mitgereist
Neuseeland 2014
Wie soll ich diesen Reisebericht beginnen? Wird es ein Abenteuer oder "a gmaade Wies'n"?
Denn selten habe ich für eine Reise so viele Fixpunkte und Vorausbuchungen wie diesmal gehabt.
Ich lasse mich gerne überraschen...
Begonnen hat alles vor fast einem Jahr. Bei unserer Firmenweihnachtsfeier wurden zwei Tickets der Qatar Airways versteigert. Einlösbar im gesamten Streckennetz, welches sich bis Australien erstreckt.
"Deal", dachte ich, "vielleicht kann man ja sogar auf die Business etwas aufzahlen....." und hielt meine Hand oben, bis mir für 760 Euro der Gutschein gehörte. Somit wurde aus einem vagen Reiseziel Realität.
Daß wir heute trotzdem mit der Emirates in Richtung Christchurch unterwegs sind, ist das Resultat einer Erfahrung, auf die ich hätte gerne verzichten können. Hätte ich beim Ersteigern geahnt, mit welchen Bedingung die Tickets verknüpft sind - meine Hand wäre unten geblieben.
Nach vielen Gesprächen mit der Airline kamen wir schließlich zu der ernüchternden Erkenntnis, dass uns das Risiko einfach zu groß ist, denn nur ein wahrer Abenteurer würde sich auf eine so lange Reise begeben, wenn bei jedem Umsteigen das Weiterkommen nicht gesichert ist. Den Schlußpunkt setzte die Qatar Mitarbeiterin schließlich mit der Aussage: "Unsere Flüge sind nie überbucht!". Na sicher!
Sobald das klar war, haben wir auf Plan B zurückgegriffen und die Emirates gebucht. Den Hinflug in der Economy und retour in der Business Class. Denn 38 Stunden Flugzeit sitzen wir auch nicht mehr locker auf einer Arschbacke ab!
Trotz des ganzen Ärgers mit der Qatar plante ich unverdrossen unsere Route, die uns von Christchurch auf der Südinsel bis Auckland auf der Nordinsel führen soll.
Neben unzähligen Wasserfällen galt bei der Planung unser besonders Augenmerk der Tatsache, daß in Neuseeland die "Herr der Ringe" und "Der Hobbit" Trilogien gedreht wurden. Das war uns so wichtig, daß ich schon ein Package gebucht hatte, als wir uns noch wegen dem Flug herumstritten.
Nachdem dieser endlich fixiert war, ging es mit den Buchungen so richtig los: eine Schiffstour in den Milford Sound, ein Helikopterflug zu einer Vulkaninsel, ein Weiterer über einige Drehorte von "Herr der Ringe" und schließlich die Fähre von der Süd- zur Nordinsel.
Damit ergab sich ein relativ starrer Rahmen, da konnte ich die Übernachtungen dazwischen auch gleich buchen!
Und so kam es, daß bereits vor Reiseantritt fast alles unter Dach und Fach war - eine ungewohnte Situation.
Das es trotzdem spannend werden wird, merkte ich einen Tag vor der Abreise. Gegen 9 Uhr abends suchte ich zu Hause vergebens nach meinem iPad. Ein Blick auf die iTunes Seite von Apple - dort kann man seine Geräte suchen - brachte dann die Gewissheit: ich hatte das iPad im Büro vergessen!
Da es ohne Tablet keine Reiseberichte gibt, blieb uns nur ein kleiner Ausflug in den 2. Bezirk übrig. Immerhin kamen wir so in den Genuss einiger Halloween-Kostüme in der U-Bahn.
Tag 1 - Samstag, 1.11.14 - Anreise
Punkt 12 Uhr holt uns der Airport-Driver von zu Hause ab und muss sich gleich darauf dermaßen scharf einbremsen, daß ich schon genug Abenteuer für heute habe.
Doch erstens kommt es anders und zweitens, als man denkt: im Flugzeug schmeißt ein Passagier meine Kameratasche aus dem Handgepäckfach, dabei wird der Polfilter kaputt.
Der Typ vor mir schmeißt sich mit Karacho in die Liegeposition und ich fühle klaustrophobische Gefühle in mir aufwallen.
Hinter uns sitzen zwei Kärntner, die dermaßen laut und aufdringlich lustig sind, daß ich es bald nicht mehr aushalte. Auf meine höfliche Bitte "Könnt's ihr nicht einmal eure G... äh...Ruhe geben? Das ist doch nicht normal!" ernte ich nur verständnislose Blicke.
Also muss ich mir jetzt irgendwie die Ohren volldröhnen und angle mit angewinkelten Armen im Finsteren nach den Kopfhörern. Dabei stoße ich meinen Becher um und das Wasser findet recht rasch den Weg auf meine Oberschenkel und in die iPad Tasche. Mit zwei winzigen Servietten versuche ich die Sintflut einzudämmen bis mir Karsten die Decke reicht: "Die saugt auch".
In diesem Moment bringt die Stewardess das Essen und bittet mich, meinen Sitz gerade zu stellen. Jetzt kann ich den Bildschirm vor mir abschlecken. Mordgedanken machen sich breit!
Zwischenlandung in Dubai. Noch sind wir fit, trotzdem fragen wir am Emirates Schalter nach einem Upgrade auf die Business Class. Sie kann uns nur die Strecke Dubai - Singapur anbieten. 1.900,00 US$, etwa 1.500,00 Euro pro Person - alter Schwede! Wir bedanken uns höflich.
Tag 2 - Sonntag, 2.11.14 - Anreise
In der Mahaba Lounge werden unsere Grundbedürfnisse gestillt: essen, trinken, WC und Internet.
Hier ist es kurz vor 2 Uhr morgens, mein Körper ist noch auf Europa-Modus und die Müdigkeit klopft erst sehr zaghaft an.
Trotzdem versuche ich am Flug nach Singapur ein wenig Schlaf zu bekommen und sediere mich erfolgreich mit dem Film "Grace".
In Singapur beziehen wir das Ambassador Transit Hotel und nach einer kurzen Dusche falle ich endlich in die Waagrechte.
5 Stunden später und leidlich ausgeruht besteigen wir das Flugzeug nach Sydney - und der kürzeste Tag unserer Reise ist Geschichte.
Tag 3 - Montag, 3.11.14 - Ankunft
erledigt in Singapur
In Sydney haben wir 4 Stunden Aufenthalt - und das ist gut so, wie wir gleich nach dem Aussteigen feststellen!
Zuerst zum Baggage Claim oder doch vorher zum Transfer Schalter? Logischerweise müssen wir ja das Gepäck mit einchecken, also auf zum Gepäckband.
Um dorthin zu gelangen, müssen wir aber zuerst in Australien einreisen. Das geht aber nicht ohne die incoming passenger card, die wir im Flugzeug bekommen und auf Anweisung - wir haben ja nur einen Transfer - nicht ausgefüllt haben.
Also füllen wir die Karte aus und stellen uns noch einmal in der Schlange an. Da fällt mir ein, daß das Gepäck ja wahrscheinlich sowieso bis Christchurch durchgecheckt wurde. Ganz genau wußte das die Emriates-Mitarbeiterin in Wien auch nicht.
Zurück zum Start und auf zum Transfer Schalter. Vorher noch durch den Sicherheits-Check.
Ich komm glatt durch, Karsten muß durch den Körperscan und dann wird - natürlich - sein Fotorucksack auf die Seite genommen, um genauer untersucht zu werden.
Und da liegt er nun, keiner der vielen Beamten kümmert sich weiter drum. Zum Glück haben wir es nicht eilig. Endlich nimmt ihn einer der Männer - und schickt ihn nochmal durch den Scanner. Na, da wird sich in der Zwischenzeit das Böse verflüchtigt haben!
Offenbar nicht, dann jetzt wird Karsten auf die Seite gewinkt und der Beamte nimmt die bösen Sachen mit spitzen Fingern aus dem Rucksack. Die Stativplatte, einen Inbusschlüssel und einen Schraubenschlüssel, die zum kleinen Stativ gehören. Allesamt verbotene Sachen, wie der Beamte dem staunenden Karsten verkündet.
Letztlich wird "nur" der äußerst gefährliche Schraubenschlüssel konfisziert und in den Mistkübel geworfen. Auf seine Frage, was daran gefährlich sei, bekommt Karsten nur die lapidare Antwort "for safety reasons". Unpackbar!
dritte Zwischenlandung in Sydney
Bei der Qantas schickt man uns weiter zum Emirates Schalter, der wenigstens noch am gleichen Flughafen ist. Denn der Weg dorthin ist lang und bis wir ihn finden, müssen wir noch zweimal nachfragen.
Dort sind wir zumindest richtig, wenn auch ein bissl kompliziert. Wo ich mein Ticket für den Rückflug habe. In welchem Jahrhundert leben die?
Eineinhalb Stunden nach der Landung sind wir auch schon fertig und können uns wieder den essenziellen Dingen des Lebens widmen - einem Internetzugang!
Der finale Flug nach Christchurch verspätet sich um 1 Stunde. Wir sitzen erste Reihe fußfrei neben einem Baby, das quengelt aber erträglich vor sich hin.
Beim Ausfüllen der Einreisekarte kriegen wir einen leichten Schock, weil hier plötzlich etwas von einem Einreisevisum steht. Ein Blick ins Internet beruhigt uns wieder - wir brauchen so etwas nicht!
Kurz nach 4 Uhr und 38 Stunden nach unserem Abflug in Wien landen wir in Neuseeland.
Das Einreiseprozedere geht reibungslos und flott, Karsten hebt mit der Bankomatkarte Bargeld ab - wir kommen ja völlig blank ins Land.
Bei Europcar erwische ich einen Übereifrigen, der unbedingt einen internationalen Führerschein von mir verlangt. Habe ich aber nicht machen lassen. Er braucht den aber. "And what we do now?" frage ich ihn. Gibt er mir jetzt das Auto nicht?
Zum Glück winkt sein Kollege ab, mein Führerschein ist schon ok, er ist eh auch auf Englisch.
Aber wir haben ein Upgrade bekommen: einen schwarzen Mitsubishi Outlander XLS - ein Riesenkübel!
unser Mitsubishi Outlander
Die Luft ist angenehm frisch, es liegt sogar ein Hauch von Schnee in der Luft.
Das Auto ist schnell gecheckt, es dürfte noch ziemlich neu sein und hat sicher jedem Menge Spielereinen. Doch das merke ich erst in den nächsten Tagen, wenn ich etwas lockerer werde. Zunächst konzentriere ich mich auf den Verkehr.
Das Navi springt auch sofort an und nach einer halben Stunde sind wir in unserer ersten Unterkunft angekommen. Das Onanuku Bed & Breakfast ("Place where you come and go") liegt auf einem Hügel am Rand von Christchurch. Vom Wohnbereich hat man einen herrlichen Blick auf die Stadt und das Meer dahinter!
Als wir mit dem Auto die steile Straße zum Haus zufahren, hebt der Nachbar anerkennend den Daumen - das hätte er wohl auch gerne!
Jenny begrüßt uns sehr herzlich, wir haben im Vorfeld viel per Mail kommuniziert und sie und ihr Mann waren im Oktober in Europa und auch in Wien. Dabei ist sich ein Treffen nicht ausgegangen, doch heute Abend haben wir uns viel zu erzählen. Bob ist leider nicht hier, er ist ein Tour Guide und gerade unterwegs.
Bequemerweise haben wir im Vorfeld auch gleich das Dinner bestellt und Jenny bereitet ein ausgezeichnetes Steak mit Kartoffelgratin und Gemüse aus dem Garten. Als Nachspeise gibt es einen Apfelkuchen mit frischem Schlagobers.
Nach dem Essen sitzen wir noch ein Weile zusammen und Jenny gibt uns Tipps zu unserer Route.
Gegen halb Zehn ziehen wir uns in unser Zimmer zurück und schon bald sind wir im Land der Träume.
Tag 4 - Dienstag, 4.11.14 - Akaroa Halbinsel - Christchurch
Um 5 Uhr morgens sind wir munter. Aber das ist ok, die Zeit bis zum Aufstehen nützen wir zur Internet-Recherche und zum Duschen. Jenny hat uns ein wunderbares Frühstück gemacht und deutet die Berge in der Ferne, die in der Nacht frisch beschneit wurden. Also hat mich meine Nase gestern doch nicht getäuscht!
Von wegen "in den Frühling fahren" - es ist ziemlich abgekühlt und ich ziehe mir gleich meinen Sweater an, bevor ich raus gehe.
Zuerst besorgen wir einen neuen Polfilter für meine Kamera und eine SIM-Karte, damit wir auch unterwegs ins Internet kommen. Mit Zweitem hat Karsten so seine Not, wir werden morgen noch einmal zu Smiths City fahren, damit die Karte aktiviert wird.
Erfolgreich, wenn auch mit einiger Geduld, haben wir unsere beiden iPhones via Bluetooth mit dem Autoradio verbunden.
Eine weitere Herausforderung war das Starten und Abdrehen des Motors, denn der Outlander hat einen - für mich ungewohnten - Startknopf, den Schlüssel legt man in ein Fach unterhalb. Lustig ist auch die Rückfahrkamera, da muss ich auch noch ein bissl Vertrauen aufbauen.
Jenny hat uns gestern geraten, auf die Akaroa Halbinsel über die Summit Road zu fahren, weil diese Strecke viel schöner ist als die 75. Leider aber auch sehr kurvenreich und Karsten, der noch nicht ganz akklimatisiert ist, hat so seine Probleme damit.
Doch dafür werden wir mit tollen Ausblicken auf die Bucht tief unter uns belohnt!
Die gesamte Akaroa Halbinsel ist vulkanischen Ursprungs.
Jetzt ist der Himmel strahlend blau mit vielen weißen Wolken, nur der Wind zieht durch Mark und Bein.
Das Navi führt uns nach Okains, einem kleinen Ort im Nordosten der Akaroa Halbinsel. Dort habe ich eine pittoreske Tankstelle gefunden, die ein schönes Fotomotiv abgibt. Gleich daneben ist ein kleines Geschäft, beim Betreten fühlen wir uns fünfzig Jahre in die Vergangenheit zurück versetzt. Die Einrichtung, die Waren - alles so herrlich old fashioned. Da war die junge freundliche Verkäuferin fast ein Stilbruch.
Karsten entdeckt ein raspberry cola der Weltmarke budget - schmeckt so, wie es aussieht....
pittoreske Tankstelle in Okains Bay
Die Stadt Akaroa hat französische Wurzeln, das merkt man an den Straßennamen und auch viele Geschäfte tragen französische Namen.
Die von Jenny empfohlene Bootsfahrt in die Bucht, in der 30 Delfine leben, lassen wir aus, denn die nächste Fahrt beginnt erst in einer Stunde.
Wir fahren zum kleinen Leuchtturm und danach zum Akaroa Head.
Akaroa
Die letzten 8 Kilometer legen wir auf einer dirt road zurück. Kein Problem, wir haben ja 4 WD - bis der Wagen zu driften beginnt. Hoppala, vielleicht doch ein klein wenig zu schnell auf Geröll und bergab unterwegs....
An der Steilküste ist ein Loch im Felsen, ein hübschen Fotomotiv. Ein paar Schafe sind so freundlich und lassen mich nette Schnappschüsse machen. Vorsichtig umgehe ich die unzähligen "Tretminen".
freundliche Schafe oberhalb der Haylocks Bay, Akaroa Head
Zurückfahren wird jetzt eine Herausforderung: auf dem steilen Weg kann ich nicht umdrehen, deshalb muß ich ca. 100 m im Rückwärtsgang fahren. Nur auf die Rückfahrkamera angewiesen. Sehr seltsames Fahrgefühl, da braucht's Vertrauen in die Technik!
Am Weg zurück nach Christchurch bleiben wir in Little River bei den Silo Stays stehen. Diese futuristischen Unterkünfte waren ja ursprünglich meine erste Wahl, wegen mangelnder Essensmöglichkeiten am Abend habe ich mich letztlich anders entschieden.
Doch jetzt hat das Little River Cafe offen und wir gönnen uns einen kleinen Snack.
In Christchurch lassen wir uns planlos zum Cathedral Square führen, hier steht die Kathedrale seit dem Erdbeben 2011 ohne Turm. Ein verstörender Anblick.
Generell ist die ganze Innenstadt auch fast vier Jahre nach dem Erdbeben noch nicht wieder aufgebaut, teilweise sieht man sogar noch Schuttberge und wir fahren an vielen Bauruinen vorbei.
Wir kommen uns vor, wie in einem Kriegsgebiet.
Die Christchurch Cathedral vor und nach dem Erdbeben von 2011.
Da paßt der Wetterumschwung gut in unsere Stimmung, denn es beginnt leicht zu regen. Ein paar Minuten später klatschen dicke Schneepatzen auf unsere Windschutzscheibe und der Himmel entleert sich mit einem gewaltigen Hagelschauer.
Wir stellen den Wagen unter einen großen Baum, dann ist es nicht ganz so arg!
Für einen abschließenden Restaurantbesuch fehlt es uns an Hunger und so bleiben wir am Heimweg bei einem Take Away stehen und nehmen uns einen Burger mit.
Im B&B freut sich Reggie, Jenny's schwarzer Labrador, auf Unterhaltung. Die Hausherrin ist ausgeflogen, das Haus unversperrt.
Beim Verputzen des Burgers versuche ich den Reisebericht zu schreiben, doch bevor ich mit dem Gesicht in die Tasten klatsche, gehe ich lieber ins Bett. Es ist eh schon 21 Uhr....
Tag 5 - Mittwoch, 5.11.14 - Lake Tekapo - Lake Pukaki
In der Nacht gehen wieder Regenschauer nieder, es kühlt weiter ab. Dabei ist es eh schon so kalt im Haus. Im Bad friert man sich "an Zappe ab", wie der Hesse zu sagen pflegt, schnell wieder unter die warme Decke!
Heute sind wir um 6 Uhr munter, es wird schön langsam..
Ich schreibe liegend am Reisebericht weiter, da kann ich die Bluetooth-Tastatur nicht benützen. Dementsprechend langsam geht es voran.
Beim Frühstück schreibe ich weiter. Jenny macht Pancakes und fragt, wie es gestern war. Ich kann nicht deutsch schreiben und englisch antworten. Karsten, red du!
Aber Jenny hat sowieso heute andere Sorgen: ihr Computer lässt sich nicht starten, außerdem muss sie zum Friseur jetzt eine Dreiviertelstunde fahren, weil ihrer nach dem Erdbeben weggezogen ist. Dann schmeißt sie noch einen verbrannten Toast aus dem Fenster.
Kreditkarten kann sie heute auch nicht annehmen, wir zahlen aber eh in bar. Sie wirft uns dankbar Kusshände zu!
Das Wetter scheint aufzuklaren und Jenny geht mit Reggie kurz raus. Kaum ist sie aus dem Haus, beginnt es wieder zu regnen. "What had you done?" frage ich sie entsetzt, als sie nach zwei Minuten wieder da ist.
"This is not my day" wiederholt sie zum x-ten Mal und lacht.
Sie muss sich kurz darauf von uns verabschieden, wir können noch bleiben, solange wir wollen. Lachend auf meine Schreibarbeit zeigend meint sie noch, sie kommt am Abend wieder, vielleicht sieht man sich ja noch.
Wir beenden gemütlich unser Frühstück und Karsten schreibt noch ein paar nette Zeilen in das Gästebuch.
Während er schon die Koffer zum Auto runterbringt, versuche ich ein Bild von Reggie zu machen.
Dazu locke ich ihn zum großen Panoramafenster, damit er von der Sonne bestrahlt wird. Er macht auch brav "Sit down" doch jedes Mal, wenn ich in die Hocke gehe, steht er auf und kommt auf mich zu.
Wir spielen das ein paar Mal durch, bis mir endlich ein Foto gelingt.
Dann kraule ich ihm zur Belohnung die Brust und er klopft ekstatisch mit der Hinterpfote den Takt.
Bevor wir Christchurch verlassen, müssen wir noch die Prepaid-Karte aktivieren. Deshalb fahren wir noch einmal zu dem Händler und nach langem Hin und Her hat Karsten endlich das gewünschte Paket auf dem Handy. Das nächste Mal kommen wir deswegen eine Woche früher....
Es regnet immer noch und keine Besserung in Sicht. Hie und da ein Fetzen blauen Himmels, doch jedes Mal, wenn es besser ausschaut, beginnt es wieder zu regnen.
So kommen wir nach Rakaia, wo "The Big Salmon" steht. Also raus in den Regen, zum Glück gerade eher ein Nieseln. Kaum sitzen wir wieder im trockenen Auto, hört es zu regnen auf.
Auch schön, dann gleich noch einmal mit dem Nikki raus, um ein Flying Nikki Foto zu schießen!
The Big Salmon in Rakaia
Auch die Weiterfahrt bleibt regnerisch und bald müssen wir das erste Mal tanken. Karsten plaudert kurz mit der Kassierin die meint, daß es eventuell heute noch zu regnen aufhört und aufreißt. Ihr Wort in Gottes Gehörgang!
Eine knappe Stunde später biegen wir um eine Kurve und haben plötzlich schneebedeckte Berge im gleißenden Sonnenschein vor uns.
Wow - was für ein Anblick!
Kurz darauf treffen wir beim Lake Tekapo ein und der Himmel wird immer blauer. Der Regen hat gänzlich aufgehört, doch es ist beißend kalt.
Die Church of the Good Shepherd gibt ein gutes Fotomotiv vor dem blauen See ab. Ein japanisches Brautpaar macht gerade Hochzeitsbilder. Die arme Frau muss sich ja zu Tode frieren!
