mitgereist
Plan B 2020
Wohin reist man, wenn man am Ende des Jahres noch eine Woche Urlaub verbrauchen soll? Meine erste Intuition ging sofort wieder nach Island. Unser Haus- und Hof-Fotograf Arnold bietet ja Touren im Winter an, das wär’s doch!
Gesagt getan, ich buche also zwei Plätze für Ende November inklusive Eishöhlentour. Das wird fein!
Nun, in Zeiten wie diesen ist nichts fix und diesmal macht uns Island einen Strich durch die Rechnung: Einreise nur mit vier Tagen Quarantäne und zwei Covid Tests.
Das macht natürlich keinen Sinn und wir hoffen auf den Termin im März.
Jetzt muss ein Plan B her und ich widme mich meiner Österreich-Map, die ich im Frühling begonnen habe, falls es mit Island im Juni nichts geworden wäre.
Die Südsteiermark soll es diesmal werden, doch damit gebe ich mich nicht zufrieden und letztlich wird es eine Tour, die über Slowenien bis in die Dolomiten führt. Da können wir doch gleich für die verschobenen Cabrio Tour vorfühlen, passt!
Beim Buchen muss ich feststellen, dass es mit der Hotellerie nicht so schlimm bestellt sein kann, denn sehr viel Auswahl habe ich nicht. Besonders die erste Unterkunft in der Südsteiermark ist eine Herausforderung, denn ich möchte eine Unterkunft mit schönem Ausblick. Unverzichtbar ist auch eine Stornomöglichkeit, da bin ich noch vom letzten Urlaub geprägt.
Auf einmal tritt ein Einreiseverbot für Slowenien in Kraft, also wird die Route einfach über Kärnten geführt. Jetzt ist es gut, dass ich die Hotels in Slowenien wieder gratis stornieren kann!
Die letzten Wochen zwischen Hoffen und Bangen - man weiß ja nie, was den Zuständigen so alles einfällt - und dann geht es auch schon los. Fast.
Den Mietwagen habe ich wie immer bei Sunny Cars gebucht, weil ich da als travel agent besondere Konditionen bekomme. Mit der Jahreskarte der Wiener Linien bekommen wir bei Europcar aber auch 20% Rabatt und ich checke zwei Tage vor Abfahrt noch die Preise. Sunny Cars gewinnt dadurch, dass hier alle etwaigen Schäden ohne Selbstbehalt übernommen werden. Bei der Gelegenheit sehe ich aber, dass mein gebuchter Audi Q3 plötzlich um über 100 Euro billiger ist. Nicht nur das, der Audi Q5 mit Allrad ist sogar noch billiger. Also buche ich den gleich noch einmal, denn ein weiterer Vorteil bei Sunny Cars ist, dass ich bis zur Übernahme gratis stornieren kann.
Der Wagen ist auf Anfrage und Sunny Cars schreibt mir, dass er nicht mehr verfügbar ist und bietet mir einen VW Tiguan an. Der ist aber noch teurer, also storniere ich die zweite Buchung wieder. Dann buche ich den Audi Q3 noch einmal und bekomme ihn um den reduzierten Preis.
Tag 1 - Freitag, 23.10.20 - Höchster Klapotetz der Welt - Gaulitsch
Wir haben es nicht besonders eilig und stehen mit Sack und Pack um halb zehn im Büro von Europcar am Hauptbahnhof. Wir haben nur unsere beiden Trolleys, die Stativtasche und die Fotoapparate. Karsten hat einen Sack voll Kumpels mit.
Wir bekommen einen VW Tiguan mit Allrad, die ganze Aufregung umsonst. Die Versuchung ist groß, immer die billigste Kategorie zu buchen und auf ein Upgrade zu hoffen. Kann aber auch in die Hose gehen!
Wir schleppen also unsere Siebensachen in die Tiefgarage und suchen unser Auto. Auf dem vorgegebenen Platz steht ein Bus, da reißt's mich gleich und Erinnerungen an eine enge Garage in London werden wach.
Doch es ist nicht unser Auto und auch sonst steht weit und breit kein Mietwagen, der auf unseren Schlüssel reagiert. Karsten läuft die ganze Reihe vergeblich auf und ab - der Wagen ist einfach nicht da! Also rufe ich das Büro an, es meldet sich ein Mitarbeiter, der wahrscheinlich in München sitzt. "Sie werden mir nicht helfen können", sage ich und tigere durch die riesige Garage, "ich suche mein Auto." Er versucht sein Bestes doch just in dem Moment, wo er mich resignierend doch weiter verbinden will, stehe ich vor dem Tiguan mit dem richtigen Nummerntaferl. Gott sei Dank, das wär sonst nicht gut ausgegangen. Am Ende hätte ich doch mit dem Bus fahren müssen!
Beim Ein- bzw. Ausräumen meines Trolleys in den Kofferraum sieht Karsten meine "Bergschuhe" (die alten roten Schnürschuhe aus London). "Du hast ein zweites Paar Schuhe mit?" Sicher, ich hab ja noch gesagt, dass wir vielleicht auch durch Schnee waten müssen.
Also fahren wir noch vor die Haustür und Karsten holt Ersatzschuhe und gleich auch die Gummistiefeln.
unser Tiguan für die nächsten paar Tage
Es ist halb elf und wir fahren endlich los Richtung Graz. Das Navi sagt, dass wir unser ersten Ziel um 14:39 erreichen, das kann nicht stimmen. Karsten muss erst diverse Einstellungen ändern, bis das Navi uns über die Südautobahn lotst und wir nun 13 Uhr als Zeitvorgabe erhalten. Schon besser!
Wie immer dauert es eine gewisse Zeit, bis ich herausfinde, wie die Cruise Control funktioniert. Dann ist es fein zu fahren, besonders, da dieser Wagen auch einen Travel Assist hat, der den Abstand zum vorausfahrenden Verkehr hält.
Der größte Klapotetz der Welt ist 17 m hoch und steht am Demmerkogel bei St. Andrä-Höch. Der Blick geht weit ins Tal und wir packen unsere Kameras aus. Ein Klapotetz ist eine im südsteirischen Weinland verbreitete Vogelscheuche und besteht aus einem Windrad mit Welle und Schlägeln. Durch das rhythmische Geklapper sollen die Vögel aus den Weingärten ferngehalten werden.
der größte Klapotetz der Welt
Der Plan war, auf verschiedenen Wegen die umliegenden Hügel abzufahren und nach lohnenden Motiven Ausschau zu halten. Doch irgendwie spielt da unser Navi nicht mit, denn nun fahren wir schon zum zweiten Mal an der Pfarrkirche von Kitzeck vorbei.
die Pfarrkirche in Kitzeck
Impressionen rund um Kitzeck
Für 15 Uhr haben wir uns bei meiner Kollegin Susanne in Wagna zum Kaffee angekündigt. Die bereits hungrig erwartete Jause besteht zwar nur aus einem Kaffee mit ein paar guten Haferkeksen, doch sie verspricht Besserung.
Mit dem Weingut Albert habe ich eine schöne Unterkunft gefunden. Das Haus liegt malerisch auf einem Hügel und bietet einen freien Blick auf die Pfarrkirche am gegenüberliegenden Hügel. Wir bringen die Koffer ins Zimmer und machen uns mit den Stativen auf die Suche nach einem Fotospot für den Sonnenuntergang.
Wir finden eine gute Stelle ein paar Meter die Straße entlang beim Stupperhof. Wir packen gerade die Stative aus, da erscheint ein Frauenkopf am Fenster. „Dürfen wir eh von hier fotografieren?“
„Was wird denn das?“ fragt sie. Äh, Fotos?
Aber nein, sie vermutet angesichts unserer Ausrüstung, dass wir gewerbliche Bilder machen wollen. Nun, wir können sie beruhigen und sie zieht sich wieder zurück. Ganz überzeugt ist sie aber nicht.
Die Sonne geht recht unspektakulär unter, wir warten noch ein paar Minuten auf ein rotes Finale, doch da kommt nichts mehr.
In der post production wird's dann doch noch ein recht ordentlicher Sonnenuntergang.
