mitgereist
ISLAND 2022
Das vierte Mal (fast) in Folge, doch diesmal wieder komplett anders.
Seit unserer ersten Reise 2017 pflege ich einen lockeren Kontakt mit Andreas Hohmann, der die Webseite reisewut.com und die Reisen in Island Community in Facebook gegründet hat.
Der aufmerksame Leser meiner früheren Reiseberichte weiß, dass ich alle meine Anregungen und Informationen von diesen beiden Seiten beziehe, mehr braucht es nicht.
Eines Morgens - wir hatten unsere Reise 2021 bereits fertig gebucht - tauschen wir uns via Messenger über die horrenden Preise der Mietwägen aus und Andreas erwähnt, dass es ihn schon sehr reizen würde, wieder rüber zu fliegen, wenn nicht alles so teuer geworden wäre.
Ich drehe mich zu Karsten um und frage: „Nehmen wir ihn mit?“
Der nickt wohlwollend und ich mache Andreas das „unmoralische“ Angebot, uns zu begleiten.
Denn eigentlich kennen wir uns ja gar nicht und ich weiß in dem Moment auch nicht, wie er reagieren wird.
Andreas überlegt auch wirklich zwei Tage, doch er kann nicht alle drei Wochen mit uns fahren und dementsprechend würde es unseren Urlaub etwas einschränken. Doch er schlägt vor, dass wir im darauffolgenden Jahr gemeinsam nach Island reisen und das freut mich sehr, denn mein Bauchgefühl sagt mir, dass wir gut zusammenpassen.
Der Vierte im Bunde ist Burckhard, mit dem Andreas schon öfter in Island unterwegs war.
Durch verschiedene Faktoren gehen sich nur 10 Tage aus, die wir in den Westfjorden, im Hochland und um Süden verbringen werden.
Sobald die Rahmenbedingungen geklärt waren buchten wir eines Abends im November gemeinsam unsere Flüge bei Eurowings, wir wollen uns am Flughafen Düsseldorf das erste Mal treffen und zusammen nach Keflavík fliegen. So der Plan…
Mitte Februar bekomme ich ein Mail von Eurowings, dass unser Flug nicht wie geplant stattfinden kann. Die Flugzeit hat sich um ein paar Minuten verschoben. Erst auf den zweiten Blick sehe ich, dass die uns einfach auf den nächsten Tag umgebucht haben. Ja geht’s noch? Die spinnen wohl!
Nach einem Telefonat wurde mir dann geraten, beide Flüge zu stornieren (es betraf nur den Flug VIE - DUS) und neu zu buchen. Leider können sie uns nicht gratis auf die Austrian umbuchen, obwohl sie alle zusammengehören. Das wäre nur gegangen, wenn ich den Flug bei mir im Büro gebucht hätte. Immerhin kostet der Flug mit der Austrian nur um knapp 80 Euro mehr.
Ende März hat dann meine neue Lieblingsairline auch noch einen Teil des Rückfluges storniert, da wurde uns gar keine Alternative mehr angeboten sondern nur ein Gutschein. Nach einem gesalzenen Mail haben wir wenigstens auch hier den vollen Betrag wieder erhalten und mit Ach und Krach noch einen Direktflug mit der Austrian buchen können. Die Preisdifferenz beträgt allerdings 671 Euro, in Summe kosten uns die Flüge nun zusammen 1574,67 Euro statt ursprünglich 820 Euro.
Aber in Zeiten wie diesen muss man wohl froh sein, wenn man überhaupt mitkommt!
Nun bin ich aber schon sehr auf unsere beiden Reisebegleiter gespannt - es ist doch ein Abenteuer, wenn man mit quasi Unbekannten unterwegs ist.
Obwohl - Andreas hat von Jón das Prädikat „der ist in Ordnung“ bekommen - da braucht es nicht mehr!
Beim Web Check In wurden uns die Sitzplätze des Eurowingsfluges DUS - KEF automatisch zugeteilt, keine Möglichkeit zur Änderung. Jetzt sitzen wir in der 21. Reihe und die beiden Deutschen in der 11. Reihe.
Auf der Eurowingsseite schicken sie mich zur Austrian und bei der Austrian bekomme ich die Auskunft, dass sie gar nicht eingreifen können. Ich hab eh nur eine Stunde in der Warteschleife gewartet.
Am Flughafen in Wien wird alles automatisch abgefertigt: den Koffer-Tag gibt es am Automaten, danach geht es weiter zum Check-In Schalter. Doch auch dort ist Self Service angesagt. Der Koffer wird auf das Förderband gehievt und gewogen. Zum Glück haben wir zu Hause schon das Gewicht kontrolliert. Dann scannen wir den Barcode und ab geht die wilde Fahrt!
Doch dann kommen wir am einzigen menschlichen Kontrollpunkt vorbei, an dem mein Trolley gemessen und gewogen wird. Alles gut und mit ein paar Fragen nach dem Eurowingsschalter versuche ich die Aufmerksamkeit von Karsten abzulenken, der auf seinem Buckel gute 13 Kilo trägt. Doch offensichtlich interessieren Rucksäcke gar nicht und schon sind wir vorbei.
In Düsseldorf treffen wir beim Gate nach Keflavik auf Burckhard und Andreas, der mich zur Begrüßung gleich umarmt. Ich freu mich auch total, dass wir es geschafft haben!
Wir verstehen uns gleich prächtig, ich muss nur aufpassen, dass ich auch mal die Anderen zu Wort kommen lasse.
Burckhard ist der Älteste, doch laut Andreas „fitter als wir beide zusammen“. Das kann ich nach dem ersten Eindruck nur unterschreiben.
Er war früher Fluglotse, ein sehr verantwortungsvoller Beruf. Und er hat meine Reiseberichte gelesen, ein sehr sympathischer Zeitgenosse!
Im Flugzeug sitzen wir 11 Reihen auseinander, bei der Eurowings konnte man beim Check In die Sitzplätze nicht auswählen. Ein weiterer Minuspunkt auf meiner Liste.
Zudem sind die Sitzplätze auch noch sehr unbequem, die drei Stunden bis nach Keflavik ziehen sich in die Länge.
Die Übernahme der beiden Mietwägen geht recht flott, wir haben zu Hause online eingecheckt.
Unser RAV4 dürfte relativ neu sein, kein einziger Steinschlag auf den Fenstern. Andreas hat mit seinem RAV4 weniger Glück, der hat schon einiges abbekommen.
Wir finden beim Hotel den letzten freien Parkplatz, Andreas stellt sich in die Kurzparkzone und hat dann Probleme, den Wagen wieder zu starten. Noch sind wir ja in der Nähe des Flughafens....
Um 2 Uhr morgens fallen wir dann in die Betten, Frühstück ist für 7 Uhr angesagt.
Der RAV4 ist für uns wieder die beste Wahl.
Tag 1 - Freitag, 15.7.22 - Mosfellskirkja - Helgufoss - Westfjorde - Þingmannaá
Wie üblich wache ich eine halbe Stunde vor der eingestellten Weckzeit auf und mache meine Rückenübungen im Bett. Ich habe gelesen, wenn man neue Abläufe 66 Tage lang macht, werden sie am 67. Tag zur Gewohnheit. Also beiße ich noch eine Weile durch.
Im Bistro des Hotels gibt es ein feines Buffet, wir sind ja alle ein wenig ausgehungert vom Anreisetag. Generell ist das Konvin Hotel zu empfehlen, ich glaube aber, dass es seit der Umbenennung (hieß vorher BB Hotel Keflavík Airport) etwas teurer geworden ist. Die Zimmer und das Badezimmer sind sehr geräumig, leider haben wir es quasi als Stundenhotel genutzt.
Der Wagen von Andreas und Burckhard macht keine Mätzchen und wir sind um halb neun schon unterwegs zu neuen Abenteuern.
Der Himmel zeigt sich heute bedeckt, hie und da trauen sich ein paar Tropfen zu uns herunter. Mit der Zeit lichtet sich der Himmel und läßt den blauen Himmel durchblicken.
Bei der Stadt Mosfellsbær schauen wir uns die interessante Bauweise der Mosfellskirkja an, Andreas und Karsten lassen die Drohnen darüber kreisen. Dramatische Wolken geben einen gefälligen Bildhintergrund.
Mit Burckhard habe ich mich gleich super verstanden.
Die Mosfellskirkja, die in den 1960er Jahren von Ragnar Emilsson mit einzigartigen dreieckigen Formen entworfen wurde.
Ein paar Kilometer weiter ist der Helgufoss, der jetzt nicht besonders aufregend ist, aber wenn wir schon mal in der Gegend sind...
Die zwei Ältesten, Burckhard und ich, steigen den Hügel zum Wasserfall hinunter, die jungen Herren sparen sich den Weg und machen ihre Aufnahmen von oben.
Auf den Tröllafoss müssen wir verzichten, da dorthin nur eine Privatstraße führt.
Helgufoss, ein hübscher Wasserfall unweit von Reykjavik.