Die Church of the Good Shepherd am Lake Tekapo ist wohl eine der am meisten fotografierten Kirchen Neuseelands.
Wir fahren zum Mt. John Observatorium, eine steile Straße windet sich den Berg hinauf. Oben pfeift uns der Wind Eiskügelchen in und um die Ohren, doch die Aussicht ist gewaltig! Erst von hier oben sieht man, wie blau der Gletschersee ist.
Im Astro Cafe nehmen wir einen kleinen Snack ein und genießen das herrliche Panorama.
Lake Tekapo, der Name des Sees setzt sich aus den beiden aus der Sprache der Maori
stammenden Begriffen „taka“ (Schlafmatte) und „po“ (Nacht) zusammen.
Mt. John Observatorium
Ein Stück weiter ist der Lake Pukaki. Da das Wetter wieder auf Regen umgestellt hat, ist die Motivation zum Fotografieren eher gering. Zumal die beiden Seen ziemlich ähnlich sind.
Lake Pukaki. Der Zufluss an Gletscherwasser gibt den Seen eine typische blaue Farbe,
die durch feine Partikel aus dem Abrieb des Gletscheruntergrundes entsteht.
Ein paar Kilometer weiter sind wir auch schon bei unserer heutigen Unterkunft. Omahu Downs ist eine Ansammlung kleiner Cottages kurz vor Twizel. Hier haben wir ein ganzes Cottage für uns und können zwischen drei Schlafzimmern wählen. Nach einem Rundgang durch alle neun Räume ziehen wir in das Hübscheste mit einem verschnörkelten weißen Stahlrohrbett und einer alten Leiter als Ablage. Zwei Seiten dieses Raumes bestehen aus Fenstern, durch die man einen tollen Blick auf die schneebedeckten Alpen hat. Wir kommen uns ein bisserl wie in der Auslage vor.
Zunächst wird die Internetverbindung hergestellt und danach kümmern wir uns um die Beheizung. Es gibt einen Kamin, doch wir möchten nicht das Feuer unbewacht lassen und suchen uns im ganzen Haus die Heizlüfter zusammen und stellen sie im Wohnzimmer, im Schlafzimmer und im Bad auf. Herrlich!
Es ist noch zu früh für's Nachtmahl und so fahren wir im Sonnenuntergang eine halbe Stunde am Lake Pukaki dem Mt. Cook entgegen. Doch selbst in 19 km Entfernung können wir nicht genau ausmachen, welcher der vielen Berge jetzt der Höchste Neuseelands ist. Die meisten Gipfel sind auch in Wolken gehüllt und so drehen wir unverrichteter Dinge wieder um und suchen uns in Twizel ein Lokal zum Essen.
Als wir gegen neun "Poppies Cafe" verlassen, schüttet es wieder aus allen Schaffeln.
Tag 6 - Donnerstag, 6.11.14 - Clay Cliffs - Wanaka - Rippon Vineyard
Heute habe ich unter vier Lagen wie in einem Vogelnest geschlafen. Aber sehr gemütlich und kuschelig warm! Kein Regen in der Nacht und am Morgen ist der Himmel bedeckt.
Die Heizlüfter haben ganze Arbeit geleistet, nur den im Schlafzimmer müssen wir in der Früh umstecken, die Steckdose hat einen Wackelkontakt.
Das Badezimmer ist wunderbar warm, da gehe ich gerne duschen. Mit dem Warmwasser-Thermostat habe ich eine kleine Diskussion, der Schlingel dreht sich von selbst auf kochend heiß.
Das erste Café macht um 8:30 auf und drei Minuten später sind wir schon gestellt. Zur Meldung des Tages, der Verlobung von Benedict Cumberbatch, bestelle ich mir Egg Benedict mit Lachs. Extrem gut!
Heute haben wir nicht viel vor, bis Wanaka werden wir nur knapp zwei Stunden benötigen. Deshalb machen wir einen Abstecher zu den Clay Cliffs. Diese von Wind und Regen geformten Steinsäulen erreichen wir über eine 10 km lange private Schotterstraße (da sieht man am Sonntag schon, wer am Mittwoch zu Besuch kommt). Bei der Einfahrt sind 5 Dollar in einen Blechkasten zu werfen. Karsten muss zweimal raus, um ein Gatter zu öffnen.
Am Parkplatz stehen schon 2 Autos, ein Schild besagt "ab hier nur mit 4 WD" und ich fahr schon weiter. Nicht weit, denn angesichts der ausgewaschenen Querrillen, die bis zu einem Meter tief sind, muss ich w.o. geben.
Das letzte Stück geht steil bergauf, dann haben wir den Eingang der Schlucht erreicht. Viel ist nicht zu sehen und wenn man den Bryce Canyon kennt, ist das hier wenig spektakulär.
Etwa eine halbe Stunde halten wir uns hier auf, am Rückweg rutscht Karsten auf dem lockeren Untergrund aus, schürft sich den Ellbogen auf und ist dementsprechend sauer.
Egg Benedict
In der Nähe von Omarama sind die Clay Cliffs.
Diese bizarre Mondlandschaft ist das Ergebnis von zwei Millionen Jahren der Erosion auf Schichten von Schlick und Kies.
Auf dem Weg nach Wanaka schläft er sich wieder gesund, denn gegen diese Kombination ist er machtlos: Autofahrt, Sonne und Musik - da knackt er unweigerlich weg.
Zum Glück ist eine Amputation des linken Armes doch nicht notwendig!
Kurz vor Wanaka querten wir den Clutha River.
Kurz nach eins fahren wir bei der Minaret Lodge vor, unsere Bleibe für die nächsten drei Nächte. Wir werden sehr herzlich von Gary und Fran empfangen und für den morgigen Tag gebrieft. Dann können wir unser Hobbithaus beziehen.
Groß ist es nicht, aber sehr gemütlich! Das Bett steht auf einem Podest und wird von einem Baldachin überspannt.
Der Room in der Minaret Lodge in Wanaka ist einem Hobbithaus nachgeahmt.
Nach einer kurzen Ruhephase fahren wir in das Stadtzentrum und marschieren die Einkaufsstraßen ab.
Die schneebedeckten Berge und der blaue See im Vordergrund geben eine tolle Kulisse ab. Dazu noch der strahlend blaue Himmel - perfekt!
In einem netten Café machen wir Slow Motion Aufnahmen von einem frechen Vogel, der sich Kuchenkrümel von unserem Teller stiehlt.
Im Supermarkt nebenan füllen wir unsere Wasservorräte auf und fahren danach ein Stück den See entlang zum Rippon Vineyard. Der Weingarten, der See, die Insel und die weißen Berge - ein schönes Motiv!
Paul hat 'ne Meise
Rippon Vineyard
Beim Zurückfahren bleiben wir am Seeufer stehen und setzen uns mit Blick auf den See und die Berge an einen Tisch. Das ist doch mal ein nettes Ambiente, um den Reisebericht zu schreiben!
Doch leider treiben uns der frische Wind und ein paar lästige Insekten bald wieder zurück ins Auto und zu unserer Unterkunft.
Pembroke Park, Lake Wanaka
Am Abend gehen wir zu Fuß den See entlang ins Zentrum und nach dem Essen im Finstern wieder zurück.
Dann müssen wir noch eine halbe Stunde ausharren, weil uns Gary das "early breakfast" vorbeibringt und offensichtlich deshalb noch schnell ein Brot aufbäckt.
Ich stelle das frische Brot gleich in den nächsten Kasten, sonst haben wir in der Früh eine ganz furchtbar schlechte Luft.
Tag 7 - Freitag, 7.11.14 - Glendhue Bay / Matukituki River Jetboat - Mount Aspiring NP - Puzzling World Wanaka
Um 3:51 läutet das Handy mit einer Lautstärke, daß ich senkrecht im Bett sitze! Eine unbekannte Nummer mit österreichischer Vorwahl. Vielleicht sollte ich den Klingelton in der Nacht auf lautlos stellen...?
Ansonsten haben wir wunderbar geschlafen und erstmal nicht mitten in der Nacht schon wieder munter.
Gary und Fran servieren uns ein ausgezeichnetes Frühstück, ich habe den Verdacht, wir werden hier ziemlich gemästet. Da muß leider Einiges wieder zurück in die Küche.
Während wir frühstücken wird unser Bett gemacht und das "early breakfast", das wir nicht angerührt haben und eigentlich für später aufheben wollten, ist verschwunden. Das wird uns eine Lehre für heute Abend sein!
Kurz vor zehn werden wir von Sue abgeholt und sie bringt uns und ein Ehepaar aus England zur Glendhue Bay im Lake Wanaka. Dort wartet schon ein Jetboot auf uns und James, unser Guide, brieft und kurz bevor es losgeht.
James brieft uns vor der Jet Boat Tour
Es ist ein strahlend schöner Tag, trotzdem bin ich froh, die Outdoorjacke unter der Schwimmweste angezogen zu haben, denn der Fahrtwind ist schon gewaltig!
Mit rund 80 kmh ziehen wir zunächst über den See und später den Matukituki River entlang. Karsten hat heute zum ersten Mal die GoPro mit und filmt, was das Zeug hält!
An manchen Stellen bleiben wir stehen und James erklärt zur Umgebung etwas. Doch wir bleiben nicht einfach stehen, James macht mit dem Jetboot eine 360° Wendung - einfach, weil er es kann!
Das macht Spaß und zum Glück bleiben wir dabei trocken.
Wir haben wirklich Glück mit dem Wetter, die Berge sind wolkenfrei - ein Umstand, der von 6 Tagen nur 2 mal vorkommt.
Lake Wanaka und Mt. Alta
Im Mount Aspiring National Park machen wir einen Spaziergang. "A 10 minute walk", wie James sagt.
Daß 10 Neuseeland-Minuten umgerechnet ca. 30 Österreich-Minuten sind, haben wir gestern Abend am Heimweg schon festgestellt.....
Wir wandern also einen Waldweg leicht herauf, bis wir zu einem Wasserfall kommen. Ohne den Wasserfall und die schneebedeckten Berge im Hintergrund könnten wir genau so gut im Wienerwald sein, die Gegend schaut ziemlich vertraut aus.
Bei der Rückfahrt deute ich Karsten, er soll bei der nächsten Drehung die Kamera auf sich richten. Als hätte James das mitbekommen, endet dieses Manöver etwas nass für Karsten. Hauptsache, alles ist im Kasten!
Kurz nach eins sind wir wieder in der Lodge zurück - ein rundum gelungener Ausflug!
Den Rest des Tages verbringen wir mit einem Spaziergang durch Wanaka - diesmal bei geöffneten Shops und den Besuch der Puzzling World. Dort entstehen einige lustige Fotos und am Schluss bezwingen wir noch das Labyrinth in Rekordzeit.
Puzzling World in Wanaka
Beim Nachtmahl werden Karsten und ich wieder einmal als "Ladies" begrüßt. Als die Kellnerin ihren Fehler bemerkt, versinkt sie fast im Erdboden!
Tag 8 - Samstag, 8.11.14 - Queenstown - LOTR Tour
Zum Frühstück gibt's heute eine grobe würzige Wurst. Karsten: "Fast wie eine Dschungelprüfung" und zu mir: "Friss, sonst gibt's kan Stern!".
Der heutige Tag steht ganz im Zeichen von Lord Of The Rings. Nach dem Frühstück werden wir mit einem Kleinbus abgeholt. Unser Guide heißt Louise, sie ist ein riesiger LOTR Fan und vor zwei Jahren aus Schottland nach Neuseeland gezogen.
Wir fahren über den Crown Range, einem Pass mit spektakulären Aussichten und Louise erzählt, wie sie zu ihrem heutigen Job kam. Sie kennt natürlich auch jeden Menge Hintergrundgeschichten zu Herr der Ringe und Der Hobbit.
In Queenstown holen wir das andere Paar ab, das mit uns die Vormittagstour macht. Ein Blick auf die beiden und alles schreit 'Ostblock'. Wer sonst trägt heutzutage eine lila Stoffhose und einen violetten Pullover mit Puffärmeln? Überraschenderweise stammen Pavel und Cecilia aus Prag - call me Sherlock!
Er ist ein ebenso großer Fan und hat die Bücher achtmal in Tschechisch und zweimal auf englisch gelesen - wahrscheinlich gibt es nicht so viele Bücher in Tschechien...
Wir fahren zur ersten Location und Louise erzählt an Hand von Bildern, welche Szenen hier gedreht wurden. Da ich die Filme vor Jahren nur einmal gesehen habe, ist meine Erinnerung schwach bis gar nicht vorhanden, während Louise ganze Szenen nachspricht.
Es gibt mehrere Sets in dieser Gegend, wir wandern von einem Platz zum andern.
unser Guide Louise in ihrem Element - Lord Of The Rings Tour
Dann ist es auch schon Zeit für den Lunch, den wir in einen Restaurant in Queenstown einnehmen. Als es zur Bestellung der Getränke kommt, nimmt Cecilia eine heiße Schokolade. Lecker, das passt super zur kalten Platte mit Wurst und Käse! Vermutlich aber auch nur ein rarer Artikel im Osten, was weiß man?
Nach dem Essen holen wir vier weitere Leute ab, die uns am Nachmittag begleiten. Drei Kiwis und ein junger Deutscher, der aber den ganzen Nachmittag kaum den Mund aufbekommt.
Jetzt ist der Bus voll und Karsten setzt sich neben mich. Nach einer Viertelstunde krieg ich schon Zustände, weil ich mein rechtes Bein nicht ausstrecken kann. Bei der nächsten Station muss er ans Fenster.
In Arrowtown fahren wir an den Arrow River, hier wurden Nahaufnahmen mit Pferden aufgenommen (Arwen rettet Frodo vor den Nazgul), die Szenen selbst allerdings im Skippers Canyon. Dort werden wir in ein paar Tagen mit dem Helikopter hinfliegen. Überhaupt sind viele Szenen an verschiedenen Orten gedreht worden, Charaktere fallen auf der Südinsel und schlagen auf der Nordinsel auf! Hier ist Kontinuität gefragt, sonst kommt es zu den gefürchteten Anschlussfehlern im Film.
Zum Schluss präsentiert uns Louise am Lake Hayes eine Sammlung nachgebauter Waffen aus den Filmen, mit denen wir uns fotografieren können. Das ist aber nicht so unseres, Karsten macht ein Bild von mir, die Kiwi-Kinder und Tschechen toben sich aus.
Im Kawarau River wurden die Szenen "The Pillars Of The King" in "Die Gefährten" gedreht.
Am Ufer des Lake Hayes durften wir dann mit einigen (nachgebauten)
Waffen aus den Herr der Ringe Filmen hantieren.
Dann ist die Tour vorbei und wir werden nach Queenstown zurückgebracht. Gottseidank, denn langsam wird es mühsam, immer rein und raus aus dem Van. Aber Louise hat ihre Sache sehr gut gemacht, man merkt halt, daß ihr die Filme sehr am Herzen liegen!
Mit dem bestellten Shuttle fahren wir anschießend nach Wanaka zurück. Der Fahrer setzt uns in der Lodge ab und glaubt, er muß uns noch beim Hausherren abgeben. Ich sag schon "We're fine, thank you" und "you don't have to call for us, we stayed here for two days" doch er probiert so lange, bis er Gary am Apparat hat. Der erzählt ihm schließlich lachend, daß wir uns morgen um 7:30 beim Frühstück sehen.
Mancher hat halt eine lange Leitung. Oder hat er geglaubt, wir ziehen hier komplett ohne Gepäck ein?
Tag 9 - Sonntag, 9.11.14 - Moeraki Boulders - Dunedin - Tunnel Beach
Heute haben wir beim Frühstück Gesellschaft: ein Paar aus Auckland, er arbeitet für Head und war des öfteren in Österreich. Die Unterhaltung fließt dahin und Fran erzählt eine lustige Geschichte: vorigen Februar - das ist der wärmste Monat in Neuseeland - an einem besonders heißen Tag. Das Ufer des Lake Wanaka ist überfüllt mit Leuten, die in der Sonne lagen und auf die schneebedeckten Berge in der Ferne schauen. Niemand ist im Wasser.
Da steigen aus einem Auto zwei hübsche Mädchen in atemberaubenden Bikinis und laufen schnurstracks in den See. Man hört nur einen spitzen Schrei und die Beiden schauen, daß sie so schnell wie möglich wieder raus kommen: der See hat eine Wassertemperatur von 9°C. Alle Leute am Ufer applaudieren belustigt!
Der Mann fragt uns, ob wir gestern das Rugby Match England gegen Neuseeland gesehen haben. Die Spieler haben vor dem Beginn den Haka gemacht, den berühmten Kriegstanz, der traditionellerweise vor jedem Match aufgeführt wird.
Nur, daß dieses Match in London war und manche Leute offenbar darüber not amused waren.
Denn hier werden - Allmächtiger! - die Zungen rausgestreckt, how disgusting!
Kurzum - wir haben uns zu sechst die Aufzeichnung des Matches angeschaut. Der Haka ist wirklich beeindruckend, da wird mit den Augen gerollt, auf die Brust geschlagen und mit den Füße gestampft. Die englischen Spieler haben etwas verstört geschaut.
Das sind ja alles 2 Meter Prügel, die an die 120 kg wiegen. Aber sicher alles ganz liebe Buben!
Nach einer Viertelstunde haben wir uns verabschiedet, obwohl so ein Rugby Match wirklich sehenswert ist, viel flüssiger als American Football.
Unser erstes Ziel sind die Moeraki Boulders, 249 km entfernt, doch als wir durch Cromwell kommen, bleiben wir bei der Big Fruit Collection stehen. Diese Skulptur steht für Cromwell als Fruchtschale des Südens.
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Big Fruit Collection in Cromwell
Gleich daneben ist eine Tankstelle und unsere Tankanzeige bewegt sich bereits im unteren Viertel. Doch wir entscheiden uns, später zu tanken und fahren weiter.
Bei der nächsten größeren Ansiedlung liegt aber keine Tankstelle am Weg und ich schaue am Navi, wie weit die Nächste ist. Es kommen gleich mehrere, 7 km, 9 km und 23 km entfernt. Na, wenn das so ist, und weiter geht's.
Nach weitere 50 Kilometern ohne nennenswerte Ansiedlung werde ich doch ein wenig unruhig. Noch zeigt die Tankanzeige nichts an.
Endlich kommen wir an einer Tankstelle vorbei - doch die ist nicht besetzt und nimmt nur Kreditkarten mit Pin. Was wir auch versuchen, wir kriegen keinen Tropfen Benzin aus der Zapfsäule.
Ich gehe in das Lebensmittelgeschäft gegenüber und frage die Verkäuferin, ob es hier noch eine zweite Tankstelle gibt. Nein, und die Nächste ist in Ranfurly. Wie weit das ist, frage ich die ältere Dame. Sie dreht sich zu ihrer ebenso älteren Kollegin um und sagt "ich glaube, so an die 50 Kilometer, nicht wahr?" und die Kollegin nickt zustimmend.
Nun gut, noch blinkt die Tankanzeige nicht, das müsste sich ausgehen.
Keine 10 Meter nach dem Shop steht eine große Anzeige 'Ranfurly 60 km' - die beiden Schnepfen kommen wohl nicht oft raus...
Auf der Fahrt dorthin zwinge ich mich, nur alle 10 Kilometer auf die Tankuhr zu schauen. Ich weiß ja nicht einmal, ob und wie es anzeigt, daß getankt werden muss.
Nach der Hälfte des Weges werde ich etwas entspannter und 2 Kilometer vor Ranfurly beginnt die Anzeige zu blinken. Permanent. Es ist schon enervierend genug, wenn ein rotes Licht aufleuchtet, aber ein ständig blinkender Pfeil ist nervenaufreibend.
Im Ort finden wir keine Tankstelle. Das gibt es doch nicht, die Leute können doch nicht 100 km zum Tanken fahren müssen. Also biege ich von der Hauptstraße ab, den nächsten Passanten frage ich.
Da endlich, auf der nächsten Ecke ist die heiß ersehnte Tankstelle und es gibt auch Menschen, die dort arbeiten!
Erleichtert fahren wir nach dem Tanken weiter.
Jetzt ist es an der Zeit, unser Auto zu loben. Ich finde ja schon besagten Startknopf super cool. Einsteigen, den Schlüssel in das Fach legen, auf die Bremse steigen und den Startknopf drücken. Ohne jeierndes Anlassgeräusch, mit einem satten Brummen springt der Motor elegant an.
Das Radio verbindet sich automatisch mit dem iPhone und spielt dort weiter, wo es letztens aufgehört hat. Funktioniert sogar, wenn das iPhone im Kofferraum ist!
An die Rückfahrkamera könnte ich mich glatt gewöhnen. Inzwischen habe ich auch keine Hemmungen mehr, flott nach hinten zu fahren, solange der Kamerabereich frei ist.
Hinter dem Lenkrad sind rechts und links zwei Hebeln, mit denen ich während der Fahrt manuell sechs Gänge schalten kann. Das ist super, wenn man steil bergauf beschleunigen will.
Ansonsten fahre ich ja im Automatikmodus und wenn es sich auszahlt auch mit der Cruise Control.
Auf den zumeist kurvenreichen Strecken ist es ganz lustig mit einer fix eingestellten Geschwindigkeit unterwegs zu sein.
In Neuseeland sind maximal 100 km/h erlaubt - Autobahnen haben wir noch nicht entdeckt.