Beim Warten beginne ich am Handy mit dem Reisebericht und schreibe im Zimmer weiter. Das Nachtmahl nehmen wir auch im Weingut Albert ein. Es gibt eine vorzügliche Kürbiscremesuppe und selbstgemachtes Brot.
Zum Abschluss des Tages schauen wir uns am MacBook „Ninja Warrior Germany“ an.
In der Werbepause geht Karsten ins Bad. Auf einmal macht's einen lauten Pumperer und Karsten schreit auf. "Nichts passiert, ich hab mir nichts gebrochen" ruft er gleich darauf von unten herauf. Zu unserem Badezimmer geht es nämlich ein paar Stufen hinunter und die letzen beiden Stufen hat er in einem Rutsch genommen. Das gibt sicher ein paar hübsche blaue Flecken!
Tag 2 - Samstag, 24.10.20 - Südsteirische Weinstraße - Herzerlstraße - Südsteirische Panoramastraße - Wildensteiner Wasserfall
Um 7 Uhr lassen wir uns von Michael Bublé wecken, der Sonnenaufgang ist für 7:28 angekündigt. Weit brauchen wir nicht zu gehen, denn vom Balkon vor unserem Zimmer haben wir einen herrlichen Blicke über die Weinberge und die Kirche am Hügel.
Der Nebel hockt noch schwer zwischen den leichten Erhebungen in der Ferne. Zur vereinbarten Zeit zeigt sich zögerlich ein leichter Farbtupfer am Himmel, doch die Wolkendecke ist zu dick für einen richtigen Sonnenaufgang. Wir packen alles zusammen und legen uns noch für eine gute Stunde ins Bett.
der morgendliche Blick von unserer Unterkunft
Im Restaurant sind alle Tische bis auf einen belegt, von der Wirtin keine Spur. Wir setzen uns halt an den freien Tisch und holen uns vom Buffet ein paar gute Sachen. Karsten kann sich zwar am Kapselautomat einen Kaffee machen, doch gibt es weder eine Milch dazu noch sehen ich irgendwo eine Möglichkeit zu Tee zu kommen.
Ich bin schon beim zweiten Brot, als endlich die Wirtin zurückkommt.
Jetzt bekommen wir Tee und Milch und ordern zwei weiche Eier.
Zum Glück haben wir keine Eile, denn es dauert noch ein ganzes Zeitl, bis wir den Tee und - vor allem - die weichen Eier haben.
Aber alles ist sehr gut und die Wirtin ist nett.
Inzwischen hat es zu nieseln begonnen, der Wetterbericht schaut für heute auch nicht gut aus. Aber heute fahren wir nur die Südsteirische Wein- und Panoramastraße ab, da kann es ruhig auch regnen.
Doch so einfach geht es dann doch nicht. Die Route sollte ein bissl kreuz und quer durch die Gegend verlaufen, das kann man im Navi nur mit einer vorgegebenen fixen Route speichern (im Gegensatz zu den einzelnen POIs, die man von Punkt zu Punkt eingibt). Bei so einer unlogischen Route würde das Navi immer entweder den schnellsten oder den kürzesten Weg wählen.
Soweit, so gut!
entlang der Südsteirischen Weinstraße
Ich leite uns zum Beginn der Weinstraße und bereits der nächste Punkt ist nicht abgespeichert. Die Herzerlstraße liegt ein paar Kilometer in Slowenien und wahrscheinlich habe ich gedacht, dass wir das auslassen müssen, weil wir ja nicht einreisen dürfen.
In Wahrheit merken wir nicht einmal, dass wir nicht mehr in Österreich sind. Allein die slowenische Werbung zeigt, dass wir die unsichtbare Grenze überfahren haben.
Wir kurven etwas zwischen den Weingärten herum, weil auch plötzlich das Netz aus ist und ich nicht auswendig weiß, wo genau der Punkt mit der bekannten Aussicht ist.
Beim Weingut Vino Gaube erklärt mir eine Frau, wo ich genau hinfahren muss - eigentlich eh nur auf den Berg hinauf (von dem wir eben gekommen sind) - wir haben die Herzerlstraße also grad befahren.
Mit dieser Auskunft finden wir uns gleich darauf bei einem Bauernhof und stellen den Wagen neben ein paar anderen Autos ab. Aber wohin sollen wir jetzt? Wir wollen ja nicht die Privatsphäre der Besitzer stören.
Da kommen aber grad zwei Touristen quer durch den Hof marschiert, dann können wir wohl auch...
Aus der Haustür kommt eine ältere Frau auf uns zu: "Dober dan!" Sie wirkt nicht so, als wolle sie uns einfach vorbeilassen und fragt auf deutsch, ob wir einen Wein trinken oder kaufen wollen. Leider, wir trinken keinen Wein. Dann sollen wir einen mitnehmen, das wollen wir aber auch nicht. Sie ist ziemlich penetrant oder verkaufstüchtig, wie man will.
Schließlich lassen wir uns zu einer Flasche Traubensaft erpressen und zahlen 4 Euro. Bei der Hofeinfahrt steht ein Schild, dass der Besuch des Fotospots 2 Euro pro Person kostet, so haben wir noch ein gutes Geschäft gemacht.
Jetzt aber dürfen wir endlich unbehelligt zum Klapotetz noch vorne und haben unter uns die Straße, die sich so schlangenförmig durch die Weinfelder schlängelt, dass sie wie ein Herz aussieht. Eh schön!
Als wir gehen kommt ein zweites Pärchen, die sind der Alten offenbar entwischt.
Herzerlstraße
Dann stelle ich die fixe Route ein und das Navi fragt, ob ich von Anfang oder vom nächstgelegen Punkt starten will. Der Start liegt schon lange hinter uns und der nächste Punkt ist leider die Herzerlstraße, allerdings wieder unten beim Vino Glaube. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als noch einmal hinunter zu fahren, sonst will das Navi immer, dass wir wieder umdrehen.
Es ist ja auch nicht weit, der Umweg kostet uns 5 Minuten.
Dann schau ich aber, dass ich wieder aus Slowenien rauskomme, eigentlich darf ich mit dem Mietauto gar nicht rein, weil ich nur Italien angemeldet habe.
Slowenien hätte um die 23 Euro extra gekostet - allerdings wird das pro Tag der Anmietung verrechnet, in unserem Fall also etwas über 200 Euro. Das war mir dann für 15 Minuten doch etwas teuer.
Das Wetter mag zwar etwas unbeständig sein, die Landschaft ist aber grandios. Vor allem die unglaubliche Blätterverfärbung, das braucht sich nicht hinter einem Indian Summer in Kanada zu verstecken!
In einem gemächlichen Tempo gondeln wir durch die Gegend und bleiben stehen, wenn es ein tolles Motiv gibt. Jetzt habe ich auch die Muße, nach ein paar hundert Metern wieder umzudrehen, wenn wir im Vorbeifahren etwas entdeckt haben. Es sind mehr Wanderer als Autos unterwegs, ich lasse alle Fahrzeuge an mir vorbei fahren, sonst fühl ich mich so bedrängt.
die Südsteirische Panoramastraße
Von einem Hügel haben wir einen Rundumblick und sehen auch auf einen Weingarten, der eine rote Traubenart in Herzform gepflanzt hat. Ideal wäre das aus der Luft zu sehen, doch die Drohne ist diesmal zu Hause geblieben.
Rundumblick ohne Drohne
Der Sonnegger See steht Kopf!
Nach einer guten Stunde werden wir etwas träge: ich fotografieren mit dem Handy aus dem Wagen und Karsten tunkt immer wieder neben mir ein. Also beenden wir die Panoramaroute und fahren schnurstracks nach Kärnten zu unserem letzten Punkt des Tages.
Zum Wildensteiner Wasserfall müssen wir 20 Minuten leicht bergauf wandern. Das letzte Stück geht es sehr steil und rutschig durch den Wald, das ist ziemlich anstrengend. Wir hätten aber auch auf dem gemütlicheren Weg bleiben können, wie wir keuchend feststellen, als wir wieder auf denselben treffen.
Der Wasserfall ist 54 Meter hoch und man könnte sogar dahinter gehen, aber "wir sind ja nicht in Island", wie Karsten meint.