In Borgarnes fallen wir beim Bónus ein, wir werden wohl des Öfteren abends kochen. So besorgen wir Mehl und Nudeln in Anstaltspackungen - offenbar kauft man in Island nur auf Vorrat ein. Ich hoffe, dass es in den diversen Küchen Öl und Salz gibt, für einen Liter Olivenöl war ich heute zu geizig. Das Gemüse und die Eier verstauen wir in unserer mitgebrachten IKEA Kühltasche.
Zur Verständigung während der Fahrt habe ich von unserem Freund zwei Walkie Talkies ausgeliehen. Leider geht unserem Funkgerät gleich der Saft aus, ich werde die zwei Teile heute Nacht neu aufladen und hoffen.
Durch dieses Manko gestaltet sich der spontane Stopp beim Grábrók Vulkankegel etwas holprig. Ich halte am Straßenrand und Andreas düst an uns vorbei. Wir telefonieren uns zusammen und treffen uns am Parkplatz.
Diesmal bin ich froh, dass wieder nur die Drohen zu arbeiten haben, denn der Aufstieg zu den drei Vulkankegeln ist nicht ohne.
die Grábrók Vulkankegel aus der Luft
Weiter geht es in Richtung Westfjorde, diesmal fährt Andreas vorne und ich habe etwas Mühe, den Anschluss nicht zu verlieren, denn je weiter sich Andreas von Keflavík entfernt, umso schneller ist er unterwegs. Aber verfahren kann man sich eh nicht und ich habe ja das Navi mit allen POIs im Auto.
Wo es geht, bleiben wir neben der Straße stehen und genießen die tollen Blicke auf die Fjorde. Für Andreas sind es viel zu wenige Möglichkeiten, er würde am liebsten alle paar Kilometer anhalten. Ein Gutteil der Straße ist nicht asphaltiert aber gut zu fahren. Da lasse ich gerne einen größeren Abstand, es staubt ganz schön!
in den Westfjorden
Unser letzter Punkt für heute ist der Þingmannaá, ein schöner Wasserfall, der sich über mehrere Kaskaden ins Tal ergießt. Der Parkplatz ist gleich neben der Straße und von dort ist es ein kurzer Spaziergang bis zu den Fällen.
Auch hier zeichnet sich Burckhard durch Sportlichkeit aus: während wir mit Fotografieren beschäftigt sind wandert er bis zur Abbruchkante hinauf.
ein fünfminütiger Spaziergang führt vom Parkplatz zum Þingmannaá.
Jetzt ist es aber nicht mehr weit bis zu unserer heutigen Unterkunft. Wir fahren am Hellulaug vorbei, den ich später noch besuchen möchte. Beim Hotel Flókalundur biegen wir nach Süden ab und erreichen gegen 18 Uhr das Gamli Bærinn in Brjánslækur.
Einsam steht es von Weitem sichtbar neben der Kirche, hoffentlich schläft es sich gut neben einem Friedhof!
Leider hat das einfache Hotel keine Gemeinschaftsküche, was unsere beiden Mitreisenden nicht davon abhält, im Zimmer etwas Essbares zu fabrizieren. Wir fahren ins Hotel Flókalundur, wo wir vor zwei Jahren auch gewohnt haben.
Das Essen ist gut und teuer, Karsten hat einen Lachsburger und ich einen Saibling mit Gemüse.
Zum Trinken nehmen wir wieder unserer Mission auf, das Obi G'spritzt in Island zu etablieren.
Da Karsten nicht mehr zu bewegen ist, den Hot Pot Hellulaug aufzusuchen, fahren wir zurück ins Hotel. Die beiden Herren sind ausgeflogen, wahrscheinlich zum 30 km entfernten Dynjandi, denn Andreas braucht ein Modell, das zum Größenvergleich herhalten muss.
Ich schreibe noch den Reisebericht fertig, dann fallen uns langsam die Augen zu. Ein wenig später kommen auch Andreas und Burckhard von ihrem Ausflug zurück, da liegen wir aber schon in unseren Betten.
die Kirche neben unser Unterkunft Gamli Bærinn in Brjánslækur
Tag 2 - Samstag, 16.7.22 - Garðar BA 64 - Dynjandi - Sandafell Mountain - Bolungarvík
Die beiden sind tatsächlich gestern Abend noch zum Dynjandi gefahren, Andreas postet in der Früh ein Video auf der Island Seite.
Frühstück gibt’s erst ab acht Uhr, da kann man direkt länger liegen bleiben. Blöd, wenn man schon um halb fünf putzmunter ist.
Beim Speisenangebot ist noch Luft nach oben, geschmacklich aber ganz in Ordnung. Die unscheinbare Gretel von gestern fragt mich zweimal, ob ich Kaffee oder Tee möchte, ich versteh sie nur nicht...
Beim Essen plaudern wir wieder viel mit Burckhard, Andreas ist generell ein etwas Stillerer.
Die Zimmer sind klein und bequem, davor gibt es eine gemütliche Sitzgelegenheit. Für den Preis durchaus zu empfehlen, doch in keiner Weise mit dem Hotel Flókalundur zu vergleichen.
Es ist kurz nach neun, wir machen uns auf den Weg. Hie und da machen wir einen Fotostopp, Andreas ist mit seiner Drohe sehr fix unterwegs. Unsere braucht etwas mehr Vorbereitungszeit, deshalb setzen wir sie nicht jedesmal ein.
Beim Garðar BA 64 kommt sie aber zum Einsatz, von oben schaut das Schiffswrack wieder ganz anders aus.
immer wieder faszinierend: das Schiffswrack Garðar BA 64
Am Strand von Rauðisandur tobt sich Andreas aus und entschwindet für eine halbe Stunde, noch gehen Burckhard und uns die Geschichte nicht aus.
Der Himmel zeigt sich heute bedeckt, die Sonne schielt schüchtern durch die dicken Wolken.
Wir müssen heute das erste Mal tanken, der Golden Beach liegt in der entgegengesetzten Richtung und wir lassen ihn aus.
rund um den Rauðisandur Beach und Bíldudalur am Arnarfjörður
Auf der Tankstelle in Patreksfjörður wird meine VISA Karte zweimal abgelehnt, geh ich halt in den Shop zahlen.
Nix da, die haben mit den Tanksäulen gar nichts zu tun! Immerhin kann ich um 10.000 ISK eine Tankkarte kaufen, mit der krieg ich den Tank auch fast voll. Hoffentlich ein Einzelfall.
Auf der Weiterfahrt übernimmt Andreas wieder die Führung. Das ist gut so, denn unser Navi will uns partout über die südliche Route führen, das sind aber gute 50 km mehr als die direkte Strecke nach Norden.
An einem Aussichtspunkt kurz vor dem Dynjandi braucht Karsten etwas länger für seinen Drohnenflug, weil er die 1,5 km bis zum Wasserfall - der sich von unserem Standpunkt nicht einmal erahnen lässt - zurückgelegt hat und diesen ausgiebig filmt.
Andreas ist längst fertig und sitzt mit Burckhard im Auto, der Wind und vor allem die lästigen Mücken machen den Aufenthalt im Freien ungemütlich.
Aus der Luft läßt sich die Mächtigkeit des Dynjandi kaum erahnen.
Da spricht eine junge Deutsche Karsten an, ob er mit ihrer Drohne einen Testflug machen kann. Er fragt Andreas, der sagt leider: "Mach mal!".
Zwanzig Minuten später würden wir aber doch ganz gerne weiterfahren. Die Deutsche gibt uns zwei Daumen hoch - fein, dass die Aufnahmen super werden!
Endlich ist die Drohne am Boden - komm, ab ins Auto und los!
Nein, da hält er ihr noch einen Vortrag, was sie in Zukunft beachten muss. Wie es ausschaut, eh völlig sinnlos.
Endlich kommt er, springt ins Auto und sagt: "Schnell weg, ich glaube, ich habe beim Schluss nicht mehr auf Aufnahme gedrückt!"
Immerhin bekommen wir eine Packung Schokokekse geschenkt.
Jetzt kommt die Auffahrt des Grauens: der Sandafell Mountain bei Þingeyri. Der Berg ist so extrem steil, dass wir vor zwei Jahren gar nicht bis ganz nach oben gefahren sind und dann noch Angst hatten, dass der geparkte Wagen abrutscht.
Jetzt fährt Andreas vor, das wird definitiv einfacher für mich. Mit Vierradantrieb und im 1. Gang klettert der RAV4 mühelos die holprige Furche hoch.
Bei der Hälfte des Weges hält Andreas schon an: „Das reicht mir, die Aussicht ist von oben auch nicht besser.“.
Ich überlege kurz, es reizt mich schon, doch Karsten steigt aus: „Ich fahr da nicht mit rauf, mir hat das letzte Mal schon gereicht!“.
Nun gut, allein möchte ich dann auch fahren.
Rund um uns blühen die Lupinen, tief unter uns ist der Fjord und ein Zipfel von Þingeyri zu sehen.
Andreas lässt die Drohne kreisen und macht ein paar Aufnahmen, bei der sie über uns hinweg fliegt.
Die Rückfahrt führe ich dann an.