Engere Kurven sind mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung versehen. Wenn ich also mit 100 km/h fahre, gibt es diverse Varianten:
85 km/h - ein Vorschlag - eventuell schaue ich auf's Navi, wie eng die Kurve ist - und fahre mit 100 km/h durch
75 km/h - ich tippe kurz auf die Bremse, um die Cruise Control zu deaktivieren
65 km/h - jetzt ist leichtes Bremsen angesagt
55 km/h - ok, jetzt wird's wirklich eng
Auf der Fahrt zwischen Ranfurly und Palmerston fällt uns ein, daß wir heute unseren 13. Jahrestag haben!
Wir müssen beide lachen, weil keiner von uns dran gedacht hat.
Gegen 13 Uhr kommen wir bei den Moeraki Boulders an. Es herrscht Ebbe, die kugelrunden Steine liegen alle im Trockenen. Das ist nicht gut, denn wir wollen ja Langzeitbelichtungen machen, wo das Wasser um die Steine wabert.
Als Alternative richten wir unsere Kameras auf ein paar kleinere Kugeln, die aber immerhin vom Meer umspült werden. Die Stative stehen dabei auf einer kleinen Felsplatte am Strand.
Es dauert allerdings nicht lange, und die Flut spült uns schon die ersten Wellen um die Füße. Zum Glück haben wir beide ordentliche Schuhe an, wo das Wasser nicht durchdringt.
...da wird's auch manchmal ein bissl feucht unten rum.....
Treibholz bei den Moeraki Boulders
Nach Legenden ortsansässiger Māori sind die Moeraki Boulders Reste von Aalkörben, Flaschenkürbissen und Süßkartoffeln,
die von dem Wrack des legendären Kanus Arai-te-uru an die Küste gespült wurden.
Schön langsam werden auch die großen Kugeln vom Wasser ergriffen. Doch unsere Geduld wird auf eine harte Probe gestellt, denn immer wieder gibt es Idioten, die nur weiter existieren können, wenn sie alle Kugeln einzeln erklommen haben und dabei fotografiert wurden.
Zumeist handelt es sich dabei um Asiaten und ich rufe ihnen aufmunternd zu: "Geht's sterben!", sie verstehen mich eh nicht. Und selbst wenn - es ist ihnen wurscht!
Zwei Stunden verbringen wir am Strand, dann sind wir mit den Ergebnissen soweit zufrieden und fahren die letzte Stunde bis Dunedin.
Dort haben wir in der Innenstadt das schönste Apartment eines Motels gebucht. Im vierten Stock mit Blick über die Stadt und den Hafen. Zimmer mit Meerblick quasi - sehr schön!
tolle Aussicht auf Dunedin aus dem 97 Motel Moray
Wir machen uns auch sogleich auf, die Stadt Dunedin zu besichtigen. Dunedin ist übrigens die englische Form von Edinburgh und die zweitgrößte Stadt auf der Südinsel.
Wir gehen zu Fuß, denn wir wohnen in unmittelbarer Nähe des Octagons, dem zentralen Punkt der Stadt. Unser erster Weg führt zur Railway Station, ein besonders hübscher historischer Bau.
Der 1906 im flämischen Stil erbaute Bahnhof das wohl am meisten fotografierte historische Gebäude Neuseelands und ein Wahrzeichen Dunedins.
Im Inneren fühlt man sich in eine vergangene Zeit versetzt.
Die schönen Buntglasfenster zeigen typische Eisenbahnmotive.
Über den Octagon, wo wir eventuell heute Abend essen wollen, geht es zurück ins Motel. Dabei suchen wir auch nach einem Frühstückslokal für morgen. Die Bäckerei gleich daneben hat ausgerechnet am Montag geschlossen. Wir werden nicht fündig, wollen aber auch das angeboten Frühstück vom Motel nicht.
Zum Abschluss des Tages besuchen wir noch den Tunnel Beach. Wie sich bei der Ankunft herausstellt, benötigt man für den Weg zum Strand und retour eine Stunde. Na bumm, damit haben wir jetzt nicht gerechnet. Aber es schaut gar nicht so weit aus und wenn wir schon mal da sind...
Es geht gleich ziemlich steil hinunter, meine Knie jubeln! Doch der Ausblick entschädigt uns für die Mühe - und die, die noch folgen wird!
Der steile Weg windet sich den Hügel hinunter und unten angekommen geht es noch viele Stufen durch den namensgebenden Tunnel zum Strand.
Ein kleine Bucht mit riesigen runden Felsen, die Brandung leckt an unseren Füßen. Wir klettern auf einen der großen Felsen und stellen die Stative auf. Karsten ärgert sich, weil er seine Filter im Motel gelassen hat, kann sich aber mit meinem Schwarzfilter behelfen und es entstehen tolle Aufnahmen!
Tunnel Beach
Tunnel Beach
Dunedin
Meine Strategie für den Aufstieg - sehr langsam gehen, nicht nach oben schauen und die Schritte mitzählen - geht auf und ich bin nicht kurz vor dem Herzinfarkt, als wir nach ca. 1800 Schritten wieder beim Auto ankommen. Und 26 Minuten sind auch eine sehr gute Zeit, wir haben's ja nicht so mit dem Wandern.
Bei der Heimfahrt stoppen wir in einer Taverne, hier geht offensichtlich das einheimische Volk Sonntags essen. Aber es ist ok, so wie wir ausschauen, nehmen's uns eh nicht in einem feineren Restaurant.
Als wir an der Bar unsere Getränke bestellen, fragt uns der Typ dahinter, ob Karsten das Cola im Glas oder...tja und ab da wird es so massiv undeutlich, daß wir kein Wort mehr verstehen. Auch die Wiederholung ist in einer völlig fremden Sprache.
Karsten entscheidet sich für das Glas.
Im Apartment schreibe ich noch eine Weile an meinem Reisebericht und es ist lange nach Mitternacht, als ich endlich das Licht abdrehe. Jetzt sind wir wieder im Takt.
Tag 10 - Montag, 10.11.14 - Purakaunui Falls - Horseshoe Falls - McLean Falls - McLean Falls
Beim Frühstück fällt mir auf, daß wir in der ersten Woche kein einziges Mal das übliche Toastbrot bekommen haben. Entweder gab es Sourdough Bread oder - so wie heute - Ciabatta. In der Minaret Lodge wurde sowieso jeden Tag eine andere Brotvariante gebacken. Ich muss sagen, der Toast geht mir kein bisschen ab!
Am Octagon haben wir ein nettes Lokal zum frühstücken gefunden und ich nehme mir Ciabatta, zwei pochierte Eier und gedämpften Blattspinat. Dazu gibt es noch Butter und Himbeermarmelade, quasi als Nachspeise. Wunderbar!
In der Nacht hat es geregnet und in der Früh ist der Himmel bedeckt. Ideales Wetter, um Wasserfälle zu fotografieren!
Davon stehen heute vier auf dem Programm, alle relativ nahe beisammen in den Catlins.
Bevor wir die Purakaunui Falls erreichen, passieren wir eine Straßenbaustelle. Der Typ, der das STOP und GO Schild bedient, kommt zum Auto und erklärt irgend etwas, das ich nicht ganz verstehe. Leider stottert der junge Mann auch noch ein wenig. Auf jeden Fall soll ich mich auf die rechte Fahrbahnseite stellen.
Als ich das Zeichen zum Losfahren bekomme, bleibe ich auch noch auf der rechten Seite, weil links ein LKW steht. Nach ein paar Metern kann ich wieder auf die linke Seite wechseln - denke ich und ziehe eine ordentliche Spur im frisch geteerten Straßenbelag!
Gott sei Dank nur mit den linken Reifen, weil ich sofort wieder auf die rechte Spur ziehe. So etwas Blödes, das hätten sie wirklich genauer sagen sollen!
Karsten malt sich die ärgsten Szenarien aus: der heiße Teer verschweißt sich mit dem Reifen und die haben dann kein Profil mehr, die Bauarbeiter schmeißen mir eine Schaufel nach oder verlangen Unsummen an Entschädigung...
Von unten klatschen die Brocken auf den Unterboden und kurz darauf kommen wir auf eine dirt road, da wissen wir nicht mehr, ob es der Teer oder die Steine vom Boden sind, die so einen Lärm machen.
Zum Glück sind wir gleich am Parkplatz des ersten Wasserfalls und begutachten die Reifen.
Mit einem Holzstecken versuchen wir so gut es geht, die Reifen und den Reifenkasten vom Teer zu befreien.
Wie wird das Weiterfahren sein?
Parakaunui Falls
Nach einer Stunde sind wir von den Parakaunui Falls zurück. Der nächste Stopp liegt nur ein paar Kilometer weiter, das Navi möchte uns aber wieder zurück und an der Baustelle vorbei führen. Wir finden einen kürzeren Weg, der allerdings über eine dirt road führt.
Alles lieber, als wieder bei der Baustelle vorbei!
Außerdem fährt der Wagen auf den dirt roads mit dem 4WD wie auf Schienen und die kleinen Steinchen schmirgeln den Teer von den Reifen.
Plötzlich laufen 5 Schafe vor uns auf der Straße und können weder nach rechts oder links, weil da Stacheldrahtzäune sind. Ich drossle den Motor und krieche mit gefühlten 5 kmh weiter, damit die Viecher am Rand stehenbleiben und ich vorbeifahren kann.
Zwei schaffen dieses Kunststück, die anderen drei, Mutter mit zwei Lämmern, rennen um ihr Leben. Selbst als ich stehenbleibe (nicht, daß sie mir noch einen Herzinfarkt bekommen!), bleiben sie auch stehen und schnaufen aus. Als ich wieder anfahre, beginnen sie wieder wie verrückt vor mir herzulaufen.
Irgendwann schmeißen sie sich aus purer Verzweiflung an den Straßenrand und ich kann endlich passieren.
Den Rest des Nachmittags fotografieren wir die Matai Falls, die Horseshoe Falls und die McLean Falls.
Wir haben uns nur Wasserfälle ausgesucht, wo man einen Fußweg zwischen 10 und 20 Minuten hat, für Weitwanderungen sind wir körperlich nicht gut genug ausgestattet...
Horseshoe Falls
Matai Falls
Der letzte Tagespunkt ist die Purpoise Bay, die uns allerdings ziemlich enttäuscht, nicht zuletzt, weil das Wetter immer grauslicher wird.
Übernachtet wird in Invercargill und hier haben wir noch nichts reserviert. Prompt ist auch meine erste Wahl nicht mehr verfügbar und wir nehmen ein sehr großes Motelzimmer beim Best Western daneben.
Bis wir ein Lokal für's Nachtmahl finden, müssen wir die halbe Innenstadt ablaufen. Nicht das erste Mal, daß wir beinahe vor der vollen Schüssel verhungern.
Die Kellnerin im Ale House fragt uns, woher wir kommen. Sie findet unseren Akzent voll cool!
McLean Falls
Tag 11 - Dienstag, 11.11.14 - Milford Sound
Wie zum Hohn habe ich heute ein echt grausliches Frühstück ausgefasst: zwei pochierte Eier, getarnt als weiche Eier, auf total durchweichtem Toast. Dazu lieblos hingeklatscher Blattspinat, eine um Fasson ringende Paradeiserhälfte und halb verschmorte Champignons. Die "baked beans" hab ich gleich Karsten gegeben, er mag diese Mischung aus weißen Bohnen und Paradeismark.
"Bubble and squeak" - Kürbis und Erbsen in einer seltsamen Panier - hab ich fast komplett stehengelassen.
Heute scheint zur Abwechslung wieder einmal die Sonne, obwohl wir auf der Fahrt Richtung Te Anau in der Ferne die Regenwände erkennen. In Te Anau finden wir beim besten Willen nichts, was zum Bleiben anregt und so fahren wir etwas früher als geplant zum Milford Sound.
Am Ortsrand steht auf einer Tafel, daß man Schneeketten braucht. Sehr ermutigend, wo doch noch immer die Sonne vom Himmel knallt.
Die Straße zwischen Te Anau und dem Milford Sound ist als Weltkulturerbe eingetragen, leider sind die massiven schneebedeckten Berge in Wolken gehüllt. Nur hie und da blitzen die majestätischen Gipfel zwischen den Nebelfetzen durch.
30 km vor Milford steht wieder eine Tafel mit einem Hinweis auf Schneeketten und wir sind schon versucht, einen kleinen Umweg zu einer angeschriebenen Infostation zu machen, weil uns das doch ziemlich verunsichert.
Doch wir wagen den Versuch, denn es ist weder kalt genug, noch reicht der leichte Regenfall für ein Schneechaos.
Vor dem Homer Tunnel beginnt es schließlich leicht zu schneien, wir müssen 4 Minuten warten, bis wir in den Tunnel einfahren dürfen. Ich mache schnell ein Foto für die Beweisführung.
Das war's dann auch schon mit dem Schnee, denn nach dem Tunnel geht es nur mehr im stärker werdenden Regen abwärts bis nach Milford.
Vor dem Homer Tunnel beginnt es zu schneien.
Bei der Information erfahren wir, daß für uns ab 15:30 ein Parkplatz direkt bei der Anlegestelle der Schiffe vorgesehen ist. Sehr fein, denn die öffentlichen Parkplätze sind 10 Minuten zu Fuß entfernt.
Wir haben noch etwas Zeit und ich beginne mit dem heutigen Reisebericht und trinke eine entsetzlich schmeckende Schokolade.
Dann fahren wir zum Hafen, Karsten springt aus dem Auto, um wegen des Parkplatzes zu fragen und kommt gleich mit den Boardingpässen zurück. In der Früh haben wir schon die Sachen, die wir aufs Schiff mitnehmen, in die blaue Reisetasche getan, die Koffer bleiben im Auto.
So ausgerüstet können wir wenig später bei strömenden Regen an Bord der Milford Mariner gehen und nach einer kurzen Sicherheitsansprache vom Captain unsere Kabine in Augenschein nehmen.
Die Stimme den Captains, der über Lautsprecher in die Kabinen gelangt, ruft uns zurück an Deck. Nur nichts versäumen!
Obwohl es weiterhin schüttet, hält es uns und einige andere Wagemutige nicht davon ab, zu fotografieren, was das Zeug hält. Wir müssen uns nur rasch ein paar Servietten holen, damit wir die Linse immer wieder abwischen können.
Wir kommen an ein paar großartigen Wasserfällen vorbei, das Schiff fährt so nah dran, daß der Bug in die Wassermassen taucht! Zwei junge Asiatinnen springen wie die Schachtelteufelchen auf und ab und laufen schließlich schreiend davon. Halten nix aus, die Erben Mao Tse Tungs...
unsere Kabine auf der Milford Mariner nach der Annexion
Durch die starken Winde im Milford Sound werden mache Wasserfälle derart auf die Seite geweht, dass das Wasser oftmals nicht den Boden erreicht. Man spricht dann von disappearing falls.
Mit dem Bug in die Stirling Falls, die 151 m hoch sind.
Das ist ein nasses Vergnügen!
Mit der Milford Mariner im Milford Sound unterwegs.
Es ist bitter kalt, das Wasser spritzt aus allen Richtungen. Zum Aufwärmen gehen wir in den Salon, dort stehen schon die weniger Abgehärteten mit ihren Kameras und iPads, schießen ihre Bilder durch die schützendes Fensterscheiben und nippen am Kaffee. Elende Luschen! Und weiter geht's...
Um sieben Uhr setzen wir uns zum Nachtmahl. Die Sitzplätze werden uns zugeordnet und wir sitzen mit Mutter und Tochter aus Kalifornien und einem Paar aus Melbourne an einem Tisch. Damit haben wie es gut getroffen, denn es gibt viel Gesprächsstoff.
Wir bekommen eine Auswahl von verschiedenen Brotsorten und Aufstrichen, danach können wir uns tischweise am warmen Buffet bedienen. Das ist alles super organisiert, während wir am Buffet sind, wird die Vorspeise abgeräumt.
Zum Abschluss gibt es eine Unmenge an Nachspeisen und Eis. Ich nehme mir außerdem einen Teller mit einer feinen Auswahl an Käse, Nüssen und Trockenobst. Das freut die Ami-Mom: "Great idea!" und frißt mir den Käse vor der Nase weg!
Als Abendunterhaltung wird noch eine Diashow im Salon gezeigt, dann geht's ziemlich geschlossen in die Kabinen.
Tag 12 - Mittwoch, 12.11.14 - Milford Sound - Chasm - Queenstown
Der Sonnenaufgang um 6 Uhr hat nicht stattgefunden, zum Frühstück um 7 Uhr sind wir pünktlich gestellt.
Riesen Freude: die Sonne lacht vom blauen Himmel, die Berge blitzen weiß auf uns herab.
Allmählich verschwinden die Regenwolken.
Das Frühstück schmeckt ausgezeichnet. Während ich noch meinen Tee austrinke, geht Karsten die Kameras holen. Nur nix verpassen, das Schiff hat schon wieder Fahrt aufgenommen!
Am Deck treffen wir auf die beiden jungen Deutschen, die neben uns die Kabine haben. Die Arme hat die ganze Nacht gehustet. Er hat sich mit Oropax beholfen - auch eine Möglichkeit!
Aber er macht - nach etlichen Versuchen - ein sehr nettes Foto von uns beiden.
Wir fahren bis ans Ende des Fjords, da stampft die Milford Mariner ganz schön und wir müssen uns festhalten! Vor uns liegt nun die Tasmanische See, hier geht's weiter nach Australien. Heute allerdings nicht, mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit dreht das Schiff um und wir machen uns auf den Rückweg nach Milford.
Obwohl die Sonne scheint ist es immer noch ziemlich kalt und wir verbringen einen Gutteil der Zeit im Salon. Nur bei besonderen Gelegenheiten schlüpfen wir an Deck um zu fotografieren.
Bei herrlichem Sonnenschein fahren wir wieder zurück nach Milford Sound.
Um 9 Uhr legen wir in Milford an. Paradoxerweise liegt Queenstown, unser heutiges Tagesziel, nur 80 km entfernt. Luftlinie. Mit dem Auto müssen wir wieder bis Te Anau zurück und dann nordwärts, zusammen 287 km.
Bei der Chasm machen wir Halt. Hier schießt das Wasser durch eine enge Schlucht. Beim Einrichten der Kamera auf dem Stativ stoße ich fast an die Grenzen meiner Geduld, denn man kann nur fast senkrecht hinunter durch ein Gitter fotografieren. Dann liegt die Kamera aber so dicht am Geländer, daß ich das Einstellrad nicht mehr betätigen kann. Ganz zu schweigen vom Auslöser, der die Schärfe korrigiert.
Ich hau gleich den Hut drauf!
Nach einer guten Stunde fahren wir weiter.
Der Weg zieht sich in die Länge, ich werde müde und habe noch 2 Stunde Fahrt vor mir. Gut, daß wir bei einer Tankstelle vorbeikommen, da kann ich eine kurze Pause machen und sicherer fühl ich mich nach dem Auftanken auch!
Innerhalb einer Stunde durchfahren wir diverse Wetterbedingungen: zuerst Sonne, dann Regen und schließlich einen Hagelschauer, nur um dann wieder in der prallen Sonne zu fahren. Die Klimaanlage im Auto hat ordentlich zu arbeiten, einmal ist es zu kalt und dann wird dem Navi sehr heiß.
Die letzten 30 Kilometer sind dann landschaftlich wieder sehr schön. Wir fahren am Lake Wakatipu entlang, die Sonne zeigt sich wieder, kurz vor Queenstown beginnt es wieder leicht zu regnen.
Die Coronation Lodge habe ich von zu Hause für die nächsten drei Tage gebucht. Somit haben wir keinen Stress und arbeiten unseren internetlosen Tag auf. Benedict Cumberbatch ist immer noch verlobt und ich habe einen Anruf aus Neuseeland verpasst.
Ich rufe Southern Lake Helicopters zurück und bestätige unseren morgigen Lord Of The Rings Flug. Wir bekommen ein gratis Update, einen etwas längeren Flug und werden vom Hotel abgeholt.
Gegen halb sechs treibt uns dann der Hunger aus dem gemütlichen Zimmer und angesichts des Regens entscheiden wir uns die 500 m in die Innenstadt mit dem Auto zu fahren.
Dazu muß ich aber aus der engen Garage im Rückwärtsgang ausparken. Bergab und eine Kurve bis zur Straße. Karsten schaut links, ich schaue auf die Rückfahrkamera - und Plong! schnellt der rechte Rückspiegel nach hinten! Zum Glück bin ich sehr langsam unterwegs und es ist nicht viel passiert.
The Chasm
Im Kreisverkehr brems ich mich grad noch ein - ein dunkel gekleideter Mopedfahrer wird leicht übersehen, wenn hier fast nur große Vans und Camper unterwegs sind.
Wir finden nach einem kleinen Spaziergang eine Pizzeria, verhungern kann man in Queenstown nicht so leicht. Und die Geschäfte haben auch nach sieben Uhr noch offen, sehr sympathisch!
Zurück in der Unterkunft gibt es nur noch einen Garagenplatz - ich hoffe der Fahrer des Wagens neben meinem ist schlank...
Tag 13 - Donnerstag, 13.11.14 - Helicopter Flug Skippers Canyon - Grant Glacier - Glenorchy - Queenstown
Ein bissl unfreiwillig gibt es heute nur Müsli und Toast zum Frühstück, weil es extra zu bezahlen ist. Bis ich draufkomme, daß ich es bei der Buchung schon mitbestellt habe, ist es für eine Änderung zu spät. Aber morgen gibt's wieder wie gewohnt ein hot breakfast und wir zahlen die Differenz auf.
Ned, daß wir noch vom Fleisch fallen!
Der Himmel wird von Stunde zu Stunde blauer, unserem Helikopterflug steht somit nichts mehr im Weg.
Kurz vor 11 holt uns ein Bus ab und wir fahren zu einem teuren Hotel, um weitere Passagiere abzuholen. Wir werden zu sechst sein. Bloß keine Chinesen bitte!