Am Rückweg beginnt es leicht zu regnen, gutes Timing!
Heute übernachten wir im Hotel Post in Ferlach. Beim Nachtmahl sind wir allein, der Nebenraum ist mit einer Horde lauter Frauen gefüllt, die entweder einen Geburtstag oder eine kommende Hochzeit feiern. Auf jeden Fall sehr laut.
Wildensteiner Wasserfall
Tag 3 - Sonntag, 25.10.20 - Tscheppaschlucht - Meerauge - Rauschelesee - Laghi di Fusine - Tarvis
In der Nacht wurde die Uhr auf Normalzeit umgestellt. Ich bin wahrscheinlich deswegen um 3:11 aufgewacht und konnte eine Stunde lang nicht wieder einschlafen.
Ohne Wecker sind wir um 7:30 munter geworden. Wir halten uns gar nicht mehr lange im Bett auf, heute stehen viele Punkte am Programm.
Beim Frühstück sind wir allein, was dem Wirten die Gelegenheit gibt, ein längeres Schwätzchen mit uns zu halten.
In der Zwischenzeit hat sich der Bodennebel verzogen und die Sonne erobert den Himmel zurück.
Zur Tscheppaschlucht ist nur ein paar Kilometer entfernt, am Parkplatz steht nur ein weiteres Auto.
Ich ziehe meine "Wanderschuhe" an, die seit gut 15 Jahren im Kasten gedöst haben und an der Polsterung am Schaft einen aktuellen Shabby Chic Look aufweisen.
Das Wetter wird halten, wir verzichten auf eine Jacke und schultern die Stative. Dann geht es ab in den Wald.
Beim Goldenen Bründl zahlen wir den Eintritt, der auch die Rückfahrt mit dem Bus beinhaltet.
An der Brücke über den Loiblbach beginnt die Tscheppaschlucht.
Tscheppaschlucht
ständig geht es treppauf und treppab
Bis zur Teufelsbrücke und dem Tschaukofall sind es dann noch einmal ca. 4 km, die es aber ganz schön in sich haben. Da geht es hohe Stufen hinauf und hinunter, wir kommen ganz schön ins hecheln. Der rauschende Loiblbach macht uns durstig, da muss man hie und da ein längere Trinkpause einlegen.
Die Verfärbung der Blätter ist wunderschön und gegen Ende der Wanderung ist jetzt auch die Schlucht sehr spektakulär. Da muss man hie und da einen längeren Fotostopp einlegen.
Die Teufelsbrücke markiert das Ende der Tscheppaschlucht.
Nach drei Stunden sind wir ziemlich streichfähig und verlassen die Schlucht. Zur Bushaltestelle geht es 250 m an der Loibl Bundesstraße bergab. Dort bestätigt sich unser Verdacht, dass der erste Bus zurück zum Parkplatz erst in einer Stunde fährt.
Ein anderes Paar gesellt sich zu uns und sie beschließen nach kurzer Beratung die Richtung betreffend, zu Fuß zurück zu gehen.
Wir überlegen noch, denn der Weg dauert lt. Google Maps 36 Minuten und ich bin schon ziemlich fußmarod. Doch dann gehen wir auch los, wird schon gehen. Und außerdem ist ja noch eine Haltestelle dazwischen.
Nach ein paar Minuten checke ich Google Maps und bemerke, dass wir in die falsche Richtung gehen. Zurück will ich nicht mehr, ein Stück weiter ist auch eine Busstation, dann sitzen wir es halt dort aus.
Dann sehe ich einen Kleinwagen auf der Seite stehen, der Fahrer macht sich gerade bereit, einzusteigen.
Ich rufe hinüber, ob er nach oben fährt und ob er uns mitnehmen würde. Und so machen wir die Bekanntschaft mit Chris aus Wales, der nun in Graz lebt.
Die Fahrt dauert nur ein paar Minuten und er setzt uns beim Parkplatz ab. Dort treffen auf ein Paar, das mit uns weggegangen ist und die Schlucht in beiden Richtungen gemacht hat. Uff!
Gleich um die Ecke ist das Meerauge. Das ist ein in der Eiszeit durch einen Gletscher erzeugtes Toteisloch. Das türkis-blaue Wasser ist ganz klar und man kann sehr gut die Baumstämme im Wasser erkennen. Wir wandern einmal am Holzsteg um das kleine Gewässer herum, um den besten Winkel zum Fotografieren zu finden.
Dann kommen wir noch mit einem Vater/Tochter-Paar ins Plaudern, weil sie mit einer Drohne ein Luftbild macht.
Meerauge
Plan ist, ein paar Seen abzufahren um schöne Spiegelungen zu fotografieren. Doch die Mittagszeit ist nicht die beste Zeit, die Sonne knallt vom Himmel und die Farben werden ziemlich flach. Vor ein paar Tagen wurde ich außerdem auf den Monte Lussari bei Tarvis aufmerksam und wir entscheiden uns für diesen und gegen den Pyramidenkogel, wo sich heute sicher die Leute gegenseitig auf die Füße steigen.
Rauschelesee
Über die Südautobahn geht es nach Italien, die Grenze ist völlig verwaist und vor der ersten Mautstation biegen wir nach Tarvis ab.
Die Liftstation zum Monte Lussari ist völlig verlassen, da geht schon länger keine Gondel mehr hinauf. Aber es führt ja eine Straße hinauf, die wollen wir probieren. Ein bissl skeptisch macht mich die Zeitangabe, denn lt. Google Maps braucht man für die 13 km 45 Minuten.
Ein wenig später versehen wir, denn die Straße verwandelt sich in einen Waldweg der übelsten Sorte. Wir drehen um und fahren direkt zu unserer heutigen Unterkunft am Laghi de Fusine.
Bei dem Restaurant, wo wir heute abend essen wollen, machen wir kurz halt. Doch das Gebäude ist geschlossen, vielleicht machen die erst später auf, es ist ja erst kurz nach 16 Uhr.
In Kärnten waren schon viele Ortsdurchfahrten mit einer 30er Zone und auch hier zuckeln wir im Schneckentempo den Berg hinauf. Was angesichts der vielen Wanderer und der engen Straße sicher nicht verkehrt ist, doch meistens bin ich der Beginn einer langen Autoschlange hinter mir.
Im Hotel Edelweiss herrscht Hochbetrieb, wir ergattern grad noch einen Parkplatz. Die Wirtin heißt Laura, wir haben ein paar Emails hin und her geschickt. Sie hat uns etwas später erwartet und ist ziemlich gestresst, weil vor zwei Stunden bekannt wurde, dass ab morgen alle Restaurants in Italien ab 18 Uhr geschlossen sein müssen. Auch die beiden Restaurants in der Nähe haben schon länger zu und wir müssen wohl oder übel wieder zurück nach Tarvis, wenn wir heute noch etwas essen wollen.
Laghi di Fusine
Das Zimmer ist sehr klein aber der Ausblick über den See ist traumhaft. Wir haben auch einen kleinen Balkon, von dem man morgens sicher schöne Aufnahmen machen kann.
Wir halten uns gar nicht lange auf und machen uns auf den Rückweg nach Tarvis, wo wir in einer Pizzeria unseren Hunger stillen. Auf der Straße hält sich niemand an die Maskenpflicht. Die Kellnerin trägt die Maske meistens auf Halbmast und es gibt auch keine Registrierung im Lokal.
Tag 4 - Montag, 26.10.20 - Lago del Predil - Fontanone Di Goriuda - Ponte di Repepeit - Passo Pura - Lago di Sauris
Wir sind die einzigen Gäste im Haus und doch hören wir die ganze Nacht komische Geräusche. Karsten fürchtet sogar einen nächtlichen Besucher, doch Laura klärt uns in der Früh auf, dass sich das Dachgebälk im Wind so anhört.
Der erwartete Sonnenaufgang findet nicht statt, ich hieve meinen gequälten Körper ganz umsonst um halb sieben aus dem Bett.
Es ist sehr windig, somit fällt auch die Spiegelung am Wasser aus. Die Kontaktlinsen lasse ich heute draußen, bei diesem Wetter brauche ich eh keine Sonnenbrille.