Blick vom Sandafell Mountain bei Þingeyri
In Ísafjörður kaufen wir noch ein paar Lebensmittel für's Frühstück ein, im Hochland müssen wir uns selbst versorgen. Burckhard braucht nichts, er hat alles, was er isst, mit dabei.
Heute übernachten wir im Einarshúsið Guesthouse in Bolungarvík. Der Empfang ist nicht gerade herzlich: Während wir permanent der Kellnerin im Weg stehen, die sich an uns in Richtung Küche schlängelt hat der Wirt offenbar ein Problem, die beiden Zimmer mit zwei verschiedenen Kreditkarten zu verrechnen. Auf die Frage, ob wir jetzt schon bezahlen sollen, kommt ein unfreundliches "of course!" - auch sehr nett!
Letztlich bezahle ich mit meiner VISA beide Zimmer, damit die arme Seele ihre Ruhe hat.
Jetzt führt man uns zu unseren Zimmern. Durch den bereits halb gefüllten Gastraum eine enge Treppe in den Keller. Vorbei an einer Art Friedhof für Polstermöbel, der miefige Geruch sagt mit, dass die da schon länger stehen.
Andreas und Burkhardt wird ein Doppelzimmer zugeteilt und uns ein Raum mit zwei Betten. Natürlich tauschen wir sofort. Küche gibt es keine, wir finden heraus, dass die staubige Mikrowelle aber Strom hat.
Unser Zimmer hat ein hübsches altmodisches Eisenbett und in jedem Zimmer ist ein Waschbecken. Fast luxuriös.
Der Friedhof vor der Tür erweist sich bei näherem Hinsehen als halbherziges Museum. Da stehen alte Radiogeräte und Telefone neben allerlei verstaubten Gerätschaften, mittendrin ein Drucker und zwei riesige Monitore.
Karsten und ich machen uns auf die Suche nach dem zweiten Restaurant des Ortes, denn wir wollen dem unfreundlichen Pack hier kein Geld mehr in den Rachen schieben.
Das Restaurant stellt sich aber als grausliches Lokal in der Tankstelle heraus, wir umrunden es einmal im Auto sitzend und beschließen, doch im Hotel zu essen.
Natürlich führt man uns an den einzigen Tisch, an dem die Glasscheibe zerbrochen ist, ich markiere eine leichte Phobie gegen kaputtes Glas und schon sitzen wir an einem wesentlich schöneren Tisch.
Da es außer Pizza nur Lamm gibt, nehmen wir uns eine Pizza zu zweit, die erstaunlicherweise sehr gut schmeckt!
Jetzt haben wir noch Lust auf ein paar Abenteuer und fahren zur Latrar Air Station. Die steile Straße verschwindet mit jedem Meter mehr im dichten Nebel. Ich krieche mit zusammengekniffenen Augen und 30 km/h bergauf und hoffe, dass mir kein Auto entgegenkommt.
nebelige Auffahrt zur Latrar Air Station
Laut dem Navi sind wir am Ziel angekommen, nur sehen kann man gar nichts. Ich schicke Karsten zu Fuß vor, damit er schaut, wo die Parkplätze sind.
Der Plan war, dass man mit den Drohnen eventuell oberhalb der Nebelschicht gelangt. Doch die Gefahr ist zu groß, dass die Drohne in dem dichten Nebel gar nicht mehr zurück findet.
Die Fahrt hinunter darf Andreas anführen.
Der Abend ist noch jung und wir fahren noch ein Stück weiter zum Strand Minnibakki. Dort ist nichts los, trotzdem gibt der dramatische Himmel mit der Strandlinie ein schönes Fotomotiv.
Andreas fragt sich, wer sich in einer solch gottverlassenen Gegend ansiedeln will.
Minnibakki
Die Nacht ist noch jung, wir fahren noch zum Ósvör Maritime Museum. Das kostet um die Uhrzeit auch keinen Eintritt mehr wir spazieren zwischen Butterblumen, Lupinen und den alten Häusern herum und machen mit dem Handy Bilder. Überhaupt mache ich bisher viel mehr Fotos mit dem iPhone als mit der Canon.
In einem offen Schuppen hängen grotesk aussehende getrocknete Fischköpfe mit weit aufgerissenem Maul.
Zum Abschluss geht es noch ein paar hundert Meter weiter zum Óshólar Lighthouse. Auch hier wachsen noch unzählige Lupinen um den orangen Leuchtturm.
Zurück im Hotel möchte ich noch Duschen, habe aber den Fön im Auto und will nicht mehr raus.
Verschiebe ich es halt auf morgen.
Ósvör Maritime Museum
Wie funkelnde Diamanten liegen die Tautropfen auf den Blättern.
Óshólar Lighthouse
Tag 3 - Sonntag, 17.7.22 - Ísafjörður - Westfjorde - Vatnsnes - Hvítserkur - Svínavatn
Um 7:30 stolpern wir die Treppe zum Speisesaal hinauf. Uns wird ein Tisch zugewiesen, darauf steht ein Teller mit Käse, Butter und Marmelade.
Am "Buffet" gibt es ein paar Scheiben Brot, Kaffee, Tee, Orangensaft und Milch. That's it!
Ich frage bei dem äußerst sympathischen Menschen von gestern nach, ob es eventuell noch Wurst oder Schinken gibt, Karsten mag keinen Käse. Nein, nur das, was da ist. Reizend!
Also schmiert sich Karsten Marmeladebrote. Ein paar Minuten später bringt der selbe Typ jedem einen Teller mit gebratenem Speck und Spiegeleiern. Nicht, weil ich nachgefragt habe, das ist das Standardfrühstück hier. Kann er das nicht gleich sagen???
Die Qualität des Essens war wieder sehr gut, da kann man nicht meckern.
Die sind halt ein bissl sehr desorganisiert hier...
In der Nacht hat es geregnet, der Himmel ist grau verhangen, ein kleines Fitzelchen blauer Himmel ist zu entdecken.
Bereit um 8:30 sind wir unterwegs, unser erstes Ziel ist der 3D Zebrastreifen in Ísafjörður. Den Effekt erkennt man wirklich erst, wenn man im richtigen Winkel davor steht. Zielführenderweise aus der Sicht der ankommenden Autofahrer.
Andreas macht uns den Phil Collins aus "I can't dance" und wir fahren wieder weiter.
Andreas ohne Phil Collins am 3D Zebrastreifen in Ísafjörður.
Ich möchte hier noch einmal tanken, die gestrige Aktion mit meiner VISA Karte macht mich ein bissl nervös. Andreas schickt seine Drohne über Ísafjörður in den Himmel und wir fahren zur Tankstelle daneben.
In Island muss man an der Zapfsäule vorher eingeben, um welchen Betrag man maximal tanken möchte. Ich probiere es mit 12.000 ISK - die Transaktion wird abgebrochen. Mit 8.000 ISK funktioniert es Gottseidank.
Verstehen kann ich es trotzdem nicht, die Beträge sind ja kaum der Rede wert.
Heute sind jede Menge Kilometer zu machen, bis zu unserem zweiten Ziel sind 4 oder 5 Stunden Fahrzeit. Zum Glück funktionieren die Walkie Talkies jetzt einwandfrei, sie mussten nur wieder neu geladen werden. So werden spontane Fotostopps angekündigt oder angefragt, ob wir die Seelöwen eben eh gesehen haben. Nein, haben wir nicht - die Information wäre vorher vielleicht hilfreicher gewesen.
Die Sonne kämpft erfolglos gegen die dicken grauen Wolken an und gegen Mittag gibt sie die Schlacht auf und es beginnt zu nieseln. Das nasse Wetter kann uns eigentlich egal sein, wir sitzen eh nur im Auto, aber das wird ordentlich eingesaut. Andreas' SUV vor mit schaut mittlerweile aus wie ein Militärfahrzeug, weil er auch den Scheibenwischer des Rückfensters nicht bedient.
In Hvammstangi tanken wir und danach schrubben wir unsere verdreckten Autos wieder sauber.
Eine relativ sinnlose Aktion, denn gleich danach kommen wir wieder auf eine gravel road und alles ist wieder verdreckt.
Den Anastadastapi Rock lassen wir wegen des Regens aus, das Skardsviti Lighthouse gleich daneben macht bei dem kontrastarmen Himmel auch keinen Sinn.
Dafür ist der Schafsortierer ein paar Kilometer weiter ein nettes Motiv, der liegt dekorativ unter uns, das Meer im Hintergrund. Dazu brauchen wir nicht einmal mit der Drohne hoch.
Der Schafsortierer beim Skardsviti Lighthouse liegt sehr fotogen an der Küste.
Wir umrunden die Vatnsnes Halbinsel und statten dem Hvítserkur einen Besuch ab. Für uns ist es der zweite Besuch, diesmal steht er komplett im Wasser. Andreas ist zum fünften Mal da und hat ihn noch nie bei Ebbe gesehen. Dementsprechend hält sich seine Begeisterung in Grenzen.
Das war das Programm für heute, bevor wir in unsere Unterkunft fahren, geht es noch einmal zum Einkaufen nach Blönduós (bei uns heißt die Stadt einfach Blödnuss). Bei der nächsten Tanke werden die Autos noch einmal abgebürstet. Dieser Service ist ja in Island immer gratis, das könnte man sich bei uns auch einmal abschauen.