Ich tippe auf Amerikaner, noch dazu, wo die uns geschlagene 10 Minuten warten lassen.
Ohne ein Wort der Entschuldigung steigt Familie Miami schließlich in den Bus und sie fällt gleich mit einem aufdringlichen Parfümduft ungut auf.
Und dann legen sie auch schon los: auf ihren Wohnort angesprochen meinen sie, daß alle Welt nach Florida kommt, um die Everglades zu besuchen. Und die Umgebung von Queenstown vergleichen sie mit Ohio. Offensichtlich steht ihre Beschränktheit reziprok zu ihrem Reichtum.
Am Flughafen treffen wir dann auf den sechsten im Bunde, einen schüchternen Dänen aus Kopenhagen.
Leider dürfen wir den Rucksack nicht mitnehmen und Karsten muss noch schnell seine Fotoausrüstung in der Weste unterbringen. Auch die Teleskopstange für die GoPro darf nicht mit, da schmeißt Karsten genervt gleich die ganze Kamera zurück in den Rucksack.
Dadurch sind wir die letzten am Helikopter und vorne sitzen bereits Mutter und Tochter. Wir sind entsetzt, denn es gibt nur eine weitere Sitzreihe, auf der wir uns zu viert zusammenquetschen müssen. Die Ellenbogen an den Körper gepresst, haben wir keine Chance, den Fotoapparat halbwegs vernünftig zu verwenden! Ich kann mich nicht einmal alleine anschnallen und muss mit meinen Sitznachbarn etwas intim werden. Zumindest sitzt Karsten am Fenster, besser gesagt, er pickt dran.
Wir heben ab und ich schau, was ich mit dem iPhone mitfilmen kann.
Unsere erste Landung ist im Skippers Canyon, hier wurden Teile von Herr der Ringe gedreht. Leider verstehen wir den Piloten sehr schlecht, noch dazu sind wir extrem angefressen. Auf jeden Fall bekommen wir nicht sehr viel zu den Dreharbeiten mit. War unser Upgrade auch eine Änderung des Flugprogramms? Immerhin haben wir einen LOTR-Flug gebucht!
Wir steigen aus und der Pilot fragt uns, wie es uns gefällt. Nun gut, wenn er schon fragt....
Er ist ein bisschen verblüfft, daß wir gleich mit scharfen Geschützen auffahren. Von "we're very upset about this situation" bis "this is ridicolous" klatschen wir ihm alles um die Ohren. Karsten setzt noch eins drauf und sagt, er ist so schockiert, daß er nicht imstande ist, Bilder zu machen. Das Upgrade hat offensichtlich nur dazu gedient, unseren Flug (auf dem wir vielleicht nur zu zweit gewesen wären?) einzusparen.
Der Pilot, der ja nichts dafür kann, ist leicht verunsichert, offenbar ist er nur Lob gewöhnt.
Er ist aber in Folge sichtlich bemüht, für uns den Flug angenehmer zu gestalten.
Karsten darf gleich in die erste Reihe und ich wechsle ans Fenster. Jetzt wird es schon etwas besser!
erste Landung im Skippers Canyon
Es geht weiter Richtung der schneebedeckten Berge des Aspiring Nationalparks. Wir umfliegen einen hängenden Gletscher und landen schließlich am Grant Glacier.
Draußen ist es nicht so kalt wie vermutet, wir machen eine Menge Bilder und der Pilot schießt ein Foto von uns beiden. Die Landschaft ist beeindruckend!
Karsten, als einziger mit kurzen Ärmeln, beginnt dann doch etwas zu frieren und nach ein paar Minuten steigen wir wieder in den Hubschrauber.
zweite Landung am Grant Glacier
Diesmal bittet mich der Pilot in die erste Reihe - oha! Das schlanke Mädl hat einen Dauerplatz neben dem Piloten. So fliegen wir nach Glechorchy, wo wir die Amerikaner absetzen. Die bleiben dort und machen eine Speedboot-Tour. Jetzt haben wir herrlich viel Platz!
Nach 1 Stunde und 15 Minuten landen wir wieder in Queenstown, wir waren gute 35 Minuten länger unterwegs als gebucht. Und letztlich war es dann doch OK.
Ach ja, es war ja die LOTR-Tour, oder? Ein Angestellter drückt uns noch ein Buch mit den verschiedenen Drehorten in Neuseeland in die Hand. Immerhin mit einer Originalunterschrift von Ian Brodie, dem Location Scout. Na, da freuen wir uns aber!
Queenstown
Wir werden wieder zurück in unsere Lodge gebracht. Die junge Fahrerin fragt, ob Dänemark und Österreich weit voneinander entfernt sind und welche Sprache man in Dänemark spricht. Und in Österreich? Wahnsinn, so viele Sprachen! Wahrscheinlich hat sie amerikanische Wurzeln.....
Am Nachmittag fahren wir nach Glenorchy. Die Küstenstraße windet sich den Lake Wakatipu entlang, es gibt immer wieder großartige Ausblicke. Im Ort selbst gibt es außer der Water Front gar nichts zu sehen. Also fahren wir wieder zurück. Damit der Karsten zu seinem Schlaf kommt...
Lake Wakatipu
In der Gegend um Glenorchy wurden viele Szenen zu "Der Hobbit" gedreht.
Am frühen Abend wandern wir in die Innenstadt von Queenstown. Hier gibt es Geschäfte und Restaurants zum Abwinken. Wir gehen in Arnold's Diner, das hab ich zu Hause schon markiert. Wir lieben diese 50er Jahre Restaurants und wenn wir wo eines entdecken, sind wir schon drin!
Wir sind anfangs die einzigen Gäste - kein Wunder, wenn wir schon um halb sechs essen gehen. Doch mit der Zeit füllt sich das Lokal und während ich den Reisebericht tippe, erfreut sich Karsten an dem Ambiente und der etwas neben sich stehenden Kellnerin.
Tag 14 - Freitag, 14.11.14 - Arrowtown - Kawarau Gorge
Heute haben wir eine freien Tag - und das ist gut so, denn Karsten hat gestern Abend zu husten begonnen.
Als wir aufstehen, geht er zur Glasfront unseres Zimmers und zieht die Verdunklungsvorhänge auf die Seite: "A scheener Schaaß" so sein Kommentar, denn draußen herrscht Kaiserwetter!
Gleich nach dem Frühstück fahren wir in eine Pharmacy und kaufen tüchtig ein. So gerüstet machen wir einen Ausflug nach Arrowtown. Diese ehemalige Goldgräberstadt hat sich ihr Flair aus dem 19. Jahrhundert erhalten.
Am Ufer des Arrow Rivers - den wir vor fast einer Woche im Rahmen der LOTR Tour schon besucht haben - wurde die alte Chinesensiedlung restauriert.
Um 1870 kamen viele Chinesen in die Gegend, um in den Schluchten von Arrow River und Shotover River nach Gold zu suchen. Trotz oder auch wegen ihres Fleißes gab es viele Reibereien mit den Weißen. Deshalb mussten die Chinesen außerhalb der Siedlung leben.
Die Besichtigung ist kostenlos und uns ärgern auch nur recht wenige Gfrastsackl'n, die uns im Weg herum stehen.
Chinese Settlement in Arrowtown
Danach spazieren wir die Hauptstraße von Arrowtown auf und ab, kaufen Souvenirs und essen eine sehr gute Suppe in einem der vielen Restaurants. Daß der Wagen schon zwei Stunden in der 60 Minuten Zone parkt, juckt offenbar auch niemanden.
Karsten ruht sich ein wenig im Auto aus, während ich noch auf Shopping-Tour bin.
Ein Stück außerhalb der Stadt ist die Kawarau Gorge, eine enge Schlucht, die von der Kawarau Bridge überspannt wird. Hier ist die Geburtsstätte des Bungee Jumping und auch heute werfen sich tagtäglich ein paar Mutige die 48 m in die Tiefe.
Den Kawarau River haben wir ebenfalls schon auf der LOTR Tour besucht, doch heute möchte ich ein paar Bungee Jumper fotografieren.
Karsten zieht es wieder vor im Auto zu bleiben, da ihn das Laufen heute ein bissl anstrengt.
Für die Zuschauer ist eine eigene Aussichtsplattform angelegt und ich habe Glück und kann vier Sprünge sehen, dabei Fotos und Videos machen. Besonders in Slow Motion schaut so ein Sprung fantastisch aus!
Kawarau Bridge
Bungee Jumper auf der Kawarau Bridge
Den Rest des Nachmittags verbringen wir in der Lodge und ich versuche, aus den heutigen Aufnahmen einen Film mit iMovie zu machen. Das Hochladen auf YouTube klappt nicht, seitdem die mit dem Google Konto verknüpft sind, kann ich mich nur an geraden Tagen und wenn es in Nicaragua schneit, anmelden.
Jetzt bleibt mir nur die Option, den Film gleich auf Facebook hochzuladen, die komprimieren aber die Filme kaputt.
Abends beim Italiener fühlt sich Karsten gar nicht wohl. Es ist zu laut und er ist froh, daß er bald wieder draußen ist.
Tag 15 - Samstag, 15.11.14 - Haast Pass - Thunder Creek Falls - Fox Glacier
On the road again! Nach drei Tagen verlassen wir Queenstown in Richtung Norden.
Beim check out fragt die Angestellte mich, wo wir heute hinfahren. Fox Glacier (wird Glesia ausgesprochen) - das ist eine schöne Strecke zum Fahren. Und wenn wir dort sind, sollen wir unbedingt zum Lake Matheson fahren, am Besten abends und am Morgen!
Weiß ich doch alles, genau deswegen übernachten wir ja dort. Aber vielen Dank!
Wir verlassen Queenstown bei Sonnenschein und fahren über die Crown Range Road nach Wanaka. Das ist die kürzeste Verbindung, die Straße windet sich in Serpentinen hoch und bietet tolle Ausblicke auf die angezuckerten Berge ringsum.
Beim ersten Aussichtspunkt hat ein Schinezen-Transport gerade eine Ladung ausgeworfen und so stehen sie nun zu sechst aufgefädelt mit den Kameras in der Hand. Anschließend verschwinden sie wieder in dem nicht allzu großen Camper.
Crown Range Pass
Unterwegs am Lake Hawea entlang.
Als wir nach Wanaka auf den Haast Pass Highway wechseln sind die Berge des Mt. Aspiring NP bereits in Nebelfetzen gehüllt und es dauert nicht lange, da fängt es auch schon zu regnen an.
Bei der Gate-of-Haast-Bridge machen wir einen Stopp. Hier stürzt der Haast River zwischen großen Felsbrocken in eine tiefe Schlucht. Wagemutig stellen wir neben den reißenden Wassermassen unsere Stative auf.
Gleich danach ist schon der nächste Halt: die Thunder Creek Falls sind über einem kurzen Waldweg leicht zu erreichen. Es hat wieder leicht zu regnen begonnen, was für die Bilder nicht nachteilig ist, nur müssen wir die Tropfen auf den Linsen immer wieder abwischen.
Gate-of-Haast-Bridge, Haast Pass
Thunder Creek Falls
100 Kilometer vor Fox Glacier stößt die Straße an die Küste, doch das Meer tief unter uns ist schüchtern und lässt sich durch das dichte Dickicht am Straßenrand kaum sehen.
Am Knights Point gibt es einen Aussichtspunkt. Und ein Plumpsklo.
Aus einem Bully-Camper fallen vier junge Menschen, die im T-Shirt und bloßfüßig aufs Klo zustreben. Es hat 9° C und es nieselt. Angesichts der hygienischen Umstände überdenkt eines der Mädchen den Besuch wieder und tänzelt zurück in den Camper (der wahrscheinlich komplett mit Matratzen ausgelegt ist).
Kurz nach Knights Point überqueren wir den Kaka Creek. Weißte Bescheid?
Bei der Weiterfahrt reißt plötzlich links die Vegetation auf und gibt den Blick auf den Ozean frei. Hohe Wellen rollen auf den Strand zu, das Wasser ist hellgrün. Bevor sich die Straße wieder vom Meer abwendet, bemerke ich noch einen Wald, der fast bist zum Meer reicht. Graue Stämme drängen sich dicht aneinander, die zerzausten Wipfel vom ständigen Wind nach hinten frisiert. Der Anblick hat etwas Urtümliches an sich.
Wie auch der Regenwald rundherum, nicht umsonst ist der Farn ein Wahrzeichen von Neuseeland. Die Bäume sind komplett mit Moos überzogen, Schlingpflanzen hängen wie Girlanden herab und das Unterholz undurchdringlich. Mich würde es nicht wundern, käme plötzlich ein Dinosaurier angestapft.
Am frühen Nachmittag erreichen wir Fox Glacier. Der namensgebende Gletscher ist nicht zu sehen, der leckt ein paar Kilometer außerhalb zwischen den Bergen ins Tal.
Wir drehen eine Ehrenrunde, weil wir das gebuchte Motel mit dem eingegebenen Zielpunkt des Navis nicht gleich finden.
Zum Glück parkt man bei einem Motel direkt vor der Tür, denn kaum haben wir die Koffer aus dem Auto geholt, beginnt es zu schütten.
Das Westhaven Motel habe ich ursprünglich direkt gebucht, wieder storniert und dann bei booking.com gebucht, weil nur so das Frühstück inklusive ist. Der Aufwand hat sich aber kaum gelohnt, wenn ich das Häuflein Elend betrachte, das uns gerade als Frühstück für morgen gebracht wird. Zwei Toastbrotscheiben, ein paar Packerln Butter und Marmelade und ein Mini-Tetrapack Fruchtsaft. Tee und Kaffee sind im Zimmer. Das wird ein Festmahl!
Das Motelzimmer hat den Charme einer Leichenhalle, nicht zuletzt wegen der grellweißen Energiesparlampen und den frostigen Temperaturen. Ich drehe gleich einmal den Schalter bei der Heizung auf satte 23°, damit das Badezimmer auch etwas davon abkriegt.
Der Regen prasselt im Viertelstundentakt auf das Wellblechdach.
Wir suchen uns aus der Vielfalt an Restaurants das Cook Saddle Cafe & Saloon aus, das klingt schön rustikal. Es ist gleich neben unserem Motel, trotzdem fahren wir mit dem Auto, wir wollen nicht durch den Regen latschen.
Das Lokal ist rustikal und gemütlich, wir setzen uns neben den offenen Kamin, wo ein wärmendes Feuer prasselt. Während wir auf das Essen warten, bemerke ich einen Kea direkt vor dem Fenster. Bislang hatten wir noch keinen dieser Bergpapageien gesehen und ich bin erstaunt, wie groß die sind.
Ein zweites Exemplar hüpft vor dem Eingang herum und ich mache schnell ein Video.
Auf der Speisekarte entdecke ich Whitebait fritters. Whitebait werden die 25 bis 50 mm langen Jungfische genannt, die von August bis Ende November gefischt werden dürfen und als Delikatesse gelten. Mit Ei zu einer Art Puffer frittiert werden sie uns mit Salat und jungen Erdäpfeln serviert. Nicht gerade umwerfend (außer dem Preis), aber jetzt habe ich sie wenigstens gekostet.
Tag 16 - Sonntag, 16.11.14 - Lake Matheson - Hokitika Gorge - Hokitika
Das spärliche Frühstück wird stehend in der "Küche" eingenommen. Was durchaus auch von Vorteil ist, denn so können wir nebenher gleich einräumen und sind vor neun Uhr unterwegs zum Lake Matheson.
Das Wetter könnte nicht besser sein: wolkenloser Himmel und kein Wind. Die besten Voraussetzungen für eine tadellose Spiegelung am See, der nur ein paar Kilometer von Fox Glacier entfernt ist.
Trotz der frühen Stunde parken schon an die vierzig Autos rund um das Matheson Café. Hier beginnt der Weg zum See, der erste Aussichtspunkt liegt 40 Minuten entfernt. Na bumm, damit habe ich nicht gerechnet!
Doch zunächst suche ich den Autoschlüssel. Das gibt's doch nicht, schließlich bin ich ja gerade noch gefahren! Er findet sich schließlich in Karstens Jacke - er hat ihn mir nach dem Einräumen in der Früh gar nicht gegeben. Nun, offensichtlich reicht es zum Fahren, wenn der Schlüssel irgendwo im Auto ist.
Jetzt können wir losgehen. Nach ein paar Minuten reißt's mich: hab ich jetzt überhaupt den Wagen abgeschlossen? Umdrehen will ich jetzt aber auch nicht mehr, ein blödes Gefühl bleibt...
Wir marschieren flott durch einen lichtdurchfluteten Wald, es herrscht ein Verkehr wie auf dem Time Square.
Nach gut 20 Minuten erreichen wir den ersten sightseeing point und vor uns liegt der spiegelglatte See. Trotzdem sind wir leider etwas zu spät, denn wir sehen gerade noch, wie die Spitze des Mt. Tasman in den Wolken verschwindet. Den Mt. Cook können wir nur erahnen.
Trotzdem haben wir noch eine tolle Spiegelung und müssen uns mit den Wolken begnügen.
Als nach ein paar Minuten ein leichter Wind aufkommt und die Wasseroberfläche kräuselt, machen wir uns auf den Rückweg. Da kann auch "The View of the Views" - weitere 20 Minuten zu gehen - nichts mehr zu bieten haben.
Der Lake Matheson ist berühmt dafür, dass von Nordwesten gesehen sich Mount Cook und Mount Tasman auf der Wasseroberfläche spiegeln.
Bei uns waren es nur die Wolken.
Immer noch kommen uns viele Leute entgegen, wie die "Lustigen Wandervögel" aus Deutschland, auch die können sich den berühmten Ausblick in die Haare schmieren.
Das Auto war natürlich nicht abgeschlossen.
Der Glacier View ist auch wegen nicht Vorhandenseins geschlossen, die Berge ziehen sich allesamt in die Wolken zurück.
Der Franz-Josef-Glacier wurde nach unserem Kaiser benannt. Dabei wäre es aber ganz anders gekommen:
Im Jahr 1852 benannte Leonard Harper Franz-Josef- und Fox-Gletscher nach Victoria und Albert, dem damaligen englischen Königspaar. Da er dies aber nicht offiziell bekannt machte, wurde er 1865 vom deutschen Entdecker Julius von Haast nach Franz Joseph I. von Österreich benannt.
Auch diesen Gletscher können wir nicht sehen, die Wolken hängen tief in den Bergen. Wir machen einen Boxenstopp im örtlichen Supermarkt, um unsere Wasservorräte aufzufüllen.
Dann ist es nicht mehr weit bis zur Hokitika Gorge. Auch hier müssen wir eine Viertelstunde durch einen Farnwald wandern und eine schaukelnde Hängebrücke überqueren.
Am Ende müssen wir noch über große Felsen klettern und dann stehen wir vor der Hokitika Gorge, einer solcher Orte wo man denkt, so kann das in der Realität nicht ausschauen. Tut es aber!
Als ich mein Stativ aufgebaut habe, bemerke ich die unzähligen kleinen Fliegen, die sich auf die Stativtasche niedergelassen haben.
Anfangs dachte ich noch, die machen mir nichts, doch dann bissen sich die Viecher an mir fest. Es handelt sich um Sandflies und die hinterlassen juckende Pusteln. Ich schau, daß ich schnell fertig werde und flüchte.
durch den Farnwald
Jedes Paradies hat auch seine Schattenseiten. Hier waren es die wahnsinnig lästigen Sandfliegen, die sehr gemein beissen.
Ab diesem Tag war der Insektenspray immer dabei!
Kurz nach drei kommen wir in Hokitika an. Hier habe ich nichts vorgebucht und wir versuchen es einmal mit meiner favorisierten Adresse, dem Homestay B&B. Das wird von Grace und Brent Trolle, einem Maler, geführt. Wir haben Glück und werden sehr herzlich empfangen und es entwickelt sich sofort ein lebhaftes Gespräch. Neben einer Erfrischung bekommen wir jede Menge Tipps und wir fühlen uns sofort wie Zuhause.
Als wir zum Auto gehen, um die Koffer zu holen, haben wir den gleichen Gedanken: gute Wahl!
Einen Vorschlag setzen wir sogleich in die Tat um und fahren an den Strand. Dort mündet ein Fluss ins Meer und wir machen uns auf die Suche nach Jadesteinen. Diese "green stones" werden täglich neu angeschwemmt und man kann mit etwas Glück wunderschöne Exemplare finden.
Etwa eine Stunde wandern wir zwischen Treibholz und Geröll herum und nehmen alles mit, was uns interessant erscheint. Bald sind die Säcke meines Sweatshirts voll und ich lagere meine Beute in der Kapuze.
Brent schaut sich später unsere Ausbeute an und findet tatsächlich zwei Steine, die wahrscheinlich aus Jade sind. Genau weiß man das erst, wenn sie geschliffen werden.
Auf Jadesuche am Strand von Hokitika.
meine Ausbeute
Hokitika
Grace führt uns noch herum, zeigt uns ihren Garten und die Kunstgalerie, die gleich nebenan ist. Das Haus ist auf einer Anhöhe gebaut und bietet mit der ganzseitigen Glasfront einen herrlichen Ausblick auf die Umgebung und das Meer.
Als die Sonne untergeht können wir einen sogenannten green flash erleben. Dabei blitzt es unmittelbar nach dem Sonnenuntergang grün auf.
Bis 10 Uhr abends quatschen wir mit den Trolles, dann schnappen wir uns zwei Taschenlampen und fahren zur Glowworm Dell. Hier hängen hunderte Glühwürmchen an einer Felswand und blinken wie LEDs.
Dann geht's aber ins Bett, durch das viele Reden fängt Karsten's Husten wieder an.