Zum Frühstück gibt es sehr trockene getoastete Weissbrotscheiben, Schinken und Käse. Die zweite Ladung Brot ist dann weicher und es gibt eine Schoko/Zimt Torte für Karsten und einen Apfelstrudel für mich. Karsten bekommt einen doppelten Espresso, vielleicht hält ihn der heute während der Autofahrt wach. Wir nehmen den restlichen Käse und etwas Obst mit, man weiß ja nie...
Nach einem kleinen Schwätzchen mit Laura fahren wir zum zweiten See, doch die Bergspitze verbirgt sich hinter einer Nebelwand.
Guten Morgen!
In Tarvis gehen in einen Supermarkt, doch außer Maiswaffeln und einer Großpackung Tuc finden wir nichts, das uns im Notfall ohne Nachtmahl retten könnte. In Tarvis fallen uns die vielen verwahrlosten Häuser auf, als wir durch die verwinkelten Gassen gurken.
Dann tanke ich noch den Wagen voll und weiter geht die Reise.
Zum Lago del Predil fahren wir durch deprimierende Dörfer, die uralten desolaten Steinhäuser scharren sich um eine trutzige graue Steinkirche. Selbst das Laub hat hier eine traurige rostrote und braune Farbe, ganz selten, dass ein gelber Baum zwischen den verwelkten Blattwerk durchblitzt. Es ist eine wilde Gegend, das Flussbett neben unserer Straße ist nicht reguliert, das Wasser schießt zwischen großen Felsbrocken und altem Schwemmholz durch und die felsigen Berggipfel strahlen etwas bedrohliches aus, besonders bei so einem stürmischen Wetter.
Lago del Predil
Am See ist es recht windig und empfindlich kalt. Die kleine baumbewachsene Insel gibt ein nettes Fotomotiv. Der Himmel schaut sehr nach Regen aus, der heute noch unweigerlich kommen wird.
Zum Fontanone Di Goriuda stapfen wir ein kleines Stück durch den Wald. Hier gibt es wieder viele gelbe Bäume, das ist etwas fröhlicher als das verdorrte Braun. Der imposante Wasserfall fällt 30 m vor einer Höhle in ein Becken. Man kann ohne nass zu werden hinter den Wasserfall gehen. Jetzt fängt es auch leicht zu regnen an.
Fontanone Di Goriuda
An der Ponte di Repepeit fahren wir zunächst vorbei, weil ich den Punkt ein paar Kilometer zu weit weg gesetzt habe. Zum Glück habe ich aber im Vorbeifahren das Schild gesehen (und selbstverständlich meinem Navi geglaubt).
Die alte Steinbrücke mit den Kaskaden im Hintergrund ist sehr fotogen aber auch schwierig zu erreichen. Sie liegt zwar gleich neben der Straße, doch für einen guten Winkel zum fotografieren müssen wir über sehr rutschige Steine zum Fluss hinunter steigen. Aber zu zweit schaffen wir es auch wieder hinauf, denn jetzt fängt es wieder zu regnen an.
Ponte di Repepeit
Durch das Kanaltal, diesmal auf der anderen Seite der Fella, geht es in Richtung Tolmezzo. Wir haben Zeit und ich halte mich strikt an alle Geschwindigkeitsbegrenzungen. Meistens fühle ich mich dabei aber gejagt, die Autofahrer können es gar nicht abwarten und überholen in der 30er Zone auch bei Überholverbot. Die kennen da nix!
Karsten tunkt trotz der Über- dosis Koffein heute morgen selig neben mir.
Den Passo Pura habe ich ganz für mich allein. Kein Auto kommt mir entgegen oder ist vor mir, herrlich!
Die Serpentinen schrauben sich in engen Windungen den Berg hinauf, ich stelle den Wagen auf Offroad/Bergfahrt um. Die Straße ist voller Blätter, am Pass tauchen wir in den Nebel ein. Es ist wie eine Fahrt durch einen Märchenwald!
Bei der Abfahrt sehen wir schon bald den hellblauen Lago di Sàuris durch die Bäume blitzen. Kurz vor der Staumauer fahren wir noch durch einen urigen Tunnel, der wie händisch ausgehauen wirkt (oder auch ist). Zum Glück kommt uns hier niemand entgegen, da wär kein Platz zum Ausweichen.
Leider gibt es keinen Aussichtspunkt bzw. Parkmöglichkeit, von dem man den See fotografieren könnte, so muss ein Handybild von der Staumauer ausreichen.
Lago di Sàuris
Es ist kurz nach 16 Uhr und wir checken bei unserer heutigen Unterkunft, dem Garni Plueme ein. Das ist ein äußerst hübsches Holzhaus, das ganze Dorf ist sehr bäuerlich und hat sehr verwinkelte steile Gassen. Grad, dass ich mit dem Auto so durch passe!
Unser Gastgeber Luca empfängt uns sehr herzlich, wir sind seine einzigen Gäste heute. Wir bekommen ein schönes großes Zimmer im Erdgeschoß und sind sehr zufrieden.
Was machen wir nun mit dem angebrochen Nachmittag? Gerade als wir uns die Fotosachen aus dem Auto nehmen wollen, fängt es so richtig zu schütten an. Also beschließen wir, gleich zum Nachtmahlessen zu fahren.
Unsere Wahl fällt auf das agriturismo Monte Ruke. Dieses urige Wirtshaus liegt auf einem Berg über dem See und die Anfahrt ist schon recht abenteuerlich. Neben der ungesicherten Straße im Wald geht es mehrere Meter tief hinunter - zum Glück ist es noch hell genug.
Am Ziel erwartet uns der Highlandbulle Wacko vor der Eingangstür. Er ist aber sehr verträglich und verzieht sich bei unserem Näherkommen ein paar Meter. Das ist schon ein ordentlicher Brocken mit riesigen Hörnern!
agriturismo Monte Ruke
Die Wirtsstube ist innen genauso urig, wie das Haus von außen ausschaut. Da hängt die Weihnachtsgirlande am Querbalken neben dem indianischen Traumfänger. Der ausgestopfte Fuchs steht neben den Plastikblumen und daneben liegt eine alte verstaubte Ziehharmonika. Aber es wirkt alles sehr gemütlich!
Die alte Wirtin kann sich mit uns auf deutsch verständigen, Karte gibt es keine, sie sagt an, was es zu essen gibt. Als Vorspeise bekommen wir einen Teller voll Schinken, Wurst und Käse. Sauris ist ja sehr für seinen Rohschinken bekannt und das zu Recht: es schmeckt vorzüglich!
Karsten bekommt Pasta und ich Knödel mit Polenta und Käse, obendrauf Schinken. Ich weiß nicht, ob dieses Gericht einen Namen hat oder ob die Wirtin hier alles verarbeitet hat, was letzte Woche übergeblieben ist. Es ist auf jeden Fall sehr gehaltvoll und fettig, schmeckt aber sehr gut.
Draußen schifft es aus allen Schaffeln, Wacko steht stoisch im Regen und ist vor Nässe schon ganz dunkel. Später stellt er sich, soweit es bei seiner Leibesfülle halt geht, unter den Dachvorsprung.
Es wird schon dunkel, als wir wieder zurück ins Tal fahren. Sehr vorsichtig, damit ich uns auch heil ans Ziel bringe.
Sauris ist für seinen Rohschinken bekannt.
Tag 5 - Dienstag, 27.10.20 - Misurinasee - Lago d’Antorno - Passo di Giau - Cortina d'Ampezzo
Irgendwann in der Nacht werde ich munter und öffne die Balkontür, um frische Luft hereinzulassen. Leider lassen sich die Fenster nicht kippen. Aus der Dunkelheit höre ich ein lautes Rauschen und wundere mich, was das sein könnte.
In der Früh regnet es noch immer und das laute Geräusch entpuppt sich als reißender Bach, der in der gestern noch trockenen Rinne vor dem Haus dahinrauscht.
Zum Frühstück serviert uns Luca verschiedene Kuchen und Gebäck. Nach einem weichen Ei folgt noch eine große Platte Schinken und Wurst. Besonders die Salami ist hier der Hammer!
