscht sogar stehend im Flachen aus. Alles vorprogrammiert!
Wo ich beim ersten Besuch gegen Ende nur noch apathisch vor mich hingestolpert bin, sind wir jetzt ganz munter und fröhlich.
Um 17:25 sind wir wieder am Parkplatz und haben damit unsere Gehzeit halbiert.
Unsere letzte Unterkunft ist in Keflavík. Bevor im Nupan Deluxe einchecken, gehen wir noch auf eine Pizza zu Antons Mamma Mia.
In unserem Hotel gibt es einen Self Check In, im Eingangsbereich finden wir eine Mappe mit meinem Namen, unserem Zimmerschlüssel und allen Infos.
Unser Zimmer liegt im Erdgeschoss, das ist sehr fein, weil wir mit Sack und Pack einziehen und hier unsere Koffer für den morgigen Flug umpacken müssen.
Doch zunächst geht es einmal unter die Dusche und in ein frisches Gewand. Dann setzen wir uns mit einer Tasse heißer Schokolade auf unsere riesige Veranda. Wir haben geschaut, kein anderes Zimmer hat einen direkten Zugang, deshalb gehört sie uns allein. Es gibt sogar einen Hot Pot, allerdings ohne Wasser.
Tag 22 - Dienstag, 10.8.21 - Wizards Hat - Viking World - Abreise
Gestern Abend haben wir noch festgestellt, dass es im Nupan Deluxe kein Frühstück gibt. Sie schlagen das Fernando's, das gestern geschlossen hat und auch heute lt. Google nicht vor 11:30 öffnet. Bleibt uns noch das Radisson's Park Inn.
Wir werden die Koffer erst nach dem Frühstück neu packen, im Hotel müssen wir eh erste um 11 Uhr raus und heute haben wir mehr Zeit als uns lieb ist.
Das Buffet im Hotel ist sehr gut sortiert, Karsten ist noch satt von gestern und haut sich nur ein Croissant, einen Donut und ein Stück Kuchen rein. Und eine Eierspeise und ein Müsli. Aus Solidarität nimmt er mir noch einen Toast ab, denn ich habe das knusprige Weißbrot entdeckt, das mit gesalzener Butter sensationell schmeckt.
Um uns nur Amis, die eine Stufe über Einatmen/Ausatmen sind. Sie stehen staunend vor dem Kaffeeautomaten, der macht ja den Kaffee selbst. Die alte Lady vom Nebentisch nimmt sich lieber den Kaffee aus der Thermoskanne, da ist sie auf sicherem Terrain.
Manche sind mit Ruderleiberl, Shorts und Flip Flops unterwegs, dass man glauben könnte, wir befinden uns auf Hawaii.
Wieder in der Unterkunft werden die drei Koffer eingeräumt. Karsten flucht und dann geht sich doch noch alles aus. Zum Schluß holen wir noch die staubigen Schuhe ins Zimmer und waschen sie mit dem Küchenschwamm vom Mjóanes.
Wie immer, wenn wir am Abflugtag auf Reykjanes noch ein paar Stunden herumbringen müssen, gehen uns die Ideen aus. Wir fahren zum Wizards Hat, hier habe ich eine tolle Luftaufnahme vom Meer aus gesehen.
Bei der Hinfahrt fallen uns das erste Mal heuer die aggressiven Seeschwalben auf, vielleicht hatten die die letzten Wochen noch keine Saison.
Beim Reykjanes Lighthouse muss man jetzt für's Parken schon 1000 Kronen bezahlen, auch nicht grad günstig. Der Wind bläst so stark, dass es fraglich ist, ob wir die Drohne überhaupt starten wollen. Wir klettern wieder etwas in Strandnähe, da ist der Wind zwar weg, allerdings gibt es kaum ebene Flächen, auf der die Drohne starten und landen kann.
Karsten schafft es aber trotzdem und wir haben die Bilder im Kasten, bzw. auf der Speicherkarte.
Reykjanes Lighthouse
Wizards Hat
die selbe Location vom Meer aus
Ich schaffe mir meine eigenen Nachtaufnahmen!
Nächste Station Gunnuhver, das ist gleich um die Ecke. Die enorme Dampfwolke schaut aus der Luft auch wieder ganz anders aus. Wir sitzen in Auto noch den Autobus voller Bayern aus, die wir schon beim Wizard's Hat um uns hatten.
Doch jetzt macht uns der starke Wind einen Strich durch die Rechnung. Hier ist an einen Start nicht zu denken!
Jetzt ist unser Tagesprogramm erledigt und wir haben noch 4 Stunden bis zur Rückgabe des Mietwagens.