Tag 17 - Montag, 17.11.14 - Punakaiki Pancake Rocks & Blowholes - River Nile - Cape Foulwind
Karsten hustet sich in den Schlaf, daß das Bett wackelt!
Das Zimmer ist sehr kalt, aber unter den vielen Decken ist es angenehm warm. Das ist aber auch schon der einzige Minuspunkt bei den Trolles.
Wir bekommen das beste Frühstück aller Zeiten, alle Lebensmittel sind entweder selbst angebaut oder von befreundeten Farmern. Das Brot ist selbst gebacken, die Marmeladen auch selbst gemacht.
Grace und Brent sind unglaublich: Karsten bekommt gleich einen Hustensaft, den geben sie uns später mit auf die Reise. Dann packt uns Grace noch Äpfel, Orangen und Kiwis ein und obendrauf kommt noch eine Ladung Pancakes für den Weg.
Brent gibt uns zwei handgezeichnete Landkarten mit, wo er uns zwei besonders schöne Flecken aufzeichnet. Wir machen gegenseitig Bilder von uns und tauschen unsere Email-Adressen aus.
Wir müssen uns unbedingt heute Abend melden und noch einmal, wenn wir wieder zu Hause sind. Damit sie wissen, daß alles gut gelaufen ist.
Nach einer herzhaften Umarmung verlassen die beiden Kinder ihre neuen Eltern.
Grace und Brent Trolle, Homestay B&B - es gibt Menschen, die man nie mehr vergisst.
Vor Freude vergessen wir in Hokitika zu tanken und nach ein paar Kilometer fängt die Tankanzeige zu blinken an. Doch diesmal bin ich völlig entspannt, denn Greymouth liegt nur 36 km weit entfernt und ist groß genug für mindestens eine Tankstelle.
Nach einer Stunde erreichen wir die Punakaiki Pancake Rocks & Blowholes. Ein 20minütiger Rundweg führt uns an den seltsam geformten Felsformationen, die wie übereinander gestapelte Scheiben ausschauen, und andere Verformungen vorbei, die das Meer im Laufe der Zeit geschnitzt hat.
Irgendwo hier verliere ich meine Wasserwaage für die Kamera. Das kommt davon, wenn man seine Sachen nicht ordentlich verstaut.
Punakaiki Pancake Rocks
Da es etwas stärker zu regnen beginnt, lassen wir den ersten Abstecher von Brent aus und fahren 30 km weiter. Über eine dirt road kommen wir zum Ufer des River Nile und machen einen kleinen Spaziergang. Dabei folgen wir den Schienen einer Schmalspurbahn, die mitten durch den Urwald führt. Auch diese Location hat uns Brent ans Herz gelegt.
Die Gegend hier scheint dem Film Jurassic Park entsprungen zu sein. Laubwald mischt sich mit Farnen und Palmen, man erwartet wirklich einen Stegosaurus oder einen Flugsaurier.
Schafe sind die wichtigsten Zuchttiere in Neuseeland. Nach Australien und China ist das Land der drittgrößte Wollproduzent der Erde.
Mit einer Anzahl von rund 35 Milllionen (2012) übertreffen die Schafe die Anzahl der Einwohner um das etwa Neunfache.
Urwald - Bullock Creek Road
Es führt ein Weg nach Nirgendwo...Bullock Creek Road
Da dauert's bei einer Panne schon mal ein bissl länger....
Jetzt sind wir schon fast in Westport und unser B&B ist quasi gleich um die Ecke. The Jumping Trout ist auch leicht zu finden, obwohl etwas abgelegen. Dafür mit einem großartigen Ausblick!
Leigh-Ann füttert gerade die Hunde, als wir ankommen. Sie zeigt uns unser Zimmer und nachdem wir eingezogen sind, trinken wir noch eine Tasse Tee zusammen und plaudern.
Zum Abschluss des Tages besuchen wir noch die Seehund-Kolonie am Cape Foulwind und gehen in Westport in ein Lokal, das uns Leigh-Ann empfohlen hat.
Cape Foulwind
Ein neugieriger Weka
Im Denniston Dog bedient uns Frodo - zumindest schaut der junge Kellner so aus - und Karsten bestellt ein Steak, daß er selbst auf einem heißen Stein braten muss. Dafür nehme ich heute erstmal einen Burger.
Das Essen ist ganz gut, doch könnten wir wahrscheinlich in der dunklen Ecke, in die man uns gesetzt hat, elend zugrunde gehen und keinen würde es jucken!
So kommen wir uns zeitweise vor, denn es schaut niemand vorbei. Im Gegenteil, wir müssen Frodo bitten, die Tür neben uns zu schießen, weil es ziemlich kalt hereinzieht. Zwei Minuten später steht sie schon wieder offen, es ist ein Quirx!
Deshalb schreibe ich im Jumping Trout meine Bericht fertig und kurz auch noch den versprochenen Tagesbericht an Grace und Brent. Damit sie beruhigt sind!
Cape Foulwind
Tag 18 - Dienstag, 18.11.14 - Denniston - Riwaka
Was für eine Nacht! Zunächst wieder die Husterei von Karsten, bei der man fast seekrank wird. Dann scheint vor dem Haus ein grelles Licht, so daß es trotz der Rollo im Zimmer nicht richtig dunkel wird. Gegen 2 Uhr morgens stelle ich dann fest, daß wir den Schalter dafür im Zimmer haben.
Nachdem es endlich dunkel ist, beginnt es zu schütten und es entwickelt sich ein Sturm, daß man glauben könnte, das ganze Haus wird fortgeweht.
Unser Zimmer, die ehemalige Garage, liegt genau in der Windschneise und hat eine seitliche Glasfront. Zum Glück haben wir die Schuhe gestern Abend nicht auf der Veranda stehen lassen!
Trotz des Sturmes schlafen wir aber ganz gut.
Um 8 Uhr gibt es das Frühstück bei strahlend blauem Himmel und mit herrlichem Fernblick. Leigh-Ann frühstückt mit uns. Das ist immer nett, wenn wir mit unseren Gastgebern ein bisschen plaudern können.
Das ist schließlich der Grund, warum wir so gerne in B&Bs übernachten.
Der Blick von der Terrasse des Jumping Trout B&B auf den Buller River.
Bevor wir Richtung Abel Tasman Nationalpark aufbrechen, machen wir den versprochenen Besuch im PRs Café (Freunde von Grace und Brent).
Danach besuchen wir die Geisterstadt Denniston. Dazu müssen wir eine serpentinenreiche Straße hinauf fahren und lassen das Meer tief unter uns. Denniston wurde Ende des 19. Jahrhunderts als Kohlenbergwerk gegründet und war für seinen Steilhang berühmt, von dem die voll beladenen Loren auf einem Schienenstrang mithilfe eines Stahlseils 520 Meter abgelassen wurden. Die leeren Wagen wurden durch das Gewicht der Vollen wieder nach oben gezogen.
Heute ist Denniston verlassen, durch das ehemalige Kohlebergwerk werden Führungen angeboten.
Wir begnügen uns aber mit dem Herumstromern zwischen den verfallenen Hausmauern und verrosteten Überbleibseln und finden Motive über Motive.
Zwei Stunden verbringen wir auf dem Gelände, dazwischen gehen immer wieder leichte Regenschauer nieder. Regen und Sonnenschein wechseln sich halbstündlich ab, das kennen wir schon und machen uns keine Sorgen, wenn es wieder einmal zu regnen beginnt.
Denniston Coal Mine
Dann geht es aber wirklich in Richtung Norden los, vier Stunden Fahrzeit bis zum Ziel sagt uns das Navi. Es geht lange Zeit den Buller River entlang, das ist der längste Fluss auf der Südinsel.
Die Buller Gorge Suspension Bridge entdecken wir beim Vorbeifahren. Es handelt sich um die längste Hängebrücke Neuseelands, wie man uns beim Eingang erklärt. Na dann!
Es ist eine recht wackelige Angelegenheit, doch wir fühlen uns auf der 110 m langen Brücke über dem reißenden Buller River ziemlich sicher.
Ein kleiner Rundweg gehört zum Programm, bevor wir die Brücke nochmal überqueren.
Um 17 Uhr erreichen wir unser B&B in Riwaka. Das Hale Bale Studio hat einige ungewöhnliche Details. So ist das Bad und die Dusche im Freien, das organische Plumpsklo zehn Schritte entfernt im Garten. Außerdem gibt es eine Badewanne im Garten, da muss man unterhalb einen kleinen Ofen anzünden. Das werden wir uns aber sicher ersparen, denn verständlicherweise liegt da ziemlich viel Natur drin.
Als Nachttischleuchte fungiert eine umgebaute Petroleumlampe.
Damit wir morgen keine Überraschung erleben, fahren wir noch nach Marahau, wo wir morgen unsere Kajak-Tour starten. Im "Hooked on Marahau" essen wir sehr gut zu Abend.
Tag 19 - Mittwoch, 19.11.14 - Abel Tasman NP Kajaktour
Kurz nach sieben stehen wir auf. Was wir heute für die Kajak-Tour brauchen, haben wir gestern noch zusammengerichtet. Das Frühstück fällt etwas spartanisch aus, es gibt nur Tee und Müsli. Unsere Vermieterin wollte uns in der Früh etwas hinstellen, offenbar sind wir dazu zu früh dran. Gibt einen weiteren Minuspunkt.
Dafür gibt es eine Überraschung, als wir kurz nach 8 Uhr bei MSK eintreffen: wir haben eine exklusive Tour, nur wir beide und zwei weibliche Guides. Das aber auch nur, weil Sarah neu eingeschult wird.
Die Typen bei MSK sind sehr witzig und wir kommen ständig mit Fragen: welche Hose, Hut oder Kapperl, kann das große Objektiv mit? Aber wenn man noch nie mit einem Kajak den ganzen Tag unterwegs war, dann weiß man solche Sachen halt nicht.
Zum Glück sind sie so etwas offenbar gewohnt und reagieren sehr locker.
Dann bekommen wir eine Schwimmweste und stapfen mit unserem prall gefüllten Rucksack zum Bus, der uns zur Ablegestelle des Water Taxis bringt. Das sind kleine schnelle Boote, die nicht nur uns Passagiere, sondern auch unsere drei Kajaks aufnehmen.
Mit dem Water Taxi fahren wir zur Tonga Bay. Dort bekommen wir orange Windbreaker und darüber ziehen wir die Neopren-Skirts, damit wird später die Einstiegsluke am Kajak abgedichtet.
Unser Rucksack kommt in die mittlere Kammer, die anschließend wasserdicht abgeschlossen wird.
Unsere Fotosachen kommen in eine Box, bzw. in einen dry bag und werden direkt am Kajak mit Gummibändern befestigt.
Im Abel Tasman Nationalpark machten wir einen ganztägigen Kanuausflug.
Karsten und ich haben ein Doppelkajak und Karsten entscheidet sich für den hinteren Sitz, obwohl er dort auch das Steuer bedienen muss. Nach ein paar Instruktionen zum Paddeln geht es auch schon los.
Erfreulicherweise strengt mich das Paddeln nicht besonders an, Karsten hat ein bisschen mit den Steuerpedalen zu kämpfen und kann sich nicht auf ein synchrones Paddeln konzentrieren.
Dazu kommt noch ein sehr starker Wind, wir werden in der ersten anderthalb Stunden gleich ordentlich gefordert. Der arme Karsten kriegt nicht nur das Wasser von meinen Paddeln in Gesicht geblasen sondern muß sich auch ständig wegen der Steuerung Belehrungen anhören.
Es kommt sogar zu einer etwas brenzligen Situation, als wir bei starkem Wellengang immer weiter vom Ufer wegschwimmen. "Rechts" schrei ich nach hinten, "Ich steh schon die ganze Zeit voll drauf, was soll ich denn sonst noch machen" kommt es von hinten.
"Right" schreit unser Guide, "you have to turn right!"
"Jo eh" gibt ein etwas entnervter Karsten zurück.
Dann ist sie schon neben uns und stellt Karsten die Steuerpedale neu ein.
War es bei der Abfahrt noch sonnig, beginnt es während des Vormittags hie und da zu regnen. Das stört uns aber nicht besonders, wir werden so oder so nass!
Zu Mittag parken wir unsere Kajaks in der Bark Bay. Hier gibt es auch einen kleinen Lunch in einem Unterstand. Dazu müssen wir zuerst durch knietiefes Wasser waten. Na toll, jetzt ist meine Short auch noch nass geworden!
Wir stärken uns mit einem Weckerl, Kuchen und Tee und schauen ziemlich fertig aus. Mit der Zeit werden die sandflies sehr lästig. Zum Glück hab ich ja den Insektenspray mit - im Kajak. Also wieder durchs Wasser, diesmal ziehe ich die Short aber aus, wir tragen eh unsere Badesachen darunter.
Beim Essen amüsieren wir uns über eine Gruppe, die eine Overnight-Tour gebucht haben und jetzt mit vereinten Kräften versucht, eine Plane zwischen zwei Bäumen zu spannen. Oh weh! Und die zahlen auch noch dafür! "A lot" sagt Sarah.
Dann haben wir eine Stunde Pause und packen die Kameras aus. Jetzt ist es grad wieder sonnig und so entstehen ein paar nette Fotos am Strand.
Bark Bay, Abel Tasman Nationalpark
Die beiden Mädels erklären uns den weiteren Plan: wir werden versuchen, Anchorage zu erreichen. Das ist die schönste Bucht im Abel Tasman NP und unser geplantes Ziel. Man paddelt ca. zwei Stunden dorthin. Wenn aber der Wind zu stark ist, drehen wir um und kehren nach Bark Bay zurück.
Ich hoffe sehr, daß wir es schaffen, denn Anchorage war der Grund, weshalb ich diese Tour gebucht habe.
Für den Nachmittag tauschen Karsten und ich die Sitzpositionen, jetzt komm ich ans Ruder. Dafür war das Paddeln hinten wesentlich mühsamer als vorne. Bist du deppat, das geht rein!
Mit neuer Kraft Richtung Anchorage Bay!
Weil wir jetzt auch keine Umwege mehr fahren und synchron paddeln schaffen wir die Strecke in einer guten Stunde. Danach kann man mich aber wegschmeißen!
Die Bucht ist aber wirklich schön, leider ziemlich vollgerammelt mit Leuten, sogar eine Schulklasse ist da.
Wir haben solche Schulausflüge nie gemacht!
Das Ende unserer anstrengenden Tour: The Anchorage
Da ich aus dem Internet Aufnahmen von der ganzen Bucht kenne, die weiter oben gemacht wurden, lassen wir uns den Weg hinauf erklären. Zeit haben wir ja genug, der Aufstieg dauert nur 25 Minuten.
Die haben es allerdings in sich - 25 Minuten nur bergauf. Als hätten wir uns heute nicht schon genug angestrengt!
Wir erreichen einen Aussichtspunkt, von hier ist aber der mondförmige Strand nicht zu sehen.
Also beschließe ich, nach einer kurzen Verschnaufpause, die restlichen 10 Minuten zum vermeidlich richtigen Aussichtspunkt zu gehen.
Nach 500 Schritten nur bergab muss sogar ich zugeben, daß hier etwas nicht stimmen kann und außerdem wird jetzt auch die Zeit knapp. Also alles wieder retour, Karsten probiert's gleich im Laufschritt.
Doch bevor ich einen Herzinfarkt bekomme, gehe ich lieber ganz langsam. Anstrengend ist es trotzdem. Und dann eine Viertelstunde nur bergab. Das geht wenigstens nur etwas in die Knie. Aber wir schaffen es rechtzeitig zurück und es war gut, daß wir umgedreht haben, denn der Weg hätte nur in die benachbarte Bucht geführt.
Mit dem Wassertaxi geht es wieder zurück nach Marahau. Da hier jetzt Ebbe ist, werden wir mitsamt dem Boot mit einem Traktor aus dem Wasser gezogen.
Das ganze Brimborium mit Wechselgewand und Handtuch hätten wir uns sparen können, wir fahren gleich direkt in unsere Unterkunft und gehen unter die Dusche.
Die, wir bereits erwähnt, ja im Freien ist. Ein pacifica inspired open air bathroom, wie auf der Internetseite nachzulesen ist. Auch einmal ein neues Erlebnis!
Das Hale Bale Studio in Riwaka: Open Air Badezimmer und Outdoor Plumpsklo.
Wir sind beide total kaputt und Karsten hustet sich immer noch die Seele aus dem Leib. Mein linker Arm hängt wie ein Fremdkörper an mir und tut beim Ausstrecken mörderisch weh. Außerdem bin ich auf der linken Seite total verspannt. Ich brauch eine Massage!
Da es aber noch nicht spät ist und die Sonne scheint, fahren wir noch vor dem Nachtmahl zum Split Apple Rock. 12 km und nur Serpentinen. Dagegen ist die Großglockner Hochalpenstraße eine Autobahn!
Karsten fällt neben mir in ein leichtes Delirium - Husten, Kopfweh, kaputt und überhaupt....
Während wir uns die Straßen hinauf und hinunter schlängeln werfe ich einen besorgten Blick auf die Tankanzeige. Kann es sein, daß wir in einem Touristenzentrum keine Tankstelle finden? Bis jetzt ist mir noch keine aufgefallen und jede Sekunde kann die Anzeige zu blinken beginnen.
Endlich sind wir am Ziel - denkste! Vor hier noch ein 15minütiger Abstieg zum Strand. Ohne uns, da kann uns der blöde Stein gestohlen bleiben.
Aber wenn wir schon stehen, such ich mithilfe des Navis gleich die nächste Tankstelle. Pfuh, es gibt ein paar, die nächste ist 7 km entfernt.
Gut, dann also alles wieder retour und ein Lokal zum Essen gesucht. Was nicht so einfach ist, denn wir sind irgendwie am AdW.
"Ich glaub, ich hab ein Deja-vu", sagt Karsten, als wir wieder bei unserer Unterkunft vorbeifahren.
Letztlich essen wir ganz ausgezeichnet in einem Hotelrestaurant am Weg und tanken können wir danach auch. Alles wird gut!
Tag 20 - Donnerstag, 20.11.14 - Nelson - Picton
Grausliche Nacht. Entweder hustet Karsten oder ich wälze mich im Bett herum auf der Suche nach einer Schlafposition, wo es in meinem linken Arm nicht grauslich zieht. Sinnlos!
Deswegen bleiben wir heute bis um 9 Uhr liegen, wir haben es nicht eilig. Die Strecke bis Picton schaffen wir in 3 Stunden.
Diesmal liegt ein Päckchen von unseren Vermietern auf dem Kochplatz vor unserem Studio und es enthält ganz wunderbare flache süße Weckerln. Zusammen mit einem ganz hervorragenden selbstgemachten Passionsfrucht-Joghurt, Butter und Heidelbeermarmelade gibt das ein ausgezeichnetes Frühstück. Der Tisch ist ebenfalls im Freien, doch das Wetter ist ausgezeichnet. Lilly, der Haushund gesellt sich zu uns.
Nächster Stopp in Nelson. Hier bleiben wir nur kurz bei Jens Hansen, The Ringmaker, stehen. Dieser Juwelier hat 1999 für die Herr der Ringe Filme die Ringe hergestellt.
Bei der Ortsausfahrt finden wir eine nette Stelle, wo wir einen Flying Nelson drehen. Der Arme ist danach ganz "durchgedreht".
Weil wir Zeit genug haben, machen wir einen Abstecher in dem Marlborough Sound. Auch hier wieder endlose Serpentinen. Den Weg hätten wir uns sparen können, denn in Okini Bay gibt es rein gar nichts zu sehen. Selbst der Hafen ist bei Ebbe scheußlich.
Wir fahren also wieder zurück und nach ein paar Kilometern gibt es wenigstens einen kleinen netten Ausblick.
wenn wir schon mal in Nelson sind...
Marlborough Sound
Am frühen Nachmittag kommen wir in Picton an und beziehen unser Zimmer im Harbour View Motel. Wie bestellt haben wir einen netten Blick auf den Hafen. Und endlich Zeit, den Reisebericht von gestern fertig zu stellen.
Am Abend fahren wir zur Ferry, damit morgen in der Früh alles glatt läuft.
Unser Motel hat uns ein paar Restaurants empfohlen, wo wir auch 10% Rabatt bekommen. Wir gehen in The Barn, das schaut recht gemütlich aus, viele alte Sachen sind an den Wänden verteilt.
Ich bemerke, daß das Paar neben uns aus Österreich stammt und quatsche sie nach dem Essen an. Josef und Ingrid sind aus Enns und kommen eben von der Nordinsel. Wir plaudern noch bis nach zehn und sie geben uns einen Übernachtungstipp für Taupo mit.
Harbour View Motel in Picton
Tag 21 - Freitag, 21.11.14 - Fähre - Wellington
In der Früh bekomme ich ein Mail vom Interislander: die Fähre um 10:45 fällt aus, wir sind auf die nächste Fähre um 13:15 gebucht. Unsere Freude hält sich in Grenzen.
Andererseits können wir jetzt auch länger liegen bleiben und checken erst um halb zehn aus.
Nach einem Frühstück laufen wir noch die Main Street von Picton ab und ich finde eine hübsche Halskette mit einer Pohutukawablüte. Karsten fällt ein, daß er seine Einwegnadel, mit der er die SIM Card am iPhone wechselt, am Nachttisch liegen gelassen hat. Da wird sich die Putzmaid schön was denken......
Weil wir nichts besseres zu tun haben, checken wir eine Stunde früher als notwendig bei der Fähre ein. Unsere zwei Koffer und die Stativtasche geben wir beim baggage check in ab, ähnlich denen am Flughafen.