Gestern sind noch zwei Gäste angekommen, die jetzt auch zum Frühstück herunter kommen. Die beiden Österreicher bleiben aber unter sich, ich bemerke keine Bereitschaft zu einem Gespräch und quatsche sie nicht an.
Luca erzählt uns, dass möglicherweise der Rioda-Pass gesperrt ist, weil Militärfahrzeuge gesichtet worden sind. Wenn das so ist, müssen wir zurück nach Ampezzo und über den Mauria-Pass Richtung Dolomiten.
Bei strömenden Regen packen wir die Koffer in den Wagen und fahren los. Die Strecke ist die gleiche wie gestern Abend, keine Sperrung bis nach Sauris di Sopra.
Sauris du Sopra
Kurz bevor die Serpentinen beginnen steht plötzlich ein Militärauto mit einer roten Flagge auf der linken Fahrspur.
Ich bleibe neben der Fahrerkabine stehen und frage nach, ob der Pass geschlossen ist. "No, no, aperto!" deutet mir der Fahrer. Erleichtert fahren wir weiter. Oben auf dem Pass stehen eine Menge Militärfahrzeuge, aber das beunruhigt mich nicht mehr. Hier liegt auch schon ganz schön viel Schnee, doch die Straße ist schneefrei.
am Sella di Rioda
Endlich gescheite Bergmassive! Die scharfkantigen Konturen sind vom Schnee angezuckert und sehen prächtig aus! Ein Fetzerl blauer Himmel über uns lassen uns auch auf Wetterbesserung hoffen. Jetzt sind auch die Dolomiten zum Greifen nah.
die ersten Berge!
Am Misurinasee herrscht Winterstimmung: bis auf die Straßen ist alles mit einer dicken Schneeschicht bedeckt. Der Wind lässt leider keine Spiegelung zu, es ist aber egal, denn die Berge hinter der prägnanten Klinik sind sowieso im Nebel unsichtbar.
Misurinasee
Beim Lago d'Antorno gibt es zumindest eine kleine Spieglung, allerdings auch ohne Berge. Wir wechseln die Schuhe, weil man hier durch den tiefen Schnee stapfen muss. Aber die Sonne kämpft sich tapfer durch die Wolkendecke, der größte Teil des Himmels ist schon blau.
Lago d'Antorno tief verschneit
Am Beginn der Mautstraße, die zum Parkplatz zu den Drei Zinnen führt, ist dann Endstation. Die Straße ist offenbar gesperrt, zumindest ist die Zufahrt mit einem halben Meter Schnee versperrt. Also drehen wir wieder um und wenden uns nach Südwesten.
Der Passo di Giau ist eigentlich unser letzter Punkt für heute und es ist noch nicht einmal 13 Uhr!
Am Passo Tre Croci ändert sich schlagartig die Landschaft: eben noch tiefer Winter mit schneebedeckten Bäumen und nach ein paar Kilometern völlig schneefreie Vegetation, nicht einmal auf den Bergen ist Schnee. Sehr seltsam!
Erst kurz vor dem Passo di Giau kommt der Winter wieder zurück. Dazu strahlt jetzt die Sonne vom Himmel und die Berge rechts und links sind einfach nur gigantisch! Ich habe aber ein besonderes Ziel, denn ich kenne jetzt den Punkt, von wo man die Reflektion des Ra Gusela fotografieren kann.
Das ist zwar schön und gut, aber bei besagter Stelle kann man nirgends das Auto parken. Es ist gerade mal die Straße schneefrei und neben der Fahrbahn türmt sich eine ein Meter hohe Schneewand auf. Selbst wenn ich die einreißen könnte, dahinter ist auch nur Tiefschnee.
Beim Berghotel stehen ein paar Autos, das Hotel selbst hat aber nicht offen. Wie alle Unterkünfte und Restaurants hier heroben. Ich kenne sie alle schon sehr gut, denn seit zwei Jahren versuche ich, für unsere Cabriotour hier eine Übernachtung zu buchen.
Es gibt keinen Parkplatz für uns und ich mache bei der Weiterfahrt schnell aus dem Auto ein Bild.
Chiesetta degli Alpini
unterwegs in den Dolomiten
Passo di Giau
Bis zum Pass sind es noch ein paar Kilometer, wir passieren das Restaurant Da Aurelio, das auch saisonbedingt geschlossen hat und bleiben beim Refugio Fedare stehen. Auf Google Maps war ich hier schon so oft und doch schaut alles etwas anders aus.
Es macht keinen Sinn, wenn wir jetzt alles wieder zurückfahren, denn dann sind wir um 14 Uhr beim Hotel. Also machen wir eine Runde über ein paar kleine Pässe und bleiben hie und da für ein Foto stehen.
Kurz vor 15 Uhr checken wir im Hotel Piccolo Pocol ein. Das wäre heuer die alternative Unterkunft zum Passo di Giau gewesen. Unser Zimmer ist recht groß und wir haben zwei Balkone mit unterschiedlicher Aussicht auf die Berge. Doch alles ist schon sehr abgewohnt, der Parkettboden hat sichtlich bessere Tage gesehen!
Wir halten uns gar nicht lange hier auf, dann starten wir zu einem neuen Anlauf auf den Passo di Giau. Es wäre doch zu schade, wenn wir von dort oben keine Bilder mitbrächten.
Das Wetter könnte nicht besser sein, blauer Himmel, weißer Schnee und die herrlichen Berge, ein Traum!
Wieder versuche ich einen Möglichkeit zu finden, wo ich das Auto abstellen könnte, doch die einzige Möglichkeit wäre 1 km weit zum Einstiegspunkt für den Reflection Pool und das ist mir dann doch zu weit, wir hätten dann auch langsam ein Zeitproblem.
Wahrscheinlich ist aber auch das kleine Gewässer zugeschneit und es gibt eh keine Reflektion. Schade, aber es soll halt nicht sein!
Dafür können wir jetzt beim der kleinen Kapelle parken und ein paar traumhafte Bilder schießen. Vorsichtig steige ich in die vorgegebenen Fußstapfen im Schnee, denn ich will mir jetzt nicht extra wieder die Schuhe umziehen.
Da es um Pocol kein geöffnetes Restaurant gibt müssen wir nach Cortina d'Ampezzo fahren. Wir stellen das Auto auf einem freien Parkplatz ab und machen uns zu Fuß in die Altstadt auf, dort werden wir hoffentlich ein Lokal finden.
Im Hacker Pschorr Haus werden wir fündig und so genehmigen wir uns kurz nach 16 Uhr unser Nachtmahl in Form eines Schnitzels und eines Burgers. Wenn wir jetzt in der Früh auch noch die Milch weglassen würden, hätten wir ein klassisches Intervallfasten.
Winteridyll am Passo di Giau
Cortina d'Ampezzo war Austragungsort der Olympischen Winterspiele 1956.
Tag 6 - Mittwoch, 28.10.20 - Passo di Falzarego - Pordoijoch - Grödner Joch - Sompunt-See - St. Johann in Ranui - Santa Maddalena
Meine innere Uhr weckt mich um 6:20 - noch 29 Minuten bis zum Sonnenaufgang. Durch die Vorhänge scheint es schon hell ins Zimmer. Ich ziehe mir die Hose und die Fleecejacke an, in die Schuhe schlüpfe ich ohne Socken. So stelle ich mich mit der Kamera auf den Balkon und erwarte die ersten Sonnenstrahlen des Tages.
Karsten wacht auch auf, bleibt aber im Bett liegen.
Nach einer Handvoll Bilder mache ich mich wieder bettfertig, doch dann schaue ich noch auf den zweiten Balkon. Jetzt muss die Fleecejacke allein auch reichen, es ist eh nicht so kalt.
Bei solchen Aussichten stehe ich gerne früh auf!
Das Frühstück ist hier genau getimed, wir sind von 8:30 bis 9:00 Uhr dran und allein. Am Buffet dürfen wir uns nichts selbst nehmen, der Kellner legt uns unsere Auswahl auf unsere Teller. Dabei ist er mit dem Schinken mehr als großzügig!