Gleich neben dem Hvítserkur gibt es diesen netten Ausblick!
Jetzt finde ich aber unsere Unterkunft im Navi nicht, offenbar habe ich das beim Eingeben vergessen. Ich finde das Svínavatn Guest House aber auch so und leite die Expedition über die Ringstraße. Da kommt ein Funkspruch von Burckhard, ob wir sicher sind, richtig zu fahren.
Ich also am Straßenrand raus und überprüfe das.
Wir hätten vor Blönduós die 731 direkt nehmen können, jetzt sind wir aber schon ein Stück aus der Stadt raus und kommen von der Ostseite nach Svínavatn, paßt auch.
Währenddessen ist aber Andreas an uns vorbeigerauscht und so weit von uns entfernt, dass das Walkie Talkie nur mehr rauscht.
Letztlich hole ich die beiden aber wieder ein und zusammen erreichen wir unsere heutige Bleibe.
Das Svínavatn Guest House liegt recht idyllisch am See Svínavatn und dürfte noch relativ neu sein, zumindest sieht alles danach aus. Auch die Zimmer sind sehr hübsch und haben ein eigenes Badezimmer, welches wir auch redlich ausnutzen!
Heute koche ich auch das erste Mal, es gibt frisches Gemüse, Cabanossi und Cashews aus der Pfanne mit Spaghetti (Ebly kennt man hier offensichtlich nicht).
Nach dem Essen unterhalten Karsten und ich ins noch Weilchen mit einem Paar aus Omaha und geben ihnen ein paar Tipps für ihre Reise. Kurz nach elf gehen wir dann ins Bett.
Wir übernachten heute am See - 1000 Mücken gefällt das.
Iceland Beauty!
Tag 4 - Montag, 18.7.22 - F35 - Hveravellir - Kerlingarfjöll - Gýgjarfoss
Heute strahlt wieder die Sonne vom Himmel - so soll es sein!
Um 8 Uhr sind wir zum Frühstück gestellt, gute Auswahl und sogar ein Kaffeeautomat mit Latte Macchiato und Konsorten.
Unsere Unterkunft liegt fast direkt an der F35, die quer durch die Insel führt. Die gravel road ist wie glattgeleckt (O-Ton Andreas) und wir kommen gut voran. Außer zwei Dustern, die mit 50 kmh vor uns herschleichen, begegnen uns keine Hindernisse.
In Hveravellir kostet der Parkplatz 1000 ISK, dann wandern wir ein bisschen zwischen den blubbernden und dampfenden Thermalquellen und Solfataren herum.
Andreas kriegt kurz die Krise, weil sein Kamera-Akku fast leer ist. Er kann ihn aber zum Glück im Auto wieder aufladen.
Die Eyvindar-Kofi, die Höhle des Geächteten finde ich wieder nicht, wahrscheinlich liegt die etwas entfernt im der felsigen Umgebung.
das Thermalgebiet Hveravellir
Das letzte Stück ab dem Resort ist etwas holpriger, mit dem 4-Rad-Antrieb und im 1. und 2. Gang geht es aber trotzdem tadellos dahin.
Um 12 Uhr reiten wir am Kerlingarfjöll ein. Der Parkplatz ist sehr gut gefüllt, grad, dass wir noch ein Plätzchen finden.
Es ist einige Grade kälter als in der Ebene, zudem pfeift uns der Wind ordentlich um die Ohren.
Wir schmeißen uns in unsere warmen Jacken und lassen erstmal die grandiose Natur von oben auf uns einwirken. Also, wir ja weniger, wir waren ja erst vor einem Jahr da und da war auch noch Sonnenschein. Jetzt hängen die Wolken tief, trotzdem lassen vereinzelte Sonnenstrahlen die Hoffnung auf einen blauen Himmel nicht sterben.
Eigentlich wollte ich gar nicht mehr die vielen Stufen zum Grund hinuntergehen, doch dann schließen wir uns Burckhard an, Andreas kommt später nach, er macht noch einige Bilder von oben.
Im Tal angekommen, können wir gar nicht so schnell schauen, ist Burckhard schon wieder auf der anderen Seite am Aufsteigen. Er ist so flott, da können wir von unten nur staunend zuschauen.
Mich kriegt man da ja nicht rauf, das ist mir viel zu anstrengend.
Nachdem wir uns fotografisch ausgetobt haben und auch Burckhard wieder bei uns ist, machen wir uns wieder an den Aufstieg. Oben läßt Andreas wieder die Drohne über uns hinwegfliegen und macht noch einen Rundflug durch die bunte Landschaft.
mit Karsten und Burckhard in Kerlingarfjöll
Kerlingarfjöll
Beim Gýgjarfoss Wasserfall bleiben wir kurz stehen. Karsten und ich steigen aber nicht aus, da schwirren definitiv zu viele Fliegen herum. Wir haben die Fotos ja schon voriges Jahr gemacht.
Ich fahre jetzt voran, weil ich etwas flotter als Andreas unterwegs bin.
Nach einer Stunde erreichen wir wieder die asphaltierte Straße und kurz danach biegen wir auf die F338 ein, ich will die Flussverästelungen des Sandvatn mit der Drohne fotografieren.
Die gravel road ist etwas holpriger, schmal und von Lupinen gesäumt, aber ganz gut zu befahren.
Bis wir zu einem Fluss kommen, der zu furten ist. Burckhard wirft zum Testen einen großen Stein in die Mitte. Es plumpst dumpf, also ist es dort etwas tiefer. Ich finde ein Stelle, an der ich mich mit dem SUV drüber trauen würde, doch die ausgesandte Drohne sieht, dass das nicht die einzige Furt ist. Also brechen wir an der Stelle ab und fahren in unsere Unterkunft.
im Hochland unterwegs
Eine der Hütten der Uhlid Cottages im Golden Circle ist heute unser Heim. Sie ist klein, aber ausreichend. Es ist kurz nach vier und wir wissen nicht, was wir hier noch unternehmen, bzw. nicht gesehen haben. Also relaxen wir mit unseren diversen elektronischen Spielsachen und ich fange den Reisebericht an.
Später machen wir unser Nachtmahl, bei uns gibt es heute Eiernockerln. Die beiden Herren weigern sich ja standhaft, Nahrung von mir anzunehmen. Sie haben ihre Nudelpackerln mit und die müssen verbraucht werden.
Andreas kommt mit seinem Teller voller undefinierbarer grüner Nudeln an den Tisch. "Andreas, möchtest du vielleicht.....?" "Nein" "...ein bisschen Parmesan auf deine Nudeln?" "Ach ja, das nehm ich gerne". Hurra!
Die Frage von Burkhardt, ob auf der südlichen Halbkugel die Sonne auch im Osten aufgeht, wirft eine unglaublich lustige Diskussion auf. Der Kommentar eines gewissen Waldemars auf einer Internetseite, der behauptet, dass die "sogenannte Sonne eigentlich ein Zeppelin ist, der von der die Gedanken der gehorsamen Bürger steuert", läßt und vor Lachen fast am Boden kugeln.
Zum Abschluss des Tages fahren wir noch zum Strokkur und lassen die beiden Drohnen vom Parkplatz aus steigen. Da kann man den Ausbruch von oben auch ganz nett und mehr oder weniger legal filmen.
Während Andreas und Burkhardt noch beim Geysir ein wenig herumlaufen, fahren Karsten und ich zurück zur Hütte. Im Restaurant schnorre ich noch einen Salzstreuer, aus dem ich mir genügend entnehme, dass ich morgen Abend Spaghetti kochen kann.
Die Eruption des Strokkur
erreicht eine Höhe von 25 bis 35 Meter.
Tag 5 - Dienstag, 19.7.22 - Bláhylur - Landmannalauga - Frostastaðavatn - Kýlingavatnsee - Ófærufoss - Hólaskjól Highland Center
Die Betten im Uhlid Cottage sind unbequem. Sehr schmal für zwei Personen und der an der Wand Liegende muss über den Anderen drüberkraxeln.
Kurz nach dem Niederlegen windet sich Karsten aus dem Bett und geht aus dem Zimmer. Kurz darauf kommt er zurück: "Ich hab jetzt geschaut, ob ich auf der Couch schlafen kann. Geht aber nicht. Hier kann ich aber auch nicht schlafen, ich fühl mich wie in einem Sarg."
Ich rutsche an die Wand und er lüpft ein wenig die schwarze Rollo am Fenster, denn es ist stockdunkel - dann geht's!
Für 7 Uhr ist das Frühstück geplant, deshalb stehen wir eine Viertelstunde früher auf, wir müssen ja noch herrichten. Es gibt Toastbrot, Butter, Wurst und Schinken. Burkhardt spendet einen Kuchen und ich mache noch 4 Spiegeleier. Dazu Kaffee Latte für die Herren und Tee mit Milch für mich. So gestärkt machen wir uns bereits um 8 Uhr auf den Weg. Es sieht stark nach Regen aus.