Die Rückgabe des Autos ist völlig problemlos - wir geben in dem kleinen Büro vor dem Ferry Terminal einfach den Schlüssel ab. "It is fully tanked? Any problems?" Hakerl drunter und danke!
Da hätte ich mich mit der Reparatur des angeschlagenen Spiegels gar nicht so bemühen müssen...
Die Fähre legt mit einer halben Stunde Verspätung ab, wir vertreiben uns die Zeit mit dem Erstellen von zwei Filmen auf iMovie.
Kurz vor 5 Uhr treffen wir in Wellington ein. Der Europcar Schalter ist noch unbesetzt, ein Typ teilt uns mit, daß jemand bereits am Weg ist. Wie erfreulich! In der Zwischenzeit sind wir schon zu sechst, die auf ein neues Auto warten.
Als der Angestellte endlich erscheint, benötigt er pro Klient 10 Minuten. Ich bin die dritte in der Schlange, Karsten holt in der Zwischenzeit unser Gepäck.
Diesmal ist es ein silberner Mazda CX5, etwas kleiner als der Outlander. Die Koffer gehen sich trotzdem schön nebeneinander liegend im Kofferraum aus, das ist die Hauptsache.
Wir haben diesmal sogar ein eingebautes Navi, das wir allerdings kaum benützen werden, da ich ja in unserem Tom Tom alle POIs eingespeichert habe.
unser Mazda CX5 für die Nordinsel
Eine Stunde nach dem Anlegen kommen wir bei unserer Unterkunft an. Das Panorama B&B hat eine tolle Aussicht, was natürlich auch bedeutet, daß wir einen Berg hinauf müssen. Die steilen gewundenen Straßen machen Karsten nervös. Noch dazu, wo manchmal am Straßenrand geparkte Autos stehen und dann für den Gegenverkehr kein Platz ist. Muss man halt vorsichtig fahren.
Das B&B ist am Ende einer sehr steilen Sackgasse und Parkplatz gibt es hier nicht wirklich. Unsere Vermieterin Peg erwartet uns schon an der Haustür. Sie ist älter, als ich erwartet habe und redet wie ein Wasserfall.
Sie läßt mich gleich einmal das Auto wenden, damit wir später wegfahren können. Kein leichtes Unterfangen, der Platz dafür ist denkbar klein und als Herausforderung steht lauter Klimbim herum.
Karsten hilft mir beim Wenden, sonst ist der Wagen schon am ersten Tag geschrottet.
Auch unser Zimmer für die nächsten zwei Nächte ist winzig, außer dem Bett haben nur zwei Stühle und ein kleiner Tisch Platz. Unser Ensuite Bad daneben ist erst ab morgen frei, heute müssen wir das Bad mit Pat teilen. Das war aber schon bei der Buchung klar.
Aber wir haben eine tolle Aussicht auf den Hafen von Wellington!
Zimmer mit Aussicht - Panorama B&B
Zum Kennenlernen setzen wir uns ein bisschen zu Peg zum Plaudern. Im Fernsehen laufen Nachrichten und sie gibt zu jeder Geschichte ihren Senf dazu. Das wird mit der Zeit ein bisserl anstrengend. Wir bekommen ein heißes Getränk mit Honig und Ingwer und Karsten wird gleich mit Hustenmedizin versorgt.
So wie er dreinschaut, kann sie ihm gleich auch mit Kopfwehtabletten aushelfen.
Sie zeichnet uns auf einer Karte alles Interessante in Wellington an, inklusive ihres Lieblings-Maori-Cafés.
Ich glaube, sie ist sehr einsam und Karsten vermutet, daß sie heimlich säuft. Aber sie meint es ja gut.
Dann reißen wir uns los und fahren den Berg wieder hinunter, um ein Lokal für`s Nachtmahl zu suchen. Wir merken bald, daß es eher ein Problem werden wird, einen Parkplatz zu finden.
Beim Versuch krache ich mit dem linken Spiegel irgendwo dagegen. Karsten schließt entnervt die Augen und sehnt sich einen schmerzfreien Tod herbei...
In einer Nebenstraße finden wir einen Parkplatz, zahlen muss man in Wellington offenbar sowieso immer. Dann fallen wir bei einem Chinesen ein und schlagen uns die Wampe voll.
Dann ziehen wir uns gleich in unser Wohnklo ohne Klo zurück und Karsten gibt sich der Husterei hin.
Tag 22 - Samstag, 22.11.14 - Wellington - Weta Cave - Mt. Victoria
Da hab ich bei der Auswahl der Unterkunft wirklich voll daneben gegriffen. Zum Glück frühstücken wir heute mit den anderen Gästen, einem Paar aus Dartmoor. Die beiden sind sehr angenehm zum Reden. Wir fürchten uns schon vor morgen, da sind wir mit Peg allein.
In der Nacht ist ein Sturm mit orkanartigen Winden über Wellington gefegt. In der Früh regnet es immer noch und der Wind hat sich kaum gelegt.
Das ist uns aber relativ egal, denn wir fahren zur Weta Cave. Das ist die Ideenschmiede von Peter Jackson, dort werden Filmmodelle hergestellt und wurde mit Herr der Ringe weltbekannt. Beim Eingang stehen die drei riesigen Trolle aus "Der Hobbit".
Wir haben Glück und können gleich an einer Führung durch die Werkstätten teilnehmen. Die Mitarbeiter, die die Führungen machen, arbeiten selbst an Filmrequisiten und haben daher ein breites Fachwissen. Wir sehen, wir man realistisch aussehenden Waffen herstellt und dürfen sie auch in die Hand nehmen. Erstaunlich, wie leicht so eine Streitaxt ist!
Faszinierend finde ich auch, wie echt ein Kettenhemd aus Kunststoff ausschaut. Wiegt aber nur einen Bruchteil zu einem aus Metall.
Leider dürfen wir in den Werkstätten nicht fotografieren, das hat mit den verschiedenen Copyrights zu tun.
Wir sehen natürlich auch jede Menge Requisiten zu Herr der Ringe und Der Hobbit.
The Weta Cave ist ein Muss für Filmfreunde!
Gollum aus Herr der Ringe und Der Hobbit
King Kong
Die Füße für die Hobbits waren bei den Herr der Ringe Filmen nur bis zu den Knöcheln.
Bei 'Der Hobbit' konnten die Darsteller die Füße bereits wie Stutzen anziehen.
Nach der 45minütigen Führung schauen wir uns noch einen Film über die Weta Cave an.
Aus dem Shop nehmen wir T-Shirts, ein Buch und zwei neue Kumpels mit: Spotty und Dotty aus der TV-Serie "The WotWots".
Als wir fertig sind, ist der Laden gesteckt voll, Busladungen werden vor dem Haus ausgeladen.
Dotty und Spotty
Anschießend fahren wir in die Innenstadt und finden einen günstigen Parkplatz im Hotel Intercontinental. Am Wochenende gibt es eine Flatrate von 8 Dollar.
Der Himmel ist immer noch bedeckt, immerhin regnet es nicht mehr. Der Wind fegt weiterhin durch die Stadt, doch es ist nicht kalt.
Wir gehen am Hafen entlang bis zum Civic Center und dann eine Einkaufsstraße entlang. In einem Café machen wir kurz Rast. Die Ledersofas sind aber so bequem, daß wir über eine Stunde dort wie in der Auslage sitzen und das Gewusel auf der Straße beobachten. Einmal fallen mir die Augen zu, dann wieder Karsten. Muss lustig für die Passanten sein...
Skulptur im Frank Kitts Park
Die Rugby Skulptur beim Civic Square wurde 2011 im Weta Workshop hergestellt.
Wellington Graffiti
Solace of the Wind - Skulptur am Hafen von Wellington
Es wir immer blauer am Himmel, die Wolkenfetzen reißen immer mehr auf. Wir fahren zur Oriental Bay, dort gibt es die "Seven Sisters" als Gegenstück zu den "Painted Ladies" in San Francisco.
Leider kann man die viktorianische Häuserzeile nicht gut fotografieren, noch dazu scheint gerade die Sonne genau in die Objektive.
Dann geht es den Mt. Victoria hinauf, von dem man einen herrlichen Rundblick über Wellington hat. Heute ist es aber so diesig, daß man sehr schlecht sieht und sich Fotos sparen kann.
Zum Essen finden wir einen sehr guten Italiener. Bei Kerzenschein und Dean Martin schließen wir den Tag ab.
Aussicht vom Mount Victoria
Tag 23 - Sonntag, 23.11.14 - Korokoro Dam - Broadwalk Falls - Egmont Nationalpark - Mount Taranaki
So sind wir glücklich den Fängen von Peg entronnen. Mit der Zeit ist sie ziemlich nervig geworden, vor allem, weil sie andauernd redet. Oft mit sich oder der Katze, aber man muss ständig aufmerksam sein. Sie fragt auch ständig, egal ob ich gerade etwas am Handy lese oder mit jemanden anderen rede.
Zum Abschluss macht sie noch ein Bild von uns mit allen Elchen, ich darf dabei ihre beiden Elche halten. Ich hab Angst, daß sie uns die schenken will.
Ich fürchte, ich bin schon hart an der Grenze zum Unfreundlichsein und dränge zum Aufbruch.
Halt, sie muss uns noch etwas zeigen! Auf ihrem Lieblingssweater hat sie auch einen kleinen Elch dran genäht. So cute!
Zum fünften oder sechsten Mal fahren wir beim Hafen vorbei, die Innenstadt von Wellington ist wirklich sehr kompakt. Wir sind froh, als wir endlich wieder aus der Stadt raus sind.
Der Belmont Regional Park liegt nur ein paar Kilometer nördlich von Wellington und wir besuchen zwei Wasserfälle.
Zunächst geht es zum Korokoro Dam. Es gibt nur einen Richtungspfeil, keine Längen- oder Zeitangabe. Aber es geht nur bergab. Es kommen uns drei Jogger und ein Radfahrer entgegen - Nach 10 Minuten hören wir immer noch kein Wasserplätschern, das uns einen Wasserfall angekündigt hätte. Just jetzt kommt uns kein Jogger mehr entgegen, den wir fragen könnten.
Nach 20 Minuten sind wir endlich da und wieder einmal ärgere ich mich, daß ich den Insektenspray g'scheiterweise im Auto habe. Jetzt kommt er in die Stativtasche!
Korokoro Dam Waterfall
Der Aufstieg ist lang, ich zähle 1820 Schritte. Doch durch das langsame Steigen und Zählen komme ich nicht außer Atem.
Die Broadwalk Falls sind nur ein paar Minuten weiter entfernt und auch wesentlich leichter zu erreichen. Dafür ist es eher ein Bächlein, das über ein paar Steine springt, als ein richtiger Wasserfall.
Dann geht es 3 1/2 Stunden Richtung Nordosten. Die Fahrerei macht müde und bei der Hälfte machen wir bei einem Einkaufszentrum halt, um unsere Essensvorräte aufzufrischen: Beef Jerky, Kumara-Chips (Süßkartoffel), Ricecraker, Cashewnüsse, Bananen, Schokolade und Wasser.
Karsten deckt sich in der Pharmacy mit Allergie-Augentropfen ein. Dabei werden ihm auch welche angeboten, die man auf die geschlossenen Augenlider sprüht.
30 Kilometer vor unserem Ziel bleiben wir noch einmal bei einem McDonalds stehen und als wir aus der Stadt fahren taucht plötzlich wie auch dem Nichts der Mount Taranaki mit seiner schneebedeckten Spitze gewaltig neben uns auf. Ein fantastischer Anblick!
Wir haben Glück mit dem herrlichen Wetter, bei Regen oder Nebel sieht man den erloschenen Vulkan manchmal gar nicht.
Sowie wir auf eine gerade Straße kommen, die genau auf den Berg zuläuft, sind wir schon mit den Fotoapparaten unterwegs...
Als wir etwas näher sind, lernt der Nikki wieder fliegen!
Zu unserer großen Freude ist der Mount Taranaki fast wolkenfrei.
Flying Nikki vor dem Mount Taranaki
Wir haben direkt im Egmont Nationalpark unterhalb des Berges die Dawson Falls Mountain Lodge gebucht und werden von Markus herzlich empfangen.
Wir können uns auf deutsch unterhalten, denn Markus ist in der Schweiz aufgewachsen.
Unser Zimmer ist reizend eingerichtet, viel geschnitztes Holz und aufgemaltem Edelweiß. Die Lodge wurde vor längerer Zeit wie ein schweizer Chalet eingerichtet.
Um 6:30 gibt es Abendessen und wir lernen die anderen Gäste, ein Paar aus Sheffield, kennen. Außerdem kommt Sera, Markus' neuseeländische Frau, aus der Küche und sagt Hallo.
Als sich die Dunkelheit über den Mount Taranaki senkt, gehen wir mit den Stativen auf den unweit entfernten Aussichtsturm und machen ein paar Nachtaufnahmen.
Dann sitzen wir noch gemütlich in der Kaminlounge und ich schreibe den Reisebericht.
Beim Herfahren fällt mir ein, daß wir Peg die Übernachtungen nicht bezahlt haben. Die ist dermaßen durch den Wind, daß sie nicht daran gedacht hat. Mir fällt so etwas auch nicht auf, weil die meisten B&Bs meine Kreditkarte zur Garantie bekommen haben. Peg dagegen nimmt keine Kreditkarten mehr.
Am Abend erreicht mich schon ein Mail, wir sollen ihr doch bitte das Geld auf ihr Konto überweisen.
Das wird sicher noch lustig, weil die kennen hier weder BIC noch IBAN...
Man kann auch in völliger Finsternis fotografieren!
Damit das Objekt trotzdem scharf wird, trickst man mit dem Life View und der maximalen Vergrößerung.
Tag 24 - Montag, 24.11.14 - Dawson Falls - Te Rewa Rewa Bridge - Tongariro NP
Heute morgen ist der Berg weg - versteckt in einer dichten Wolkendecke. Der Himmel ist noch blau, weiße Wolkenfetzen ziehen rasant dahin. Jederzeit kann der Berg oder zumindest die schneebedeckte Spitze auftauchen.
Nach dem Frühstück verabschieden sich vor dem Haus Seras Eltern von ihren Enkelkindern. Da ich von Markus weiß, daß sein Schwiegervater auch Schweizer ist, quatsche ich ihn gleich auf deutsch an.
Wir unterhalten uns ein bisschen und ich hole mir ein paar Tipps über die Wanderung zu den Blue Lakes im Tongariro Nationalpark.
Das ist ein sehr anspruchsvoller Weg, mehrere Stunden Aufstieg und es ist selbst im Sommer dort oben bitterkalt.
Geplant ist dieser Trip für morgen.
Wir verabschieden uns recht herzlich von Markus (Sera ist mit den Kindern ins Tal gefahren) und wünschen ihnen alles Gute mit ihrer Lodge. Es war einer unserer schönsten Unterkünfte bisher.
Zum Dawson Wasserfall ist es nicht sehr weit, trotzdem fahren wir mit dem Auto.
5 Minuten besagt das Schild - allerdings steil bergab.
An der Basis angekommen, würde ich gerne ans andere Ufer des abfließenden Baches, doch ziehe ich eine vielleicht schlechtere Position einem kühlen Bad vor. Die nassen Steine schauen recht rutschig aus!
Dawson Falls
Der Silberfarn ist die Nationalpflanze Neuseelands und findet sich auch im Wappen wieder.
Wir toben uns eine halbe Stunde aus und dann beginnt der mühevolle Aufstieg. Die ersten Stufen sind einen halben Meter hoch, da geht nix mehr mit langsam gehen, die Pumpe rennt auf Hochtouren.
Wir beschließen, die Tour morgen nicht zu machen!
Als wir wieder beim Auto sind, ist der Himmel bedeckt und es beginnt leicht zu regnen.
Eine Stunde bis New Plymouth.
Auf der Hauptstraße finden wir eine Westpack und können dort die 320 Dollar auf das Konto von Peg einzahlen!
Das geht am selben Bankomat, von dem ich vorher das Geld abgehoben hab. Einfach deposit und die Kontonummer eingeben, dann geht ein Fach auf und dort legt man das Geld rein. Uns hat das eine Bankangestellte gemacht, ich hätt dem System nicht getraut.
In New Plymouth fotografieren wir noch die Te Rewa Rewa Bridge und dann geht die 3 1/2 stündige Fahrt zum Tongariro NP los.
Te Rewa Rewa Bridge in New Plymouth
Der Tank ist noch zu einem Viertel voll, ich überlege, ob wir gleich tanken sollen.
Karsten winkt ab und meint, daß wir in einem bewohnten Gebiet sind und da kommen sicher noch jede Menge Tankstellen. "Yo gotta believe!"
Es kommt auch noch eine, doch da sind grad so viele Autos und wir fahren weiter. Nach 12 km blinkt die Tankuhr. Jetzt schaut Karsten am Navi, wo die nächste Tankstelle ist. "Auf der Route erst in 64 km, aber es ist eh eine in 10 km und noch nach 23 km". "Und in welche Richtung, vielleicht zurück?"
Wir fahren die 12 Kilometer zurück. Dadurch verlieren wir eine halbe Stunde.
Das Radio im neuen Auto kann meine Musik nicht shuffeln und spielt alle Titel nach dem Alphabet ab. Heute ist I dran - von "I Believe" von LeAnn Rimes bis "Island Song" von der Zac Brown Band. 6 Stunden lang und das I ist noch immer nicht fertig!
Die Landschaft ist beeindruckend. Die Straße schlängelt sich an sattgrünen Hügeln mit kleinen Einbuchtungen vorbei. In jeder Mulde liegt ein Schaf, bis hoch hinauf sieht man die kleinen weißen Knäuel.
Beleuchtet wird die Szenerie von einzelnen Strahlen der Sonne, die sich langsam den Himmel zurück erobert.
Als wir über eine Kuppe fahren, taucht plötzlich der Mount Ngauruhoe in der Ferne auf. Dieser aktive Vulkan wurde auch in Herr der Ringe als Mount Doom (Schickalsberg) verwendet.
Was ich zunächst für Wolken gehalten habe, stellt sich nach der nächsten Kurve als Mount Ruapehu heraus. Gleißend weiß liegt der höchste Vulkan des Tongariro Nationalparks vor uns.
Plötzlich sehe ich etwas am Straßenrand, daß mich den Wagen umdrehen lässt. Ein gelbes Verkehrsschild mit einem schifahrenden Kiwi, das gibt ein super Fotomotiv mit den beiden Vulkanen im Hintergrund!
Dieses lustige Straßenschild steht an der Grenze zum Tongariro Nationalpark. Im Hintergrund der Mount Ruapehu - hier wurden die Szenen von Mordor gedreht (Herr der Ringe).
Wir haben im Chateau Tongariro reserviert, allerdings in den etwas günstigeren Motels. Beinahe trutzig setzt dieses große Hotel einen beeindruckenden Akzent in die Landschaft mit einer herrlichen Kulisse!
Die Motels liegen dahinter und sind sehr groß. Die Küche und das Wohnzimmer mit Garten, das Schlafzimmer und das Badezimmer mit abgetrennter Toilette. Die kostenlose Laundry nutzen wir gleich aus, es hat sich schon ein bissl was angesammelt.
Beim Einchecken wird uns mitgeteilt, daß das Frühstück 25 Dollar kostet. Na bumm, das ist nicht grad billig. Also schauen wir uns nach Alternative um und stellen alsbald fest, daß wir uns mitten im Nirvana befinden. Der nächste Supermarkt ist 25 km entfernt und die beiden weiteren Cafés haben - eh klar - in etwa die gleichen Preise.
Für das Abendessen melden wir uns im hoteleigenen Café an, die Preise sind moderat.
Bei der Gelegenheit schauen wir uns gleich im Hotel um und irren anfangs etwas in dem verschachtelten Kasten herum, bis wir endlich den Aufzug finden. Der bringt uns in das Tiefgeschoss, wo sich der 'Heatet Plunge Pool' befindet. Was auch immer das bedeutet, es handelt sich um eine riesengroße Badewanne in einem fensterlosen Plastikcontainer. In tiefblau gehalten mit einer armseligen Palme im Vordergrund. Wie die dort überleben kann, ist mir ein Rätsel.
Auf jeden Fall haben wir hierzu zwei complimentary cards bekommen, dürfen also hier plantschen.
Daneben gibt es sogar ein hoteleigenes Kino, zur Zeit läuft ein Film über das Hotel und niemand schaut zu.
Vielleicht geht da ja abends die Party ab, wenn ich mir so das Publikum des Hotels (zwischen 70 und Verwesung) anschaue!
das Chateau Tongariro
Tag 25 - Dienstag, 25.11.14 - Taranaki Falls - Tawhai Falls
Das Bett ist sehr klein, nur 1,30 breit. Zum Glück hustet Karsten nicht mehr so viel, sonst müsste ich fürchten, rauszufallen.
Nachdem wir die heftige Tour zu den Blue Lakes jetzt nicht machen, haben wir heute einen gemütlichen Tag mit zwei Wasserfällen in der Nähe.
Um 9 Uhr gehen wir ins Chateau rüber zum Frühstück. Da wird um 25 Dollar schon ordentlich etwas geboten, passt! Sogar Smoothies kann man sich selbst mixen! Wir sitzen am Fenster mit Blick ins Tal. Der Himmel ist bedeckt, beide Vulkane sind nicht zu sehen.
Die erste Tour führt zu den Taranaki Falls. Die sind in der Mitte eines 2stündigen Rundweges. Der Hinweg führt über alpines Grasland mit einem (theoretisch beeindruckenden) Ausblick auf die Vulkane. Heute wegen tiefer Wolken geschlossen!