Im TV läuft Corona in den Nachrichten auf Dauerschleife, heute fühle ich mich ein wenig beeinträchtigt.
Es scheint ein prächtiger Tag zu werden, auch wenn bei der Abfahrt der Himmel wieder leicht zuzieht. Aber das ändert sich hier sehr schnell. Genau wie die Jahreszeiten: wir durchfahren innerhalb eines Vormittags quasi den Sommer mit offenem Schiebedach, den Herbst und den Winter. Fein ist, dass alle Straßen und Pässe schneefrei sind, das macht das Fahren angenehmer.
Am Pordoijoch knallt schon die Sonne vom blauen Himmel, der Schnee glitzert wie tausend Diamanten und es sind nur ein paar Autos am riesigen Parkplatz. Wir können uns auch nur am Parkplatz und auf der Straße bewegen, der Schnee rundherum ist gut knietief.
Passo Pordoi
Die Umgebung ist so genial, ich bleibe unterwegs mitten auf der Straße stehen, um aus dem Auto ein Foto mit dem Handy zu machen. Parkmöglichkeiten neben der Straße sind rar. Die mächtigen Berge ragen majestätisch von allen Seiten in den Himmel, ich muss mich ganz nach vorne beugen, um den Gipfel zu sehen.
Am Sellapass läuft plötzlich ein Fuchs neben dem Auto. Völlig furchtlos streift er mit einer Seelenruhe an den Hütten vorbei.
Ich nehme die Verfolgung auf und wir können sogar den Wagen abstellen und unsere Kameras in Anschlag bringen. Da taucht ein zweiter Fuchs auf und gleich darauf noch ein dritter. Die fühlen sich hier zwischen den Menschen offenbar sehr wohl!
Es reißt ihn nur, als krachend ein Schneebrett von einer Hütte fällt.
Füchse am Sellapass
Ansichtskartenidyll am Sellapass
Am Grödner Joch hätte ich gern dem Rifugio Frara eine Besuch abgestattet und unser Unterkunft für September 2021 abgesichert. Leider hat das Berghaus geschlossen. Aber die Umgebung ist sensationell, diesmal stapfe ich für ein Foto sogar durch den Tiefschnee, die Hose und die Schuhe werden schon wieder im Auto trocknen.
Rifugio Frara am Grödnerjoch
Gestern sind mir schon ungewöhnlich viele Fiat 500 aufgefallen, die in den Bergen unterwegs sind. Auch ein Mini Cooper war dabei. Es wundert mich, dass diese Kleinfahrzeuge die Steigungen so einfach schaffen.
Nach all den wunderschönen Pässen kommen wir nun wieder in etwas gemäßigtere Gefilde. Der Sompunt-See bietet einen tolle Spieglung und zwei Schwäne vervollständigen das Idyll.
Sompunt-See
Über viele Kurven und enge Straßen, bei denen man froh ist, dass kein Gegenverkehr herrscht, gelangen wir am frühen Nachmittag nach Santa Maddalena. Hier warten zwei Kirchen mit tollem Hintergrund auf unsere Kameras: St. Johann in Ranui und Sankt Magdalena. Bei beiden Kirchen gibt es einen eigenen Viewpoint, wenn man die Johanneskapelle besuchen will, muss man durch ein Drehkreuz mitten auf der Alm. Vier Euro kostet der Spaß, wie eine französische Touristin erbost feststellen muss.
Uns reicht die Kirche aus der Entfernung mit der Geislergruppe im Hintergrund.
Unser heutige Unterkunft ist das Hotel Fines in Villnöss. Der junge Hotelier begrüßt uns gleich in breitem Tirolerisch, in dieser Gegend ist Deutsch offenbar die gängigere Sprache.
Er zeigt uns auf einer Karte die Sehenswürdigkeiten rundherum und als wir auf das Nachtmahl zu sprechen kommen, klärt er uns auf, dass hier die Schließung um 18 Uhr nicht gilt, denn "wir sind hier autonom und schließen um 22 Uhr". Auch sehr fein!
Wir beschließen zum St. Maddalena Viewpoint zu Fuß zu gehen, aber angesichts der vorgeschrittenen Stunde fahren wir doch mit dem Auto, sonst schaffen wir es nicht mehr rechtzeitig zum Sonnenuntergang zur Johanneskapelle.
Wir parken verbotenerweise bei der Kirche, denn eigentlich dürfen nur Anrainer die Straße dorthin benutzen, und gehen die letzten 10 Minuten bis zum Aussichtspunkt. Dort stehen schon ein paar Fotografen mit Stativen und warten auf den Sonnenuntergang.
Nun, jetzt sind wir hier und es ist ja noch eine gute halbe Stunde, bis die Sonne untergeht. Wir schnappen also die Stative und gesellen uns zu einem Pärchen. Plaudernd harren wir in der Kälte aus und nach ein paar Minuten haben sich die Wolken verzogen. Langsam färben sich die Berge rot, wir können ein paar gute Bilder schießen.
Obwohl die Restaurants länger aufhaben, fahren wir gleich nach St. Peter. Dort wurde uns das "Viel Nois" empfohlen und das ist wirklich eine ausgezeichnete Wahl!
Ich komme zu meiner zweiten Pizza mit Spargel und Herrenpilzen und Karsten läßt sich ein Thunfischsteak schmecken. Der Eisbecher im Anschluss war fast ein bissl zu viel des Guten!
St. Johann in Ranui
St. Maddalena Viewpoint
Tag 7 - Donnerstag, 29.10.20 - Würzjoch - Pragser Wildsee - Toblacher See - Dürrensee - Toblach
Auch heute wache ich wieder kurz vor Sonnenaufgang auf. Diesmal haben wir aber keinen so tollen Ausblick, ich muss mich beim Badezimmerfenster weit rausbeugen, damit ich ein paar Berggipfel mit rosa Wolken erwische.
Beim Frühstück erzählt uns Hannes wie das damals nach dem ersten Weltkrieg so war mit der Annexion von Südtirol durch Italien. Sein Großvater hieß Rudolf, das war den Italienern viel zu deutsch, deshalb wurde er einfach auf Rudolfo umgetauft. Die deutsche Sprache war verboten, es gab aber Katatombenschulen, wo die österreichische Kultur aufrecht erhalten wurde. Wurde man hierbei erwischt, kam man ins Gefängnis. Man konnte sich auch dafür entscheiden, seinen österreichischen Pass zu behalten, dann musste man aber innerhalb einer Woche auswandern und wurde enteignet. Die damals nicht viel gehabt haben, sind nach Nordtirol oder weiter gegangen.
Wir folgen einem weiteren Tipp von Hannes und fahren auf die Zanser Alm. Leider steht die Sonne genau über den Geislerspitzen und wir können nur ein Gegenlichtfoto machen. So sparen wir auch die Parkgebühr und fahren gleich wieder hinunter nach Villnöß.
Wir sind gestern wohl schon am Würzjoch vorbeifahren, ohne es zu merken. Da es aber der schnellste Weg Richtung Toblach ist, fahren wir die letzte Etappe von gestern wieder zurück. Das ist aber auch spannend, weil es ganz anders aussieht. So haben wir in dieser Richtung den
Peitlerkofel dominant vor uns.
Beim Ankommen erkenne ich das Hotel am Pass. Auch der Peitlerkofel liegt voll im Gegenlicht. Wir wandern ein bisschen durch den Schnee und finden einen Baum, der den Blick auf den Berg frei gibt und die Sonne abdeckt. So geht's halbwegs!
Würzjoch mit Peitlerkofel
Jetzt folgt eine längere Fahrt zum Pragser Wildsee. Auf halber Strecke ist eine Straße vorübergehend gesperrt und wir sind kurz irritiert, wie wir weiterfahren sollen. Talwärts ist immer gut, denke ich. Doch nach einem Kilometer will das Navi, dass wir umdrehen. Blöderweise sind wir auch grad in einem Funkloch und können Google Maps nicht befragen. Am Navi schaut es aus, als führen wir so in die völlig falsche Richtung. Wir fahren also wieder zurück zur Abzweigung, vielleicht haben wir etwas übersehen?