In Flúðir machen wir die Tanks voll - ich würde ja gerne, aber jeder Versuch mit diversen Beträgen wird abgelehnt. Selbst die Mastercard funktioniert nicht, erst mit der Bankomatkarte kann ich unseren Wagen befüllen.
Bei der Weiterfahrt schreibt Karsten ein Mail an die DKB, ich bin auf die Antwort gespannt.
Im Highland Center Hrauneyjar legen wir eine Klopause ein, es regnet bereits leicht.
Beim Eingang müssen wir uns wieder diese blauen Plastiksackerln über die Schuhe ziehen, damit wir keinen Dreck hineintragen. Karsten zieht sich schon die Schuhe aus und sieht dann "ah so, ÜBER die Schuhe!".
Der Wetterbericht verheißt nichts Gutes für heute, aber was nützt die Jammerei, wir müssen uns ja trotzdem in Richtung Landmannalauga bewegen. Die F208 ist durch den Regen ziemlich ruppig zu fahren, viele Wasserlöcher auf der Straße. Zudem fährt Andreas meistens 40 bis 50 kmh, ich lasse mich zeitweise zurückfallen, um danach mit etwas höherer Geschwindigkeit über die vielen Löcher zu brettern.
Beim Bláhylur bleiben wir stehen und machen ein paar Bilder. Das Wetter ist zu schlecht für einen Drohnenflug, somit fallen auch die drei Krater daneben buchstäblich ins Wasser.
Bláhylur, ein azurblauer See im Herzen des Hochlandes
In Landmannalauga überlegen wir, ob wir die Furt wagen können, entscheiden uns aber nach zwei Beobachtungen dagegen und ziehen wettergeschützt zu Fuß ab. Es nieselt zwar nur leicht, doch auf die Dauer ist das auch ganz schön nass!
Burkhardt spendiert erst einmal eine Runde Kaffee und dann folgen wir der bunten Meute zum Aufstieg hinter dem Infocenter. Die Kameras sind im Auto geblieben, wir gehen mit leichtem Gepäck, nämlich nur mit unseren Handys. Wir machen die selbe Runde, die wir vor einem Jahr gemacht haben. Obwohl wir einen Monat später unterwegs sind, gibt es viel mehr Schneefelder neben dem Weg, einmal stapfen wir sogar direkt durch den Schneematsch.
Um 14 Uhr sind wir wieder im Camp, der Nieselregen hält noch an und meine Frisur war einmal.
das Zeltlager in Landmannalauga - auch sehr gemütlich!
ein Runde Kaffee zum Aufwärmen
Landmannalauga
Wieder beim Auto hat der Himmel ein Einsehen und dreht das Wasser ab. Das veranlasst uns, beim Frostastaðavatn und einer Brücke zu halten und schöne Aufnahmen von oben zu machen.
Je höher die Drohne steigt, umso fantastischer wird der Ausblick - hier in der Gegend des Frostastaðavatn.
Auch auf der Weiterfahrt halten wir immer wieder an, die Landschaft ist wunderschön und im Kýlingavatnsee gibt es tolle Spiegelungen. Wie fast immer, kommt auch hier nur mehr das Handy ins Spiel, ich bin gespannt, ob wir eines Tages die Spiegelreflexkamera komplett weglassen.
Der Kýlingavatnsee erfreut uns mit tollen Spiegelungen.
Auf dem Weg nach Süden sind einige Flüsse zu queren, die ersten beiden sind schon gleich eine kleine Herausforderung, denn das Wasser ist doch recht tief. Souverän pflügt Andreas seinen RAV4 vor mir durch die Fluten, mit dem Vierradantrieb und im 1. Gang komme ich auch gut hinterher.
durch das Hochland
Für den Langisjór ist das Wetter heute zu schlecht, den nehmen wir uns für morgen vor. Wir fahren ein Stück weiter zum Ófærufoss und machen eine kleine Wanderung durch die Eldgjá-Schlucht.
Es bleibt trocken, dafür quälen uns die kleinen Fliegen gewaltig. Mir fliegt sogar eine direkt ins Auge. Mistviecher elendige!
Der Ófærufoss ist gewaltig und ergießt sich über zwei breite Kaskaden. Bis in die frühen 90er Jahre überspannte eine große Naturbrücke den Wasserfall, dann stürzte sie nach der Schneeschmelze leider ein.
Es ist trotzdem eine sehr lohnenswerte Wanderung und damit haben wir heute über13 Kilometer geschafft.
Ófærufoss
Jetzt ist es aber Zeit, dass wir in unserer Unterkunft fahren, noch dazu, wo es wieder leicht zu regnen beginnt.
Im Hólaskjól Highland Center haben wir zwei Hütten gebucht, die haben ein wunderbar breites Doppelbett und für die Kumpls ein nach hinten versetztes Stockbett. Karsten sieht natürlich gleich die Spinne, die vor unserem Küchenfenster in ihrem Netz sitzt. Dass man die Fenster aber sowieso nicht öffnen kann, beruhigt ihn dann wieder.
Jetzt gehen Karsten und ich aber erst einmal duschen. Die Dusche ist in einer eigenen Hütte und ist ein bissl grindig. Beinahe so wie die grauslichen Umkleidekabinen bei diversen Hot Pots, wo der Boden dreckig und nass ist. Aber jetzt sind wir schon einmal da, also duschen wir auch. Und zwar zu zweit, weil es nur eine Dusche gibt. Also, ich habe schon komfortabler geduscht, soviel steht fest! Das Schlimmste ist das Anziehen danach, weil ja der Boden so nass ist.
irgendwie schaffen wir das aber und ich mache uns Spaghetti mit Bolognese von Barilla, die schmeckt um Eckhäuser besser als die billige Pampe, die ich letztes Jahr in Island gekauft habe.
Dazu trinken wir unser letztes Apelsin, ein Fest!
In der Hütte gibt es kein warmes Wasser, der arme Karsten hat nach dem Abwaschen eiskalte Hände.
Später geht er zu den Jungs in die Hütte neben uns und macht für morgen das Frühstück klar.
Und jetzt schmeiß ich mich in das wunderbar große Bett!
Tag 6 - Mittwoch, 20.7.22 - Langisjór - Arnardrangur - Yoda Cave - Vík - Reynisfjara
Die Sonne stiehlt sich durch die Ritzen unter den Rollos. Da hat Andreas wieder einen guten Riecher gehabt, dass wir heute den Langisjór besuchen.
Um 8 Uhr kommen Andreas und Burkhardt zum Frühstück rüber. In Ermangelung eines Toasters schmeiße ich die Brote in die Pfanne, da werden sie auch ein wenig kross.
Aus den restlichen Eiern wird eine Eierspeis und Burkhardt bringt außer dem Kuchen sogar ein Schüsselchen mit Nutella mit.
Eine Stunde später fahren wir los. Der Himmel ist zwar ziemlich bewölkt, aber nach Regen schaut es nicht aus. Ich lasse Andreas voran fahren, beim Furten bin ich lieber der Zweite.
Eine Stunde dauert die Fahrt durch die wunderschöne schwarzgrüne Landschaft zum Langisjór.
Die unzähligen Flussquerungen machen wir inzwischen mit links.
Vom Parkplatz geht es gleich steil nach oben, der Wind pfeift uns ganz schön um die Ohren. Doch der 15minütige Aufstieg lohnt sich definitiv, unter uns breitet sich der 20 km lange See aus. Wir sehen vielleicht ein Viertel davon, denn die Drohnen zeigen uns erst, wie lang der See tatsächlich ist.
Der Langisjór ist 20 km lang und 2 km breit.
Die beiden anderen Ziele im Hochland verschieben wir auf die nächsten zwei Tage, somit können wir direkt nach Vík fahren.
Kurz vor der Stadt biegen wir Richtung Strand ab und fahren zum Arnardrangur, wegen seiner Form auch Rhino Mountain genannt. Wortwörtlich übersetzt hieße er Adlerfelsen. Nach ein paar Runden mit der Drohne fahren wir weiter zur Yoda Cave. Dort nutzen wir den seltenen Zustand des Alleinseins und die beiden Herren bringen das Kunststück zusammen, die Drohnen durch den Yoda-Kopf in die Höhle fliegen zu lassen.
Es ist kurz nach 14 Uhr, noch ein wenig zu früh, um schon zu Martina und Jón zu fahren.
In Vík machen wir noch einen Abstecher zum Friedhof. Andreas will ein Bild von der Kirche mit Lupinen im Vordergrund machen, doch von denen ist nichts mehr zu sehen.
Dann machen wir uns auf den Weg nach Hause.
Karsten und Burckhard in Vìk
Denn das ist es für uns fast schon - das Haus von Martina und Jón etwas außerhalb von Vík.
Wir sind ein bissl zu früh dran, die vorigen Gäste sind grad weg und Martina richtet noch die Zimmer her. Jón ruft uns aus der Küche zu, dass er sich noch schnell einen Hose anziehen muss und kommt dann raus zur Begrüßung.Leichte Verwunderung macht sich breit, dass auch Burckhard mitgekommen ist. Tja, es ist wohl schon eine Zeitlang her, dass ich die Zimmer gebucht habe.
die Yoda Höhle in der Nähe von Vìk
Damals hat mir Martina noch gesagt, dass Andreas und Burkhardt je ein Zimmer bekommen. Ist aber eh alles kein Problem, Platz ist vorhanden und das dritte Zimmer schnell hergerichtet.