Der Wasserfall ist sehr hoch und schießt mit einem weiten Bogen zwischen den Felsen hindurch. Wir klettern so dicht wie möglich an die Basis heran und werden von der Gischt gut befeuchtet. Auch beim Fotografieren müssen wir vor jedem Bild die Linsen trocken wischen.
Taranaki Falls
Der Rückweg führt durch einen Buchenwald am Wasserlauf entlang, wir kommen an ein paar kleinen Wasserfällen vorbei.
Gegen Ende wird es doch noch etwas anstrengend und der Weg zieht sich. Doch jetzt haben wir den sensationellen Blick über die beiden Vulkane. Macht den Marsch aber auch nicht weniger anstrengend...
Schließlich kommen wir fast direkt neben unserem Motel heraus - das Auto steht 300 m weiter oben beim Startpunkt.
Also gehen wir in unsere Unterkunft, rasten uns ein wenig aus und ich zieh mich gleich um, weil alles leicht durchgeschwitzt ist.
Die Putzmaiden klopfen an, ob wir ein Service wollen. Wir wollen nur neuen Kakao und Milch, das Bett müssen sie nicht machen. Die stopfen die Decke sowieso wieder nur unter die Matratze - das kann ich ja so gar nicht leiden!
Nach einer angemessenen Zeit - wir haben es ja nicht eilig - gehen wir zum Auto und fahren 3 km zum nächsten Wasserfall.
Die Tawhai Falls wurde in Herr der Ringe als Henneth Annun verwendet. Vom Parkplatz ist es nur ein 15minütiger Spaziergang. Ich frage mich, ob die Schauspieler hier auch immer entlang gegangen sind...
Am Ziel müssen wir wieder ordentlich kraxeln, damit wir ein paar gute Standorte für ein Foto finden. Dabei dienen uns die Stative als Stützen. Ich komm mir vor wie Gandalf, wenn er mit seinem langen Zauberstab durch die Gegend flaniert.
Tawhai Falls
Zum Nachtmahl essen fahren wir die 300 m zum Skotel, weil es zu regnen beginnt. Wir bekommen einen Platz am Fenster, wo man einen schönen Blick hat. Theoretisch, denn jetzt ist es recht ungemütlich und grau in grau. Was eine Partie Leute nicht davon abhält, auf der Terrasse ein Glas Wein zu trinken. Schaut recht gemütlich aus!
Ich nehme heute beef stir fry mit dünnen Nudeln. Schmeckt ausgezeichnet!
Am Abend schauen wir uns noch die Highlights des Rugby-Matches Neuseeland:Wales an. Wir schauen gerne bei Rugby zu, da geht was weiter! Die All Blacks, die neuseeländische Nationalmannschaft, gewinnt das Match 34:16 - Hurra!
Tag 26 - Mittwoch, 26.11.14 - Ketetahi Falls - Taupo - Huka Falls
Es regnet. Vor unserem Motel stapft eine Gruppe Wanderer vorbei. Ihr Gepäck lässt vermuten, daß sie eine mehrtätige Tour vor sich haben. Schaudernd drehe ich die Heizung ein wenig höher.
Da wir um 10 Uhr raus müssen, bewegen wir uns zeitgerecht Richtung Hotel zur Frühstücksbuffet.
Mein rundgeföhnter Pony ist schon Geschichte, als ich mir aus dem Auto die Regenjacke hole. Karsten bevorzugt wie immer kurze Ärmel und keine Kopfbedeckung. Regnet eh nur leicht...
Frühstück, Check out und um 10:30 sind wir "schon" unterwegs. Heute haben wir es aber nicht weit, Taupo liegt nur etwas mehr als eine Autostunde entfernt.
Doch zunächst wollen wir die Ketetahi Falls fotografieren. Unser Navi führt uns zum Tongariro Alpine Crossing (Start- bzw. Endpunkt zu den Blue Lakes), dort finden wir aber keinerlei Wegbeschreibung zum Wasserfall. Und ausgerechnet jetzt hat Karsten kein Netz. Unter einem Unterstand haben sich ein paar Wanderer zusammengestellt. Echte Kraftlackl'n, die wahrscheinlich die ganze Strecke gegangen sind.
Und sie schauen ERSCHÖPFT drein, da hätten wir zwei keinen Auftritt gehabt. Mich hätten sie wahrscheinlich mit dem Ambulanzhelikopter vom Berg holen müssen...
Ich quatsche einen davon an, doch er kennt die Ketetahi Falls leider auch nicht. Er hat zwar beim Herunterkommen ein Hinweisschild zu einem Lookout gesehen, aber ob das die Fälle sind...
Da unser Abenteuergeist im selben Maße sinkt, wie die zu erwartete Anstrengung steigt, ist uns diese Aussage zu vage. Außerdem regnet es immer noch. So fahren wir weiter, bis Karsten wieder einen Empfang am Handy hat. Das ist nach 20 Kilometern und es stellt sich heraus, daß wir eh richtig waren.
Also drehen wir wieder um und fahren die 20 Minuten wieder zurück.
Das stellt sich letztlich als Glücksfall heraus, denn als wir nach einer Dreiviertelstunde wieder am Parkplatz eintreffen, scheint die Sonne vom blauen Himmel.
Deswegen braucht man sich auch keine Sorgen zu machen, wenn es einmal regnet. Oft ist es in kürzester Zeit wieder total schön.
Wir können uns deshalb mit leichter Bekleidung auf den Weg machen. Beim Unterstand sind jetzt andere Wanderer, alle gekleidet, daß sie einen Schneesturm überstehen können (was am Mount Ruapehu nicht so abwegig ist). Fast möchte ich sie beruhigen, daß wir nur zum Wasserfall gehen, so wie wir leichtsinnigerweise daher kommen!
Um den Wasserfall gut aufs Bild zu bekommen, ist wieder etwas Kletterei notwendig und dann hofft man, daß der Vorsprung, auf dem man steht, nicht abbricht.
Leider macht uns die Sonne nach ein paar Minuten einen Strich durch die Rechnung, indem sie die Szenerie zu kräftig beleuchtet und damit zu starke Kontraste setzt.
Bei der Weiterfahrt bleiben wir noch am Straßenrand stehen und fotografieren die herrlichen Ginsterbüsche.
Bis Taupo sind es knapp 80 Kilometer, jetzt wird es richtig heiß im Auto.
Es ist interessant, wie anders die Strecke jetzt bei Sonnenschein aussieht!
Ketetahi Falls
Der gelbe Ginster sorgte für einen kurzen Stopp am Straßenrand.
In Taupo besuchen wir die Huka Falls. Hier beginnt der Waikato, mit 425 km der längste Fluss Neuseelands. Als Abfluss des Lake Taupo beginnt er seine Reise mit den spektakulären Huka Falls, eine Kaskade von Wasserfällen. Der Fluss zwängt sich dabei durch einen 15 m breiten Canyon, das Wasser schießt mit einer gewaltigen Geschwindigkeit dahin und fällt schließlich über eine 11 m hohe Klippe.
Wir schauen uns das Spektakel von der Brücke aus an. Karsten baut noch einmal das Stativ auf und ich habe Zeit, eine neue Ladung Asiaten zu beobachten. Zunächst fallen mir zwei Frauen auf, die in dicke Fleecejacken eingegraben sind. Am Kopf tragen sie große Hüte und zur Sicherheit noch eine Kapuze bzw. einen Schal drum herum. Es hat 24° C.
Ein Mann lässt sich drei Mal mit verschiedenen Frauen und vier Mal allein auf der Brücke fotografieren. Dann wechselt er auf die andere Seite - schaut eigentlich genauso aus - und lässt noch vier Bilder von sich machen.
Einen Fotoabend bei Asiaten stell ich mir sowas von spannend vor!
Um vier Uhr sind wir bei Peter und Anne Dawson verabredet, unsere heutigen Gastgeber. Diesen Tipp haben wir von Ingrid und Josef in Picton erhalten.
Das B & B liegt etwas außerhalb von Taupo und nur ein paar Meter vom See entfernt.
Wir können das gesamte Untergeschoß benutzen und suchen uns das netteste Schlafzimmer aus.
Das Haus wurde erst vor drei Jahren gebaut, alles ist sehr modern und die Zimmer sind im Landhausstil gehalten.
Bei einer Tasse Tee plaudern wir mit Peter, nach ein paar Minuten kommt Anne dazu. Wir reden über Gott und die Welt, Neuseeländer sind ja ziemlich gut informiert und weltoffen. Dieser Austausch ist immer wieder total interessant, wir erfahren soviel über Land und Leute.
Zwei Stunden später verabschieden wir uns und fahren in die Stadt. Die Dawsons haben uns "Jolly Good Friend" vorgeschlagen. Dieses Lokal liegt direkt am Lake Taupo und das Essen ist auch ausgezeichnet.
Sonnenuntergang am Lake Taupo
Tag 27 - Donnerstag, 27.11.14 - Omaru Falls - Waitanguru Falls - Marokopa Falls
Beim einem ausgezeichneten Frühstück erzählt uns Peter noch aus seinem abwechslungsreichen Leben, das ist schon ein verrückter Hund! Nächsten Monat wird er 68 und schmeißt sich noch verkehrt mit einem Schaukelstuhl beim Bungee Jumping in die Tiefe.
Die Übernachtung kostet 120 Dollar. Karsten hat nur drei Fünfziger und Peter kann nicht wechseln. Wir wären auch gern bereit 150 Dollar zu bezahlen, doch Peter sagt, kommt ja gar nicht in Frage und nimmt nur 100 Dollar.
Die beiden führen das B&B auch nicht, um Geld damit zu verdienen, sondern um interessante Leute kennenzulernen. Sie nehmen auch nur ein paar Leute pro Woche und sind nicht im Internet zu finden. Ich hab's versucht...
Dann gibt er uns noch zwei Äpfel mit auf den Weg, weil's so gesund ist.
Diesmal tanken wir voll, bevor wir die Stadt verlassen, denn wir kommen heute in dünn besiedelte Gegenden.
Drei Wasserfälle stehen auf der Liste und am Abend landen wir in Waitomo.
Blick über den Lake Taupo zurück auf den Mount Ruapehu.
Die Omaru Falls müssen wir uns mit einem einstündigen Spaziergang erarbeiten. Der Anfang des Weges ist etwas mühsam, weil wir einen knöcheltiefen Gatschweg entlang müssen, auf dem vor uns ein Haufen Schafe gelaufen sind. Etwas später müssen wir über eine kleine Hängebrücke, auf der nur zwei Personen gleichzeitig erlaubt sind.
Doch am Ende erwartet und nicht nicht nur ein imposanter Wasserfall, als Draufgabe gibt es noch einen roten Teich!
Beim Zurückgehen stolpern wir noch über eine überaus hübschen Fliegenpilz. Auf der Hängebrücke mache ich ein Selfie. Der Maschendraht knarrt und ächzt - wie schwer sind zwei Durchschnittsmenschen?
Omaru Falls
ein knallroter Teich bei den Omaru Falls
Von den Waitanguru Falls zu den Marokopa Falls zeigt das Navi eine Fahrzeit von 2 Stunden 50 Minuten an. Das kann ja nicht sein! Ich zwinge dem Navi die kürzeste Verbindung auf und wir fahren letztlich über 25 Kilometer auf dirt roads und sind eine Stunde später am Ziel.
Wenn man die Augen offen läßt, findet sich so manches Kleinod am Wegesrand.
Waitanguru Falls
Marokopa Falls
Eine kurze Überlegung am Parkplatz, ob wir wie geplant in Waitomo übernachten oder weiterfahren. Aber es ist 16:35 und ich will keinen Stress. Also grasen wir in Waitomo alle B&Bs ab, die ich rausgesucht habe. Da alle No Vacancy hängen haben, statten wir dem örtlichen i-site einen Besuch ab. Die vermitteln verfügbaren Zimmer und so bekommen wir im Big Bird B&B ein Zimmer für 100 Dollar, statt der normalen 150 Dollar.
Die Farm liegt 8 km außerhalb von Waitomo. Bei unserer Ankunft beginnt Ann gerade mit einer kleinen Führung über die Farm. Wir gehen natürlich mit und sehen uns sogleich Aug in Aug mit Emus, Kühen, Lamas, Eseln, Pferden, Schweinen und einem Strauß!
Manche Tiere können gefüttert werden, der Emu begleitet uns den ganzen Weg und versucht immer, ein paar Körner aus Anns Plastikdose zu stibitzen.
Wir schauen vor allem darauf, in keine Tretminen zu steigen!
auf Tuchfühlung mit dem Strauß
Auf der Big Bird Farm weht wohl öfter eine steife Brise...
Als die Runde vorbei ist, beziehen wir erstmal unser Zimmer. Das Bad ist am Gang und wird offenbar auch von anderen benutzt, worauf die vielen Zahnbürsten schließen lassen. Der Gang ist vollgerammelt mit Büchern und allem möglichen Krimskrams. Leider nicht auf eine spleenig charmante Art sondern eher wie bei Hempels unterm Bett. Und ein leicht modriger Geruch schwebt über all dem.
Wir fahren in die nächste Stadt und suchen ein Lokal zum Essen. Kein leichtes Unterfangen, offenbar mag man es hier nur Take Away. Im "The Thirsty Weta" bleiben wir schließlich picken und müssen recht unbequem auf Barhockern unsere Pizza essen.
Zurück auf der Big Bird Farm: die Zahnbürsten im Bad sind verschwunden, die Handtücher hängen noch. Ich nehm' zur Sicherheit frische...
Wenigstens schaut das Bett sauber aus und WiFi haben wir auch. Bin ich schon zufrieden!
Tag 28 - Freitag, 28.11.14 - Rotorua - Waimangu Vulcanic Valley - Wai-O-Tapu Thermal Wonderland
Beim Frühstück stelle ich fest, daß zwar jede Menge Krempel herumliegt, es aber trotzdem überall sauber ist. Es gesellt sich ein englisches Paar aus Worthig zu uns. Beide schauen aus wie übergebliebene Hippies. Unsere Vermieterin Ann ist nahezu schockiert, daß wir keine einzigen Höhle in Waitomo besucht haben. Wo das doch quasi das Highlight in Neuseeland ist!
Wenig später wissen wir, warum sie die Höhlen wie saures Bier anbietet: ihre gesamten Familie arbeitet im Höhlengeschäft. Sie legt den Engländern auch gleich ein Prospekt vor. Ann widmet sich in der Küche wieder dem Frühstück und die Engländerin rollt mit den Augen und meint: "Just another cave!".
Als Ann auch anfängt zu frühstücken und die Engländerin nach einer weiteren Tasse Tee fragt, verlassen wir die illustre Runde. Schließlich haben wir heute noch etwas vor.
Es regnet wieder einmal zur Abwechslung. Das tut es auch noch eineinhalb Stunden später, als wir Rotorua erreichen. Deshalb fahren wir zunächst meine favorisierten Unterkünfte an und werden gleich beim Ersten fündig. Das Sequoia Motel ist günstig und hat einen Thermal- und einen Heated Pool und Frühstück.
Beim Einchecken kommt das erste Mal die Sonne hervor. Nach zehn Minuten machen wir uns auf den Weg zu den vulkanischen Attraktionen von Rotorua und es regnet wieder.
rolling green hills
Wer stört?
Bei der Ankunft hört der Regen auf, doch ich ziehe auf jeden Fall die Regenjacke an. Es ist auch ziemlich frisch.
Im Waimangu Vulcanic Valley machen wir die 2,8 km lange Tour, bei der man an allen Highlights vorbeikommt. Karsten nimmt aus dem Eingangsbereich den angebotenen Regenschirm mit. Wegen der Kameras.
Kaum sind wir 10 Minuten unterwegs, kommt die Sonne heraus. Sehr super, ich hab meine Sonnenbrille nicht mitgenommen! Eine halbe Stunde später ist der Himmel über uns blau, ich ziehe die heiße Jacke aus und zieh mir das Kapperl tief ins Gesicht.
Um uns herum raucht und blubbert es. Wir kommen an einem vulkanischen See vorbei auf dem feiner Rauch tanzt.
Waimangu Vulcanic Valley
Der Frying Pan Lake ist ist der größte Thermalsee der Welt. Er enthält 200.000 m³ Wasser. Das Wasser des durchschnittlich 6 Meter tiefen Kratersees ist sauer bei einem Ph-Wert von 3,5. Austretendes Kohlendioxid und Schwefelwasserstoffgas erzeugen den Eindruck, dass das Wasser koche. Kochendes Wasser tritt zwar am Boden des Sees aus, wird jedoch vom See auf eine Durchschnittstemperatur von 55 °C abgekühlt.
Waimangu Vulcanic Valley
Später bestaunen wir die blitzblaue Farbe des Inferno Craters und kommen schön langsam ins Schwitzen, so heiß ist es in der Zwischenzeit. Karsten hat irgendwo den Schirm angebaut. Er wird nicht der erste oder der letzte sein, dem das passiert.
Am Ende unseres Trips fahren wir mit dem Bus zurück zum Eingang.
Waimangu Vulcanic Valley - Inferno Crater
Nicht weit entfernt ist das Wai-O-Tapu Thermal Wonderland. Am Parkplatz schaudert's mich, ich nehm' zur Sicherheit die Jacke mit, es schieben sich ein paar dunkle Wolken vor die Sonne.
Und gut war's - kaum sind wir auf dem halbstündigen Rundweg beginnt es zu regnen. So heftig, daß wir uns ein paar Minuten unterstellen müssen.
Das Highlight des Wonderlands - der Lady-Knox Geysir - können wir nicht mehr sehen, der wird jeden Tag um 10:15 mit Seifenflocken zum Ausbruch gebracht. Mit unserem Ticket können wir ihn morgen gratis besuchen. Schau'n wir mal...
Der Champagne-Pool hat einen leuchtend orangen Rand, der jedoch meistens vom dichten Dampf verdeckt wird. Der Dampf wird von Wind über den See getrieben, oft sieht man keine fünf Meter weit.
Die größte Überraschung erwartet uns am Ende des Rundkurses: Devil's Bath. Durch verschiedene Umstände ist dieser Vulkansee giftgrün. Unglaublich!
Wai-O-Tapu Thermal Wonderland - Devil's Bath und Champagne-Pool
Jetzt haben genug vulkanische Aktivitäten gesehen und fahren in die Innenstadt von Rotorua. Wir finden ein sehr gutes Restaurant und zufrieden fahren wir zurück ins Motel.
Während einer Werbepause - wir schauen zuerst die amerikanische Version von "The Voice" und danach die Graham Norton Show - schauen wir uns den Thermalpool an. Schaut ein bissl grauslich aus und jetzt wissen wir auch, woher der üble Geruch kommt.
Also nix mit Thermal- und Heated Pool, heute wird nur geduscht. Ob's notwendig ist oder nicht.....
Tag 29 - Samstag, 29.11.14 - Tawawera Falls - Whakatane
Kleiner Schreck in der Morgenstunde. Wir haben heute unseren Helikopterflug nach White Island gebucht und ich schaue, ob ich von Frontier Helicopters eine Mailbestätigung erhalten habe. Dabei lese ich im alten Mailverkehr, daß ich mich 24 Stunden vor dem Flug bei denen hätte melden sollen. Ooops!
Ich schreibe ein Mail und erhalte zum Glück wenig später die Bestätigung.
Wir wollen das angebotene Frühstück nur anschauen und liebäugeln eher mit einem Besuch bei Wendy's. Doch gerade als wir unverrichteter Dinge wieder gehen wollen, kommt die Besitzerin in den Frühstücksraum und bietet uns alles noch einmal an. Da können wir jetzt schlecht einfach wieder gehen. Also nehmen wir ein Mini-Frühstück ein und fahren anschießend zu Wendy's.
Heute steht nur ein Wasserfall an, doch für den brauchen wir noch eine Erlaubnis. Karsten hat alle Wasserfälle über eine Internetseite gesucht und da steht dann auch dabei, wie lange man hingehen muss und wie schwierig der Weg ist.
Bei den Tawawera Falls steht dabei, daß man sie über eine Privatstraße erreicht und dazu ein Permit kaufen muss. Das erhalten wir beim örtlichen Tourismus Information Center und kostet 5 Dollar.
Damit machen wir uns auf den Weg über eine 20 Kilometer lange dirt road. Die lässt sich aber sehr gut bei 70 km/h befahren. Von Parkplatz haben wir dann noch 15 Minuten zu gehen.
Vom Sightseeing Point wird der Wasserfall von viel Grünzeug verdeckt, deshalb suchen wir uns einen Weg zum Wasser. Auf einem großen Felsen stellen wir die Stative - so gut es geht - auf und Karsten schimpft wie ein Rohrspatz. Er hat die Schwarzfilter im Auto vergessen!
Alternativ hält er meinen Schwarzfilter vor die Linse.
Ausgerechnet jetzt beginnt es zu tröpfeln. Wir haben gar nichts zum Schutz mit, denn vor 20 Minuten war es ja noch sonnig und warm.
Der Regen ist natürlich auch für die Linsen schlecht, denn vor jedem Foto müssen sie abgewischt werden.
Durch die Umstände halten wir uns deshalb nicht mehr sehr lange auf und treten den Rückzug an.
Detailaufnahme bei den Tarawera Falls
Nach Whakatane ist es nur mehr eine halbe Stunde Autofahrt. Punkt 14 Uhr checken wir im Tuscany Villas ein und müssen unsere Koffer einen Stock hoch tragen. Da kommt die schmächtige Rezeptionistin angeschossen: "Do you need help?" Ich winke ab, viel zu schwer. Sie lässt sich nicht beirren, umarmt meinen Koffer und trägt ihn die Stiegen hinauf. Na danke!