Ich durchforste Google Map und unser Navi nach Sehenswürdigkeiten. Wie zu erwarten gibt es auf der Halbinsel nichts, was wir nicht schon besucht haben. Keflavík ist jetzt auch nicht für seine Einkaufsstraßen berühmt, doch am Stadtrand gibt es die Viking World mit dem großen Wikingerschiff in der "Auslage". Wir leisten uns den Eintritt, damit die Zeit vergeht.
Die Sonne macht mich müde, am liebsten würde ich mich für ein Schläfchen hinlegen.
Das Viking Museum ist die Heimat des Wikingerschiffs Íslendingur (der Isländer). Der Isländer wurde 1996 gebaut und ist eine exakte Nachbildung des berühmten Gokstad-Schiffs, ein bemerkenswerter archäologischer Fund eines fast vollständig intakten Wikingerschiffs, das 1882 in Norwegen ausgegraben wurde.
Vor dem Museum steht diese Statue von Flóki Vilgerðarson, bekannt als Hrafna-Flóki, deutsch Raben-Flóki, war einer der ersten Wikinger, die Island besuchten und versuchten, sich dort niederzulassen. Nach der isländischen Überlieferung war es Flóki, der dem Land den Namen Island gab.
In einem Kronan Supermarkt decken wir uns noch mit Fressalien für den Flug ein und fahren halt zum Flughafen. Vorher noch den Wagen auftanken.
Zum Glück werde ich vom Navi geleitet, bei den unzähligen Kreisverkehren um den Flughafen würde ich mich mit Sicherheit verfahren. Aber so finden wir ohne Schwierigkeiten zum Hertz Car Return. Gewissenhaft wird das Auto ausgeräumt, ich habe schon einmal eine schöne Sonnenbrille im Brillenfach über den Vordersitzen vergessen.
Das Auto wird ohne Schäden abgenommen, das ist schön. Hertz leistet sich noch immer keinen Shuttlebus zum Flughafen und schickt uns zu Fuß die kurze Strecke.
Dann muß ich noch einmal meinen zum Bersten gefüllten großen Koffer öffnen, weil ich das Vorhängeschloss suche, das Karsten schließlich im Handkoffer findet. Die beiden Koffer wiegen gar nicht so viel, 23 bzw. 21 Kilo, wir dürften sogar 32 Kilo pro Koffer mitnehmen.
Unser Flug hat noch keine Gatenummer, wir setzen uns in den Restaurantbereich. Endlich kann ich die Maske wieder runternehmen, es ist ziemlich heiß. Ich will mir einen Salat holen und sehe, dass die panierten Hendlkeulen weniger kosten. So schmecken sie dann aber auch.
Beim Boarden müssen wir noch ziemlich lange in der Schlage für Priority Boarding stehen und sind uns nicht sicher, ob alle, die da anstehen, auch einen solchen Status haben. Erfreulicherweise geht aber kurz bevor es losgeht, eine WizzAir Mitarbeiterin durch und kontrolliert das. Und der nette Herr, der sich so frech in die Reihe geschwindelt hat, darf sich ganz hinten bei den Economy Passagieren anstellen.
Wir sitzen wieder in der ersten Reihe rechts und kurz nach dem Start fliegen wir über den Fagradalsfjall, der jetzt wie erloschen unter uns vorbeizieht. Da haben wir gestern echt Glück gehabt.
Der Fagradalsfjall aus dem Flugzeug. Ganz rechts oben kann man den Parkplatz erkennen und von rechts oben bis links Mitte ist der Weg schön zu erkennen.
Ein Vulkan aus dem Flugzeug fotogrfiert, möglicherweise der Eyjafjalla.
Eine Viertelstunde früher als geplant landen wir in Wien. Vor der Gepäckabgabe müssen wir noch unseren Grünen Pass und einen Ausweis herzeigen, das war`s dann.
Karstens Koffer kommt gleich als erster am Gepäckband und meiner folgt bald darauf. Dann suchen wir unseren Chauffeur und finden ihn etwas abseits. Die Airportdriver stellen sich schon seit ein paar Jahren nicht mehr mit dem Namensschild zum Ausgang.
Mit dem Fahrer latschen wir durch den halben Flughafen und sind gegen 1 Uhr zu Hause.
Vor dem Schlafengehen werden noch die Koffer ausgepackt und fast alles weggeräumt.
Dann wird noch geschaut, was sich so in der Umgebung in den drei Wochen verändert hat.
Gegen halb drei fallen wir dann in die Betten.
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