Wir bekommen wieder das größte Zimmer mit der Veranda, das wir voriges Jahr auch hatten.
Sogleich rennt der Schmäh, Jón ist in seinem Element und wir lachen viel.
Karsten und ich fahren am frühen Abend nach Vík zum Essen. Die empfohlene "Soup Company" ist Karsten aber zu flüssig und so landen wir wieder im Smiðjan Brugghús bei Burger und Hot Wings.
Bei der Heimfahrt halten wir beim Restaurant Suður-Vík und reservieren eine Tisch für morgen.
Wieder zurück zeigt uns Jón sein großes Gewächshaus, in dem fast nur Paradeiser angebaut werden. Wir sehen aber auch eine Reihe Erdbeerblätter mit gigantischen Ausmaßen. Die Erdbeeren werden auch ab Hof an Einheimische verkauft.
Im Inneren ist es warm und feucht, die Pflanzen klettern an gespannten Seilen in die Höhe.
In meiner Nähe sehe ich eine größere Spinne und sage, das ist nichts für Karsten mit seiner Spinnenphobie. Jón zeigt hinter uns und sagt: „Ach, da gibt es noch mehr davon!“. Und tatsächlich, in jedem Fenster sitzt eine fette Spinne in ihren Netz und auch über unseren Köpfen hängen sie in Scharen von der Decke.
Karsten has left the building!
Für Freitag sind wir bei Martina und Jón zum Nachtmahl eingeladen. Laut Jón gibt es Schaf, „das auf der Straße zusammengeführt wurde und weg muss". Das ist natürlich ein Witz und die Einladung eine große Ehre für uns!
Zum Sonnenuntergang fahren wir zunächst an den Strand von Reynisfjara. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele Trotteln es gibt, die die Gefährlichkeit der Wellen dort unterschätzen und absichtlich nahe ans Wasser gehen. Erst kürzlich ist dort wieder ein Tourist aufs Meer hinausgezogen worden und ertrunken. Heute gibt es aber trotz reichlicher Kandidaten keine natürliche Auslese. Schade irgendwie!
Zum endlosen Sonnenuntergang finden sich viele Fotografen am Strand von Reynisfjara ein.
Dieser Prachtbursche war als Model für eine Fotogruppe am Strand.
Andreas in seinem Element!
Anschließend geht es weiter nach Dyrhólaey, wo wir ein paar Papageientaucher vor die Linse bekommen. Gegen 23 Uhr geht dann die Sonne endgültig unter, hell bleibt es trotzdem und wir fahren zurück.
der Leuchtturm von Dyrhólaey
Papageientaucher in Dyrhólaey
Reynisdrangar bei Sonnenuntergang
Der Legende nach entstanden die Stapel, als zwei Trolle ein dreimastiges Schiff erfolglos an Land schleppten und bei Tagesanbruch zu Felsnadeln wurden.
vor großer Kulisse
tolle Aussicht auf den Black Sand Beach
Tag 7 - Donnerstag, 21.7.22 - Maelifell - Hólmsárfoss
Die vermeintlich zu weiche Matratze entpuppt sich jedes Jahr als sehr bequeme Memoryform-Unterlage und ich schlafe tief und fest. Ab halb sieben klappert Jón in der Küche, eine Stunde später stehen wir auf.
Mit uns am Tisch sitzt ein Paar aus Kalifornien, sie stammt ursprünglich aus Sydney, Australien.
Trotz teilweise Englisch haben wir es sehr lustig und das beste Frühstück in ganz Island mundet ausgezeichnet.
Jón fragt den jungen Mann, wo sie die nächste Übernachtung haben. Er will es aber nicht laut sagen, weil er seine Freundin damit überraschen will. Also zeigt er Jón am Handy, wo sie hinfahren. "Nice", sagt Jón.
Die Beiden verabschieden sich und ich frage Jón, wo sie denn jetzt hinfahren. "Auf die Vestmannaeyjar, da würde ich nie im Leben noch einmal hinfahren!"
Er erzählt uns von der gegenseitigen Aversion der Festland- und der Inselbewohner.
Martina sagt: "Aber das ist doch eine schöne Bootsfahrt dorthin!". Jón erwidert: "Die Anreise ist nicht das Problem, die Ankunft ist es". Wir lachen wieder Tränen!
Das Wetter ist etwas unausgegoren, wahrscheinlich wird es heute nicht sehr schön. Wir wollen es aber trotzdem wagen und zum Maelifell fahren.
Dazu müssen wir wieder rund 40 km nach Osten fahren und auf die F209 einbiegen. Diese zweigt in die F210 ab, die ins Hochland führt. Die 210 ist zweitweise mit Schotter belegt, da rumpelt es ganz schön. Aber generell finden wir die Straßenverhältnisse heuer wesentlich besser als 2020.
20 Kilometer vor dem Ziel haben wir plötzlich eine Herde Islandpferde vor uns, bestimmt an die 50 Stück. Da geht es nur mehr im Schritttempo weiter. Andreas blinkt mich von hinten an und wir halten am Rand. Er kommt nach vorne uns sagt, dass er am Überlegen ist, umzukehren, weil er die Ruckelei nicht mehr länger aushält. Und überhaupt, wir kommen wegen der Pferde eh nicht mehr weiter.
Ich finde es schade, dass er so kurz vor dem Ziel umdrehen will, kann mich aber auch nicht mehr erinnern, ob es so über Stock und Stein weitergeht oder eher gemäßigter.
Ich kann ihn aber zumindest soweit motivieren, dass er bis zu dem netten Canyon weiterfährt, der bald kommen muss.
Die Pferde drehen alsbald auf eine Koppel ab und wir haben wieder freie Fahrt. Die Straße ist gottseidank mehr sandig als steinig und nach ein paar Minuten kommen wir bei dem fotogenen Flussbett an. Dort wird fotografiert und beide Drohnen werden gestartet.
auf der F210 am Weg zum Maelifell
Gleich um die Ecke ist auch die lange Furt mit dem Wasserfall, die einzige nennenswerte Flussquerung auf dem Weg zum Maelifell.
Es nähert sich ein Auto und ich schaue mir die Querung an - kein Problem, das Wasser hat gerade mal die halbe Reifenhöhe.
Karsten filmt die Überquerung des Versuchsobjekts mit der Drohne und ich gebe dem Fahrer in Ermangelung eines Stiftes meine Handynummer, damit er sich bei mir melden kann. Dann schicken wir ihm das Video zu.
Dann lasse ich den RAV4 zu Wasser. Es ist tatsächlich nicht tief aber voller großer Kieselsteine. Der Wagen wankt wie ein Betrunkener von einer Seite zur anderen. Am gegenseitigen Ufer krache ich noch zum Abschluss sehr hart gegen einen Stein, obwohl ich sehr langsam fahre.
am Wasserfall entlang
Jetzt ist es aber nicht mehr weit bis zur Abzweigung nach Westen und von dort nur mehr knapp 6 Kilometer bis zum Ziel. Jetzt kommt auch das erste Mal der gewaltige grüne Maelifell in Sicht, der einsam im schwarzen Sand steht. Das reicht Andreas aber schon, näher muss er an den blöden Berg nicht mehr ran. Mein Navi zeigt noch 4,4 km bis zum Ziel. Die Drohnen werden ausgepackt und ich schnappe mir Burkhardt und fahre mit ihm bis zum Fuß des Berges. Der kriegt doch mit seinem Handy sonst kein g'scheites Bild zusammen!
Maelifell
Als wir zurückkommen sagt Andreas, dass bei meinen Auto vorne etwas runterhängt. Ein handtellergroßes Plastikteil ist wohl abgerissen und ich stopfe und biege es wieder zurück an seinen Platz. Das wird wahrscheinlich bei der Furt passiert sein und mich vermutlich den Selbstbehalt kosten. Hurra!
Der Plan sieht vor, dass wir zum Rauðibotn-Krater und dem Hólmsárlón-See fahren. Doch wir kommen nicht einmal bis zum Parkplatz, so es denn einen gibt, denn den Weg dorthin versperrt uns ein großer Straßenservicewagen. Die drei Herren demontieren ein Straßenschild ab und lassen sich uns uns nicht aus der Ruhe bringen.
Ein Aufklärungsflug bringt auch keine Gewissheit und wir drehen um.
Dafür bietet uns am Rückweg ein anderes Tal einen herrlichen Ausblick, aus aus der Luft schaut das grellgrüne Quellmoos außerirdisch aus.
dieses Tal haben wir auf der F210 entdeckt
Auf der Rückfahrt bleiben wir beim Hólmsárfoss stehen, wo das erste Mal die Sonne vom Himmel lacht. Leider ist das dortige WC geschlossen. Deshalb bin ich recht froh, dass es bei der Ringstraße eine schöne Toilettenanlage gibt. Den Eintritt von 200 ISK bezahlt man mit der Kreditkarte.