Das Zimmer in diesem Boutique Hotel ist sehr groß, in der Ecke ist ein Whirlpool.
Für unseren Flug müssen wir um 15 Uhr los, es geht sich noch eine Runde über die Main Street aus. Wir schauen auch gleich nach Lokalen für's morgige Frühstück bzw. für's heutige Abendessen.
Dann fahren wir die 11 km zum Flughafen. Im Büro von Frontier Helicopters teilt man uns mit, daß es heute zu windig sei und wenn es geht, würden sie unseren Flug auf morgen früh 8 Uhr verschieben.
Das geht, eventuell müssen wir einen Wasserfall ausfallen lassen.
Karsten nutzt gleich die Gelegenheit, um sich den Helikopter anzusehen. Der junge Pilot geht mit uns raus und wir können abschätzen, welches Gepäck wir mitnehmen können.
Wir werden morgen nur zu Zweit mitfliegen und mit ziemlicher Sicherheit haben wir auch so früh die ganze Insel für uns allein!
Jetzt haben wir jeden Menge Zeit und fahren auf gut Glück Richtung Meer. Das haben wir seit der Ankunft noch gar nicht gesehen. Whakatane liegt zwar an der Küste, doch ist der Whakatane River zwischen Stadt und Strand.
Strandspaziergang in Whakatane
himmlische Aussichten
Im Hotel ist jetzt eine andere Frau an der Rezeption und die gibt uns ein paar gute Tipps, was Sightseeing und Essen angeht. Uns sie erzählt uns einiges über die Geschichte Whakatanes.
Wir bestellen für morgen früh ein Frühstück aufs Zimmer.
Mit einer Stadtkarte ausgerüstet machen wir uns mit dem Auto auf den Weg zum Kohi Point. Das ist ein Plateau hoch über der Stadt mit einem wunderbaren Rundblick. Von hier aus sehen wir auch zum ersten Mal schemenhaft in der Ferne White Island.
Zum Nachtmahl gehen wir gleich um die Ecke in ein altes Hotel, wo die Einheimischen zum Biertrinken und Sport schauen hingehen. Das Essen ist gut und billig.
Das Geschäft mit den 46 Eissorten hat leider schon zu und wir müssen uns mit dem Toffee begnügen, das im Zimmer als Willkommensgruß liegt.
Blick vom Kohi Point Lookout. Im Hintergrund Motuhora Island, eine Vulkaninsel.
Tag 30 - Sonntag, 30.11.14 - Helicopter Tour White Island - Hobbiton - Owharoa Falls
07:00 Tagwache, 07:15 Frühstück, 07:32 Abfahrt zum Flughafen. Zack, zack!
Da wir gestern schon den Papierkram erledigt haben, bekommen wir heute bei Frontier Helicopters nur noch ein schnelles Briefing und dann dürfen wir zahlen.
Das ist jetzt so eine Sache - gestern hab ich auf meinem Bankkonto gesehen, daß ich die Mastercard nur mehr mit 295 Euro belasten darf. Wenn sie jetzt keine Diners Card nehmen....
Nehmen sie nicht! Also Karstens Mastercard und 650 NZD pro Person. Doch die gibt auch nicht mehr so viel her. Letztlich hanteln wir uns mit meiner und seiner Karte hin, jetzt ist aber Feierabend!
Doch das ist im Moment egal, wir bekommen ein live jacket umgehängt und dann geht es schon in den Helikopter. Der ist ziemlich klein und fasst nur vier Personen. Karsten darf neben "Little" Ross, unseren jungen Piloten Platz nehmen. Ich kann mich auf den beiden hinteren Plätzen breit machen.
White Island liegt 49 km vor der Küste und wir fliegen rund 12 Minuten hin. Vor der Landung macht Ross einen Halbbogen um die aktive Vulkaninsel, aus deren Mitte dichter Rauch steigt. Bei der Landung beutelt es uns ziemlich.
White Island. Sie ist Neuseelands einzige aktive Vulkaninsel. 70 % des Vulkan liegen unter dem Meeresspiegel.
Nach der Landung werden die Rotorenblätter festgebunden.
Wieder festen Boden unter den Füßen erhalten wir einen Schutzhelm und eine Gasmaske - falls uns das Gas direkt ins Gesicht geblasen wird.
Dann machen wir einen einstündigen Spaziergang. Wie gestern schon angekündigt, sind wir zu dieser frühen Stunde die Einzigen auf der Insel. Mit dem Boot braucht man von Whakatane 2 1/2 Stunden auf die Insel.
Die Gasmasken sind gegen die starken Gase auf der Insel.
Der Krater ist mit grellgrüner Flüssigkeit gefüllt, am Rand liegen einige Schutzhelme. Offenbar steigt da keiner gerne runter...
Rundherum blubbert und raucht es, die schwefelhaltige Luft raubt uns manchmal den Atem. Da saugen wir ganz gern mal an unserer Gasmaske.
Der Schwefel färbt auch das Gestein um uns hellgelb, das schaut toll aus!
Der giftgrüne Kratersee
Eine Wanderung auf White Island erinnert an einen Gang auf dem Mond oder auf der Oberfläche des Mars.
Zum Schluss wandern wir noch in der verfallenen Schwefelfabrik herum, vor der nur noch ein paar Mauern und viele Holzbalken herumliegen. Und natürlich jede Menge stark korrodierter Eisenteile.
der Kratersee von White Island
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde ein Versuch gestartet, auf White Island Schwefel abzubauen.
Die Ruinen der Bauten, die von den schwefelhaltigen Gasen verätzt wurden, sind heute noch zu besichtigen.
Am Rückflug darf ich dann neben dem Piloten sitzen und kurz nach 10 Uhr sind wir wieder zurück.
Das war wirklich ein gelungener Trip - wir haben's ja gern exklusiv!
Im Büro fällt Karsten auf, daß unsere verspiegelten Sonnenbrillen jetzt nicht mehr verspiegelt sind. Wohl eine Reaktion auf die schwefeligen Dämpfe. Zum Glück waren das ganz Billige.
Nächster Halt: Kiwi 360° in Te Puke. Hier steht eine riesige aufgeschnittene Kiwifrucht, wieder ein "Big Thing" in Neuseeland. Nikki darf wieder mal an die frische Luft...
Eine der Hauptattraktionen des Urlaubs steht als nächstes an: der Besuch von Hobbiton. Nahe der Stadt Matamata ist das original Filmset, wo die Herr Der Ringe und Der Hobbit Trilogien gefilmt wurden, als Touristenattraktion erhalten wurde.
Ich bin ja ein bisschen nervös, da ich nicht im Vorfeld gebucht habe. Doch wir haben Glück und können bei der nächsten Tour mitfahren.
Da es nur geführte Touren gibt, können wir leider keinen Flying Nikki machen. Aber bei dem Ansturm ist es auch nicht anders machbar.
Wir sind in einer Gruppe von ca. 30 Leuten und werden mit dem Bus über die riesige Schaffarm bis zum Movie Set gefahren.
Von dort gehen wir mit unserem Guide stationsweise das Set ab. Bei jeder Station erzählt sie etwas zu den Dreharbeiten. So wurde z.B. der kleine Pond künstlich angelegt und bald darauf fanden sich zahlreiche Frösche darin. Diese haben bei den Dreharbeiten derart laut gequakt, daß Peter Jackson etliche Mitarbeiter ausschickte, die in den Pond springen und so viele Frösche wie möglich fangen mussten.
Erst danach wurde weitergedreht.
Als Peter Jackson bei seiner Suche nach Standorten zur Herr der Ringe Trilogie die Alexander Farm
aus der Luft entdeckte, dachte er sofort, dass sie perfekt für Hobbington wäre.
Es musste viel Arbeit investiert werden, um den hohen Ansprüchen des Regisseurs gerecht zu werden.
Unter anderem wurden 37 Hobbit Häuser aus unbehandelten Holz, Sperrholz und Styropor erstellt.
Die Eiche, die Beutelsend überblickt, wurde aus der Gegend um Matamata gefällt. Jeder Zweig wurde abgehackt und nummeriert, dann transportiert und zusammen am höchsten Punkt von Beutelsend verschraubt. Künstliche Blätter wurden aus Taiwan importiert und individuell auf den toten Baum verdrahtet.
Die Hobbithäuser sind ganz allerliebst, wir kommen mit dem Fotografieren gar nicht so schnell mit. Außerdem sind wir beileibe nicht die einzige Gruppe, überall am Gelände sind die Massen verteilt.
Und dann haben wir natürlich die Vifzacks, die sich vor einem Hobbithaus fotografieren lassen, dann stehenbleiben und sich die Fotos anschauen. Derschlagen könnt' mas!
Viele Sets habe ich mir aus den Filmen ja nicht gemerkt, aber ein Schauplatz ist mir gut bekannt: Baggins End, das Haus von Bilbo Beutlin mit der kleinen Holzbank davor.
Auf dem Haus steht eine große Eiche. Für Herr der Ringe wurde dazu in ganz Neuseeland nach einem passenden Baum gesucht. Dieser wurde schließlich in Matamata gefunden, zerlegt, nummeriert und wie ein Puzzle auf Baggins End aufgestellt.
Für Der Hobbit wurde dieser Baum um 60 Jahre verjüngt aus Metall und Gummi nachgebaut.
Als Peter Jackson am Drehtag durch die Kamera schaute, gefiel ihm die Farbe der Blätter nicht. Also ließ er sämtliche Blätter per Hand nachfärben.
Das Haus von Bilbo Beutlin
Das Set wurde im Jahr 2011 für "Der Hobbit" wieder aufgebaut. Es ist nun eine permanente Attraktion
komplett mit Hobbit Häusern, Gärten, Brücke, Mühle und The Green Dragon Inn.
Weil das mit Hobbiton so super geklappt hat, geht sich noch der heutige Wasserfall aus. Die Owharoa Falls sind gleich neben der Straße und kosten uns gerade mal eine halbe Stunde. Minimumzeit für einen Wasserfall.
Übernachtet wird im The Breakers Motel in Whangamata. Sehr schönes Zimmer mit direktem Poolzugang. Leider umsonst, denn jetzt fange ich an zu schnupfen...
Owharoa Falls
Tag 31 - Montag, 1.12.14 - Coromandel - Cathedral Cove - Wairoa Falls - Hunua Falls - Hays Creek Falls
Nachdem ich das Hochladen von meinen Bildern gestern nach etlichen Versuchen ergebnislos gegen den Schlaf getauscht habe, möchte ich es in der Früh gleich noch einmal versuchen.
Dazu brauche ich aber einen "Anstupser" von Karstens iPhone. Unerklärlicherweise findet mein Handy seinen Hotspot nur, wenn er ihn de- und wieder aktiviert.
Als ich also um 5 Uhr morgens aufwache und die Beine über die Bettkante schwinge, baumeln diese in der Luft, weil das Bett so hoch ist. Da fühl' ich mich gleich um etliche Jahre jünger!
Frühstück gibt es heute in einem Café und ich gönne mir wieder einmal Eggs Benedict. Gibt es etwas besseres?
Heute fahren wir auf die Coromandel Halbinsel. Eine Attraktion ist der Hot Water Beach. An diesem Strand hat das Grundwasser an manchen Stellen bis zu 65° C und die Leute graben sich mit kleinen Schaufeln eine Wanne in den Strand.
Ich habe mir gestern die Gezeitentabelle angeschaut, die Ebbe ist um 9 Uhr morgens auf ihrem Tiefststand. Wir kommen um 10 Uhr an und schauen uns die Sache erst einmal an.
Man muss vom Parkplatz ein bisschen den Strand entlang spazieren, bis man an der Menschenmenge erkennt, wo die heißen Quellen sind. Da wird einem ja schon vom Zuschauen warm, so wie die graben müssen. Deshalb belassen wir es auch dabei.
Hot Water Beach. Der Strand trägt seinen Namen wegen des Austrittes von Thermalwasser an einem eng begrenzten Abschnitt des Sandstrandes.
Der Bereich, in dem das Heißwasser austritt, ist nur in einer Zeit von 1 bis 2 Stunden während der Ebbe nicht vom Meer bedeckt. In dieser Zeit wird der Strandabschnitt von Einheimischen und Touristen genutzt, die sich Mulden in den Sand graben, um in dem warmen Wasser zu baden.
Ein paar Kilometer weiter beginnt der Abstieg zur Cathedral Cove. 45 Minuten braucht man für eine Strecke, na Servus! Eine Viertelstunde brauchen wir, ehe wir auf dem überfüllten Parkplatz eine reguläre Lücke gefunden haben.
Die Regenjacke umgebunden (man weiß ja nie), die Kamera umgehängt und los geht's!
Und es geht schon bergab, jö wird das schön am Rückweg!
23 Minuten später sind wir auf dem wunderschönen Strand angekommen. Das namensgebende Gewölbe wird von Felsen gebildet und gibt den Blick auf einen vorgelagerten weißen Felsenturm frei.
Der Strand ist ein Traum, man glaubt sich in der Karibik. Ach so, wir schauen ja eh auf den Südpazifik
Cathedral Cove ist eine riesige gewölbte Höhle, die die Landspitze zwischen zwei Buchten durchbricht. Sie gibt der Küste etwas Erhabenes. Pohutukawa-Bäume begrenzen den sandigen Strand - ein perfekter Ort für ein Picknick mit anschließendem Schwimmen.
Direkt dem Strand von Cathedral Cove vorgelagert befindet sich ein großer, hoch aufragender Felsen aus Bimsstein und Brekzien, der unter dem Namen „Te Hoho“ bekannt ist. Seine Form haben ihm über die Jahrhunderte Wind und Wasser gegeben: Heute sieht er aus wie der Bug eines großen Schiffes, das in die Bucht einläuft.
Damit wir die Regenjacken nicht umsonst mitgeschleppt haben, fängt es jetzt zu regnen an.
Insgeheim habe ich ja gehofft, daß uns vielleicht ein Wassertaxi nach Hahei bringt. Aber leider ist dem nicht so und wir machen uns auf den mühevollen Aufstieg.
Meistens erscheint uns ja ein Weg beim zweiten Mal kürzer und so ist es auch hier. Bereits nach 30 Minuten sind wir wieder am Parkplatz.
Wir tanken heute bei einer Gull Tankstelle. Die habe ja nicht gerade den besten Ruf in Neuseeland. Weil die ihre Mitarbeiter so schlecht bezahlen gibt es immer wieder Leute, die volltanken und dann aus Prostest ohne Bezahlung fahren.
Wir fahren durch die Kleinstadt Tairua. Überall am Wegrand liegen hellblaue Plastiksackerln, offenbar ist heute rubbish day. Karsten dokumentiert das so: "Eine Stadt ist in Aufruhr, zu Weihnachten gibt es Mistkübel!". Und als wir an einem einsamen Mistkübel vorbeifahren: "Hier sind wir schon im Beta-Stadium. Die Anwohner sind zufrieden!".
Den Weg zu den Wairoa Falls müssen wir uns erst ausforschen. Im Internet steht lediglich, daß ein inoffizieller Pfad vom Parkplatz weggeht. Beim Absuchen des Waldrandes finden wir tatsächlich einen unscheinbaren Weg, der sehr rutschig und gatschig zur Basis des Wasserfalles führt. Zum Glück ist er nur sehr kurz.
Bis wir eine ideale Position für die Stative finden, wate ich ein paar Mal durch das knöcheltiefe Wasser. Kein Problem für meine Rossis, die sind wasserdicht. Karsten springt mit einem mächtigen Satz über das Bachbett.
Bevor ich zu fotografieren beginne, brauche ich eine neue Speicherkarte. Die erste ist nun voll, 1.611 Bilder sind im Kasten!
Über eine Stunde verbringen wir bei den Wairoa Falls. Ein Wahnsinn, wie schnell die Zeit verrinnt!
Alle drei Wasserfälle sind heute in unmittelbarer Reichweite und fast neben der Straße.
So auch die Hunua Falls. Wir wundern uns über den überdimensionalen Parkplatz, auf dem sich aktuell zwei Autos fürchten. Wahrscheinlich ist grad keine Saison....
Wairoa Falls
Hunua Falls
Dieser Wasserfall fällt in einem schmalen Band 30 m in die Tiefe und ist relativ weit von uns entfernt. Deshalb nehme ich mich beim Fotografieren ein paar runde Felsen am Ufer ins Visier, den Wasserfall im Hintergrund.
Als ich nach ein paar Minuten durch den Sucher schaue, steht ganz gemütlich eine Ente auf einem der Steine und zupft sich das Grünzeug runter.
Und das Fiepen, daß wir die ganze Zeit hören, stammt von Entenküken. Und sie kraxeln und schwimmen direkt vor unserer Nase! Über die Stromschnellen laufen sie ganz schnell drüber, so herzig!
Da war der Durst wohl groß!
Dieses Entenküken beobachteten wir auf der Suche nach seiner Mutter. Nach 10 Minuten aufgeregten Geschnatters von beiden Seiten gab es ein Happy End!
Die Hays Creek Falls finden wir auch nicht sofort, denn sie fallen direkt neben der Straße in eine Schlucht. Hier steht auf der Wasserfall-Seite im Internet, daß man den Weg zur Basis auf eigene Gefahr gehen kann. Wir besehen uns die Sache und fahren unverrichteter Dinge weiter.
Es ist schon spät geworden und wir brauchen noch Bett für heute Abend.
Das einzige B&B, das ich herausgesucht habe, ist kurz nach Auckland und wir benötigen 45 Minuten bis dorthin.
Wir freuen uns schon, weil eine rot-weiß-rote Fahne am Haus weht, doch offenbar hat die Hausfrau heute keine Lust mehr, uns zwei aufzunehmen.
Eine gute halbe Stunde benötigen wir, um in der Umgebung eine Unterkunft zu finden und landen schließlich im Ocean Inn Motel. Könnte schlimmer sein.
Zum Essen gehen wir ein paar Minuten die Straße runter zu einem Chinesen.
Wir bestellen ein Cola und ein Fanta, die Kellnerin stellt und zwei Dosen auf den Tisch. Ah so?
Ich frage bei nächster Gelegenheit, ob ich denn kein Glas haben kann?
Natürlich kann ich - aber nur ich. Karsten hat ja nicht gefragt.
Wir bestellen zwei Gerichte, die wir uns teilen wollen. Das ist beim Schinetzen ohnehin gang und gäbe.
Geht natürlich, sie bringt uns gleich zwei Teller. Ich winke sie mir wieder her: wie soll ich denn bitte mit Stäbchen von einem Teller essen? Ich blicke in die Runde, wo alle anderen (chinesischen) Gäste eine Schüssel haben, aus der sie rausschaufeln.
Natürlich, ich brauche eine Schale, nickt die Kellnerin und entschwindet.
Ich blicke auf den vollen Teller: "sie wird mir schon eine Schüssel bringen - irgendwann..."
Aber nichts desto Trotz war das Essen ausgezeichnet!
Tag 32 - Dienstag, 2.12.14 - Gibbs Farm - Tahe Mahuta
Total verschnupft aufgewacht. Karsten hat am Abend auch wieder zu husten angefangen, jetzt bellen wir im Duett! Aber im Urlaub gibt's kein Kranksein, eine Kopfwehtablette eingeworfen und los geht's!
Frühstück bei Wendy's: Ich bestelle eine schwarzen Tee mit Milch und bekomme einen Becher heißes Wasser mit Milch und einen Teebeutel dazu.
Offenbar haben sie nicht damit gerechnet, daß heute jemand kommt, denn um 08:30 war die Milchshake-Maschine noch nicht gekühlt.
Der heutige Tag besteht größtenteils aus Fahrerei. Über 5 Stunden stehen auf dem Plan, meistens wird's eh mehr.
Einen Stopp legen wir für die Waitangi Falls ein, hier ist wieder ein bisschen Sucharbeit gefragt, weil es vor Ort keine Hinweise dazu gibt.
Ein Stück weit nördlich ist die Gibbs Farm, eine ungewöhnliche Kulisse für einen Skulpturensammlung. Leider gibt es nur einmal im Monat eine Besichtigung und so müssen wir aus weiter Entfernung mit zwei Schnappschüssen vorlieb nehmen.
Dann geht es in den Norden zu den großen Kauri-Bäumen. 212 Kilometer und ca. 3 Stunden Fahrzeit entfernt. In Neuseeland darf man ja maximal 100 kmh fahren, in Ortschaften 70 und 50. Immer wieder gibt es temporary speed limits, meistens bei Straßenarbeiten und dann darf man nur 30 kmh fahren.
Bevor wir unser Ziel erreichen geht es wieder in engen Serpentinen durch den Wald, daß man seekrank werden könnte. Da sich die Tankanzeige im letzten Viertel bewegt und ich seit langer Zeit keine Tankstelle passiert habe, werde ich - angesichts des vielen Waldes um mich herum - etwas nervös.
Doch so ADW sind wir offenbar eh nicht, wie mir das Navi anzeigt. Da bin ich wieder beruhigt.
Tahe Mahuta (Maori für "Herr des Waldes") - so heißt der größte noch stehende Kauri-Baum. Sein genaues Alter ist unbekannt, man schätzt der Baum ist zwischen 1250 und 2500 Jahre alt. In Vertretung für alle anderen Kauri-Bäume werden wir uns diesen anschauen.
Doch zunächst will ich das Auto so knapp wie möglich an den Waldrand parken, daß es den maximalen Schatten erhält. Dadurch ich die linke Seite aber kaum einsehen kann, muss ich des öfteren reversieren, aber nach 15 Minuten bin ich zufrieden.
Der riesige Baum steht nur 5 Minuten von der Straße entfernt und ist 51,5 m hoch.
Aber wir haben einen schattigen Parkplatz!