Oben haben wir wieder ein Netz und finden eine Alternativroute. Wir waren eh am richtigen Weg, doch es ist schwer gegen die Logik eines Navis anzukommen.
Am Pragser Wildsee ist der 3. Parkplatz am See sehr gut ausgelastet, doch die Leute verlaufen sich. Der Seekofel spiegelt sich im Wasser, doch der Himmel ist grau in grau. Wir gehen eine Viertelrunde um den See, doch der beste Blick ist direkt hinter dem Bootshaus mit den Bergen im Hintergrund.
Ob wir unseren Plan, morgen zum Sonnenaufgang nochmals hierher zu kommen wahrmachen, entscheiden wir spontan.
Nach einer Stunde parken zahlen wir den stolzen Preis von 6 Euro. Keine schlechte Einkommens- quelle, bei der Masse an Autos, die hier im Sommer herkommen.
Pragser Wildsee
Es ist diesig, die Sonne scheint wie ein matter gelber Ball am Himmel. Immerhin ist es fast windstill, was der Spiegelung am Toblacher See und Dürrensee zugute kommt. Damit haben wir um 14 Uhr unser Tagesprogrammn abgeschlossen.
Ich überlege, ob wir noch einen Versuch zu den Drei Zinnen wagen sollen und fahre noch einmal an den Misurinasee, wo vor drei Tagen noch alles tief verschneit war. Heute ist es fast schneefrei, nur ein paar klägliche Reste am Rand zeugen von der einstigen Pracht.
Toblacher See
Dürrensee
Misurinasee
Angesichts der Wetterlage und der enormen Mautgebühr von 30 Euro lassen wir die Auffahrt zur Auronzohütte sein und fahren zurück nach Toblach. Im Vorbeifahren fällt mir das Restaurant Drei Zinnenblick auf. Da war doch auf der anderen Seite so ein Steinbau, auf dem auch Drei Zinnen draufsteht. Also drehe ich wieder um und fahre zurück.
Unter dem Steindach stehen zwei Männer mit Kameras. "Sind das die Drei Zinnen" frage ich und zeige auf die Bergformation, die mir am Geeignetsten scheint. "So sagt man" lacht der eine Mann und wir kommen ins Gespräch. Die Beiden kommen gerade von einer Tour zu den Drei Zinnen zurück und warten hier auf den Bus.
"Na servus, dazu bin ich viel zu alt" sage ich und der ältere von beiden lacht und sagt, dass er darauf wetten würde, dass er älter als ich bin. "Das glaub ich auch!" gebe ich lachend zurück,
zwei von Drei Zinnen
Schließlich biete ich den beiden an, sie zu ihrem Campingplatz bei Toblach mitzunehmen und so lernen wir Wolfgang auch Tirol und Peter aus Oberösterreich kennen.
Sie laden uns anschließend zu einem Kaffee ein und wir plaudern noch über die Dolomiten und Island. Also Wolfgang plaudert, Peter sagt gar nichts und ist es wohl auch gewohnt.
Ich bekomme einige gute Tipps, was die Route unsere Cabriofahrt wahrscheinlich etwas verändern wird.
Jetzt wird es aber Zeit, dass wir im Hotel Rosengarten einchecken. Hier werden wir definitiv im nächsten Jahr mit der Cabriotruppe absteigen und ich finde die Gelegenheit gut, das Hotel zu testen.
Wir werden von Alexander Strobl empfangen, mit dem ich ja schon viel geschrieben und telefoniert habe. Er führt uns zu unserem Zimmer im ersten Stock und ich weise ihn darauf hin, dass wir schon viel kommuniziert haben. Er nickt zwar, ich bin mir aber sicher, dass er sich nicht erinnert. Das erstaunt mich nicht, so ein Hotelier kann sich ja nicht jeden Kontakt merken.
Das Zimmer ist entzückend, wie ich es von der Webseite her auch kenne. Die Wände sind aus rohen Holzplanken und das Waschbecken ist auch einem großen Stein gefräst.
Wir melden uns noch zum Nachtmahlessen im Hotel an, das will ja schließlich auch getestet sein.
Dann stellen wir das Auto um und holen unser Gepäck aus dem Kofferraum. Als wir bei der Rezeption vorbeikommen, fragt uns Alexander, ob wir vielleicht ins Penthouse wechseln wollen.
Und ob wir das wollen!
Wir schleppen also die Koffer in den dritten Stock und kommen direkt ins Paradies: zwei Schlaf- und Badezimmer, ein Vorraum, zwei Terrassen und ein Whirlpool! Im Vorraum steht ein kleiner Popcorn-Automat, die Spiegeln und Vorhänge funktionieren elektronisch. Über unserem Bett hängt ein Infrarotstrahler, der mit einer Winde höhenverstellbar ist.
Alle Wände und Türen sind aus rohen Holzplanken und die Decke ist offen mit dicken Holzbalken. Hier trifft rustikale Bauweise auf moderne Technik, die aber nicht aufdringlich wirkt.
Es gibt sogar einen Kofferlift, dann ersparen wir uns morgen die Schlepperei.
Wir kundschaften die Wohnflucht genau aus und dann geht es unter die Dusche und ab in den Whirlpool. Der ist unter freiem Himmel mit Blick auf die Berge, herrlich!
Karsten hat wie immer schwer mit der Temperatur zu kämpfen, er fühlt sich wie gekocht. Doch bald hat er sich daran gewöhnt und wir lassen uns von den Wasserdüsen massieren.
das Penthaus im Hotel Rosengarten
Um sieben gibt es das Nachtmahl, das aus 5 Gängen besteht. Zum Glück sind die Portionen klein, denn ausgerechnet heute haben wir am Nachmittag eine Wurstsemmel gegessen. Da ist der Hunger nicht mehr so groß.
Tag 8 - Freitag, 30.10.20 - Pfarrei zur hl. Magdalena - Fallbach Wasserfall - Malta Hochalmstraße - Kölnbreinsperre
Es wär ja ewig schade, wenn man so ein tolles Zimmer für einen Sonnenaufgang verläßt. Auf den Pragser Wildsee wird gepfiffen, Karsten öffnet die Vorhänge elektrisch aus dem Bett. Die große Glasfront gibt die Aussicht auf die Berge frei, das ist auch sehr nett!
Das Frühstück spielt alle Stückerln, wir könnten uns sogar einen Gemüseshake selber mixen, wenn wir wollen. Wir wollen nicht, aber Karsten presst Orangenhälften zu frischem Orangensaft. Ich mach mir ein weiches Ei. Neun Minuten steht auf einer kleinen Tafel beim Eierkocher. Das kommt mir etwas zu lang vor und ich nehme es nach ein paar Minuten wieder raus. Tja, was soll ich sagen? Ein halbrohes Ei ist eh gesund für die Stimme...
Ich starte einen zweiten Versuch, diesmal mit Timer am Handy und es wird ganz wunderbar!
Die nette ungarische Kellnerin fragt uns, vorher wir kommen, denn sie kann unser Deutsch sehr gut verstehen, im Gegensatz zu dem Dialekt der Einheimischen.
Ich überlege, ob ich die Cabrio-Tour so legen kann, dass wir hier zwei Nächte verbringen. Es ist alles perfekt hier!
Unsere Koffer hievt Karsten mit dem Kofferkran hinunter, wo ich sie in Empfang nehme. Dann heißt es Abschied nehmen, es geht Richtung Österreich. Es herrscht auch perfektes Wetter, die Sonne lacht vom blauen Himmel!
Kurz vor der Grenze fotografieren wir die Pfarrei zur Hl. Magdalena in Obervierschach. Die Kirche hebt sich sehr hübsch vor den Sextener Dolomiten ab.
Pfarrei zur Hl. Magdalena in Obervierschach
Ehe wir uns versehen, sind wir auch schon wieder über die Grenze. Jetzt haben wir ein gutes Stück zu fahren.
Die Suche nach dem Eingang zur Barbarossa-Schlucht in Mühldorf wird zum Abenteuer: das Navi leitet uns auf immer enger werdenden Wegen in einen Wald. Ich bin mir aber sicher, dass der Weg stimmt, denn ich habe im Dorf auch einen Wegweiser gesehen. Außerdem glaube ich meinem Navi fast alles. Aber als es dann schon sehr Offroad wird, respektive wir einen Forstweg im Wald befahren, kommen mir leise Zweifel. Natürlich haben wir im Wald kein Netz, wär ja auch zu schön.