Damit ist der heutige Tag auch mehr oder weniger erledigt. Karsten und ich gehen in Vík ins Suður-Vík auf eine Pizza.
Als Vorspeise bestelle ich mir eine Fischsuppe, die herrlich schmeckt. Ich lerne schnell mit Google Translater ein isländisches Wort, doch die Kellnerin spricht gar nicht isländisch!
Den Rest des Abends verbringen wir zu viert gemütlich bei Martina & Jón und beratschlagten, was wir morgen machen werden. Das Wetter soll ja so mittelprächtig bleiben.
Hólmsárfoss
Tag 8 - Freitag, 22.7.22 - Sólheimajökull - Árjánurfoss - Gluggafoss - Dyrhólaey
Beim Frühstück ist das Wetter immer noch sehr bescheiden, dichter Nebel hockt tief in den Bergen und es nieselt.
Wir haben keinen rechten Plan, was wir heute machen sollen und entscheiden uns letztlich für den Sólheimajökull, weil wir da noch nie waren.
Das Parken am Gletscher ist kostenpflichtig, zum Glück hab ich noch die Parka App am Handy. 750 ISK kostet es für den ganzen Tag.
Wir wandern die 750 Meter bis zum Aussichtspunkt, die Abbruchkante ist noch gut 1,5 km entfernt. Wir würden ja näher gehen, aber es ist mehr oder weniger deutlich abgesperrt und - was uns vor allem davon abhält - es sind zwei Gruppen mit Guides im Gelände.
Der Sólheimajökull ist eine Gletscherzunge des Mýrdalsjökulls im Süden Islands und etwa zehn Kilometer lang.
Das Wetter bleibt zumindest stabil, hie und da nieselt es ein wenig. Der Nebel hat sich aber in höhere Regionen verzogen.
Ein Wetter für Wasserfälle, nächstes Ziel ist der Árjánurfoss. Ein hübscher hoher Wasserfall, inmitten grüner Felsen. Wir haben ihn auch für uns allein, bei unserem Abgang kommen ein paar Reiter, die vor dem Wasserfall posieren.
Den Gluggafoss haben wir voriges Jahr auslassen müssen, weil uns an dem Tag das Auto verreckt ist. Hier posiert gerade ein Brautpaar davor, ich weiß nicht, ob die ein Foto zuwege bekommen, auf dem kein Tourist mit drauf ist.
Andreas ist sportlich und geht zur Kante hinauf, wir bleiben am Fuß des Wasserfalls. Ich quatsche eine Fotografin an, die mit Stativ und Spiegelreflexkamera zugange ist. Wir reisen ja mit leichtem Gepäck, nämlich nur mit dem Handy. Die junge Dame kommt aus Perth in Westaustralien und freut sich sichtlich, dass ich schon mehrfach dort war.
Gluggafoss
Árjánurfoss
Andreas sucht noch ein paar Punkte, wo es sich lohnt, mit der Drohne hoch zu gehen und zum Abschluss fahren wir noch nach Dyrhólaey und fotografieren die Papageientaucher.
Ich muss schon wieder auf die Toilette, doch die Kreditkartenzahlung bei den Damen funktioniert nicht. Also gehe ich kurzerhand bei den Herren durch, dort kostet es nichts. Ich entschuldige mich bei den erstaunten Anwesenden und ziehe mir beim Rausgehen die Kapuze über den Kopf.
Puffins in Dyrhólaey
Heute nehme ich meinen großen Koffer mit ins Haus, weil wir morgen mit dem Bus und leichtem Gepäck nach Þórsmörk fahren. Da wir aber danach keine Unterkunft mehr haben, müssen wir jetzt schon den Koffer für den Flug packen.
Karsten faltet eine Serviette zu einer Krawatte, denn heute sind wir zum Essen eingeladen und es herrscht Krawattenpflicht. In der Früh hat sich bereits sehr kreativ den Schuhlöffel in den Ausschnitt gehängt, jetzt wird die Serviette von Jón auch sehr gelobt: "Du bist drin!".
Es gibt einen wunderbare Schafsuppe mit viel Gemüse drin und als Nachspeise ein Rhabarberkompott mit Vanilleeis und Schlagobers. Alles bio und sehr gut!
Andreas fährt noch einmal nach Dyrhólaey und hofft auf viele Papageientaucher. Burkhardt setzt sich zu uns und wir plaudern und lachen bis kurz vor 23 Uhr.
Dyrhólaey
Tag 9 - Samstag, 23.7.22 - Sauðafoss - Þórsmörk
Unser letztes Frühstück bei Martina und Jón, heute begleitet von einem unmotivierten faden Paar aus Frankreich. Die beiden sind höchst ungesellig und möchten auch nicht mit uns interagieren.
Wir lassen uns davon aber nicht die Laune verderben, jeder wie er will!
Dann wird es Zeit und wir verabschieden uns in Etappen von unseren liebgewonnenen Gastgebern. Jedes Mal fängt wieder jemand etwas zu erzählen an, aber um 10 Uhr machen wir uns auf den Weg.
Der Bus holt uns um 13 Uhr ab, da haben wir gut zwei Stunden Zeit. Andreas hat eine interessante Lagune entdeckt, wir schauen, wie nahe wir mit den Autos kommen. Leider ist das Ergebnis nicht wie gewünscht, dafür gibt es ein Herde Pferde, die sich für uns in Pose schmeißen.
Isländer im Anflug
Um die Zeit zu überbrücken fahren wir noch einmal die Hamragarðaheiði ein Stück rauf zum Sauðafoss. Von dort hat man auch einen grandiosen Blick weit ins Land hinein.
Hamragarðaheiði
Sauðafoss
Anschließend stellen wir unsere Autos im Brú Base Camp der Southcoast Adventures auf der 249 ab und machen uns für eine Wanderung bereit. Der Bus fährt nämlich nicht zu den Volcano Huts in Þórsmörk sondern nach Langidalur, von dort sind es 1,5 km nach Húsadalur, wo die Hütten stehen. Zu uns gesellt sich ein isländisches Paar, das auch zu den Volcano Huts möchte.
Der Bus kommt auch pünktlich und da wir die einzigen Passagiere sind, will er uns nach Húsadalur führen. Das ist natürlich super!
Die größeren Gepäckstücke werden in das untere Gepäckfach im Bus gegeben, Fotoapparate und elektronische Geräte sollen wir in den Bus nehmen, damit sie wegen der Ruckelei keinen Schaden nehmen.
Ich frage Karsten noch, ob er seine Computer eh in seinem Rucksack hat und verstaue meinen in den Tiefen des Busses.
Der Busfahrer ist aus Kroatien und es reicht ihm, dass er Southcoast Adventures in meinem Roadbook liest, die ID und somit der Beweis, dass wir die Tour auch bezahlt haben, interessieren ihn nicht mehr.
Dann geht es los und der Bus wird wild hin und her geworfen. Ich hätte nicht gedacht, dass so ein Trumm so wackelt beim Fahren!
Karsten bemerkt, dass seine Kamera in meinem Rucksack ist (ich habe ihn ja auch nur nach den elektronischen Geräten gefragt) und die beiden Wasserflaschen werden wohl auch undicht werden.
Ich hantle mich auf den Sitz hinter dem Fahrer und sehe, dass am Sitz neben mir ein Sack mit Obst am Auslaufen ist. Die Äpfel und Bananen liegen schon einzeln am Sitz. Ich also todesmutig rüber und packe die Sachen wieder in den Sack. Der Fahrer, der sich schon besorgt danach umgedreht hat, ist sichtlich erleichtert und bedankt sich.
Ich nutze die Gunst der Stunde und bitte darum, den zweiten Rucksack in das Businnere holen zu dürfen. Dann sind alle wieder entspannt.
ruckelige Busfahrt nach Þórsmörk
Die beiden letzten Furten filme ich mit, die Krossa ist ja sehr berüchtigt. Hier säuft alle paar Tage ein Mietwagen ab, weil sich die Leute zu viel zutrauen. Der Bus hat natürlich kein Problem, er pflügt stoisch mit seinen maximal 30 kmh durch den reißenden Fluss.
Als Dank für die außertourliche Beförderung gebe ich dem Fahrer 10 Euro Trinkgeld.
In der Rezeption bekomme ich den Schlüssel für unsere Hütte. Andreas hat ein Problem, denn er durfte eine alte Buchung, die 2020 nicht angetreten wurde, verwenden. Bei der Schreiberei ist ihm ein Fehler unterlaufen und nun hat er eine Buchung für den 23. August diesen Jahres.
Zum Glück ist das Camp nicht total ausgebucht und sie bekommen ein Glamping-Zelt, das schicker aussieht als unsere Hütte in der zur Not auch 4 Leute schlafen hätten können.
Das WC ist auch eleganter als die Hütte, allerdings 50 Meter entfernt.
rund um die Volcano Huts in Þórsmörk
Die Herren beziehen ihr Zelt und wir machen einen kleinen Rundweg. Dachte ich zumindest, doch Andreas entscheidet sich plötzlich für den 5 km langen Panoramaweg. Jetzt will ich auch nicht mehr zur Hütte zurück, um die Softshelljacke zu holen, die Sonne lacht eh vom Himmel.
am Panoramaweg in Þórsmörk
Der Weg ist sehr steil, ich komme ab der Hälfte arg ins Keuchen und muss immer wieder stehenbleiben. Burkhardt ist der Erste oben, ich komme ca. 20 Minuten später nach. Von hier bietet sich ein einmaliger Blick auf drei Gletscher und die Mäander im Tal. Ich mache ein Serie von Bildern, die ich zuhause zu einem "Little World" Bild zusammenfügen will.
Am Himmel ziehen dunkle Wolken auf und schon beginnt es zu tröpfeln. Zur Not habe ich ja zwei dünne Regenmäntel in der Fototasche. Denkste, denn die zweite Packung entpuppt sich als goldene Rettungsdecke. Der arme Karsten muss fast schutzlos im Regen den Berg hinunter.
Ich bin in kürzester Zeit innen fast so nass wie außen, immer wieder weht mir der Wind die dünne Plastikhaut bis zur Hüfte hoch. Burckhard ist so lieb und geht mit mir, bergab geht zwar etwas schneller aber nicht unbedingt einfacher.
Karsten rast im stärker werdenden Regen in Richtung Camp und ist bald nicht mehr zu sehen.
Dann biegen wir noch an einer Kreuzung falsch ab und müssen lange an nassem Gras vorbei, jetzt sind auch meine Schuhe und Socken unter Wasser. Die Jeans ist sowieso bis zu den Knien durchweicht. Hauptsache in der Hütte liegen Softshelljacke, Regenhose und Poncho!
Endlich trotten wir wie zwei gebadete Hunde ins Camp und man erwartet uns schon in unserer Hütte. Ich ziehe mir bis auf das T-Shirt und die Unterwäsche alles aus und
Little World - Panoramaweg in Þórsmörk
wickle mich in ein Leintuch. Davon haben wir nämlich vier, dafür keine Bettbezüge. Ich hänge die Sachen an unsere einzige Heizung, die nassen Schuhe stelle ich verkehrt auf die leicht angeheizten Herdplatten.
Eineinhalb Stunden bis zum Nachtmahl, da wird meine Kleidung wieder trocken und selbst die feuchten Schuhe stören nicht.
Im Haupthaus gibt es ein gutes Buffet mit Schaffleisch, wir werden schön satt. Der Lärmpegel ist gigantisch, denn es gibt eine große Gruppe aus Holland, die machen einen Lärm!
Nach dem Essen drehen wir noch eine kleine Verdauungsrunde. Dann holen wir die bestellen Deckenbezüge ab. Doch diese stellen sich gleich in der Rezeption wiederum als Leintücher heraus. Also gehen wir mit dem Rezeptionisten in die Wäschehütte und suchen so lange, bis wir zwei Bezüge gefunden haben. Ein schöner Aufwand, für den wir noch rund 50 Euro extra bezahlt haben (für das Bettzeug).
so werden die Schuhe getrocknet
Þórsmörk
Tag 10 - Sonntag, 24.7.22 - Ægissíðufoss - Strandakirkja - Gunnuhver - Abreise
Um 4:26 wandle ich durch das schlafende Camp zur Toilette, das hat auch irgendwas.
Frühstück gibt es ab 8 Uhr, das Buffet ist vollkommen in Ordnung.
Andreas und Burkhardt haben auch recht gut in ihrem Zelt geschlafen, ihr Gewand ist auch in der Nacht wieder getrocknet.
Der Bus kommt um 10:30, wir haben noch Zeit und machen nach dem Essen einen kleinen Spaziergang. Andreas war schon vor dem Frühstück unterwegs.
Zum Glück fahren die heute gar nicht mehr so munteren Holländer mit einem anderen Unternehmen. Bis unser Bus eintrifft unterhalte ich mich mit der Salzburgerin, die ich gestern bei Aufstieg kennengelernt haben. Sie ist von Landmannalauga zu Fuß nach Þórsmörk gegangen, 55 km in drei Tagen. Hochachtung!
Unser Bus trudelt mit etwas Verspätung ein, es ist derselbe Fahrer wie gestern. Durch einen großen Stein, der sich zwischen den Rädern festgeklemmt hat, verzögert sich die Abfahrt um eine weitere halbe Stunde, sodass wir erst um 11:11 vom Camp abfahren.
In der ersten Reihe neben dem Fahrer sitzt ein amerikanisches Pärchen, beide stützen wie selbstverständlich ihre schmutzigen Schuhe auf der Ablage im Bus auf, ihnen ist völlig gleichgültig, dass hier der Busfahrer seine Tasche abgelegt hat. So ein unmögliches Verhalten!
Der Fahrer gibt sich reichlich Mühe und wir holen fast die ganze Zeit wieder auf. Eine Viertelstunde nach der geplanten Ankunft treffen wir im Brú Base Camp ein, die Autos und unser Gepäck sind noch da.
Jetzt haben wir noch jede Menge Zeit, bis wir am Abend zum Flughafen fahren. Zwei Punkte habe ich für heute geplant, den Ægissíðufoss und den Sogin Canyon. Den Wasserfall besuchen wir, auf den Canyon hat Andreas weniger Lust und auch Karsten ist heute nicht mehr nach einer Wanderung zumute.
Ægissíðufoss
Also fahren wir in Richtung Flughafen ein paar Fotospots an, die Drohen kommen natürlich auch wieder zum Einsatz. Unter anderem kommen wir wieder an den Ort, wo wir uns vor einigem Jahr mit dem Wagen in die Böschung eingegraben haben. Heute erkennt man noch die Stelle, an der wir gegraben haben, doch die Natur hat ihren Softfilter darüber gelegt.
Island aus der Luft - immer wieder ein Erlebnis!
Die hübsche Strandakirkja haben wir voriges Jahr ausgelassen und am Gunnuhver gelingt Karsten eine tolle Luftaufnahme. Voriges Jahr war es einfach zu windig dazu.
Strandakirkja
Gunnuhver
Audur's arrivals in Þorlákshöfn
Beim Konvin Hotel nutzen wir eine dringende Klopause und packen am Parkplatz unsere Koffer flugtauglich um. Dann tanken wir noch unsere Autos voll und sind gegen halb sieben bei Blu Rental Cars. Die Rückgabe erfolgt reibungslos, mein notdürftig reparierter Boden wird nicht bemängelt. 2.718 Kilometer haben wir in den letzten 10 Tagen zurückgelegt.
Am Flughafen läßt sich Andreas in den ersten freien Sitz fallen, Karsten und ich suchen nach Nahrung. Unsere Schalter öffnen erst um 22 Uhr, die automatischen Drop of Schalter nehmen unsere Boardingcards noch nicht.
Nach dem Essen fange ich mit dem Reisebericht an. Meine Haare nerven mich, ich gehe auf die Damentoilette und föne mir die Stirnfransen. 6 Stunden warten. Der Flughafen hat zwei Skulpturen, ich mache einen kleinen Spaziergang und fotografiere sie.
Flughafen Keflavík
Eine große Reisegruppe trifft ein, unüberhörbar aus Österreich. Den meisten Teilnehmern sieht man an, dass sie nicht sehr reiseerfahren sind. Doch dafür hat man ja einen Reiseleiter. Dieser irrt jedoch etwas planlos herum und sucht offenbar den Check in Schalter. Dann die Erleuchtung: die Herrschaften müssen alle selbstständig am Automaten einen Koffer-Tag ausdrucken.
Jetzt wird es spannend, das schau ich mir aus der ersten Reihe an!
Das Rudel schwärmt aus und besetzt die drei Automaten. „Ich schau dir einmal zu, wie das geht.“ „Da brauchst du nur deinen Barcode von Boardingpass einscannen.“
Am Monitor erscheint die Meldung, dass es sich um einen ungültigen Code handelt. Hatten wir auch.
„Franz, des geht ned! Der nimmt unsere Codes nicht!“
Lächelnd trolle ich mich wieder zu meinem Platz.
Leider können wir auch nach 22 Uhr nicht am Automaten den Tag ausdrucken und müssen uns zum gewöhnlichen Volk gesellen, das seit einer guten halben Stunde beim Check in ansteht. Eine weitere halbe Stunde später sind wir unsere Koffer los.
Nach dem flotten Security Check treffen wir wieder Andreas und Burckhard. Wir setzen uns in den Durchzugsbereich, beobachten die Leute und unterhalten uns köstlich mit Amazon Rezessionen.
In einer Stunde erfahren wir unser Gate.
Dann geht alles ganz schnell: Die Eurowings gibt das Gate bekannt, Andreas und Burckhard machen sich auf den Weg. „Wir sehen uns am Gate, die Flüge gehen alle von dort“ sagt Andreas.
Ich denk mir noch, die werden schon einchecken, bis wir unser Gate haben. Und so ist es dann auch, wir können uns nur noch schriftlich voneinander verabschieden.
Kurz nach 1 Uhr heben wir von Keflavik ab und um 7:40 Ortszeit landen wir in Wien.
Hat euch der Reisebericht gefallen?
Dann schreibt mir doch einen Kommentar!