Wir fahren also wieder aus dem Wald, bis wir einen Handyempfang haben. Dann lotst mich Karsten zum eingezeichneten Parkplatz. Nur, dort ist nichts. Auch kein Parkplatz. Dann halt nicht, denke ich mir und fahre wieder aus Mühldorf. Plötzlich sehen ich metallene Banner am Weg, ein B mit einem Schwert. Na, wenn das nicht auf die Barbarossa-Schlucht hinweist!
Richtig, wir sind quasi über den lang gesuchten Parkplatz gestolpert. Am Rand hängt eine Notiz, dass die Schlucht wegen Covid geschlossen ist.
Also fahren wir weiter zum Fallbach Wasserfall im Maltatal. Er ist mit 220 m der höchste Wasserfall Kärntens. Vom Parkplatz geht es 500 m zum Fuß des Wasserfalles. Die Sonne hat sich in der Zwischenzeit hinter dicken Wolken versteckt und es ist empfindlich kalt so nah bei der Gischt. Aber wir haben den Wasserfall für uns allein, erst als wir wieder gehen, kommen uns ein paar Leute entgegen.
Der Fallbach Wasserfall ist der höchste Wasserfall Kärntens.
Wir fahren tiefer ins Maltatal hinein, genauer gesagt, bis ans Ende. Die Malta Hochalmstraße kostet 20 Euro Maut und endet an der Kölnbreinsperre. Das ist Österreichs höchste Staumauer, 200 m hoch.
Zahlreiche Wasserfälle entlang der Straße geben dem Maltatal den Namen "Tal der stürzenden Wasser", einmal fahren wir auch direkt nach einer Tunnelausfahrt durch eine Wasserwand.
Bei einer Engstelle müssen wir 16 Minuten warten, das ist nicht so schlimm, wir haben Handyempfang.
Oben angekommen reißt es uns fast die Autotür aus der Hand. Es weht eine steife Brise und es ist bitterkalt. Rasch flüchten wir uns in das Innere des Berghotels Malta. Hier gibt es auf 5 Stockwerken eine kleine Ausstellung zum Bau des Kraftwerkes. Ganz oben ist eine Terrasse, von der überblicken wir die Staumauer und den Stausee.
Kölnbreinsperre
Direkt an der Staumauer ist der Airwalk angebracht. Diese Aussichtsplattform ist aus Metall und Glas und ragt weit aus der Staumauer heraus. Sie zu betreten verlangt ein bisschen Mut. Dafür wird man mit einem fantastischen Blick belohnt. Karsten hat mit seiner Höhenangst echte Probleme, er will sich aber seiner Angst stellen und die Metallstufen hinunter gehen. Der Blick durch die Metallgitter geht sehr tief ins Tal. Er kämpft schwer mit seiner Angst, zittert und schnaubt. Doch er will es schaffen und setzt langsam Fuß vor Fuß die Treppen hinunter, fest an das Geländer gekrallt. Ich bin sehr stolz auf ihn, als er völlig erledigt an der Plattform ankommt.
Der Airwalk ragt weit aus der Staumauer heraus.
Nach diesem Abenteuer fahren wir zu unserer Unterkunft in Sankt Michael im Lungau. Dazu fahren wir durch den Katschbergtunnel, das kostet 6,50 Euro.
Das Alpinpelso überrascht mit einem sehr hübschen Zimmer, ich mag auch den Parkettboden. Unsere Gastgeberin möchte uns eine Freude machen und hat ein paar Flaschen Bier eingekühlt. Sie ist ganz zerknirscht, weil wir keinen Alkohol trinken und wird uns einen Apfelsaft kalt stellen. Sie empfiehlt uns den Staigerwirt, wo wir uns ein sehr gutes Gansl einverleiben.
Dann aber rasch zurück, heute ist Ninja Warriors Germany mit Moritz Hans. Wir jubeln mit ihm, als er die Megawand bezwingt.
ganz schön windig am Staudamm
Tag 9 - Samstag, 31.10.20 - Etrachsee - Günster Wasserfall - Pfahlbaudorf Hohentauern - Nationalpark Gesäuse
Wir lernen heute, dass Pelso der lateinische Name des Plattensees ist, unsere ungarische Gastgeberin will so ihre Heimat mit der alpinen Landhaft in ihrem Hotelnamen verbinden.
Wir sind die einzigen Gäste und legen unsere Masken beim Frühstück ab, unsere junge Wirtin trägt auch keine. Wir kommen uns aber auch nicht wirklich nahe.
Heute geht es Richtung Heimat und das Wetter könnte kaum besser sein. Der Bodennebel verzaubert die Landschaft, ich halte während der Fahrt nach einem stimmigen Motiv Ausschau. Eine verfallene Hütte mit einem herbstbunten Baum, das wär’s! Leider umsonst und bald darauf fahren wir in höhere Gefilde und der Nebel verschwindet.
Wie schön ist es doch, wenn man gemütlich durch die Dörfer gondelt, besonders im Herbst, wenn die Bäume in allen Farben leuchten. Wir kommen an einer Unmenge glücklicher Kühe vorbei, die an den steilen Hängen gemächlich an den kurzen Grashalmen rupfen.
Indian Summer in der Steinermark
Der Etrachsee in den Schladminger Tauern bei Krakau bietet das perfekte Spiegelbild. Kaum habe ich meine Serie an Bildern geschossen kommt ein Wind auf und Karsten hat das Nachsehen.
Er hat auch keine Lust zu warten, bis sich das Wasser wieder glättet und wir fahren weiter.
die perfekte Spiegelung am Etrachsee
Nicht weit davon entfernt ist der Günster Wasserfall, mit 65 m Fallhöhe der Höchste in der Steiermark.
Wir müssen ein paar Minuten in den Wald steigen, der Weg ist mit Stegen und Treppen gut ausgebaut, doch das immer nasse Holz ist auch
sehr rutschig. Die Gischt macht uns auch das Fotografieren schwer, ständig müssen wir die
Filter trockenwischen. Noch dazu verstellen wir mit unseren Stativen den kompletten Weg und klappen uns und die Stative bei
Vorbeikommenden immer an das Geländer.
Ich bin ein bissl enttäuscht, dass man die fotogene Brücke wohl nur mit einer Drohne auf Augenhöhe fotografieren kann, vom Steg steil nach oben wirkt sie nicht so aufregend.
Zum Pfahlbaudorf Hohentauern fahren wir wieder ein gutes Stückerl ostwärts. Die Zufahrtsstraße ist nur für Anrainer befahrbar. Zum Glück sind gerade Einheimische am Parkplatz, die mir den Weg zur neuen Straße weisen.
Der Weberteich liegt wunderbar glatt im Gegenlicht. Wir spazieren ein paar Meter das Ufer entlang, bis wir die Sonne von der Seite haben und machen unsere Aufnahmen.
Günster Wasserfall
Pfahlbaudorf Hohentauern
Jetzt sind wir schon fast im Nationalpark Gesäuse und bei Admont eröffnet sich wieder ein herrliches Panorama auf die Ennstaler Alpen.
Wir parken beim Erlebniszentrum Weidendom im Herzen des Nationalparks und vertreten uns die Füsse im Labyrinth. Dann schaukle ich sachte auf einer Liege mit dem Blick auf die schroffen Berggipfel.
Rumms! Die Liege wird unsanft durch einen Holzbalken gebremst, Karsten hat es mit dem Antauchen zu gut gemeint.
unterwegs ins Gesäuse
Erlebniszentrum Weidendom im Nationalpark Gesäuse
Unser letzter Punkt ist der Grüne See. Dort waren 2017 schon und deshalb fällt es uns nicht so schwer, den See angesichts der späten Stunde - bald geht die Sonne unter - auszulassen. Direkt bei Bruck an der Mur fahren wir auf die S6 auf und erreichen mit den letzten Sonnenstrahlen kurz nach 17 Uhr Wien.
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